Adhs nur Einbildung?

Hi, ich beschäftige mich schon sein längerem (knapp 7monaten) mit adhs. Viele Symptome treffen auf mich zu und hab auch schon ein Termin bei einer Neurologin, aber ich habe ein wenig Angst, das es alles nur Einbildung sei da ich jetzt so vieles darüber gelesen habe. Zb bei den rasenden Gedanken frage ich mich ob es Einbildung ist und ob ich überhaupt welche habe. Ich habe ständig Musik im Kopf und denke gleichzeitig manchmal auch schnell hintereinander aber ich weiß nicht ob das einfach normal Ist. Ich war als Kind im Alter von 12 ziemlich unorganisiert aber jetzt mit dem Alter habe ich es geschafft zu verbessern und komme eigentlich relativ gut mit Organisation klar was ein weiterer Punkt mit der deorganisation wäre der nicht auf mich zutrifft.
Ich bin ziemlich vergesslich, verlege oft Sachen, vergesse oft was ich machen wollte und auch mitten in manchen Sätzen weiß ich nicht mehr was ich überhaupt geredet habe. Meine konzentration ist auch nicht die beste, ich werde schnell abgelenkt, lasse manchmal aufgaben „offen“ aber erinnere mich dann im Nachhinein nach paar Minuten doch noch daran was ich eigentlich machen wollte.
Solche Aufgaben wie duschen gehen, Zähne putzen etc. Fallen mir auch nicht gerade sehr leicht da ich immer wieder nur denke das ich es machen muss aber es nicht hinkriegendes aufzustehen.
Kann mir einer weiterhelfen ob ich das trotzdessen mal testen lassen sollte, oder denkt ihr es ist kein adhs sondern vielleicht einfach nur Einbildung ? :smiling_face_with_tear:

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Liebe Annibrue,

erst einmal ganz herzlich willkommen hier :adxs_winy:!

Ich kenne die Zweifel, die Du beschreibst, sehr gut von mir selbst und auch die Diagnostik hat daran nichts geändert.

Auf mich treffen viele Kriterien eines ADHS zu, andererseits liegen auch Komorbiditäten vor, die das Bild verfälschen könnten. Umgekehrt verfüge ich über ziemlich viele gut funktionierende Strategien und Eigenschaften, mit denen ich persönliche „Funktionsdefizite“ ausgleichen kann. Kompensationsstrategien, die mitunter auch unbewusst ablaufen, können einen erheblichen Einfluss auf die Alltagsfunktionalität und Selbststeuerung haben und den Eindruck vermitteln, man hätte doch kein ADHS, weil man ja eigentlich gut zurecht kommt.

Stimulanzien, die bei vielen ADHS–Betroffenen eine wohlige innere Ruhe auslösen, haben bei mir eine aktivierende Wirkung. Ich bin emotional ausgeglichener aber körperlich gestresst. Und dann kommt noch das Wissen hinzu, dass der Mensch nun einmal sehr subjektiv auf Fragen antwortet und das dazu führen kann, dass das Ergebnis einer Diagnostik, die stark auf Befragungen beruht, dadurch beeinflusst werden könnte.

Was für mich mit der Zeit sehr relevant geworden ist, ist die Erfahrung, dass mich hier in diesem Forum viele Menschen verstehen und meine Erlebnisse teilen. Da ist also offenbar eine Gemeinsamkeit vorhanden und wir profitieren alle vom Austausch und vom Teilen unserer Tipps und Tricks. Da ist es erst einmal sekundär, ob ich die Diagnose auf dem Papier stehen habe, oder nicht.

Das war und ist für mich alles sehr verwirrend und ich zerbreche mir manchmal immer noch den Kopf darüber, ob ich die Diagnose zu Recht habe, oder nicht. Ich habe bis vor Kurzem immer in künstlichen schwarz–weiß Kategorien gedacht: entweder ich habe ADHS oder ich habe es nicht. Punkt. Jetzt tendiere ich immer mehr dazu, die fließenden Übergänge mit einzubeziehen. Es gibt Menschen, die ganz eindeutig ADHS haben, es gibt Menschen, die klar kein ADHS haben und es gibt auch eine Menge an Variabilität zwischen den beiden Polen.

Für mich war schlussendlich wichtig, dass ich Hinweise darauf bekomme, ob es neurologische Einflussfaktoren für meine Probleme geben könnte, die ich bei der Lösung und Behandlung berücksichtigen sollte. Das tue ich jetzt, aber ich hinterfrage auch immer, ob es auch andere Gründe jenseits des ADHS gibt, um mich nicht auf dem Gedanken „liegt ja alles nur am ADHS“ auszuruhen, und dadurch Chancen zu verpassen, aktiv an mir selbst zu arbeiten und biographische Erlebnisse aufzuarbeiten.

Die Diagnose ist aus meiner Sicht vor Allem dann relevant, wenn es um Therapiemöglichkeiten geht, und das Wissen, was meinen Problemen zugrunde liegen könnte, hilft mir auch, ein besseres Verständnis für meine vermeintlichen „Fehler“ aufzubringen, und dafür, was ich tatsächlich bräuchte, um besser zurecht zu kommen. Wenn ich unmotiviert bin, denke ich z. B. darüber nach, ob es vielleicht primär daran liegt, dass ich einfach nicht genug Dopamin habe, und eine Aktivität, die nichts mit der Aufgabe zu tun hat, ausreichen könnte, um dieses chemische Defizit zu beheben. Falls das funktioniert, ist es mir persönlich Wurst, ob das nun wirklich am ADHS lag, oder nicht.

Ich habe schon von „Grenzfällen“ gehört, bei denen auch in der Diagnostik nicht ganz klar war, ob die Betroffenen ADHS haben, oder nicht. Da wurde dann letzendlich anhand des Leidensdrucks und/oder der Wirkung von Medikamenten entschieden, ob sie gestellt wird.

Kurzum: es ist kompliziert und das erklärt auch, wieso die Diagnostik umfangreich und langwierig sein kann. Man muss sich an die Antwort herantasten, viele Einflussfaktoren berücksichtigen und am Ende bleibt es manchmal dabei, dass man eher eine Entscheidung fällen muss, als eine hundertprozentige Gewissheit erlangt. Das muss aber nicht schlimm sein.

Ob Du AHDS hast, wird Dir anhand eines Beitrages im Forum keiner beantworten können. Hinweise kann der Symptomtest auf AD(X)S.org liefern. Die Ergebnisse kannst Du auch ausdrucken und zum Termin bei der Neurologin mitbringen. Sie liefern aber keine Antwort auf die Frage nach der Diagnose, sondern liefern nur Hinweise, die unter Umständen nützlich für die Gesamtbetrachtung sein könnten.

Ich denke, eine Diagnostik kann doch nicht schaden, selbst wenn Du Dir den ADHS nur „einbildest“. Und da Du ja bereits einen Termin hast, würde ich persönlich erst einmal unvoreingenommen dorthin gehen, Deine Symptome und Gedanken schildern und von da aus dann gemeinsam mit der Ärztin überlegen, wie Ihr weiter vorgeht.

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Danke für die Antwort. es hilft zuwiesen das man nicht alleine damit ist. :smiling_face:

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Ja stimmt – mir auch :adxs_friends:.

Hallo,

um eine Idee zu bekommen, ob, wie stark und mit welcher Ausprägung du ADHS haben könntest, kannst du den ADHS-Symptomtest auf ADxS.org machen. Es handelt sich um ein Onlinescreening. Eine richtige Diagnostik kann immer nur ein erfahrener Arzt oder Therapeut machen.
Viele User hier im Forum kennen den Test, sodass das Ergebnis hilft, deine Beschreibung besser einzuordnen.

Viele Grüße