ADHS und Soziale Phobie/ ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

Bei mir wurde kürzlich, mit 35 Jahren ADHS sowie eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.

Davor habe ich mehrmals Depression, Angsstörung, Soziale Phobie und dergleichen diagnostiziert bekommen, weil das Problem, das mich am meisten beeinträchtigt soziale Situationen sind:
Ich werde seit jahren zunehmend panisch, wenn ich länger mit Menschen spreche und habe Probleme Menschen beim Reden in die Augen zu sehen, lebe deshalb sehr isoliert und vermeide soziale Ereignisse so gut es geht.
Besonders macht sich das bemerkbar, seit ich völlig aufgehört habe Alkohol oder Kaffee zu trinken.

Dabei habe ich aber zwei Freunde, mit denen das trotzdem meistens funktioniert, im Job ist es auch kein Problem und ich telefoniere gerne. Ich rede auch gerne vor Menschen (z.B. Vorträge oder Referate), spiele in einer Band, dabei bleibe ich völlig entspannt und es macht mir sogar Spaß.

Das konnten sich die Psychiater jeweils nicht erklären, haben mir aber trotzdem mehrmals Citalopram, Duloxetin und andere Antidepressiva verschrieben, jeweils ohne eine Wirkung zu erzielen.

Nachdem mich nun endlich eine neue Therapeutin auf das Thema ADHS aufmerksam gemacht hatte, weil auch viele anderen Symptome bei mir auftreten, verstehe ich, dass mein Problem schlicht ist, nicht ruhig sitzen zu können ohne ständig an mir herum zu nesteln oder auf dem Stuhl herum zu rutschen.
Ich dachte, das wäre ein Ausdruck der sich entwickelnden Panik und Symptom des ganzen, nicht die Ursache.
Der Versuch, trotzdem normal auf den Gegenüber zu wirken strengt mich furchtbar an und ich entwickle die Angst, als komisch empfunden zu werden. Das ist im Zwei-Augen-Gespräch ohne Ablenkung am schlimmsten, darum Versuche ich das möglichst zu vermeiden, was sich dann eben in einer ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung niederschlägt.

Das erklärt mir einiges:

  • Beim Telefonieren laufe ich grundsätzlich herum, ich kann und muss dabei nicht ruhig sitzen.
  • Meine einzigen zwei verbliebenen Freunde treffe ich grundsätzlich nur im Proberaum (wir haben eine Band zusammen) und den anderen beim Sport (wir gehen immer zusammen bouldern oder klettern).
  • Im Job habe ich meistens irgendwas zu tun oder blättere während des Gesprächs in meinen Unerlagen herum und erstelle Notizen.
  • Ich brauche gar nicht den Alkohol oder das Koffein, sondern die Beschäftigung des Trinkens, damit ich ein Gespräch führen kann. Zusätzlich enthemmt Alkohol natürlich noch weiter.

Eine Anekdote am Rande sei noch, als ich aufgehört habe zu trinken und noch öfter das Haus verlassen habe, trank ich mal 6 Flaschen Wasser an einem Abend und hab mich gewundert, wie viel Durst ich haben kann.

Geht es vielleicht noch jemanden so?
Allein die Diagnose bringt mir schon sehr viel denke ich, zum einen medikamentös, vielleicht werde ich mich ja irgendwann nicht mehr anstrengen müssen, normal zu wirken.

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Klingt ziemlich ADHSsig…

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Kleiner Gedanke, bevor ich ins Bett gehe:
Vielleicht helfen dir die Medikamente etc. ja dabei, dass es dir nicht mehr so wichtig ist, normal zu wirken :wink:

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Dafür brauche ich denke ich nichtmal Medikamente, komisch zu wirken finde ich gar nicht schlimm, das hat ja eher mein Unterbewusstsein gemacht. Ich wusste das nicht.

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Erkenne mich auch bei dir gut wieder, auch das Alter (noch bin ich 35 Jahre alt, bald 36), die Diagnosen besonders Depressionen und ängstlich vermeidende Persönlichkeitsanteile (ich mag Störung nicht so, das meint auch meine Therapeutin und eine Psychologin in einer psychiatrischen Einrichtung einst).

Beim telefonieren (alleine!!) Rumlaufen, aufgehen kenne ich auch sehr gut, das habe ich gestern wieder gemerkt, da komme ich so richtig aus mir raus. Anders ist das unter Personen mit Autorität, am besten noch mehrere auf einmal/ zu wissen, dass man bewertet werden könnte (natürlich denke ich als pessimistischet und zweifelnder Mensch gerne an negative Kritik oder das ich wie ich Depp rüberkomme, sehr häufig ist es aber genau das Gegenteil, das widerum füttert mein imposter-syndrom oder kann sich in wie ich finde überschwänglichen Gedanken führen bzw. Ich werte die „Lobenden“ ab bzw. Nehme es evtl als Kritik auf… Man oh man :frowning: )

Ich werde bald wissen wie es weitergeht, bin gespannt wie es bei dir weiterlaufen wird. Alles gute dir!