Hallo zusammen,
habe mich bereits im Vorfeld durch dieses Forum gewühlt, vieles zu der Thematik gefunden, allerdings bleiben mehr Fragen als Antworten.
Vielleicht kann mir hier der ein oder andere meine offenen Fragen beantworten oder hat Erfahrungen.
Ein enges Familienmitglied hat mit 40 Jahren ADHS diagnostiziert bekommen.
Medikamentös wurde er mit 2x 30 mg Medikinet eingestellt. Ca. 6 Monate nach der Diagnose " rutschte" er in eine Psychose mit Verfolgungswahn, er dachte, er wird abgehört, usw.
Die Psychiaterin, die ihn wegen der ADHS behandelt diagnostizierte nach einem 15 minütigen Gespräch Paranoide Schizophrenie. Eine Woche später landete er nach einem Suizidversuch für 3 Wochen in der Klinik und wurde dort mit der Diagnose Akute polymorphe Psychose mit Symptomen einer Schizophrenie entlassen.
Wieder bei seiner Ärztin wurde ihm nur mitgeteilt, er müsse jetzt 1 Jahr lang Neuroleptika einnehmen. Diagnostische wurde da auch nicht weiter untersucht. Nach einem Jahr revidiert die Ärztin mündlich die Diagnose, es seien halt einfach Psychosen. Offiziell lief es aber weiter unter Paranoider Schizophrenie.
Die verordneten Neuroleptika führten aber zu extremen Nebenwirkungen und verstärkt en die Symptome der ADHS massiv, so dass er die recht schnell wieder absetzte, zumal er an der Diagnose auch zweifelte.
Darüber hinausgehende Therapiemöglichkeiten wurden auch nicht angeboten.
Mittlerweile sind wir der Meinung, dass seine Symptomatik eher auf eine Komorbidität mit einer Persönlichkeitsstörung hinweist.
Ich weiss zwar, dass ADHS und Schizophrenie gemeinsame genetische Komponenten haben, aber wie hoch ist da wirklich eine Komorbidität?
Und wie funktioniert das mit dem Dopamin? Wenn ADHS ja einen Dopaminmangel zugrunde liegt und Schizophrenie einen Überschuss, hebt sich das nicht auf?
Aktuell wird versucht, einen Arzt zu finden, der sich das Ganze mal genauer ansieht. Leider mussten wir die Erfahrung machen, dass die meisten mit dieser Thematik überfordert sind oder das Thema nicht ernst nehmen.
Anfang des Jahres hat er dann den Arzt gewechselt, da die Ärztin auch die Medikation mit Medikinet verweigern wollte, falls er seine berufliche Umschulung abbrechen sollte, weil er dann ja eh nur zuhause wäre und dafür braucht es ja keine Medikamente.
Danach einen Termin bei dem Arzt vereinbart, der damals auch die Diagnose ADHS gestellt hatte ( die Ärztin macht die nicht selbst, sondern über diesen Kollegen). Angesprochen auf eine evtl. Komorbidität von ADHS murmelt der nur, dass sowas ja mal vorkommen kann, er würde aber eh nur ADHSler behandeln, die sich bereit erklären, in seine Gruppentherapie zu gehen.
Danach zum 3. Arzt, der sich zwar beim ersten Gespräch offen zeigte und auch eine evtl. Komorbidität untersuchen wollte. 2.ter Termin nach 3 Monaten, da war aber auf einmal davon nicht mehr die Rede, er solle sich doch einfach mal bei der Caritas psychologisch beraten lassen.
Keiner der Termine hat länger als 5 Minuten gedauert, es wurden keine Fragen gestellt, welche Symptome auftreten, welche Auswirkungen diese auf Beruf und Sozialleben haben.
Karl