ADHS Verdacht bei beiden Kindern

Also, ich selber wurde erst vor 2 Monaten diagnostiziert und das hat gerade absolute Priorität (im Bezug auf Diagnosen), weil ich für mich und meine Familie und meinen Alltag erstmal, auch medikamentös, damit klarkommend muss.

Nun, weil ich gerade sowieso im Forum unterwegs war, würde ich gerne nach Meiningen zu dem Verhalten meiner Kinder fragen. Ich würde sie gerade ungerne irgendwelchen Untersuchungen aussetzen, die nicht nötig sind, aber habe auch etwas Bammel, dass ich etwas schleifen lasse. So wie meine Eltern bei mir…

Meine Tochter ist 5 Jahre alt, konnte mit 1 1/2 zweisprachig fließend sprechen, war immer ihrer Entwicklung einen oder mehrere Schritte voraus. Sie ist unglaublich lieb und lustig. In die Kita kam sie erst letzten Sommer (also mit 5). Sie ist noch ziemlich schüchtern dort, aber sehr beliebt. Seit meiner Diagnose ist mir aufgefallen, dass sie ziemlich verträumt ist und sehr oft nicht zuhört. Sie ist auch extrem (!) stur und phasenweise launisch. So war ich zu 100% in meiner Kindheit… Im Sommer kommt sie in die Schule, bisherige Untersuchungen waren mehr als zufriedenstellend, höchstens war sie etwas zu schüchtern. Wenn sie etwas lernen WILL, lernt sie in Windeseile. Hat sie keine Lust, keine Chance (wirklich sehr, sehr stur das Mädel :D)

Mein Sohn ist im Dezember 3 Jahre alt geworden und ihm „verdanke“ ich meine Diagnose. Er kam ebenfalls im August in die Kita. Nach einer Woche (!!!) sprach man mich an, er hätte gewiss ADHS… Weshalb ich mich über Monate hinweg testen lies, hatte aber auch mehr als genug Indizien.
Er spricht noch immer sehr wenig (wächst zweisprachig auf, hat früh das Interesse an Englisch gezeigt - keine Ahnung wieso, weshalb es mittlerweile dreisprachig ist. Wir dachten lange wir tun ihm einen Gefallen, wenn wir das unterstützen. Was er lernt, lernt er meistens zu 85% auf englisch. Er ist ein Wirbelwind, immer in Bewegung, wobei das langsam besser wird. Er lief mit nicht einmal 10 Monaten und ist motorisch sehr fit, Untersuchungen ergaben immer altersgerechte Entwicklungen (obwohl er nicht spricht).
Nun ist er aber noch sturer und sehr trotzig, er rastet bei einem „Nein“ so schlimm aus, das ist der Wahnsinn. In der Kita hat er absolut kein Interesse an den anderen Kindern (gleichaltrig), spielt aber gerne in der Gruppe seiner Schwester mit den Vorschulkindern. Zu den Erzieherinnen hat er wenig Bezug, wobei er auch sehr wenig in der Kita ist, weil sehr oft krank. Ich finde, dass es ausreicht, dass er mal kuschelt, wenn er traurig ist oder zu der Erzieherin geht, wenn er was will. Die finden, dass er keinen Bezug hat… Auf uns hören wird langsam besser, aber meistens versucht er sich durchzusetzen oder testet sehr oft seine Grenzen aus.
Ansonsten ist er ein wunderbarer Junge, sehr emphatisch und kuschelt gerne.
Die Erzieherinnen finden ihn zu anstrengend, deshalb darf er, trotz Vollzeit Vertrag, nur bis 12 bleiben. Ist blöd, weil entweder fahre ich 3 mal oder nehme das Vorschulkind um 12 auch mit… Momentan überlege ich ihn zu Hause zu lassen.

Vielleicht mag mir jemand etwas Input geben, ob ich bei beiden abwarten soll, bei einem oder beiden reagieren sollte etc.? Wobei ich, gerade bei meinem Sohn, abwarten möchte. Er ist ja gerade erst 3…

Der Arzt der beiden sieht aktuell keinen Handlungsbedarf, wobei ich meine Diagnose nicht kommuniziere, auch nicht in der Kita. Möchte das meine Kinder, ohne Vorurteil, bewertet werden.

Zu meinem Sohn muss ich noch sagen, dass er Dinge lernt, bei denen ich mir denke… Wieso kannst du das mein kleiner Freund… Ganz selten lernen wir aktiv mit den Kindern, eher spielerisch nebenbei. Er hat aber so alle Zahlen und Buchstaben gelernt, kann bei allen Wörter die Buchstaben aufsagen und auf meiner Tastatur erkennt er alle Zahlen und Buchstaben. Das kann meine Tochter noch nicht einmal, was ja auch okay ist. Er darf ehrlich gesagt gelegentlich Netflix schauen (natürlich nur in Maßen), weint aber so lange bis wir auf englisch umschalten. Ich spreche deutsch und mein Mann seine Muttersprache mit ihm, wobei wir das reduzieren, damit er endlich deutsch lernt. Jedenfalls lerne ich mittlerweile englische Wörter von ihm, obwohl ich es fließend spreche (oder sprach, man vergisst ja das ein oder andere). Dass er, für mein Verständnis, so altersungerechte Dinge kann, wirft bei mir eher Autismus auf den Schirm. Außerdem geht er manchmal auf Zehenspitzen, meistens wenn er noch müde ist nach dem Mittagsschlaf.

Eins noch zu meinem Sohn. Es wird zwar langsam besser, aber rausgehen mit ihm ist der Horror. Meistens hat er keine Lust zu laufen, obwohl er sonst sehr aktiv ist und sehr viel tobt! Er ist überfordert oder gelangweilt, ich weiß es nicht. Aber meistens ist er draußen schlecht drauf. Leider gewöhnten wir ihm, um das Haus mal verlassen zu können!, an etwas zu bekommen. Sieht der Junge ein Geschäft, wird geschrien, bis er was bekommt. Das ist falsche Erziehung, klar. Aber es ist anderenfalls so nervig mit ihm. Auf Spielplätzen, ja selbst im Disneyland, ist er super schnell gelangweilt. Zu Hause ist er ein Engel, kann locker stundenlang im Home Office arbeitet, er spielt sehr schön alleine oder mit der Schwester. Da ist sie deutlich anstrengender zu Hause…
Und das Letzte: Er ist seit bestimmt 1,5 Jahren total auf Bauernhof und Tiere fokussiert. Vor allem Kühe. Zu 90% spielt er mit seinen Schleich Tieren. Selbst wenn er mal Autos oder Bälle nimmt, spielt ein Tier mit.

Schau doch mal das Autismusspektrum an. Auch wenn es keine Störungsqualität erreicht, ist die Erkenntnis einer (möglicherweise aber nicht zwingend bestegenden) eine subklinische Ausprägung ein Gewinn.

Und bezüglich der Tochter könnte HB vorliegen.

Aus der Entfernung alles völlig geraten. Aber das würde ich zumindest abklopfen.

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Hallo,

du solltest in Bezug auf deine Kinder aufmerksam bleiben, um den Zeitpunkt für eine ADHS-Behandlung nicht zu verpassen. 3 Jahre ist noch etwas früh, mein Sohn war ab kurz nach dem 4. Geburtstag regelmäßig in der Kinderpsychiatriepraxis in Behandlung, zuerst gab es einige Untersuchungen und nicht medikamentöse Therapien, Medikamente bekam er dann mit 4 Jahren und 8 Monaten (jetzt ist er 10).

Und das war schon außergewöhnlich früh, wir hatten die Praxis danach ausgesucht, weil wir uns vorstellen konnten dass diese offen dafür ist. Bereut haben wir es nicht, es tat ihm sofort gut, er wurde ausgeglichener und verständiger. Er steht sich selbst im Weg, sagte auch die Kinderpsychiaterin.

Und deine Tochter - sehr intelligent, aber streckenweise verträumt, stur und launisch. Es kommt immer darauf an, leidet sie unter der Situation und was könnte man durch eine Intervention erreichen. Man könnte leicht in die Falle laufen, das alles nicht für so schlimm zu halten, und sie kriegt dann erst mit Mitte 20 oder noch später ihre ADHS-Diagnose und Behandlung, und sie sieht dann, dass ihre Kindheit und Jugend hätte leichter sein können - das wäre schade! Viele Mädchen und Frauen erleben es, lange so unter dem Radar zu laufen.

Herzlich willkommen, @Dzpr :adxs_daumen:

Bezogen auf deine Tochter möchte ich unsere Neurologin zitieren: „Die klugen, stillen Damen kommen meistens in der 7. oder 8. Klasse zu mir, weil da die Probleme in der Schule anfangen. Mit dem richtigen Medikament merken sie dann, dass das Leben gar nicht so hart sein muss.“ Im Nachhinein hat meine Tochter sich aber schon in der Grundschule anders gefühlt, als ob sie nicht dazugehört. In den ersten Grundschuljahren lief aber alles gut.

Ich würde bei deiner Tochter vielleicht erstmal den Schuleintritt abwarten, aber das Thema dann beobachten. Dein Sohn ist erstmal akuter. Auch weil es in der Kita nicht läuft und damit zeitlich einiges durcheinander wirft. Das würde ich schon angehen.

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Vielleicht ist Dein Kind eher introvertiert.
Bei unserem temperamentvollen Ältesten hat uns das Buch „Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden“ vor Dr. Mary Sheedy Kurcinka sehr geholfen, ihn besser zu verstehen.

Introvertiert - Extrovertiert

Dem Thema Introversion - Extroversion widmet die Verfasserin ein eigenes Kapitel. Temperamentvolle Kinder sind eben nicht automatisch extro- oder introvertiert, sondern diese Veranlagung kommt dann nochmal zu diesem besonderen Temperament individuell hinzu. Wichtig ist diese Einteilung vor allem dafür, um die Energiequellen des Kindes (oder auch die eigenen) zu erkennen und ernst zu nehmen. Während extrovertierte Menschen ihre Energie im Wesentlichen aus dem Kontakt mit anderen Menschen ziehen (Geselligkeit), brauchen introvertierte Menschen Ruhe, Rückzug und das Alleinsein, um aufzutanken und ihren Energiespeicher zu füllen. Für Eltern temperamentvoller Kinder ist es essentiell, auf die Bedürfnisse ihres Kindes nach entweder Gesellschaft oder Rückzug einzugehen und Unterstützung im Erkennen und Wahrnehmen dieses Bedürfnisses zu geben. Bei introvertierten Kindern kann sich fehlende Ruhe beispielsweise in Aggressionen und Wut äußern: „Das nicht erkannte Bedürfnis nach Zeit für sich allein ist einer der Hauptgründe dafür, dass temperamentvolle Kinder ausrasten, mit ihren Geschwistern streiten oder garstig werden.“ (S.116)

Ich muss noch hinzufügen, dass mein Eindruck komplett unabhängig von einer möglichen ADHS-Diagnose bei Deinen Kindern gemeint ist. Dein Sohn könnte introvertiert/temperamentvoll sein UND möglicherweise eine ADHS-Diagnose bekommen, oder beides oder nichts von beiden.

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