ADHS und Humor

…nach der etwas aufgekochten Diskussion in dem anderen Thread wird es Zeit, dass es wieder etwas heiterer wird, ADHS und Humor, dazu das als Starter <LINK_TEXT text=„https://www.stern.de/gesundheit/gesund- … 08736.html“>Eckart von Hirschhausen: Humor ist, wenn man später kommt | STERN.de</LINK_TEXT>

Ja, ich habe auch die Vermutung, dass das mit dem ernstgenommen Werden in diesem Leben nicht mehr klappt.
„Witze-Tourette“ nenne ich diese weitere Komorbidität… oder Strategie, um von anderen trotz allem gemocht und ertragen zu werden. Blödeln bis der Arzt kommt ist die beste Maßnahme gegen Rejection Sensitivity…
Man kann Sprachwitz, Spiel mit Sprache und Originalität hervorragend ausleben um Schwächen zu verdecken. Überlebensstrategie, Camouflage.

Hier schließt sich der Kreis zu den im Thread von @Elementary verlinkten Artikeln:
<URL url="Neue - grandiose - Kolumne
„2. Egal, was Sie in Ihrem Leben erreichen: Würde bleibt für Sie ein Konjunktiv. Je älter Sie werden, desto alberner wird ADHS. Etwa, wenn Sie als Vater oder Chefin Termine verpassen. Kein Wunder, bleibt Ihnen wenig übrig, als Spass an der Lächerlichkeit zu finden. Ausser Wut haben Sie keine Alternative zu Humor.
3. Ebenfalls alternativlos ist: Charme. (Treffen Sie auf eine Person mit Charme, können Sie darauf wetten, dass diese Person ein paar nicht ganz harmlose Verhaltens­weisen hat. Denn Charme entwickelt man vorzugsweise dann, wenn einen die Mitmenschen ohne ihn umbringen würden.)“
Anmerkung: ich bin schon ziemlich alt - ich kann das bestätigen.
Das mit der Würde geht spätestens dann den Bach runter, wenn man im Acquise-Gespräch steht und die Bluse falsch geknöpft ist :shock: :shock: :roll: :oops: :oops:

Tatsächlich lässt das nach, je besser ich eingestellt bin. Ich vermisse es nicht, denn manchmal war mir dieser ständige Witzereiß-Impuls schon echt unangenehm.

Aber was soll man denn machen? So ein richtig geiles Wortspiel, das einem gerade einfällt, das muss doch raus, oder?

(Blöd nur, dass die anderen das immer als Kalauer-Niveau abqualifizieren) :o

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Zitat, reinerbig seit Generationen weitergegeben in Familie Hibbel: „Lieber einen guten Freund verloren als eine Bosheit unterdrückt!“

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Falsch geknöpfte Blusen… :wink: Ich wusste, ich habe hier meinen Stamm gefunden. Als mich der Verhandlungsgegner damals darauf angesprochen hat (als psychologische Kriegsführung), war ich leider noch zu unerfahren für ein schnell-charmantes „Das habe ich auf der fashion week abgeguckt, super, oder?“. Ich habe danach auf dem Klo geheult und meine Restwürde vom Boden gekratzt.

Oh boy. Das mit der Maßnahme gegen Rejection Sensitivity trifft ins Schwarze. Aber das ist auch ein schmaler Grat bei mir. Zwischen enormer Selbstbeobachtung / Überkompensierung NICHT den Kasper zu geben und so zu tun als wäre man die konsternierteste Person auf Erden und sich auf die Zunge zu beißen, weil man nicht an sich halten kann.

Sympathien zu ernten gibt dem Affen Zucker und irgendwann wird die Grenze überschritten. Dann gibt es komische Blicke oder das am meisten verhasste „sei doch mal still“ - für mich in dem Moment das schlimmste auf Erden. Also wieder Monitoring betreiben.

Meist ist ja auch nicht immer alles Gold, was das Gehirn so assoziiert … ich frage mich manchmal wie es Terry Pratchett geschafft hat so viele Hochkaräter zu Papier zu bringen.

Ich nutze mal diesen Thread für meine Frage: Habt ihr auch teilweise schwarzen Humor und haut Sachen raus, für die ihr mindestens irritierte Blicke erntet? Ich will mal ein Beispiel nennen (wobei ich dafür keine negativen Reaktionen erhalten habe, es war in einem Forum): Ausgelöst wurde die Assoziation durch etwas, das jemand anderes geschrieben hatte, wo ein „Ferienlager“ vorkam - also ich mache es kurz, ich hatte die Assoziation: ADHSler im Konzentrations-Lager - ich hab mich über diesen Einfall selbst halb scheckig gelacht. Für mich sind das in dem Moment einfach nur Worte, die zusammenpassen und ich finde die Groteskhaftigkeit dieser Assoziation irre witzig. Also da kommt bei mir überhaupt keine negative Assoziation auf, wie es normalerweise wäre, wenn ich das Wort Konzentrationslager isoliert hören oder lesen würde.

Jedenfalls, würde ich so etwas gegenüber „normalen“ Leuten laut aussprechen, dann wäre die Hölle los. Mein Freund hingegen musste auch losprusten, als ich ihm das wiedergab. Einerseits konnte er es wohl kaum fassen, was mir da in den Sinn gekommen war, andererseits muss er es auch lustig gefunden haben, sonst hätte er nicht so gelacht.

Ich hab halt auch in anderen Situationen solch schwarzen Humor und manchmal rutscht es mir raus. Ich denke auch manchmal, andere würden vielleicht auch lachen, trauen sich aber nicht, weil es „politisch nicht korrekt ist“ (also z.B. in Verbindung mit Tod habe ich auch oft für mich lustige Assoziationen oder halt tiefschwarzen Humor). Andere wiederum sind wohl wirklich völlig pikiert und denken, ich sei herzlos oder sowas.

Dabei kann ich sehr emotional sein, wenn ich mich in etwas richtig reinversetzen kann. Das ist aber ein Prozess, den ich erstmal mit Absicht vornehmen muss, sofern es sich nicht um etwas handelt, was ich selbst erlebt habe.

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reicht es dir wenn ich mich in aller ADHS-SchwarzHumorManier über das Wort Konzentationslager scheckkig lache :lol: :wink: :wink:

@Dreamy Ja, in dem was du da schreibst, finde ich mich deutlich wieder… sehr deutlich :smiley: Ich versuche mir meinen derben Humor im Alltag weitestgehend zu verkneifen, das funktioniert mitlerweile auch ganz gut… meistens :wink:
Es ist ja auch nicht so, dass alles was man sich manchmal reden hört wirklich soo lustig ist… und selbst die absoluten Brüller, die immer wieder dabei sind, passen eben nicht überall. Da ist es manchmal ein schmaler Grat zwischen Witzbold und taktlosem Ars…ch, für das man evtl. gehalten wird… und keins von beidem ist wirklich hilfreich, wenn man dann mal ernst genommen werden möchte :roll:

Es sei denn, man verdient sein Geld damit… wie z.B.:
<LINK_TEXT text=„Weiterleitungshinweis … bZneRUanTH“>https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.youtube.com/watch%3Fv%3DvzfwenQ_p6I&ved=2ahUKEwjqzMrI5-3oAhUHRBUIHbWED4cQwqsBMAB6BAgKEAU&usg=AOvVaw2284-tSsmbOPbZneRUanTH</LINK_TEXT>

Findet bestimmt nicht jeder lustig… Ich schon :lol:

Um das nur nochmal zu ergänzen: Ich finde es natürlich nicht lustig, was da mit den Affen passiert ist… aber Humor funktioniert eben, indem man jegliche Erwartungshaltung beim Gegenüber größtmöglichst über den Haufen wirft- und wie geht das besser als durch das Übertreten ethischer oder moralischer Grenzen?!

Klar, hätte ich zB in dem Zoo gearbeitet… könnte ich über das von mir verlinkte Video bestimmt nicht lachen. Genauso wie jemand dessen Angehörige im KZ gestorben sind, vermutlich kein müdes Grinsen für ‚Adhs’ler im Konzentrationslager‘ übrig hätte… (auch wenn das für mich ‚nur‘ einen naheliegenden Wortwitz darstellt :roll:)

Vermutlich haben einige hier schonmal auf einen impulsiv rausgehauenen Gag nur betretenes Schweigen geerntet… aber hier sind wir ja ‚unter uns‘ :smiley:

Wenn also eine(r) eine(n) guten Witz/Link/Story oder sonstwas auf Lager hat… immer her damit :stuck_out_tongue:

Das Video finde ich echt interessant… bzw. meine Reaktion darauf. Vor ein paar Jahren hätte ich mich schon aus Lust am Tabubruch fürchterlich beömmelt - natürlich mit einer ordentlichen Portion schlechten Gewissens - heute geht das bei mir nicht mehr. Irgendwie wurde das von Leuten gekapert, die das, was sie da raushauen auch so meinen und trotzdem lachen oder das Lachen anderer als Zustimmung zu ihrem Zynismus werten. Seitdem ist mein Humor echt politisch korekt geworden… Naja, außer manchmal, wenn man unter sich ist…

ich mag „heimlich“ so einen Humor, weil er ja eigentlich so richtig in eine Wunde packt.

Nun ja und wenn man überlegt, ist ja jedes Stück gegrilltes Fleisch ein „kurz vor verbranntes Tier“ :mrgreen:

Könnte in diverse Threads passen, vielleicht besser. Ich versuche es mal hier. Sehenswert aber nicht nur für Humorfreunde und Leute mit Netflix:

Nanette von Hannah Gadsby (auf Netflix. Kann man ja auch nur für einen Monat abschließen. Mache ich vorsorglich so.).

Ich bin da mit dem Hinweis sehr „late to the party“, aber es scheint bisher noch keinen anderen Verweis darauf im Forum zu geben. Daher besser spät als nie. Viele von Euch werde es lieben und die meisten werden berührt sein.

Es geht um Humor: v.a. Selbstironie von Menschen, die sich am Rand der Gesellschaft fühlen. Und dass in dieser Position Selbstironie nicht demütig, sondern demütigend sein kann, wenn sie das Recht zur Meinungsäußerung erkaufen soll.

"Thing is, Nanette’s not comedy.

„No. It’s narrative,“ Gadsby says. It’s a string of stories that draw together the varied dark events of her life in the cause of demanding that the audience understand the damage society can visit upon children who find themselves on the outside. Like her."

Es geht um Spannung, Humor und Trauma. Und um Sensitivität - z.B., warum ein Hinweis „sei doch nicht so empfindlich“ häufig sei, als müsse sich „eine Nase von einem Furz belehren lassen“.

Und … Überraschung, bzw. keine: Gadsby ist spät diagnostiziert mit ADHS und Autismus [dazu auch im 2. Teil des Folgeprogramms „Douglas“].

„There is nothing stronger than a broken woman who has rebuilt herself." ist nur einer der erbaulichen Sätze aus dem Programm.

Zum Hintergrund: Why Hannah Gadsby is retiring from comedy after 'Nanette'

und

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Total out of Context, wie ich eben bin, geht mir gerade spontan etwas von „X-Files“ durch den Kopf.

Ich persönlich, mochte Scully immer lieber als Moulder, er wirft zwar Fragen auf, aber die fundierten, wissenschaftlichen Antworten, hat immer Scully geliefert.

Moulder ist ohne Frage sehr sympathisch, schräg, ein Rebell, intelligent, hat Witz und Charme, ein Freidenker, was ihn wahrscheinlich gerade für Adhs’ler* extrem sympathisch macht, da man sich dehalb ehr mit Moulder, als mit Scully identifizieren kann.

Moulder überschreitet immer wieder die Grenzen des scheinbar unmöglichen, aber Scully bringt Moulder immer wieder auf den Boden, da sie eine nüchterne, sehr intelligente Frau der Wissenschaft ist, ehr dem Asperger Syndrom geschuldet.
Oder eben schlicht und einfach, einem intelligenten, rationalen, wissenschaftlichen, sachlich bezogenen, Denken geschuldet.

Aus meiner Sicht, laufen wir Adhs’ler* immer wieder Gefahr, wie Agent Moulder, den Boden unter den Füssen zu verlieren.

Natürlich sollte man seine Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen nützen, das ist sogar eine grossartige Fähigkeit, die wir Adhs’ler* angeblich haben, manche mehr, manche weniger.

Aber die Schattenseite, wie bei Moulder, ist die, sich zu schnell, in Gedanken, in Vermutungen, in „für sich passenden Ideen“ zu verlieren, die einen immer wieder, auf die Realität zurück werfen, und die nichts mit den Konstrukten zu tun haben, denen er immer wieder auf den Leim geht.

Eine Realität, die manchmal „zu einfach“ erscheint um als Realität anerkannt zu werden, oder nicht in das aktuelle Weltbild hineinpasst, was unter Umständen wie geschaffen für Adhs Gehirne ist, da der kurzen Aufmerksamkeitsspanne und dem Hang sich in unendlichen Gedanken zu verlieren, also allzuschnell bis in die Unendlichkeit „abzudriften“, sehr gelegen kommt.

Mich selbst, hat die Realität im Leben immer wieder eingeholt, „träumen“ ist schön, jeder Mensch braucht seine Träume, aber jeder Mensch sollte auch fähig sein, in einer kalten, grausamen Welt, der Welt der Realität zurecht zu kommen.
Denn ist nicht genau das, unser Schwachpunkt, das wir Mühe haben, in der Welt, so wie sie ist, zurecht zu kommen?.

Jeder Mensch braucht Humor, eine gewisse „Leichtigkeit“ um sein Leben besser bewältigen zu können, wobei sich gerade beim Humor die Geister scheiden, jedenfalls sehr „individuell“ ist, und leider, ein zunehmend „schwieriges“ Thema wird.

Ausserdem gibt es „Themen“ in der reellen Welt, bei denen einem das Lachen, durchaus „vergehen“ kann, die zu ernst sind, um darüber wirklich noch Lachen zu können.
Humor endet dort, wo er z. B. in Geschmacklosigkeit endet, gegenüber was auch immer für Themen.

Wir leben in Zeiten, die schon lange nicht mehr so gefährlich waren, wie heute.
In verschiedenen Aspekten, abgesehen davon, das eventuell, in ein paar Jahren ein Asteroid, Metoroid, die Erde treffen könnte, was eventuell nicht mal wirklich so schlimm wäre?, immerhin wäre dann endlich Ruhe, was ich persönlich, irgendwie nicht mal richtig schlimm finden würde.

Ich habe mir das grade angeguckt. Vielen Dank für den Hinweis.

Läuft grad nicht so bei mir, deswegen weiß ich noch nicht so genau, wo mein Gehirn das alles jetzt hingepackt hat, wird sich zeigen. Aber ich bin zutiefst ergriffen und hab das Gefühl, nen Schlüssel gefunden zu haben. Für vieles. Absolut sehenswert!

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Ging mir auch so. Mal sehen, zu welcher Tür er passt. Vielleicht findet sich dahinter ja Energie, die sich versteckt, weil ein paar Glaubenssätze zwar verstandes-, aber noch nicht gefühlsmäßig aktualisiert worden sind.

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Wie aus dem Bilderbuch :smiley:

100% nachvollziehbar…

Assoziationsbingo, nicht-bewerten, Selbstzufriedenheit über gelungene Kombinationen, Nicht-Gewahrsamkeit über Bewertung Dritter…

Was ich da schon für Dinger abgelassen habe. Und die Blicke der Anwesenden: irgendwo zwischen Granit, Trauer und Mordlust.

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Mich stört mein Humor absolut gar nicht.
Ich reiße auf Medis auch nicht weniger Witze.
Ich filter halt meine besten raus :wink:
Ich führe gerne Dinge ad Absurdum
oder ich mache Halbwitze. Sachlich korrekte
Antworten als Witz verpackt.
Die einzigen Menschen die mich nicht ernst nehmen
sind meine Eltern :sweat_smile:

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Habe eine kleine Anekdote vom heutigen Tage:
Ich hatte eine Frage zu Rebounds und habe
den Titel des Threads wie folgt genannt: „Ich wünschte ich könnte
Rebounds so dominieren wie Dennis Rodman '96.“
Leider habe ich versäumt zu nennen welche Dosis und zu
welchen Einnahmezeiten. Natürlich habe ich wenig Antworten
erhalten :sweat_smile: :sweat_smile:
Es wäre andererseits auch cool gewesen wenn jemand
das bescheuerte Wortspiel und die NBA-Referenz aufgegriffen
hätte :see_no_evil:

Dieses Bild… Granit, Trauer und Mordlust, wie deskriptiv das ist!
Darf ich meine Biographie so nennen? :pray: