Halllo Alexius84,
wenn ich Deine Geschichte so lese, klingt sie für mich meiner eigenen sehr ähnlich: Die Symptome, die Du beschreibst, die Vorbehalte Deiner Therapeutin („heute werden viele voreilig diagnostiziert“), Du nimmst ein Antidepressivum und versuchst, es auszuschleichen, Du hast Schwierigkeiten, auszudrücken, was Du hier eigentlich genau fragen willst.
Ich selbst kämpfe seit langer Zeit gegen genau dieselben Vorbehalte von Therapeuten und Psychiatern und den krassen Mangel an Psychiatern im Allgemeinen und ADHS-kompetenten im Besonderen in der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Ich möchte Dir damit sagen: Das ist ein bekanntes Problem, und vielleicht hilft es Dir zu wissen, dass Du nicht alleine damit dastehst.
Du schreibst: „Das Problem ist, dass sie nicht wirklich hinter meiner Fassade sieht. Das ist genau das Problem. Da ich immer eine Art Maske aufhabe und viele merken nickt was dahinter steckt.“ Davon kann ich ein Lied singen: Meine langjährige Psychiaterin hat mir ADHS nicht abgenommen, obwohl ich eine klare Diagnose hatte (gegen ihren Widerstand habe ich woanders eine Diagnostik machen lassen), mit demselben Argument: „Na und? Jeder erfüllt heutzutage die Kriterien.“
Die schlechte Laune beim Ausschleichen eines Antidepressivums (SSRI bei mir) kenne ich auch sehr gut. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du es dort hindurchschaffst und die Unterstützung bekommst, die Du dafür brauchst.
Nachdem ich etliche Jahre lang von verschiedenen Therapeuten und Psychiatern mehr Unwissen und Widerstand als Unterstützung zu meiner Symptomatik und ADHS bekommen habe, versuche ich es jetzt so: Ich habe mich bei einer Psychiaterin angemeldet, von der ich von einem Bekannten weiß, dass sie sich mit ADHS auskennt. Da ist die Wartezeit entsprechend lang. Weil ich nicht so lange warten kann und will, werde ich bis dahin in eine Privatpraxis gehen und selbst zahlen. Anders finde ich offenbar niemanden, der in der Lage ist, mich in erträglicher Zeit wegen ADHS zu behandeln.
Mein Eindruck ist mittlerweile, dass ein Patient, der schon Medikamente gegen Angst und Depression nimmt und jetzt noch eine neue Diagnose hat, wo wieder ein anderes Medikament angezeigt ist, und wo die Frage im Raum steht, ob die bisherige Behandlung vielleicht nur für ADHS-Begleiterscheinungen war und damit insgesamt eher unpassend, einfach ein zu komplizierter Fall ist für viele niedergelassene, gesetzlich kassenfinanzierte Ärzte. Die haben einfach nicht die Zeit, sich dem angemessen zu widmen.
Du schreibst: „Ich weiß nicht Mal ob es Ärzte gibt die sich damit richtig auskennen und einem da auch helfen. Ich weiß nur das ich auf Dauer bei der Arbeit nickt weiterkommen werde.“ Tja… es gibt hierzulande wirklich immer noch eher wenig Ärzte, die sich damit auskennen. Mittlerweile werden es wohl langsam mehr, aber gerade die älteren hatten das in ihrer Ausbildung nicht, und eher wenige schaffen es, sich fortzubilden. Die, die es gibt, werden entsprechend von Patienten überrannt und haben deshalb lange Wartelisten. Viele arbeiten auch in Privatpraxen.
Solltest Du privat versichert sein (ich bin es nicht) oder die finanziellen Mittel haben oder auftreiben können, wäre ein Besuch in einer Privatpraxis mit Spezialisierung auf ADHS eine Idee. Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen weiterhelfen.