ADHS & Verhaltenstherapie

Hallo Forum!

Ich habe jetzt schon einige Erfahrungen mit verschiedenen Therapieformen gehabt und wollte mal eure Erfahrungen mit Verhaltenstherapien hören, insbesondere weil diese Art von Therapie am “einfachsten” z.B. über Ausbildungszentren und/oder Health-Start-Up-Whatever (z.B. Modern Health) zu erreichen sind.

Es heißt ja immer, dass diese Art perfekt zu ADHS passen würde, was ich doch stark bezweifle.

Während ich bei einer Tiefenpsychologischen Therapie immer das Gefühl hatte, dass durch gezielte Fragen vom Therapeuten eine Veränderung des Denkens aus einem selbst erwirkt wird, bin ich von Verhaltenstherapien nur noch genervt. Ständig irgendwelche Listen man auszufüllen soll aka “nenne drei Dinge die heute gut waren” , am besten noch jeden Tag zur selben Uhrzeit. Davon abgesehen, dass mir das eh schon schwerfällt, fühle ich mich da direkt wie im Kindergarten.

Plus Ratschläge wie: “Ja, wenn du dich emotional und impulsiv jemand anderem gegenüber verhälst, dann versuch dich doch drauf zu konzentrieren, es einfach nicht zu tun”. Ja cool, gute Idee, danke für nichts.

Davon ab bin ich der Meinung, dass diese Art von Therapie niemanden heilen kann. Es ist wie ein Pflaster auf ne Wunde zu kleben, wenn diese eigentlich genäht werden müsste.

Mir kann doch keiner erzählen, dass tief verwurzelte Traumata, von denen man vielleicht noch gar nichts weiß, durch irgendwelche Listen und andere Beschäftigungsmaßnamen entdeckt und gelöst werden können.

Geht es da nur mir so, oder habe ich einfach nur das falsche “Mindset”?

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Man sollte schauen das der oder die Verhaltenstherapeut/in auch weiß was ADHS ist…

Meine Familienhilfe (wegen Trennung) hat mir Mal gesagt wenn ich merke das es in mir kocht soll ich mich einfach entspannt hinsetzen…dann würde das besser .. hab ihn dann gebeten über das Thema den Mund zu halten

Man muss es trennen . Zum einem muss geklärt sein ob Traumata überhaupt vorliegen und wenn ja, wie es das Leben beinflusst. Dann kann man schauen ob durch bestimmtes Verhalten eine Veränderung/Verbesserung möglich ist. Manchmal hilft schon ein anderer Umgang mit dem Trauma. Dann gibt es wiederum bei einigen die Notwendigkeit zur Traumatherapie. Die könnte zur Folge haben dass sich Dinge verarbeiten/auflösen und somit auch von selbst bestimmte Verhaltensweisen. Ein gute Verhaltenstherapie könnte auch eine Traumatherapie unterstützen , weil man schon gelernt hat mit bestimmten Dingen anders umzugehen.

Betrachten wir ADHS ohne Trauma ist mit einer „Mach mal jeden Tag um 10:00 deine ToDo Liste“ nicht getan. Trotzdem macht es Sinn bewährte Dinge auszuprobieren um aber dann individuell zu schauen wie was machbar und umsetzbar ist . Dazu kommt aber auch zu erfassen wo die Grenzen des machbaren sind und was man akzeptieren muss. Es sollte vor allem dieses „Du musst doch einfach nur“ nicht entstehen.

Ich glaube das Ergotherapie oder ein Coaching da eine gute Alternative wären.

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Ich hab ja einige Selbsthilfegruppen besucht seit meiner Diagnose aber auch selbst 2.

Ich habe noch keinen getroffen, dem Verhaltenstherapie etwas gebracht hätte. Das kann zufall sein, das kann an den Therapeuten liegen, aber vielleicht auch an der eigenen Herangehensweise. Wenn ich nicht weiß wie ich mich verhalte brauche ich wahrscheinlich eine andere Unterstützung als wenn ich es kommen und brodeln fühle und das abstellen möchte.

Aus der Ergotherapie kann ich halt sagen, daß die erste Ergotherapeutin inder ersten Praxis lt. telefonischer Frage Erfahrung mit Adhs hätte- laut Homepage hat die Praxis das nur mit Kindern. Sie wollte mich zu Therapiegesprächen zwingen (Psychotherapie), wollte wo ich emotional im Chaos war, das ich alles in Vierecke einteile und so aufräume…

Ich sagte immer wieder, daß ich grundsätzlich aufräumen kann, das aber seit der Medikamente und dem Postcovid gar nicht hinbekomme… es folgte eine emotionale Erpressung nach der mächsten bis ich ihr unterbreitete, daß ich gehe, leider am Anfang der Stunde, denn er wurde ernidrigend belehrend und sonst noch wild.

Die jetzige Praxis mit Erfahrung kann sich gut auf mich einstellen. Mit der Chefin funktionierte es nicht gut, aber mit meiner ersten Ergotherapeutin und ihrer Kollegin. Derzeit wechsele ich zwischen den beiden Damen und mache große Fortschritte für mich.

Ich bin seit 2010 in Traumatherapie, davor hatte ich 3 Jahre eine andere Psychotherapie was auch beides gut passte und pasdt. Aber vor 2008 war ich seit der Kindheit immer in Psychotherapie bei min 7 Therapeuten - davon war nie was zielführend, hilfreich sondern hatte das immer als rausgeschmissenes Geld und vergeudete Zeit eingestuft, zumal ich dann ja auch immer viel Fahrzeit für Hin- und Rückreise aufwenden musste.

In einer Therapie mußt du das Gefühl haben, daß du dich wohl fühlst, daß man dich mit deinen Problemen versteht (nicht immer hat man das Gefühl, das der Therapeut wirklich versteht wo das Problem ist) und das du zumindest nach 3 bis 4 std/ Terminen das Gefühl hast/ entwickelst das die Vorschläge und Herangehensweisen eine Lösung bieten könnten.

Spannend ist auch, wenn man offen anspricht, daß einem die Herangehensweise nichts bringt oder man sie als belästigen, zu stark beanspruchend oder anderes empfindet und man sich einen anderen Weg wünscht.

Der eine Therapeute kann darauf eingehen, und einige nicht. Daran kann man dann aber auch für sich ableiten, ob man es weiter probieren möchte oder ob man sich ggf. besser einen anderen Therapeuten bzw. andere Wege sucht (Therpeutenmangel leider).

Manchmal kann auch ein anderer Weg wie Bewo mit Sozialarbeitern eine bessere Lösung sein, weil sie viel mehr auf einen eingehen möchten und wirklich helfen und unterstützen wollen, aber auch Selbsthilfegruppen oder Stammtische wo man mit dem Austausch versucht eine Strategie zu entwickeln.

Du mußt das gefühl für eine Therapie haben, das es was bringt/ bringen könnte, sonst ansprechen und ggf. wenn nicht auf dich eingegangen wird könnte auch eine Ergotherapie für Erwachsene mit Adhs im Erwachsenenalter zumindest einen Versuch wert sein. Ordnung, Chaos und „Struckturlosigkeit“ macht sich bei vielen Adhsler breit.
Der Psychiater verschreibt Ergotherapie. Einfach ansprechen, Platz suchen und wenn du mit der Ergotherapie anfangen darfst druckt der Psychiater dann die Verordnung

Hi @nuDz

Vielleicht ist Verhaltenstherapie nichts für Dich, vielleicht passt auch der Therapeut/die Therapeutin nicht.

Tief verwurzelte Traumata (sofern vorhanden) löst man nicht mir einer normalen Verhaltenstherapie. Dafür brauchst Du einen gut ausgebildeten Trauma-Therapeuten. Die gibt es in jeder Therapie-Richtung. Welche zu Dir „passt“, musst Du selbst rausfinden.

Ich mache aktuell eine Trauma-Therapie, die offiziell unter dem Label „Verhaltenstherapie“ läuft. Meine Therapeutin nutzt aber verschiedene Ansätze. Neben der „klassischen“ Verhaltenstherapie u.a. Ansätze aus der Schematherapie, achtsamkeitsbasierte und erlebnisorientierte Ansätze. Sie ist außerdem extra ausgebildete, erfahrene Trauma-Therapeutin und kennt sich mit ADHS aus.

Ich musste noch nie irgendwelche Listen ausfüllen (mal abgesehen von den Fragebögen nach den ersten Gesprächen). Meine Therapeutin hat mir auch noch nie gesagt, dass ich irgendwas „einfach nicht tun soll“.

Bei jedem Problem wird nach der Ursache gesucht und dann überlegen wir gemeinsam, wie man was verändern könnte. Wenn ich merke, dass irgendwas für mich nicht funktioniert, probieren wir was anderes.

Bei mir „nutzen“ sich Übungen oder Therapie-Settings schnell „ab“ und funktionieren nicht mehr, wenn es zu oft gemacht wird - ich brauche immer wieder Veränderungen. Darauf geht meine Therapeutin auch voll ein - aber dafür braucht sie Input von mir.

Sie diskutiert da auch gar nicht, wenn ich ihr sage, dass ein Vorschlag von ihr ADHS-bedingt nicht funktionieren wird. Sie fragt nach, wo genau das Problem ist und dann überlegen wir gemeinsam, ob wir das übliche Procedere so abwandeln können, dass es für mich funktionieren könnte oder was ganz anderes machen.

Ich kann ihr jederzeit sagen, wenn mir was nicht passt, wenn es mir zu schnell, zu langsam, zu blöd ist oder ich mich unwohl fühle. Sie drängt mich zu nichts, was ich nicht will. Wenn ich mich überfordert fühle, kann ich ihr jederzeit ein Stopp-Signal geben, was sie -ohne wenn und aber- akzeptiert.

Für mich ist diese Art der Therapie sehr hilfreich.

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