ADHS und Instrument spielen

Ich hoffe, ich kann im Mai mit Elvanse starten und bin auch gespannt ob es sich beim Gitarrespielen/ dazu lernen positiv auswirkt.
Spiele schon ein paar Jahre, selbst bei gebracht, ohne Noten. Mir neues beizubringen habe ich zwar Lust, aber ich finde es mühsam, hab das Gefühl dass ich wenn ich mir es nicht immer wieder visualisiere/ systematisiere gar nicht wirklich im Hirn merke- meine Finger wissen jedoch, was sie zu tun haben😊 Weiß jemand was ich meine?

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Ich weiß was du meinst, zwar nicht vom Musik machen (ich spiele kein Instrument), sondern ich kenne das vom Schreiben mit 10 Fingern.

Wollte ich auch mal lernen (ich brauche es beruflich nicht unbedingt). Gibt ja dazu schöne Programme die eigentlich Spass machen. Aber ich erinnere mich, sobald es komplizierter wurde und ich merkte, dass ich jetzt dranbleiben musste kam dieses ( jetzt kann ich es benennen) ADHS- Gefühl dass ich nicht mehr weitermachen kann und sofort aufspringen muss🤯…

…das habe ich beim Gitarrespielen zum Glück nicht. Ich nutze es eher zum Spannungsabbau. Mich wurmt aber ein bisschen, dass bei Stücken die meine Finger auswendig können z.B nicht quereinsteigen kann und das ich nicht bereits automatisiertes einfach komplett wieder vergesse und mir mühsam wieder draufschaffen muss, wenn ich dafür Zeit und Energie habe…

Oh ja! Das kenne ich total! Ich spiele Klavier und kann nach mittlerweile 7(?) Jahren immer noch nicht wirklich Noten lesen weil ich Stücke schnell auswendig spiele und das leichter ist (wie du sagst, meine Finger wissen dann irgendwie was sie tun sollen) als Noten vom Blatt zu lesen und sich darauf zu konzentrieren. :joy: Aber darum habe ich das mit dem quereinsteigen genau so! Und darum kann ich auch nicht gut spielen, wenn jemand zuhört. Dann fliege ich manchmal einfach raus und komme nicht wieder rein weil das mit dem Automatismus nur funktioniert wenn ich entspannt bin weil ich sonst anfange zu überlegen was ich hier eigentlich tue… :joy:
Ich drücke dir die Daumen, dass Elvanse dir hilft! Allerdings könnte ich es mir gut vorstellen. Ich nehme Medikinet weil Elvanse bei mir leider nicht so gut funktioniert hat. Der einzige Punkt den ich aber WIRKLICH vermisse an Elvanse ist die Musik. Mit Medikinet habe ich irgendwie keine Lust mehr zu spielen während ich mich unter Elvanse dauernd ans Klavier gesetzt hab. Da hab ich dann auch zum ersten Mal gemerkt wie es wäre wenn man konstant üben könnte ohne jedes Mal gleich einen inneren Tobsuchtsanfall zu kriegen. :grin: Also insofern, deine Chancen stehen nicht schlecht. Du kannst ja mal berichten wie es gelaufen ist, falls du magst. :slightly_smiling_face:

Ans Notenlesenlernen sollte man didaktisch rangeführt werden. Bei mir klappt es inzwischen.

Noten lesen am Piano ist natürlich nochmal was ganz anderes als am einstimmigen Melodieinstrument.

@Logos : Oh ja, wenn ich jemandem etwas vorspiele ist der Blackout sicher!! Es sei denn ich ruhe gerade zufällig völlig in mir🧘. Kommt ja vor, wenn auch selten.
Dies lässt sich eigentlich 1:1 auf andere Situationen übertragen in den Leistung in irgendeiner Form gefragt ist…
Und das erhoffe ich mir auch von der Medikation. Kurz konnte ich ja schon Elvanse schon antesten…Auch Danke noch mal für den Hinweis, falls der Arzt mir doch MPH verschreiben will…

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Nochmal zum Thema Situationen in denen Leistung gefragt ist: Manchmal klappts ja, und dann wundert man sich, was möglich ist🤹Aber man kann sich eben nicht drauf verlassen und aus der mangelnden Abrufbarkeit entstehen Selbstzweifel und Unsicherheit. Ich finde manchmal krass, was andere so abrufen und durchziehen können…

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Zum Thema Abrufbarkeit/Verlässlichkeit: man muss alles halt mit Netz und doppeltem Boden absichern Wenn es immer, unter Stress klappen soll muss man bei jeder Stelle genau wissen, was man will und sie sehr oft im langsamen, mittleren und schnellennTempo wiederholen. Ich weiß, wovon ich rede, das ist mein tägliches Brot. Ich spiele seit 30Jahren Geige und lebe davon, unterrichte auch seit 14 Jahren oder länger, sehr gerne auch Schüler mit ADHS. Und die intrinsische Motivation ist das wichtigste. Klangvorbilder, Musiker nachahmen, die einem gefallen, bis man es genauso kann!

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Das ist ja super interessant. Hast du bei Schülern mit ADHS bestimme Eigenarten festgestellt, die sie beim Musik lernen/machen haben?

Ich habe in einem pädagogischen Artikel für Instrumentallehrer mal gelesen, dass ADHSler oft zum zu schnell Spielen neigen und manchmal Probleme habe einem Stück Tiefe zu verleihen.

Nunja, das kann ich für mich unterschreiben. Ich rede auch recht schnell. Eben so wie meine Gedanken im Kopf sind.
Evtl spielt dann zusätzlich die typische Ungeduld mit rein.

Aber ich muss sagen, dass das Instrumentalspiel viel mit Achtsamkeit zu tun hat und das ist ja sehr wichtig. Ich habe dadurch profitiert.

Auch wenn ich zwischendurch mal Lernflauten habe, zu meinem Instrument komme ich immer wieder zurück. Das hatte ich noch nie bei meinen zahlreichen Hobbies. Ok, vllt noch beim Zeichnen - aber da bin ich nicht so aktiv dran wie mit der Musik.

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Also ich habe ja selbst ADHS und weiß, dass ich sehr, sehr in die Tiefe gehe beim Musikmachen,wenn ich die Zeit dafür habe. Es ist wie eine Sucht, wenn man es einmal gespürt und gemacht hat. Ich hatte eine tolle Professorin, die immer „keep focused“ gesagt hat, wenn ich abgeschweift bin und mir wunderschöne Bilder für die Musik gegeben hat.
Ich hatte einen besonders schweren Fall, einen Schüler, der sich keine zehn Minuten konzentrieren konnte und sich ständig auf den Boden geschmissen hat oder mit seinem Geigenbogen Laserschwert gespielt hat, bis die Spitze abgebrochen ist. Er musste ständig gefordert werden, Kompositionsaufgaben, verschiedene Stücke und Stile, zwischendurch über Politik und Geschichte reden und Galgenmännchen spielen…ich mochte solche Schüler sehr, schon bevor ich wusste, dass ich ADHS habe, weil sie mich so gefordert haben.

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Ich meine damit einem Stück Ausdruckskraft zu verleihen und nicht nur R2D2 Noten zu spielen :wink:

Aber anscheinend sind dir da keine Besonderheiten aufgefallen! Ist ja auch schön so.

Das finde ich jetzt bisschen unfair. Kaum jemand drückt sich so präzise in Tönen aus wie R2-Einheiten. Unsere Sittiche haben früher immer geantwortet.

Aber war wahrscheinlich eine Bezugnahme auf Laserschwert.

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Ich kann da jetzt nicht mehr mitreden, aber Danke für die interessanten und in die Tiefe gehenden Antworten;-)

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Tut mir echt Leid. :adxs_tuete: Wollte nicht auf Abwege führen. Ich habe Star Wars von großen Geschwistern in die Wiege gelegt bekommen. Und da lag es dann. Nur meine Känguru-Reflexe sind noch unkontrollierbarer.

Ich bin Dir - ganz ohne Droiden-Witze - dankbar für den Thread und ganz gespannt auf weitere Lehr- und Lern-Tipps, auch von @Nopastnofuture.

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Sollte gar kein Vorwurf sein😊

:joy: was die Threads hier manchmal für lustige Wendungen nehmen können… Also Tiefe ist ja für jeden was anderes. Für meinen Schüler Star Wars, für mich eine Matthäuspassion von Bach, aber genauso ein Tango oder ein guter Popsong… Manchmal ist gerade der Wechsel das Reizvolle, von tiefernst zu urkomisch…

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@Nopastnofuture: Im parallelen Musikthread ( vorhin entdeckt) schreibst du das du viele Strategien entwickelt hast um Gelerntes abrufbar zu machen. Du beschreibst es ja auch schon oben. Meine Devise ist auch üben, üben, üben, schnell, langsam, variieren. Gelingt es dir besser mit MPH o.ä
(oder deinen Schülern) ?

Also mit MPH gelingt mir musikalisch gar nichts :stuck_out_tongue_winking_eye:. Da verkrampfe ich mich nur und bin völlig unmusikalisch. Kaffee ist sehr wichtig, und Sport. Eine anregende Cannabissorte geht auch. Eigentlich brauche ich zum Musikmachen aber gar keine Substanzen, Musik ist die Substanz, die mich in einen Flow bringt!!! Kodein ist der Horror. Hab mal in China vor einem Konzert einen Hustensaft gegen schrecklichen Husten bekommen, der mich total ruhig gestellt hat. Ich saß quasi neben mir, und dachte, aha, jetzt ist da ja die schwere Stelle, ach ja, jetzt ist sie schon vorbei, lustig. Im Nachhinein gruselig.
Jetzt die handfesten Sachen: immer wieder ins kalte Wasser springen! Uneingespielt oder nachts, total müde oder vor den allerkritischsten Menschen vorspielen, und schauen was kommt. Danach Scherben aufsammeln, falls da welche sind. Meistens ist es gar nicht so schlimm wie man denkt. Durch viele solcher Sprünge ins kalte Wasser (berühmten Leuten vorspielen, Wettbewerbe, Prüfungen, Straßenmusik, in einem Pub spielen , völlig unvorbereitet vom Blatt spielen, Konzerte ohne Proben etc.) habe ich meine Sicherheit gewonnen, aber der Prozess ist nie abgeschlossen.

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