ADHS: Verlaufskontrolle

Ich halte es für gefährlich. Und zwar genau deshalb, weil die meisten nicht in der Lage sind, es nachzuprüfen.

Wie so oft kann. ganz exakt ein und der selbe Satz mal sehr richtig und mal eine Lüge sein. Es kommt auf den Kontext an. Hier steht die Aussage in einen Kontext gestellt, der für die breite Masse gedacht ist. Eine Erstinformation. Ohne Quellenangaben, ohne vertiefte weitere Hinweise. Und da halte ich es für falsch. Eben weil es einen neuen Mythos schafft.
Da geht Hirschhausen hier und räumt dankenswerterweise mit diesem Mythos ADHS auf und erklärt, dass es das auch für Erwachsene gibt. Und dann kommt ein Arzt in derselben Sendung und setzt einen neuen Mythos hin. Das ist für mich nicht mit ordentlicher ärztlicher Arbeit vereinbar.

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Ja, das glaube ich. Ich kenne auch viele, bei denen das so ist. Aber es sind dann immer nur Phasen.
Ich erkläre mir das so:
Medikamente stellen die Lernfähigkeit im Gehirn wieder hier. Damit meine ich nicht die Fähigkeit, Vokabeln zu lernen, sondern eine Anpassung an Lebensumstände vornehmen zu können. Wenn die Medikamente diese Fähigkeit herstellen, kann der Betroffene sich nun an seine Lebensumständen anpassen. Damit kommt er viel besser im Leben zurecht. Das verringert den Leidensdruck erheblich. Dann kann er für diesen Moment die Medikamente absetzen. Er kommt auch weiterhin gut zurecht, solange sich die Lebensumstände nicht wieder ändern. Ändern sich aber die Lebensumstände, fehlt ihm mangels Medikamenten wieder die Anpassungsfähigkeit und der Kreislauf geht von vorne los.

Ein ausbehandelt ist das definitiv nicht

Und das ist das Muster, dass ich kenne: Betroffene kommen nach ein paar Jahren Medikamente auch ein Weilchen ohne zurecht. Nach längerer Zeit stellen Sie aber fest, dass sie doch wieder benötigen. Und so geht es immer hin und her. Ob man den Betroffenen damit einen Gefallen tut, wenn man ihnen suggeriert, dass sie ohne Medikamente zurecht kämen, bezweifle ich. Für mich ist es nur ein Sitzen auf trockenem Ufer in der Ebbe, während man weiß oder wissen könnte, dass die Flut wiederkommt.

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So sehe ich das auch und es deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen.

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Könnte es sein, dass die Ausbehandlung von Ralph Meyers favorisiert wurde, weil die Patientin erwachsen wurde?

Ich habe einen bösen Verdacht. Ralph Meyers stammt aus einer Generation zu deren Zeit ADHS als etwas galt, dass sich im Erwachsenenalter auswächst.

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Ich habe die Doku gesehen und so verstanden, dass die junge Frau gelernt hat mit den Symptomen soweit umzugehen und sich regulieren kann ,dass sie keine Medikamente mehr braucht. Denn er sagte ja ,dass sie immer noch Anzeichen für Unruhe zeigt,aber sixh trotzdem konzentrieren konnte

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Jemand, der aufgrund einer Krankheit behandelt wird, bis die Symptome verschwinden und der dann sein Leben ohne weitere Behandlung fortsetzen kann, kann durchaus als ausbehandelt eingestuft werden. Das sagt noch lange nichts darüber aus, ob er zu einem späteren Zeitpunkt nicht erneut erkrankt. Aber bis dahin kann er als genesen, geheilt oder ausbehandelt gelten und niemand stellt das in Frage. Warum wird hier so viel Wert darauf gelegt, dass es das bei ADHS nicht gibt? Warum darf jemand nach 5 Jahren erfolgreicher Therapie nicht mit der Aussicht entlassen werden, dass er so weit ist, ohne weitere therapeutische Maßnahmen sein Leben bewältigen zu können?

Jemand ist bzgl. der Medikation verunsichert , weil er gehört hat, dass er diese Medikamente wohlmöglich sein ganzes Leben nehmen muss, weil ADHS nicht heilbar ist und das Gehirn bleibt wie es ist, sieht diesen Beitrag. Wird er eine eher positive oder eher negative Einstellung zur Medikation gewinnen? Meine Schwester schrieb mir heute morgen, dass sie mit ihrer 18jährigen Tochter die Doku gesehen hat. Obwohl sie die ADHS-Diagnose schon hat, wollte sie diese nicht akzeptieren und ließ sich auf keinerlei Versuche bzgl. einer Medikation ein. Sie leidet seit einem halben Jahr zu Hause, kann ihre Ausbildung nicht fortsetzen, macht ne Therapie und nimmt Antidepressiva. Nach dem Beitrag sagte sie zu ihrer Mutter, dass sie nun doch noch mal mit ihrem Arzt wg. der Medikation sprechen wollte. Das hätte sie definitiv nicht getan, wenn die Aussicht auf ein Leben ohne Medikamente nicht bestanden hätte. Ob es mal soweit kommen wird, weiß man nicht, aber die Chance, die Vorzüge der Psychostimulanzien kennenzulernen ist nun gegeben. Ich glaube nicht, dass sie ein Einzelfall ist und auch sie gehört zur Zielgruppe dieser Doku.

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Ich glaube der Begriff wurde falsch benutzt- wenn es denn wirklich der Befriff war.

„Ausbehandelt“ / „Austherapiert“ hat in der Medizin eine andere Bedeutung.

Nämlich eher das man nichts mehr tun kann. Meist im negativen Sinne. Das ein Patient therapieresistent ist.

Das passt in dem Kontext nicht.

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Hallo,

das sind zwei verschiedene Sachen. Es kann bei jeder ADHS-lerin (männliche mit gemeint) Phasen geben, in denen sie sich so gut fühlt, dass sie ohne Medikamente auskommt. Man sollte aber auch keine unrealistischen Erwartungen wecken.

Eine medikamentöse Behandlung nicht beginnen, weil diese möglicherweise lebenslang stattfinden muss, wäre insofern unvernünftig, dass die Störung auch nicht dadurch besser wird, wenn man nie Medikamente nimmt.

Wer von Ausheilung von ADHS spricht und dafür einen Test heranzieht, der nur einen kleinen Teilbereich der Symptome erfasst, befindet sich weit außerhalb des wissenschaftlichen Konsenses über ADHS. Natürlich kann man als Arzt eine solche Meinung haben, sollte diese aber auch als Außenseiterposition kenntlich machen, insbesondere im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

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Extra hat Hirschhausen sicherlich keinen Andersdenkenden aufgesucht. Ralf Meyers hat das, wenn es so wäre wie in meinem Verdacht geäußert, Hirschhausen ganz sicher nicht auf die Nase gebunden. Hirschhausen konnte also gegebenenfalls gar nicht erkennen, dass Ralf Meyers ein Andersdenkender im Sinne meines Verdachts ist. Es ist einfach seltsam, dass in dieser Sendung Ralf Meyers mit der Ausbehandlung einer jungen Erwachsenen glänzen darf, obwohl die Sendung sich ausdrücklich mit dem „Coming-out“ von ADHS bei älteren Erwachsenen beschäftigt. Entscheidend ist, das Hirschhausen sich die Ausbehandlung von Ralf Meyers nicht zu eigen gemacht hat. Hirschhausen berichtet lediglich darüber.

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Auch diese Begriffe sind unpassend. ADHS gilt nach derzeitigem Wissensstand nicht als „heilbar“. Oder nicht? :thinking:

Die Wahrnehmung der tatsächlichen Einschränkungen ändert sich oder verbessert sich und ist auch nicht immer behandlungsbedürftig.

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Ich glaube es geht am ehesten tatsächlich darum. Er möchte provozieren.

Und das gelingt ihm ja auch :sweat_smile:

Ich erlebe Ralf Meyers im Film nicht als jemanden, der lediglich provozieren möchte, sondern als jemanden, der überzeugt ist von seiner hohen Kunst.

Weil ich gerade darauf gestoßen bin - hier eine interessante Rezension:

https://www.adhs-deutschland.de/unser-angebot-rezensionen/ads-ist-heilbar

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Irgendwie würde ich zu diesem Thema gerne meinen Beitrag leisten, weiss aber nicht so recht ob das richtig ist, da ich Angst habe das ich vielleicht falsch verstanden werde, oder sogar garnicht, oder das ich womöglich Hass auf mich ziehe, irgend jemand anderes triggere.
Vor allem auch weil es mir so schwer fällt mich schriftlich, Ach was, eigentlich allgemein richtig auszudrücken, ausserdem fühle ich mich selbst sehr schnell getriggert, manchmal nur wegen einem Wort, einem Satz den ich nicht richtig verstanden hatte, was auch immer, jedenfalls habe ich sehr oft Angst mich zu Wort zu melden, weil ich immer das Gefühl habe das ich nur wieder alles falsch machen könnte, dass ich womöglich andere verletze, und dabei ist ja gerade das etwas was ich garnicht möchte, und was mich dann nachher im nachhinein extrem psychisch runter zieht.
Denn ich liebe dieses Forum, achte und respektiere jeden der hier schreibt, trotzdem habe ich sehr oft Angst vor mir selbst, habe Angst davor das ich wieder etwas falsches schreibe, dass ich wieder irgend wen verletze.
Jedenfalls könnte ich hierzu etwas schreiben, allerdings nur darüber was mich selbst betrifft, nur über meine persönliche Sicht, nur über meine eigene Erfahrung und deshalb nur für mich selbst gültig ist.
Wie auch immer, ich glaube dieses Thema ist sehr komplex, es gibt nicht eine Antwort, es gibt nicht eine Wahrheit, jeder Mensch ist anders, jede Lebensgeschichte ist anders, jeder geht mit Problemen oder Anforderungen in seinem Leben anders um, alles im Leben ist ein Prozess, es gibt für niemanden ein Patent Rezept, jeder muss seinen eigenen Weg finden, und das ist alles andere als leicht.
Ich persönlich kann hier höchstens sagen, dass ich inzwischen wieder ohne Medikamente zurecht komme, ja nicht Super, aber auch nicht schlecht.
„Austherapiert“ bin ich in diesem Sinne, dass ich heute keine Psycho Therapie mehr brauche, ich kenne meine „wunden Stellen“, habe gelernt wie ich damit umgehen muss, und ja Medikamente brauche ich inzwischen auch nicht mehr.
Was die Psychotherapie betrifft, bin ich Quasi zu meiner eigenen Therapeutin geworden, keine Ahnung ob man das so sagen kann, jedenfalls scheue ich mich nicht davor mich immer wieder mit mir selbst zu befassen.
Meine Medikamente haben mir geholfen, ich bereue keinen Tag an dem ich diese in meinen schwersten Zeiten genommen habe.
Leider habe ich meine Medikamente auf Dauer nicht gut vertragen, und ausserdem war für mich von Anfang an klar, dass ich persönlich nicht ewig solche Medikamente nehmen will.
Doch um das ganze etwas abzukürzen, und ohne mich für irgendwas rechtfertigen zu müssen.
Inzwischen komme ich wieder ohne Medikamente klar, ich musste vieles in meinem bisherigen Leben ändern was ich zuvor laufen liess, genauso musste ich an mir selbst vieles ändern, meine Denkweisen immer wieder hinterfragen, meine Gefühle ertasten, einen Draht zu meinem innersten herstellen, schonungslos, gnadenlos, immer wieder, und vermutlich solange ich lebe wird das auch immer so weiter gehen.
Ein Kokokon ist manchmal gut, aber zwischendurch muss man auch mal wieder seine Flügel ausspannen, darf nicht müde werden sich ein für allemal selbst zu akzeptieren, sich lernen selbst zu lieben, sich selbst zu beschützen, aber auch seine Fühler immer wieder in die Aussenwelt aus zu strecken.
Shit jetzt habe ich den Faden verloren, Sorry dafür, jedenfalls glaube ich das man Adhs nicht austherapieren kann, dass ist meiner Meinung nach totaler Blödsinn.
Was man aber kann, ist das man lernt mit sich selbst zu leben.
Das gelingt aber nur wenn man sich „sicher“ fühlt, wenn man Dinge, Menschchen, Situationen, die einen triggern, die einem sozusagen den Puls erhöhen, auf ein Minimum reduziert.
Und wo wir schon bei dem Wort Minimalismus sind, mir persönlich hilft dieses Konzept wirklich extrem gut.
Aber eben, Sorry habe gerade den Faden verloren, auf jeden Fall glaube ich persönlich das man sein Adhs nie wirklich los wird, man kann höchstens versuchen damit zu leben.
Was ich aber auf jeden Fall falsch finde, ist wenn sich jemand durch solche Beiträge unter Druck gesetzt fühlt, wenn bei jemand der Eindruck entsteht er würde sich nur nicht genug anstrengen, sowas wäre total kontraproduktiv, Nein sogar sehr schädlich.
Und deshalb muss man da sehr vorsichtig sein, finde ich es nicht gut wenn man anderen das Versprechen machen möchte das man es schaffen kann wenn man sich nur genug anstrengt.
Denn so einfach ist das keineswegs, so ein Weg ist sehr hart, sehr anstrengend, sehr steinig, und auch nicht zu 100% erfolgreich, ausserdem müssen gewisse Gegebenheiten vorhanden sein.
Wie auch immer, ich denke dieses Thema ist ehr mal wieder ein heisses Thema.
Und Sorry das ich so unverständlich und Wirr geschrieben habe.
Noch einen schönen Samstag Abend. :heart:

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@AbrissBirne: Ich habe alles verstanden. Herzlichen Dank, dass du deine Meinung hier geteilt hast.

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Ich habe alles gut verstanden und ich mag dich auch sehr - so wie du bist und schreibst mit allem, was dazu gehört.

Ich erkenne mich auch oft selbst in deinen Gedanken wieder - obwohl wir trotzdem sicher sehr verschieden sind, sind da so viele Parallelen.

Und auch die Angst nicht verstanden zu werden und trotzdem überall meinen Senf dazugeben. Und den Faden verlieren. :heart:

Das ist einfach schön. Also schön zu lesen. So authentisch :grinning::hugs::purple_heart:

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Nein, kein heißes Thema, jedenfalls nicht so wie du es begründest. Du kommst gerade ohne Medikamente klar, du schreibst aber weder dass du dich als geheilt betrachtest noch dass deine Erfahrung Allgemeingültigkeit besitzt.

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Es mag solche Fälle geben. Sie sind aber eher selten.
Die Fachliteratur beschreibt (außerhalb der Remission nach der Pubertät vor dem Erwachsenwerden) keine solchen Fälle. Und ich kenne auch keine persönlich.

Wenn wir hier ADHS darstellen, müssen wir den Normalverlauf darstellen. Ansonsten schaffen wir falsche Vorstellungen, die zu erheblichem Leid führen können.
Falls also jemand als EINZELFALL berichtet, dass das bei ihm so war: Chapeau.
Wenn aber Reportagen das quasi als Normalfall darstellen, ist das falsch und grob irreführend.

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Lieber @Falschparker Nein ich fühle mich nicht als „geheilt“, und das muss ich auch nicht, ich weiss Adhs ist eine Bitch, Sorry ist nicht ganz ernst gemeint, höchstens eine Anspielung auf „Life is a Bitch“, zumindest ist das meine persönliche Sicht.
Ich persönlich muss nicht von Adhs „geheilt“ sein, denn Adhs wird immer ein Teil von mir sein, was ich persönlich aber inzwischen gelernt habe ist mit meinem Adhs zu leben, auch wenn unsere Paarbeziehung, ich und „mein“ Adhs, auf immer schwierig bleiben wird, so sind wir doch auch auf ewig miteinander verbunden, manchmal hassen wir uns, manchmal lieben wir uns, von „einfach“ war niemals die Rede. :heart:

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Das wäre auch mal ein sehr schöner Buchtitel :closed_book::heart::joy:

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