ADS fehldiagnostiziert?

Hallo zusammen,
ich bin jetzt seit gut 2 Jahren auf der Suche nach der Ursache meiner Probleme und hoffe jetzt mal auf die vorhandene Schwarmintelligenz.

Ich bin seit gut einem Jahr mit ADS diagnostiziert und wurde anfangs auch recht erfolgreich auf Elvanse eingestellt (30mg) , nachdem Medikinet ziemlich in die Hose ging (20mg wirkungslos, 30mg heftige stressreaktion).
Anfangs beseitigte das Elvanse meine enorme Müdigkeit am morgen, sowie den typischen nichtvorhanden Fokus, ein großer Teil der Konzentrationsprobleme blieb aber.

Da dazukommt, dass ich seit mehreren Jahren eine gewisse Gefühlstaubheit wahrnehme und ich auch andere Symptome für eine Depression erfülle, wurden Antidepressiva ebenfalls getestet:

  • Bupropion, was allerdings komplett (neben)wirkungsfrei verlief
  • seit ca. 6 Wochen Venlafaxin, was bisher aber eher probleme geschaffen als gelöst hat.

Anfangs wurden 37.5mg Venlafaxin getestet, die ich quasi komplett nebenwirkungsfrei (+ kleine Antreibssteigerung) vertragen habe, nach 2 Wochen wurde dann auf 75mg umgestellt. Nach ca. 1 Woche kamen dann mehrere Tage voller orientierungslosigkeit, rastlosigkeit, dauerhafter müdigkeit etc., was sich nach 3-4 tage wieder besserte. Seitdem haben sich meine Konzentrationsprobleme verschlimmert, mich ermüden allgemein Tätigkeiten viel stärker als vor der Medikation und allgemein bin ich über den Tag quasi durchgängig schläfrig. Zudem kommt dass das Elvanse seine Wirkung gänzlich verloren hat. Mein Gedächnis ist seitdem ebenfalls (in meiner Wahrnehmung) schlechter als davor und auch Text schreiben/Kopfrechenaufgaben fallen mir deutlich schwerer.
Eine Antidepressive Wirkung fehlt bislang komplett.

Warum also die Fehldiagnose für ADS?
Den Anfagsverdacht für ADS kam bei der Betrachtung meines Schlafes, den ich mit HIlfe einer SmartWatch tracke, auf, da ich enorm wenig Tiefschlaf hatte (ca. 45 Minuten im Schnitt) und das (soweit ich weiß) relativ typisch für ADS ist. Die Menge an Tiefschlaf verbesserte sich zudem rapide mit der Einnahme von Elvanse dauerhaft.
Bis heute habe ich allerdings den Eindruck, dass mein Schlaf nicht wirklich erholsam ist, Tagesmüdigkeit, gefühlstaubheit, konzentrationsprobleme sind zumindest immer noch da.
Diese Wahrnehmung geht auch weit in die Pubertät zurück, ich hatte immer ein sehr hohes Schlafbedürfnis und besagte Probleme waren ebenfalls Thema in der Schulzeit, wo es aber nicht so sehr ins gewicht viel.

Oben drauf kommen seit ca. 2 Jahren ziemliche Probleme mit meinem Immunsystem. Obwohl ich mich verhältnismäßig gesund ernähre und zeitweise regelmäßig Sport gemacht habe, war ich quasi alle 4 Wochen in den vergangenen 2 Jahren krank - Eine Ursache bzw. Mängel im Blutbild konnte durch meine Hausärztin nicht gefunden werden, das war eher top.

Neben den Problemen mit dem Immunsystem habe ich auch leichte Herz/kreislauf Probleme. Ich habe obwohl ich über 12 Jahre Ausdauersport betrieben habe und auch sonst relativ fit bin, einen enorm hohen Ruhepuls von >80bpm, teils sogar von 90 (was aber auch an den Medikamenten liegen könnte).
Ein Ruhepuls von guten 80 schlägen wäre zwar noch irgendwie erklärbar, da ich aber schon bei leichter Belastung schon zu Pulsraten von >160 neige und bei höherer Belastungen auch mal an den 200 kratze, würde ich schon von einer auffälligkeit sprechen. Auch hier konnte durch ein EKG beim hausarzt nichts gefunden werden, ein belastungs-ekg steht noch aus. Blutdruck scheint ebenfalls im normalen Rahmen zu sein.

Da sich diese Probleme nun schon über längere Zeit halten stellt sich für mich inzwischen die Frage ob ADS mehr Symptom als Ursache ist, gerade weil die Medikamente nur sehr begrenzt angeschlagen haben. Momentan bin ich noch dabei mich um eine Nacht im Schlaflabor zu kümmern, danach gehen mir aber ziemlich die Ansätze aus.

Therapie hatte ich auch über ca. 1 Jahr bei verschiedenen Therapeuten, da haben aber ab einem gewissen Zeitpunkt ebenfalls die Ansätze gefehlt.

Über Meinungen und Empfehlungen bin ich super dankbar, vielleicht hat jemand ja eine ähnliche Krankenakte.

Grüßle :slight_smile:

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:adxs_winy: Willkommen in dieser bunten Truppe.

Was sagt denn deine Schilddrüse? Sind dort deine Werte o.B.

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Wurde beim Psychater gecheckt, ist unauffällig

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…erzeugt ein Schwarm chronischer Individualisten denn auch Schwarmintelligenz?

Welche typischen ADS -Symptome hast Du denn außer Konzentrationsschwierigkeiten?

Schleichst Du Venlafaxin jetzt wieder aus?

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Herzlich willkommen, übrigens :slightly_smiling_face:

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Hi :slight_smile:
schleich ich Venlafaxin aus? Ist noch nicht ganz sicher, mein Psychater meinte ich soll mal mit der Dosis hochgehen/über die Nacht nehmen soll, eventuell werden die Symptome besser bzw. die antidepressive Wirkung doch noch einsetzt.

ADS-Symptome?

  • Keine Energie für Dinge, für die ich keine intrinsische Motivation habe, das ganze geht soweit, dass ich zB. lernen mich sogar dazu zwingen kann, das gelesene aber wirklich garnicht im Kopf hängen bleibt.
  • Das ganze kompensier ich durch massiven Stress, vorallem beim lernen auf Klausuren
  • Allgemein Stimming, ich wackel super viel mit dem Bein und spiel generell mit allem was mir in die Hände kommt permanent rum
  • Allgemein stillsitzen und nichtstun ist ne katastrophe
  • Tendenzen dazu mich mit Autoritäten anzulegen
  • Problemchen mit Pünktlichkeit bzw. es ist für mich ein großer Aufwand pünktlich zu sein
  • Hyperfokus ist definitv vorhanden
  • kein direktes Symptom, aber mein Vater ist auch diagnostiziert und mein gesamter Freundeskreis besteht aus diagnostizierten ADSlern
  • generell der Diagnosefragebogen beim Psychater war recht eindeutig

Ich glaube auch nicht, dass die Diagnose perse falsch ist, anfangs bin ich aber davon ausgegangen, dass ADS das primäre Problem ist. Da sich die anderen Symptome aber jetzt schon ewig halten, ist eben der Gedanke aufgekommen, dass ich irgendwo anders ein grundlegenderes Problem/Defizit habe und das eher das ADS verstärkt, alsdass ADS das Grundproblem für zB. mein schlechten Schlaf ist.

Grüßle und danke für die Antworten :slight_smile:

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Ok, also ADS hast Du -so wie Du sagst- definitiv. Das wirst Du -da Dein Vater es auch hat- auch ohne andere Erkrankung im Hintergrund haben. Es sei denn, Dein Vater hat ne Fehldiagnose und ADS-Symptome als
Folgeerscheinung…

Daher geh ich davon aus, dass das ADS auch für einen Großteil der Symptome verantwortlich ist. Man kann natürlich auch noch andere Dinge zusätzlich haben…

Mich wundert es, dass Du das Venlafaxin steigern sollst, ehrlich gesagt schon. Ich bin aber kein Mediziner und kenne mich auch mit Elvanse nicht aus. Da hilft Dir aber sicher einer der anderen hier im Forum weiter.

Wie sieht es denn eigentlich mit VT aus?

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Huhu und Willkömmchen :adxs_winy:

Nicht alle haben Probleme damit (zumindest nicht niedrig dosiert), aber sowohl Venlafaxin, als auch Dexamfetamin (das ist der aktive Metabolit / Wirkstoff, den der Körper aus Elvanse / Lisdexamfetamin umwandelt) werden über das gleiche Cytochrom / Enzym CYP2D6 abgebaut.

Das kann zu Wechselwirkungen führen.

Mit 37,5mg Venlafaxin neben Elvanse hattest du ja noch keine Probleme.

Die traten dann aber plötzlich nach der Dosisanpassung mit 75mg Venlafaxin auf.

Falls der Doc das nicht auf dem Schirm haben sollte und dich mit Venlafaxin noch höher einstellen will, bitte unbedingt ansprechen :adxs_friends:

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Hier im ADHS Kompendium findest du alles rundum ADHS, Medikamente, Neurologisches und noch vieles vieles mehr:

https://www.adxs.org/de/page/188/amphetaminmedikamente-amp-bei-adhs#content-134-verst%C3%A4rkende-wirkung-auf-amphetamine

https://www.adxs.org/de/page/188/amphetaminmedikamente-amp-bei-adhs#content-131-verk%C3%BCrzte-halbwertszeit-verringerte-wirkung

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Das hat mir nach meiner Diagnostik enorm geholfen, alles besser zu verstehen - kann ich daher wärmstens empfehlen.

Ich nutze es auch 8 Monate später noch regelmäßig als Knowledge Base und zur Wiederauffrischung.

Für Detailverliebte sind da auch etliche Studien verlinkt und Begriffe werden erklärt :adxs_daumen:

Oben im Menü gibts eine Suchfunktion.

Inhaltsverzeichnisse findet man im jeweiligen Beitrag, wenn man ein kleines Stückchen runterscrollt.

Bei Interesse gibts da auch verschiedene Umfragen & Tests.

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Ja, das Ding ist einfach, dass ich super mit dem ADS in der Schule klarkam, abseits davon dass ich halt bissle komisch war, das hat sich aber auch gegeben nachdem sich der Freundeskreis gefunden hat. Ich habe eigentlich meine Mittel und Wege gefunden mit der Motivationslosigkeit auf nervige Aufgaben umzugehen.
Verhaltenstherapie wäre zwar definitiv trotzdem sinnvoll, bei meinem momentanen Therapeuten seh ich aber nicht wirklich Land und einen neuen Platz zu suchen ist halt saumäßig mühselig.

Ich habe einfach massiv das Gefühl, dass da noch was anderes dazugekommen ist, vorallem weil die ADS Medis eben nur teilweise angeschlagen bzw. nicht ansatzweise so gut wie es bei vielen anderen befreundeten ADSlern geholfen haben.

Dazu eben die Probleme mit dem Immunsystem und der auffällige Ruhepuls, vielleicht kommt die Kombination ja jemanden bekannt vor.

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Also Venlafaxin kann ich aus persönlicher (laaaangjähriger) Erfahrung nur bedingt empfehlen:

wirksam gegen Angststörung/Panikattacken/Unruhe, jedoch glaube ich auch, dass ich mit Venlafaxin ruhig gestellt wurde ohne mich wirklich weiterzuentwickeln. Depressiv, antriebs- und energielos war ich auch zu oft. Das was du mit dieser Müdigkeit und Schlappheit über den Tag beschreibst kenne ich sehr gut… super nervig! So geht es mir, wenn ich 1-2 Tage mal kein Elvanse nehme: nix geht, dauermüde, verklatscht, nicht selten deprimiert/verstimmt !

Ich nehme seit ca. 10 Monaten Medikamente. Zunächst gab es Medikinet (was ich nicht wollte): ab gewisser Dosis, glaube so 30-20 war es, neben mehr Fokus auch immer mehr Stress, Aggressionen, Ängste, Paranoia… so sind eben die Angstzustände/Panikattacken nach vielen, vielen Jahren erneut ausgebrochen (hatte ich durch Venlafaxin gut im Griff!); mit Elvanse geht es besser, aber trotzdem noch weit davon entfernt eine gute/stabile/konstante Wirkung zu haben… nervt und demotiviert oft, wenn ich es aber mal absetze für 1-2 Tage geht es mir ganz schrecklich (s.o.).

ich bin seit Monaten Venlafaxin am ausschleichen und mit aktuell 12,5mg sehr niedrig dosiert. Bupropion nehme ich seit 1 Woche, du sagst (neben-)wirkungsfrei: auch 300mg probiert? 6 Wochen erscheint mir jetzt nicht so die lange Zeit zu sein, 150mg kann zu wenig sein ist ja die Initialdosis.

Deine Symptome, die du schilderst sind für mich ganz typisch für ADHS (wichtig: wie mein Neurologe so schön sagt, ist es einfacher ADHS zu diagnostizieren als es auszuschließen!)

Schlafprobleme habe ich gefühlt seit immer (!): zu oft tagsüber müde, abends/nachts nicht/zu spät einschlafen, wenig schlafen oder wenn genug dann trotzdem zu oft müde, so als wäre die Schlafqualität mangelhaft. Habe auch seit Jahren eine Smartwatch, ist bei mir alles ziemlich durcheinander und unkonstant. Tiefschlaf und -kontinuität ist bei mir mehrmals die Woche niedrig/schlecht :frowning:

Schlaflabor ist eine gute Idee, drücke dir die Daumen, sollte ich vielleicht auch mal in Angriff nehmen. Das mit deinem Herz würde ich abklären lassen, also keine Probleme beim EKG, aber Ruhepuls 80/90 (ist schon was hoch, aber noch okay, gerade durch Stimulanzien ist das im Normbereich) UND so schnell auf 160+ würde ich dringend abchecken lassen beim Kardiologen!

Das du die ADHS Diagnose bezweifelst ist leider auch normal, geht mir und vielen anderen auch so… bisher hast du ja auch noch nicht viel und lange Stimulanzienerfahrung, aber ja… kenne diese Zweifel und Gedanken, dass das es doch was ganz anderes ist… Therapien haben bei mir auch nie mehr als (wenn überhaupt) kurzfristig geholfen, ganz egal ob ambulante Therapien oder Klinikerfahrungen (diverse)… würde für mich dann auch EHER für ADHS sprechen.

Bei mir ist es so, jetzt mit Bupropion seit 1 Woche (hatte sooo einen Schiss es einzuschleichen aufgrund negativer Erfahrungsberichte, die ich gelesen habe… eine der Schattenseiten des Internets :frowning: ) und Venlafaxin fast ausgeschlichen habe, dass Elvanse 30mg ganz gut gewirkt haben und heute mit 50mg habe ich auch gleich das Gefühl, dass mein Antrieb und leichte Euphorie und teilweise so ein Tatendrang: alles machen, schnell, irgendwie auch bisschen hektisch/mehreres gleichzeitig und auch gerade später am nachmittag Wortfindungsstörungen, Hände was schwitzig, bisschen Mundtrockenheit (trinke so schon viel, aber mit Elvanse schon noch 0,5-1l am Tag mehr) und mehr Harndrang, EHER dafür sprechen, dass es die normale Amfetaminwirkung ist und ich ja kein ADHS haben kann.

Aber warum geht es mir dann auch deutlich besser als ohne Elvanse? (Nicht immer leider, das ist diese inkonstante Elvanse Wirkung): Lebhafter, mehr ich selbst, mehr Motivation und Antrieb

oft bin ich nach 6-8h Wirkung, meist abends oder später nachmittag dann müde, nicht selten genervt, prokrastiniere mehr, teilweise paralysiert… also ich weiß nicht, aber auch hier gäbe es bestimmt Argumente, die dafür sprechen, dass ich die ganz normale Amfetamin-Wirkung habe, vielleicht sogar schon süchtig bin und sowieso kein ADHS habe, es wenn man weiterspinnt, gar kein ADHS gibt. Merke gerade, dass ich in so einen negativen Gedankenkreislauf komme, daher mache ich jetzt mal einen Punkt.

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Ich hatte Anfangs bei Elvanse ziemlich genau das was du auch beschreibst, das kam bei mir weil ich zu schnell mit der dosis hoch bin. Zu Medikinet: Ich habs ebenfalls nicht vertragen, was sehr wahrscheinlich auch daran lag dass ich mit zu viel angefangen habe. Medikinet verhält sich zu Elvanse ca. 1:2, sprich 10mg Medikinet entsprechen ca. 20mg Elvanse, ist aber nur ein Richtwert.
Du kannst die kapseln von Elvanse öffnen und mit einer spritze oä portionieren, dann kannste in kleineren Schritten eindosieren.
Dass man (vorallem anfangs) beim abklingen von ads medis ziemlich crasht ist normal, wird mit der zeit aber deutlich besser.

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