Hallo zusammen
Meine Pflegetochter ist gerade aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten zur Diagnostik in der KJPP, weil die niedergelassen Ärzte/Therapeuten auch nicht mehr weiterwußten.
Jetzt lautet die Diagnose, daß sie eine leichte Geistige Behinderung hat. Ihre innere Unruhe, ihre Hibbeligkeit, ihre Impulsdurchbrüche werden jetzt alle darauf und auf ihre Überforderung geschoben.
Ich denke aber, dass sie mehr könnte, wenn sie nicht so wuschig wäre, was in meinen Augen für eine ADHS Medikation spräche…
Deshalb meine Frage, weiß jemand, ob man beide Diagnosen ADHS und Geistige Behinderung haben kann ? Oder wirkt das Verhalten, was sie aufgrund der kognitiven Einschränkung zeigt, nur wie ADHS und kann deshalb nicht mit ADHS Medikamenten behandelt werden, weil es andere Ursachen hat?
Viele Grüße Anne
Liebe @Anne1 leider ist Deine Frage für Laien, wie hier in diesem Forum, aus meiner ganz persönlichen Sicht, eigentlich nicht zu beantworten.
Erstens weil Du hier mit Laien sprichst, zweitens weil niemand von uns hier weder Dich noch die Person welche es betrifft, heisst über welche Du hier schreibst, weder persönlich, noch ansonsten kennt, heisst sich infolgedessen nicht wirklich ein reales Bild darüber machen kann über was Du hier sprichst, da wir alle hier wie gesagt nur Laien innerhalb eines Laien Forums sind.
Heisst wenn Du dieser Angelegenheit weiter auf eine Spur kommen willst, dann musst Du das alleine bewerkstelligen, oder allenfalls mit Leuten zusammen, die Du selbst kontaktieren musst, und vermutlich dann auch dafür bezahlen musst, denn umsonst arbeitet normalerweise kein Mensch, ausser wenn er es sich irgendwie leisten kann.
Von daher, ist es aus meiner persönlichen Sicht, im Prinzip so gut wie unmöglich um Dir als Laie, wie ich z.B. einer bin, Dir wirklich auf irgend eine Art eine vernünftige Antwort hierzu zu geben.
Das einzige was mir deshalb derzeit dazu einfällt, ist eventuell, dass Du Dich mit den entsprechenden Personen welchen Deine Pflegetochter derzeit betreuen, so intensiv als möglich auseinander setzt, heisst eventuell erstens so gut als möglich irgendwie zu verstehen versuchst, und dann zweitens, versuchst abzuschätzen wieviel Du selbst vielleicht wirklich in diesem Fall bewerkstelligen kannst.
Und falls Du alleine nicht weiter kommst, dann suche Dir eventuell einen Rechtsbeistand.
Ich persönlich wünsche Dir nur das allerbeste.
Hm… das hat mein Sohn auch bei überdurchschnittlicher Intelligenz.
Wollen die Ärzte jetzt keine Medikamente mehr verschreiben?
Puh, gute Frage!
Das weiss ich leider nicht. Was ich weiss ist, dass ich mich mit Adhs oft dement oder geistig behindert gefühlt habe und fühle. Ich erfasse Dinge schwerer und langsamer durch meine offenen Reizfilter. Ich habe das während der Diagnose damals auch genau so beschrieben
Ich denke nur ausgebildete Fachärzte können da genau differenzieren. Ist sicherlich schwer, hier eine Abgrenzung zu finden zw beiden Auffälligkeiten.
Ich wünsche euch viel Glück.
Liebe Anne1,
also mir leuchtet nicht ein, warum man hier nicht „Läuse und Flöhe“ haben kann. Bei meinem Sohn wurde damals alles auf die Hochbegabung geschoben. Also zu hohe Intelligenz wie zu niedrige Intelligenz sollen beide ursächlich für typische ADHS-Symptome sein…. Hm… bei meinem Sohn hat sich die Medikation-wie Du weißt- positiv ausgewirkt. Allerdings erst das Medikament Nummer 3, Intuniv.
Wer kann bei Deinem Kind denn genau differenzieren, welches Symptom einer leichten GB und welches einem ADHS zuzuordnen ist?
Liebe Grüße
Außerdem denke ich, dass Deine Intuition ein guter Wegweiser ist.
@Falschparker kannst du was dazu sagen? Ich glaube, du hat schon mal was zu dem Thema geschrieben.
Hier wird von einem Mädchen berichtet, IQ von 65, mit Medikamenten über 100.
ADHS und Intelligenzminderung kann gemeinsam auftreten, meines Wissens lässt sich die Symptomatik aber gerade bei Kindern nicht gut ausdifferenzieren und oft auch wird von daher pädagogisch auf den durch die IM bedingten Förderbedarf abgezielt.
Es ist inhaltlich tatsächlich gar nicht verkehrt.
Was Details betrifft, aus halb fachlicher Sicht der dringende Ratschlag, auf Beratung durch das Forum zu verzichten. Bereits in den wenigen vorherigen Antworten werden Äpfel mit Birnen verglichen, das bringt Dir nichts.
Such Dir fachliche Ansprechpartner*innen, denen Du vertrauen kannst - eine erste gute Anlaufstelle können auch Elterninitiativen sein, entweder zu ADHS oder zur geistigen Behinderung. Da gibt es einiges, und was die an Engagement und Wissen mitbringen, stellt einige professionelle Angebote in den Schatten.
ADHS kann sowohl mit Hoch- als auch mit Normal- oder Minderbegabung zusammen gehen. Je nach dem wie niedrig der IQ ist, würde man dann von einer geistigen Behinderung sprechen. Oder meinst Du etwas anderes?
Dem stimme ich nachdrücklich zu. In einem Internetforum kennt niemand Dein Kind, euer Familiensystem und umgekehrt kennst du die fachlichen Hintergründe der Schreibenden nicht.
Hallo Grübeln,
ja, da hast du recht. Mein großer Sohn hat eine schwere geistige Behinderung und ADHS.
Einen Grund, warum sich beides ausschließen soll, sehe ich wirklich nicht. Unter Menschen mit Intelligenzminderung hat mindestens ein genau so großer Anteil ADHS wie unter Menschen ohne - ich vermute sogar, dass es dort überrepräsentiert, und unterbehandelt, ist.
Und wer beides hat, hat natürlich von beidem eine Kombination der Nachteile. ADHS-ler sind ja Underachiever, d. h. sie erreichen ohne Behandlung nicht ihr Potenzial. Und wenn dieses Potenzial eh geringer ist, ist man doppelt angeschmiert.
Ich habe ja früher mal im Seniorenbereich gearbeitet. Eine Regel lautet, wenn die alten Menschen schon eine leichte Demenz haben, sollte man wenigstens absichern, dass Hörgerät und Brille auf aktuellem Stand sind. Und dass Uhr und Kalender richtig gehen. Um die Verwirrten nicht noch zusätzlich zu verwirren.
Und so ähnlich ist es bei ADHS und Intelligenzminderung auch. Die ADHS sollte dringend so gut es geht behandelt werden, die Betroffenen haben es durch die Intelligenzminderung schwer genug. Damit die Eingliederung in den Inklusionsbetrieb, oder auch in die Lebenshilfe-Werkstatt, nicht auch noch scheitert.
Danke erstmal für eure Rückmeldungen!
Liebe Anne,
als Ergänzung, mein großer Sohn hat im Kindes- und Jugendalter sehr von Ritalin profitiert. Ich denke sogar, er braucht(e) es notwendiger als andere Kinder.
Nur weil eine geistige Behinderung (eventuell) besteht, ADHS nicht zu behandeln, ist extremster Ableismus, würde ich sagen. Und das haben wir 2008 erlebt. Die Ärztin in der Kinderpsychiatrie sagte uns, warum sollte er denn Ritalin nehmen, er könne ja doch kein Abitur machen.
Und, mit aller Vorsicht, bitte nicht erschrecken, bei den Worten Pflegekind, Intelligenzminderung, Unruhe und Impulsivität denke ich automatisch an die Möglichkeit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung. Habt ihr das mal erörtert?
Falls sie es hat, wäre es für die Lebensperspektive eurer Pflegetochter wichtig, diese Diagnose zu erhalten. Betroffene von FASD sind eben nicht nur intelligenzgemindert und impulsiv, sondern sehr häufig auch sehr naiv und zu unüberlegten Handlungen verleitbar, weit über das hinaus was bei „normalen“ ADHS-lern zu erwarten ist. ADHS-ler lernen langsam aus Erfahrungen, FASD-ler sind meist gar nicht in der Lage, aus Erfahrungen zu lernen. Und das zu wissen, ist wichtig, um den Betroffenen nicht unrecht zu tun.
Bei FASD werden ADHS-Medikamente übrigens auch mit Erfolg eingesetzt.
Laut leiblicher Eltern hätte die Mutter weder geraucht noch getrunken…ob das stimmt, keine Ahnung. Beide kognitiv auch schwach. Mutter GB, Vater LB…
Ich find die Psychiatrie macht es sich etwas leicht. Erst hieß es, Verhaltensauffälligkeiten wegen Bindungsstörung, jetzt heißt es Verhaltensauffälligkeiten wegen Intelligenzminderung…
Ich sehe ihren guten Kern und habe das Gefühl, daß der durch die Verhaltensauffälligkeiten so überdeckt ist und nur selten aufblitzen kann. Da hatte ich von der Psychiatrie mehr/was anderes erwartet.
Und überallem steht, das Jugendamt, der Vormund, die unterschwellig drohen, ob das Kind nicht besser in eine Wohngruppe gehört.
Droht dir das Jugendamt wirklich, oder empfindest du es als Bedrohung?
Den guten Kern, der zum Glück vorhanden ist zu sehen, ist dass eine, aber Verhaltensauffälligkeiten können den guten Kern sehr belastbar überdecken.
Vermutlich ist es ein ganz schwieriger Cocktail aus allem, den deine Pflegetochter einschränkt.
Eigentlich wäre es doch ganz einfach es aus Sicherheit mit Medikation zu überprüfen ob es was bringt, oder ? Was wirklich ADHS in diesem Falle ist kann man nun mal schwerer differenzieren.
Manchmal sieht etwas aus wie GB und „wächst“ sich wieder raus weil was anderes das eigentliche Potential überschattet hat.
Wenn deine Tochter den GB Status hat wäre trotzdem zu überlegen ob sie nicht in einen passenden Kindergarten oder Schule geht . Manchmal ist das selbst für Grenzgänger kurz vor GB sehr hilfreich, weil von den normalen Anforderungen nicht mehr so belastet. In solchen Einrichtungen würdet ihr auch als Familie vermutlich anders unterstützt.
Bei Pflegekindern kann man manchmal so viel Liebe, Sicherheit, Versorgung und Professionalität reinbringen und trotzdem reicht es nicht aus , die negativen Einflüsse sei es körperlich oder psychisch/emotional ab Schwangerschaft auszugleichen.
Da sind Pflegeeltern schon dran kaputt gegangen.
Pflegefamilien sind günstiger wie eine Wohngruppe und mal provokativ gesagt wäre es rein aus finanzieller Sicht günstiger aus Sicht des JA sie nicht in eine Wohngruppe zu geben.
Wenn die Idee fürsorglich bedacht ist , will das JA euch auch als Pflegeeltern schützen.
Bekommt ihr als Eltern den professionellen Begleitung für euch selbst?
Denn grade bei so einem Fall ist es schwierig sich nicht mit sich selbst den Fachleuten und Behörden zu verstricken.
Das macht es fürs Kind noch schlimmer.
Aber es ist auch richtig, sich nicht einfach abzutun mit dem was Fachleute sagen, und am Ball zu bleiben um die best Möglichste Unterstützung zu finden . Denn natürlich ist es ebenso möglich das Fachleute nicht so nah dran sind, wie du und dadurch erstmal einen ganz anderen Blick hast.
Schwierig wird es nur wenn der Blick sich aus liebevollem Wunschdenken für das Kind verklärt.
Vielleicht kannst du die KJP so weit überzeugen wenigstens einen Medikationsversuch zu machen, was für alle Seiten und dem weiteren Weg dann auch mehr Klarheit bringen würde. Schlimmeres wie keine Wirkung oder eine Kontrawirkung würde es ja vermutlich nicht geben. Wobei es eben gut bedacht werden muss wegen möglicher Kontrawirkungen. Könnte mir auch vorstellen das es gut begleitet werden muss um in der Eindosierung das passende zu finden. ADHS gehört aus meiner Sicht behandelt, egal was man noch für Buchstaben (FASD, GB etc……) im Lebensrucksack hat.
Vielleicht können dir auch Einrichtungen für Kinder mit GB (so was wie Lebenshilfe) beratend noch mal in deinem Dilemma helfen. Die haben einen anderen Blick und du bist bestimmt nicht die einzige die vor solchen Aussagen steht.
Jetzt habe ich es irgendwie von ein paar Seiten beleuchtet und ich hoffe es hilft dir trotzdem.
Stimmt! Eine Bekannte hat 2 Pflegekinder die mit FASD + Adhs diagnostiziert sind und die sie sehr liebt, aber an den Rand der Kräfte gebracht haben. Sie musste schweren Herzens ihren Job aufgeben als die Kinder älter wurden , sie hat beides nicht mehr geschafft
Manchmal steckt mehr dahinter und das Jugendamt hat gute Erfahrungen und kann neutral bewerten was vielleicht das beste ist fürs Kind
Danke noch mal allen fürs mitdenken und überlegen. Ich hatte heute noch mal kurzfristig ein Gespräch mit ihrer alten, ambulanten Therapeutin, die sie ja nun auch seit Jahren kennt. Das war nochmal gut und klärend. Ich habe jetzt such noch mal dem Therapeuten aus der Psychiatrie mit Bitte um ein Gespräch geschrieben. Nächste Woche findet dann die Helferkonferenz mit Vormund/Jugendamt und meinem Träger statt. Danach weiß ich mehr…
Mal aus sonderpädagogischer Sicht: Ja, es können (und werden auch) durchaus beide Diagnosen gestellt. Der Fokus liegt in der Praxis meist auf der kognitiven Behinderung, was jedoch nicht heißt, dass einige nicht von ADHS-Medikation profitieren können. Symptome können aber auch aufgrund der geistigen Behinderung bestehen, dann helfen Medikamente vermutlich eher weniger. Das muss man vorsichtig testen und immer Einzelfall abhängig abwägen.
Ja, es gibt ebenfalls den Fall, dass der IQ fälschlicherweise aufgrund einer ausgeprägten ADHS-Symptomatik zu niedrig getestet wird oder eine aussagekräftige IQ-Testung auch gar nicht richtig möglich ist. Ich gebe aber zu bedenken, dass der Förderschwerpunkt GE für Schüler:innen tendenziell eher mehr Unterstützungsmaßnahmen ermöglicht (auch mit Blick auf die nachschulische Laufbahn), was durchaus von Vorteil sein kann. Letztendlich ist das aber natürlich eine individuelle Sache, die ich als Fremde aus dem Internet weder beurteilen kann noch möchte.
Danke noch mal für den sonderpädagogischen Blick. Ja, du hast recht, manchmal ist es einfacher, deutlich geistig behindert zu sein (WfB etc) als wenn man so an der Grenze ist, vielleicht eine Hilfsausbildung schafft, aber doch nicht wirklich auf dem 1. Arbeitsmarkt Fuß fassen kann.
Und ja, du hast auch Recht, dass sich Symptome bei ADHS, Geistiger Behinderung und auch bei Bindungsstörung sehr ähneln können und es schwierig ist rauszubekommen, was die Ursache des Verhaltens ist.
Ich bin auch ein bißchen ruhiger, nachdem ich mit unserer ambulanten Therapeutin gesprochen habe und wir zusammen manches noch mal sortieren konnten.
Was ich immer noch schwierig finde ist die Frage, wieso der iQ vor der Einschulung im unteren Normbereich war, also 91 und jetzt 2 Jahre später der IQ nur noch 62 sein soll. Und da glaube ich einfach, dass sie in der Psychiatrie so gestresst und überfordert war, dass sie einfach nicht mehr abrufen konnte.
Nächste Woche ist das Abschlußgespräch und der Therapeut meinte, er nimmt sich noch mal 1 Stunde Zeit für meine Fragen etc.