ADHS oder doch nicht?

Einen schönen guten Tag wünsche ich euch!
Seit meiner ADHS „Diagnose“ vor ein paar Wochen lese ich hier im Forum still mit.
Jetzt muss ich selbst was verfassen weil ich total verunsichert bin und nicht weiß was das richtige ist.
Ich möchte einfach mal hören was ihr als außenstehende dazu sagt.

Zu mir:
Ich bin Männlich, 30 Jahre alt und leide seit meiner Kindheit darunter das ich sehr vergesslich bin, mich schlecht konzentrieren kann (was in der Schule schon immer ein Problem war),schnell gereizt bin, Wütausbrüche habe und oft überreagiere (was ich im Nachhinein immer bereue), extrem ungeduldig und etwas hibbelig bin ( muss immer was in der Hand haben zum spielen oder wippe mit meinen Beinen wenn ich sitze) und einfach immer auf den Schlauch stehe, als hätte ich eine Blockade im Kopf oder als wäre ich schwer vom Begriff.
Ich kann nichtmal bei normalen Smalltalks mitreden, in dem Moment ist mein Kopf einfach nur leer und ich weiß nicht was ich sagen soll.
Dadurch bin ich sehr unzufrieden mit mir weil es mich stört und in meinem Leben beeinträchtigt, so anders als andere zu sein.
Dazu kommt noch das ich mich schnell in etwas negatives soweit reinsteigere, das ich keinen positiven Gedanken mehr fassen kann was natürlich meine Stimmung beeinflusst.
Das hält manchmal sogar über mehrere Tage an nur wegen einer doofen Situation!

Letztes Jahr im Dezember lernte ich meine jetzige Freundin kennen die ADHS hat und dagegen Medikinet nimmt womit sie super klar kommt.
Sie hat aber nur das Problem gehabt das sie antriebslos war und sich nicht konzentrieren konnte.
Was bei mir nicht der fall ist, ich hab schon genug Hummeln im hintern und muss immer alles sofort erledigen bevor ich mich hinsetze.
Naja, deshalb kam ich dann auf die Idee auch mal zum Psychiater zu gehen und ihm meine Probleme zu Schildern.
Gesagt, getan.

Ich habe ihm alles erzählt und er hat sofort gesagt das es sich nach ADS/ADHS anhört.
Habe dann ein paar ADHS Tests machen müssen und tatsächlich passte es so halbwegs.
Ich hatte gerade soviel Punkte das es zu ADHS zählt.
Also empfohl er mir Medikinet auszuprobieren aber dazu musste ich erst ein EKG und EEG machen damit er mir das verschreiben kann.
Bis dahin hatte er mir Bupropion aufgeschrieben was ich probieren sollte bis ich die Ergebnisse des EKG und EEG habe.

Bupropion für 4 wochen:
Die ersten 7 Tage habe ich garnichts gemerkt, weder Wirkung noch Nebenwirkungen.
Ab dann wurde es unangenehm.
Ich wurde innerlich noch unruhiger als zuvor, hatte einen ständigen Gedankenkreisel mit lauter negativen Gedanken und hatte das Gefühl neben mir zu stehen.
Das ganze habe ich noch 5 Tage durchgezogen bis ich mich entschloss das Buprpion abzusetzen.
Das war auch die richtige Entscheidung!
Am Tag nach dem absetzen ging es mir wieder besser!

Als die Tests abgeschlossen waren musste ich wieder zum Doc. Und der verschrieb mir sofort Medikinet 5mg.

Meine ersten Erfahrungen mit Medikinet adult Retard:
2 Wochen lang sollte ich 5mg nehmen.
1 - 1 -0.
Ich muss sagen das die Wirkung war sehr subtil aber schon spürbar.
Ich konnte mich tatsächlich gut konzentrieren, hatte einen sehr guten Fokus und war voll bei der Sache, überhaupt nicht abgelenkt.
Nebenwirkungen gabs keine.
Da dachte ich, das ich sofort das richtige Medikament gefunden habe was mir hilft!

Als die 2 Wochen rum waren musste ich wieder zum Psychiater um ihm zu erzählen wie es mir in der Zeit erging.
Er meinte das wir uns langsam dem Ziel nähern und verschrieb mir Medikinet Adult retard 10mg für die nächsten 2 Wochen.

Dann gings los…
Als ich die erste 10mg Tablette morgens nahm hab ich mich gefühlt als wäre ich voll auf Droge.
Ähnlich wie auf Speed nur das ich nicht ganz so hibbelig war.
Aber mega Psychoaktiv.
Das ganze hielt 2 Tage an, also 4 Tabletten.
Ich fands ganz gut, alles hat aufeinmal mehr Spaß gemacht.
Ich war voll konzentriert, hatte mega den Fokus und schaffte alles wo ich denken musste mit Leichtigkeit.
Ab Tag 3 kam mir es dann so vor als wenn die Wirkung nicht mehr so stark war, wahrscheinlich hatte ich mich dran gewöhnt.
Die positiven Effekte sind geblieben aber dazu kamen dann auch die negativen….
Ich war noch um einiges vergesslicher wie sonst, konnte keine 2 Minuten nach der Arbeit auf der Couch liegen ohne mich zu bewegen, war noch schneller gereizt und angepisst ohne großen Grund, habe täglich meine Freundin angemacht für die Dinge die nicht nennenswert sind und war tot müde als die Wirkung abends um 18uhr nachlies.
Dann kam das wirklich unangenehme.
Jeden Tag hatte ich mich in den schlaf geheult.
Ich musste nur an schlechte und angenehmen Situationen in meinem Leben denken und kam da einfach nicht mehr raus aus den Gedanken.
Das ganze habe ich dann noch 5 weitere Tage durchgezogen bis ich mich entschloss nochmal zum Doc zu gehen.

Als ich wieder beim Doc war sagte er mir das ich Medikinet sofort absetzen soll und wir was anderes für mich finden müssen.

Dann hab ich Moclobemid 150mg verschrieben bekommen weil ich auch oft negativ über mich denke und mir oft selbst im Weg stehe.
Die nehme ich jetzt seit einer Woche.
Bisher spüre ich weder eine Wirkung noch eine Nebenwirkung.

Fortzusetzen folgt…

Achja was ich noch schreiben wollte.
Zurückblickend sind die Tage als ich Medikinet genommen habe einfach an mir vorbeigezogen.
Ob das positiv oder negativ ist weiß ich nicht.

Tut mir leid das ich etwas durcheinander geschrieben habe🙄
Ich bekomm es momentan nicht anders auf die Kette.

Wie schätzt ihr das ganze ein?
Geht das ganze eher in Richtung Depression oder ADS/ADHS?
Da mich Medikinet eher aufgedreht hat als zu beruhigen würde ich sagen das ich kein ADS/ADHS habe.
Andersrum spricht vieles wieder dafür.
Ich weiß es wirklich nicht.
Vielleicht war Medikinet auch einfach nicht das richtige für mich🤷🏼‍♂️

Ich freue mich auf jede Antwort von euch!!!:blush:

Bupropion ist ein Spiegelmedikament und eigentlich ein Antidepressivum, welches zu den wenigen mit geringem Nebenwirkungspotenzial gehört. Spiegelmedikament bedeutet, dass man es erst einige Zeit einnehmen muss für eine Wirkung. Die Zeit hier 2-4 Wochen. Die Eingewöhnung da ist nervig. Ich hatte da riesige Probleme beim Ein- und Durchschlafen die ersten 2-4 Wochen, wobei die Probleme abnahmen. Ich hatte es wegen Depressionen genommen.

Dieses Mittel aber jemanden für eine absehbare Zeit von wenigen Wochen zu geben, ist ziemlich deppert aus meiner Sicht.

Mythos, Urban Legend… die Wirkung der Stimulanzien ist kein ADHS-Indikator, hält sich aber wie eine Kultur…

Das was du beschreibst nennt sich Euphorie (Dopaminkick). Wir ADHSler nennen es Honeymoon-Phase. Bei dem einen dauert sie länger, beim anderen ist sie kürzer. Das ist nicht die gewünschte Wirkung.

Gut, verständlich. Wobei die Frage wäre, was passieren würde wenn du hochdosieren würdest. Manche Leute sind unterdosiert (das Gehirn wird nicht genug stimuliert, nur „angetriggert“).

Die Frage ist auch, wie groß der Abstand zwischen Einnahme-Stopp Bupropion und Einnahme-Beginn von Medikinet ist. Ich nehme an, du hattest Medikinet adult? Weil wenn man Antidepressiva absetzt, gibt es gerne Absetzungsnebenwirkungen, die dann dem Folgepräparat zugeschrieben werden.

Wir kennen dich nicht. Ferndiagnosen/Einschätzungen sind schwierig und aus meiner Sicht nichts gutes.

Man kann Depressionen und ADHS haben. Man kann die beiden Sachen und eine Bipolare Störung haben. Man kann auch parallel Borderline haben.

Autismus gibt es ja auch noch…und ist ziemlich ähnlich zu ADHS. Leider kennen sich noch weniger Fachärzte mit Autismus aus als mit ADHS. Dazu empfehle ich, bei allen diesen Diagnosen irgendwelche medialen Stereotype zu vergessen. Die verwirren nur.

Hierfür gibt es eine Differenzialdiagnostik. Schau dir das mal an:

PS: Willkommen im Forum!

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