ADHS vs. geringe Intelligenz

Ich kann das manchmal nicht aushalten.

Wenn ein aus meiner Sicht intelligenter Mensch einen einfachen Sachverhalt nicht versteht.

Obwohl mir selbst das vermutlich auch gelegentlich passiert. Zumindest sehe ich es manchmal in den Blicken (wenn die Menschen wie Autos gucken :eyes: und man eindeutig die Gedanken „bist du doof?“ lesen kann :face_with_monocle::roll_eyes::see_no_evil:).

Bei anderen kriege ich die Krise. Zusammen mit meiner Ungeduld und Impulsivität nicht gut. Würden leichte Schläge auf den Hinterkopf helfen würde ich glatt zum Hammer greifen.

Das schlimmste was eigentlich passieren kann ist Arroganz.
Heisst wenn sich jemand für schlauer hält als er tatsächlich ist und sich dann gegenüber anderen aufspielt als sei er* Hochintelligent.
Als auch jemand der zwar wirklich sehr intelligent ist und sich aber deshalb ständig für etwas besseres hält als der Rest der Welt.

Und dann gibts noch das Phänomen, dass man selbst als arrogant wahrgenommen wird, aufgrund der Impulsivität. Also ich kenne es von mir das ich manchmal in dafür nicht adäquaten Situationen mit etwas rausplatze. Das wirkt dann sehr arrogant.

Ich schäme mich dann auch sehr und stehe immer da wie betröppelt.

Für mich gilt wirklich „ich bin eigentlich schüchtern, kann es nur nicht so zeigen“.

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Liebe @Justine obwohl sich da je nach dem auch die Frage stellt, ob das wirklich so ist das man dann so wahrgenommen wird wie man es in so einem Moment über sich selbst denkt.
Oder ob man sich eben vielleicht auch selbst „runter macht“ weil man eben „eigentlich“ tatsächlich schüchtern ist, und man dann nachher wenn man „raus geplatzt“ ist über sich selbst erschreckt, vielleicht einfach weil man so mutig war und plötzlich etwas laut ausgesprochen hat was man sich ansonsten kaum wirklich so richtig getraut.

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Ich hatte das tatsächlich schon mal als Feedback bekommen. Wenn man mich kennt ist es einfacher - dann wissen die Menschen das ich nicht arrogant bin :sweat_smile::see_no_evil:

Liebe @Justine mache Dir nicht unnötig Sorgen, ich persönlich finde Dich so wie Du z.B. hier im Forum schreibst überhaupt nicht arrogant, im Gegenteil, ich finde Dich sympathisch und aufgeschlossen. :heart:

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Das ich arrogant sein soll hab ich mir auch schon anhören dürfen…

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Was mich auch ärgert ist, dass manche Leute aus der Kombination von abgeschlossen Unistudium und (weitgehend) unbehandelter ADHS schlussfolgern, dass da noch eine Hochbegabung mit im Spiel sein muss.

Ich glaube allerdings, dass man diesen Schluss so nicht ziehen kann.

Ich mach keinen Hel daraus, dass ich gerne HB wäre, einfach weil ich jedes bisschen von Intelligenz gebrauchen kann, wie sich diese Woche wieder gezeigt hat.

Allerdings werde ich mit der Intelligenz auskommen müssen die ich habe und das ist, gemessen an den Aufgaben die sich mir stellen, manchmal frustrierend wenig.

Von daher macht es mich sauer, wenn mir jemand so eine Karotte vor die Nase hängt, die ich nie werde erreichen können.

Ganz abgesehen davon fühlt sich das wie ein riesen großes „Siehst du, du kannst es doch, wenn du nur willst.“ an. Das kennen wir ja alle zur genüge.


By the Way noch eine andere Frage:

Kann es sein, dass manche ADHSler ohne Stärken wie besondere Kreativität oder Hyperfokus zurecht kommen müssen?

Ich frage das deshalb, weil ich mir in letzter Zeit viele Berichte von ADHSlern gesehen und mir deren Beschreibungen der o. g. Stärken angehört habe.

Leider musste ich feststellen, dass ich kaum etwas vergleichbares an mir feststellen kann.

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Hyperfokus wird aus meiner Sicht als Stärke etwas zu hoch gesetzt . Weil man hat halt nur dann was vom Hyperfokus wenn er ein verwertbares Ergebnis bringt und man sich nicht damit ständig aus einer gesunden Selbstfürsorge bringt . Schlaf, essen, trinken, Pausen, Bewegung, Toilettengänge, andere wichtige Erledigungen, sozialkontakte etc… können schnell zu extrem im Hintergrund geraten .

Was bringt mir der Hyperfokus wenn ich damit daddelnd im Forum bleib sitzen auf dem Lokus :crazy_face:

Und bezüglich Kreativität…
Aus meiner Sicht hat man seine Charaktereigenschaften, seine Neigungen und Fähigkeiten und darauf setzt sich erst das ADHS.
Kreativität bedeutet für mich z.B auch „einfach nur“ Sachen anders zu betrachten , zu bedenken, was ja auch mit „ unkreativen Themen “ geschehen kann.

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Das finde ich sehr wichtig, betrifft nicht nur Kreativität, sondern auch Intelligenz. Ich schrieb es ja schon, unterdurchschnittlich oder maximal durchschnittlich intelligent sein plus ADHS, ist schon extrem schwierig und man bleibt doch noch eher unter seinen (natürlich sowieso geringeren) Möglichkeiten.

Ich finde immer erstaunlich wie viele Menschen einen so großen Wert auf die Akademische Intelligenz legen. Das weckt dann mein Interesse. Es gibt eine unendlich große Anzahl von menschlichen Eigenschaften und eine von diesen unendlich vielen ist die Akademische Intelligenz. Allerdings kannst du noch so eine gute Akademische Intelligenz besitzen, wenn dir der Ehrgeiz fehlt irgendetwas daraus zu machen, bringt dir das dann gar nichts. Durchschnittliche Intelligenz mit einem durchschnittlichen Maß an Ehrgeiz können allerdings super ausreichen, um ein zufriedenes Leben zu führen. Es ist ja immer so je nach dem was alles so zusammen kommt und was man auch vom Leben möchte. Wir haben ja auch alle unterschiedliche Entwürfe für unser Leben und unterschiedliche Wahrnehmungen und Vorstellungen, was für uns Zufriedenheit bedeutet. Also mir ist es für mich wichtig im laufe des Lebens immer mehr Zufriedenheit zu erlangen und ich glaube dafür ist erstmal egal, wie gut meine Akademische Intelligenz ist. Wenn natürlich für jmd das wichtigste ist um vermeintlich zufrieden sein zu können, einen Dr. In Mathematik zu haben mit gleichzeitiger Dyskalkulie, wird er wohl so nie zufrieden sein können außer er passt seine Ziele besser seinen Fähigkeiten an.

Kreativität meint auch „thinking out of the box“ und die Fähigkeit zu unkonventionellen Lösungen zu kommen.

Hyperfokus hat man wenn man sich besonders stark für etwas interessiert. Hast du das nie?

Und dann gibts ja noch den negativen Hyperfokus .

Das hängt mit einem geringen Selbstwertgefühl zusammen.

Und weil wir gelernt haben so bewertet zu werden.

Die Angst „dumm“ zu sein oder nicht ausreichend intelligent ist eigentlich immer die Angst, nicht geliebt zu werden.

:heart:

Ich halte mich auch nicht für besonders intelligent (im akademischen Sinne). War eine mittelmäßige Schülerin bis zum teil unterirdisch schlecht. Weiß aber auch das ich Fähigkeiten besitze die zu meinem Vorteil sind und wenn ich unbedingt was möchte, kann ich vieles davon erreichen (gewiß nicht alles, dass muss ich dann akzeptieren und irgendwann werde ich dann was anderes lieber erreichen wollen). Ich wollte also irgendwann doch mein Abitur und studieren. War nicht einfach, weil die Fähigkeit zur Selbstmotivation doch häufig sehr gering ausgeprägt ist, Ehrgeizig kann ich aber dennoch sein. Also habe ich es dann geschafft und außerdem habe ich die Fähigkeit gute Freundschaften zu pflegen, die mich in dieser Zeit häufig motiviert haben. Aber vielleicht hat das Thema intelligenz in unserer Familie auch keine so große Bedeutung gehabt, denn ich habe trotz schlechter Schulnoten nie das Gefühl gehabt auf Grund dessen weniger geliebt zu werden. Ich habe auch viel mit Menschen gearbeitet die eine geringere Ausprägung der akademischen Intelligenz hatten und da war es wie bei allen anderen Menschen auch manche mochte ich mehr andere weniger.

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Ich glaube das ist ein wichtiges Thema! Ich komme dagegen aus einer Akademikerfamilie. Weil ich aber vom Elite Gymnasium erstmal auf die Hauptschule wechselte blieb lange das Gefühl eine Versagerin zu sein.

Habe dann später auch die Hochschulreife usw nachgeholt - arbeite nun aber in meinem ursprünglichen Ausbildungsberuf!

Ja und weißt du das ist das traurige daran, als gäbe es eine Hirachie von Super Mensch zu Unter Mensch. Wir brauchen ja all diese Fähigkeiten die es gibt und die passen halt nun mal nicht in einen einzigen Menschen rein und wenn das so wäre, würde dieser Mensch auch ziemlich allein dastehen, was ja für so einen Menschen auch sehr traurig wäre.

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Hyperfokus taucht, wenn überhaupt, fast nur als negativer Hyperfokus auf. Ich bleibe viel zu oft an negativen Gedanken oder Ereignissen kleben und das ist wirklich belastend.

Maximal taucht ein Hyperfokus bzw. etwas was man ansatzweise als so etwas bezeichnen kann im Rahmen von Notfällen auf.

Aber selbst in solchen Phasen bin ich immer noch ein Stück weit ablenkbar.

Einen Zustand in dem ich stundenlang ununterbrochen arbeiten kann gibt es bei mir in der beschriebenen Form einfach nicht.

Das bezieht sich nicht aufs arbeiten. Computer Spiele? Bücher? Internet? Gibt es nix was dich je interessiert hat?

Oft sind es die Sachen die NICHT UNBEDINGT sinnvoll sind.

Es gibt durchaus dinge die mich interessieren und wenn ich mich damit befasse steigt, in aller Regel, meine Konzentration aber die Ablenkbarkeit verschwindet nie vollständig.

Ich brauche ein T-Shirt mit diesem Aufdruck!:clap::joy:
Es ist exakt das: Unsicherheit/(Introvertiert) + Impulsivität (+ Masking) = von anderen als Arroganz wahrgenommen/interpretiert.

Ich schäme mich dann auch immer. Mittlerweile gehe ich daher präventiv auf Leute zu und entschuldige mich, wenn ich befürchte, wieder erst geredet und dann gedacht zu haben. Die letzten Male zum Glück scheinbar unberechtigt. Stattdessen wurde ich irritiert angeguckt, warum ich mich entschuldige.:sweat_smile: Aber besser so rum als anders.
Das verunsichert mich persönlich auch extrem. Mittlerweile zerdenke ich Situationen im Nachhinein oft komplett, weil es ja sein könnte, dass ich wieder was Doofes/Unüberlegtes gesagt habe.:roll_eyes:

Zur Intelligenz: Ich habe den Eindruck, dass im Alltag vieles auch von der Reflexionsfähigkeit abhängt. Wenn ich theoretisch super klug bin, bringt mir das in anderen Bereichen vielleicht noch bedingt etwas durch Transferleistungen. Aber das A und O ist doch oft das Reflektieren: Sachverhalte, sich selbst, andere.

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