ADHS Symptome auf der Arbeit und Freizeit

Hi,

ich beschäftige mich seit einer Weile mit ADHS.
Ich habe die Diagnose für kPtbs, aber es gibt in meinem Kopf noch einiges, was ich nicht mit einer Traumareaktion in Zusammenhang bringen kann.
Meine Therapeutin hat mal kurz ADHS in den Raum und wollte sich dann aber nicht weiter damit befassen.
Nun hab ich gefühlt auf 50 Seiten die Definition und die Hauptsymptome für ADHS nachgelesen, aber bin nicht so richtig schlauer geworden.
Meine Mutter und meine kleine Schwester sind die Definition von ADHS, so wie man sich das als Laie vorstellt, aber sind nicht diagnostiziert.

Ich selbst bin deutlich ruhiger und zurückgezogener, es passiert halt deutlich mehr in meinem Kopf ohne, dass ich das äußere.

Jetzt zu meinem „Problem“:
Jedes mal wenn ich Fragebögen zu ADHS anschaue, bräuchte ich ein „kommt drauf an“ Feld, weil ich .auf der Arbeit wesentlich konzentrierter und vor allem ordentlicher bin. Was aber schon viel bewusstem Ordnung halten bedarf. Auf der Arbeit erledige ich auch alle Aufgaben gewissenhaft und bis zu Ende und bin gut im organisieren. Nur wenn ich 20 mal (oder mehr) haargenau den gleichen Handgriff machen muss strebe ich vor Langeweile und spüre wie es mich auslaugt. Die Gedanken kreisen bei langweiligen Aufgaben viel.

Aber Zuhause ist im Vergleich dazu pures Chaos. Ca 5 angefangene Strickprojekte, min. 3 angefangene Häckelprojekte usw. mit allem möglichen was man halt kreativ machen kann.
Haushalt bedarf sehr viel Motivation und funktioniert nur dann richtig und effektiv, wenn ich gerade einen Sinn darin sehe.

Jedes Mal wenn ich wieder recherchiere und mich frage ob ich mich im ADHS Spektrum bewegen könnte, stört mich diese Diskrepanz zwischen Arbeit und Freizeit.

Vor allem weil kPtbs ja auch Symptome teilt, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass da noch mehr ist.

Deswegen frage ich mich, wie eure Erfahrung ist :slight_smile:

Hi!
Mir persönlich hilft es zu schauen, was schon immer da war. Insbesondere die Grundschulzeit. Zeit ca. bis 12 Jahre.

Ich kann mich nicht so ganz erinnern, aber waren diese Themenfelder beim Arzt nicht in getrennten Fragen? Wenn du leidest, dann geh zum Arzt, also Spezialisten, und lass es abklären.

Von außen war es bei mir zwar alles anders als jetzt (weil bei meinen Eltern wenig Dinge sind, aufräumen also kein Problem war, und viel mehr Struktur durch Schule und vorgegebenes Essen.) Sobald ich mich ganz allein um solche Dinge kümmern muss, bekomme ich es nicht richtig hin. Von innen war alles schwer, zum Beispiel lese ich langsam, weil meine Gedanken springen und ich ständig alles nochmal lesen muss. Ich hab Hausaufgaben gemacht, aber immer sehr viel länger gebraucht als andere, obwohl ich alles konnte und mir Mühe gegeben habe. Tausend solcher Dinge.

Kann es sein, dass die Arbeit bei dir von vornherein mehr Vorgaben hat und es deswegen funktioniert und sobald du Freiheit hast, entgleist es? Die Vorgaben und von anderen als zugehörig angesehen zu werden und nicht gekündigt zu werden, bringt einen dazu zu kompensieren, finde ich. Ich fange dann an alles 3x zu checken, obwohl andere das nicht machen. Das macht mich langsam und zieht extrem viel Energie aus mir raus, weil ich ja den Fokus extrem halten muss.

Das mit dem „Sinn sehen“ könnte auch bisschen Richtung Autismus gehen, glaub ich. Weiß ich aber nicht.

Hast du die Selbsttest hier gemacht? (Man braucht eine neue Registrierung auf adxs.org, da geht nicht die gleiche, wie im Forum.)

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Hi und willkommen!

Es heißt inzwischen nicht umsonst „man liegt auf dem Spektrum“. Wie sich alles einzeln äußert ist doch immer anders, vor allem, weil so viele Bereiche betroffen sein können. Du bist anders, als andere mit der gleichen Krankheit (keine riesige Erkenntnis ich weiß :crazy_face:).

Kommt mir auch sehr bekannt vor, was du schreibst (also das „kommt drauf an“). In bestimmten Bereichen „funktioniere“ ich so gut, dass es für Außenstehende oft so aussieht, als wäre ich „normal“. Wie ich kompensieren muss, um das zu schaffen, sieht keiner. Der innere Kampf tobt immer. :exploding_head:
Heißt nicht, dass da nix ist. @Mona85 hat dir den richtigen Tipp schon gegeben. Hol dir den Rat vom Profi.
Ich hatte das „Glück“ mehere Diagnostizierte um mich zu haben, die alle meinten: „du hast das auch!“. Inzwischen habe ich festgestellt, dass Betroffene andere Betroffene recht gut erkennen (was nicht heißen soll, dass das eine ordentliche Diagnostik ersetzt!!!). Vllt kennst du ja jemanden in deiner Umgebung, mit dem du da mal drüber reden kannst.

Hier im Forum von Betroffenen zu lesen und mich in so vielen zu erkennen hat mir auch sehr geholfen und vllt hilfts dir ja auch. Ich finde den Thread grad nicht, aber es gibt einen „welche Symptome habt ihr“ oder so ähnlich. Als ich den das erste mal gelesen habe war ich platt, der wäre sicher was für dich.

Gruß

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Thread gefunden:

Mein Hyperfokus hat keine Ruhe gelassen, bis ich ihn gefunden hatte :sweat_smile: , jetzt gehe ich in Ruhe zur Arbeit (das wäre sonst ewig im Kopf gekreist :grin:).

Danke :blush:

In der Grundschule war ich einfach immer ultra chaotisch. Hab auch paar mal meinen Rucksack in der Schule vergessen und min. einmal hat die Lehrerin meinen Rucksack auf dem Tisch ausgeleert, weil ich mein Heft nicht schnell genug gefunden habe.
Die Noten haben halt immer irgendwie halbwegs gepasst, wobei ich relativ früh schon nebenbei gebastelt oder gemalt habe. Das gab halt nicht wirklich ärger, weil es noch andere gab, die ständig aktiv den Unterricht gestört haben, da geht das eher unter.
Wenn mich ein Fach nicht interessiert hat, habe ich auch nichts dafür gelernt, aber grade genug im Unterricht mitbekommen, dass ich mit ner 3 rausgehe.
Alles was einer gewissen Logik folgt fiel mir leicht, auswendig lernen und Deutsch hat nie richtig funktioniert, weil ich da nicht verstehe warum, was wie da stehen muss.
Meine Eltern haben uns aber nie Druck gemacht ins System passen zu müssen, vor allem das Schulsystem.
Also war es großteils Eigenmotivation halbwegs gute Noten zu schreiben.

Tatsächlich funktioniere ich auf der Arbeit besser, wenn ich Rahmenbedingungen habe, aber dann mein eigenes System anwenden kann, dass ich selbst immer weiterentwickle um effizienter zu werden.
Zu enge Vorgaben und ein „das macht man so, weil es immer schon so war“ funktionieren halt gar nicht, weil ich nicht verstehe warum.
Außerdem habe ich einen sehr hohen Anspruch an die Qualität meiner Arbeit, weil ich sonst mit mir selbst unzufrieden werde.

Den Test habe ich schon gemacht, habe die Punktzahl wieder vergessen, aber das Ergebnis hat schon besagt, dass ADHS in Frage kommt.

Termine beim Profi sind ja leider rar gesäht…
bei der einen Klinik sollte ich mich in 8 Monaten melden, um dann auf ne Warteliste zu kommen, die könnten mittlerweile vorbei sein.
Die andere größere Klinik nimmt nur Leute aus ihrem direkten Landkreis an usw…
Deswegen habe ich mich nun ans Forum gewandt und schaue regelmäßig auf die Terminseiten der Ärzte.

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Ich finde das sehr nachvollziehbar, dass man sich auf der Arbeit und privat anders gibt. Es sind äußere Zwänge und Rahmenbedingungen, die explizit oder implizit vorgegebenen sind. Und viele Leute versuchen sich, an die entsprechenden „Spielregeln“ zu halten.

Mein Schreibtisch im Büro - am Abend top aufgeräumt. Shared Desk. Isso, muss sein, geht. Daheim? Papierstapel, Kruscht und Kram.

Gewissen Papierkram nicht erledigen? Gibt im Zweifelsfall Ärger mit dem Chef oder einem Auditor. Macht keinen Spaß, also wird die Doku gemacht. Daheim z.B. ne Rechnung bei der Krankenkasse nicht einreichen? Persönliches Pech, dann gibt’s halt kein Geld zurück.

Usw.

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Danke :blush:

Ich kann mir halt auch relativ viel merken, Arzttermine z.B. auch wenn ich mir die aufschreiben lasse, damit ich es nicht selbst falsch aufschreibe. Aber im Endeffekt guck ich nur 50mal auf den Zettel weil ich meinem Kopf nicht traue, es mir falsch gemerkt zu haben.
Parallel fällt mir z.B. was ein was ich den Chef fragen will und in dem Moment, in dem er vor mir steht weiß ich nichts mehr davon, aber wenn sich die Werkstatttür hinter ihm schließt fällt es mir wieder ein.
Deswegen unterbreche ich mittlerweile meine Arbeit und gehe direkt zu ihm oder schreibe ihm ne WhatsApp, zumindest wenn ich nicht der Überzeugung bin, dass ich mir das diesmal merke, bis er wieder da ist.
Sehe selber, dass das auf der Arbeit ist xD

Bin aber halt zu 95% der Zeit parallel in meinen Gedanken irgendwo anders unterwegs und das schon so lange, wie ich mich erinnern kann.
Habe mir explizit deswegen Arbeitsabläufe und Routinen geschaffen, die mir auch wenn ich in Gedanken bin, ein Gefühl von „irgendwas passt hier nicht“ in den Kopf rufen. Manchmal dauert es dann trotzdem bisschen, bis ich weiß, was genau das war.

Glaube bei mir ist der Leidensdruck wegen des Andersseins grundsätzlich geringer ausgeprägt, weil zumindest meine Eltern mich nicht ins System drängen wollten und vorgelebt haben, eher außerhalb des Systems zu leben.

Diagnostizierte habe ich mittlerweile keine mehr um mich, nur Menschen die auch angefangen haben sich mit dem Thema zu beschäftigen.
In der Schule war ich halt immer Teil der Außenseiter, weil ich mit denen noch am Besten klar gekommen bin und mich nicht übermäßig anpassen musste.
Die „normalen“ hätten mich halt nur durch Anpassung akzeptiert und das auch durchaus mal so direkt angesprochen, aber das konnte und wollte ich nicht. Auch wenn ich dann zwischendurch keine Freunde mehr hatte.

Ärztliche Hilfe steht an, wenn es endlich irgendwo nen freien Termin gibt…

Danke für den Thread, lese mich da mal Stück für Stück ein :slight_smile:

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