Ja, ich habe mittlerweile seit einem Jahr die Diagnose und habe auch ca. ein Jahr gebraucht um eine gute Dosierung mit Elvanse hinzubekommen - aber das ist eine eigene Geschichte… Es fällt mir schwer, auf das Testosteron-Thema kurz zu antworten - aber ja, ich nehme es weiterhin ein und musste mit Elvanse die Testo-Dosis um 50% erhöhen, um die gleiche Wirkung zu haben. Ich kann auch die Potenzprobleme bestätigen, sind auch bei mir unter Elvanse aufgetreten, insbesondere weil ich anfangs zu hoch dosiert habe. Mittlerweile bin ich auf 20mg runter und da treten die Potenzprobleme nicht mehr auf, in Zusammenhang mit der erhöhten Testo-Dosis. Das Gefühl „abzubauen“ ist typisch für Testosteron-Mangel und das hat bei mir schon mit 35 langsam angefangen. Meine Werte teile ich hier nicht weil es keinen Sinn macht - die T-Werte beim Mann sind genauso individuell wie z.B. die Elvanse Dosierung. Amphetamine sind eher dafür bekannt, das sie Testosteron unterdrücken, daher war meine Hoffnung vergeblich, nach möglicherweise erfolgreicher Behandlung der „Stressprobleme“ mit Elvanse, das Testosteron absetzen zu können.
Tatsache ist, dass bei chronischen Stress und dem folgenden Burnout grundsätzlich auch die Hormone gestört werden. Wenn überhaupt ein Arzt darauf reagiert, dann werden eher die Sexualhormone untersucht und nicht die Katecholamione (Dopamin, Noradrenalin, Cortisol). Vielleicht liegt es ja auch daran dass, solche Probleme meistens beim Endokrinologen auffliegen, weil sich dort ein Mann wegen erfolglosem Kinderwunsch vorstellt.
(Oder sich auf Druck einer Frau mit Kinderwunsch vorstellen muss, spreche da nämlich aus eigener Erfahrung. Das gäbe auch wieder Stoff für eine eigene Geschichte. Achtung, Exkurs: Hab das Problem übrigens lange vor der Testo-Gabe gelöst und wieder 2 Kinder bekommen - nämlich durch Partnerwechsel, was in so einem Fall auch meine Empfehlung wäre. Eine Testosterontherapie hilft bei einem schlechten Spermiogramm sowieso nicht, weil dadurch die Spermienprodukiotn eingestellt wird.)
Mein Endokrionologe ist natürlich nicht auf die Idee gekommen, ADHS abzuklären, weil die Ursache für den Stress die meisten Ärzte kaum interessiert. Stress ist ja normal… . Ich selbst wusste da ja auch noch nichts von ADHS und bin zum Endokriniologen wegen meiner Leistungsschwäche, Müdigkeit und Schlafstörungen gegangen und hab auch sofort die Burnout Diagnose bekommen. Nach der DHEA und Testosteron Supplementation ging es mir viel besser, es reichte schon, dass meine Werte auf ein niedriges Normalniveau gehoben wurden. Die Werte waren bei mir wahrscheinlich nie besonders hoch. Aber das war alles weniger als die halbe Miete. Die richtige Lösungsansatz kam erst durch das Betrachten der anderen Hormonachse, die Katecholamine. Mit Elvanse konnte ich plötzlich wieder schlafen, der Blutdruck ging runter auf normal und die Cholesterinwerte auch. Viel besser wurden auch so Sachen wie Disphorie und die Kränkbarkeit, die Angst vor Zurückweisung und andere soziale Probleme im Kontakt mit anderen Menschen. Beim Arbeitsverhalten will ich noch nicht zu früh jubeln, aber da tut sich auch was. Zum Beispiel habe ich es geschafft, Klavier zu lernen, das war früher undenkbar - trotz Herzenswunsch.
Trotzdem und noch einmal: Ich finde dass bei Männern, insbesondere in Zusammenhang mit ADHS und im Alter von Ü35 das Thema Testosteron sehr wichtig ist. Es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen, auch wenn dabei raus kommen sollte, das die Werte eh normal sind. Das muss nämlich nicht so bleiben, mit den Jahren. Deswegen mache ich mir auch die Mühe hier zu schreiben und nutze gerade mein Prokastinationskontingent für diesen Post. In den USA wird mit diesem Thema anders umgegangen. Hier in DE erzählen einem die gleichen Leute, die für Impfungen werben und Nahrungsergänzungsmittel gerne als Abzocke deklarieren, dass eine Testosterontherapie bei Männern umstritten sei. Während bei Frauen die Menopause eindeutig ist und da auch die Östrogengabe ein Thema ist, um die unterschiedlichsten Beschwerden zu mindern, gibt es bei Männern keine einheitliche Anerkennung der hormonellen Transformation - was wahrscheinlich daran liegt, dass es nicht alle Männer in gleichem Ausmaß betrifft und auch die Kassen deswegen das Testosteron im Gegensatz zur Östrogensubstitution nur in absoluten Härtefällen wie zb. Verlust der Hoden erstatten. Wenn man(n) allerdings ADHS hat und im entsprechenden Alter ist, dementsprechend auch noch „Stresserfahrung“ hat und Stimulantien einnimmt, hat man jedenfalls Potential, seine Lebensqualität zu verbessern, wenn man sich mit seinen Testosteronwerten beschäftigt.