Liebe Freunde,
seit Kindesalter „leide“ ich (männlich, 35 Jahre) unter ADS und wurde zunächst mehrere Jahre erfolgreich mit Medikinet behandelt.
Vor einigen Jahren überwogen jedoch die Nebenwirkungen, sodass meine damalige Ärztin mich erfolgreich auf Elvanse eingestellt hat.
Leider praktiziert meine damalige Ärztin nicht mehr, sodass ich unter Behandlung meines aktuellen Hausarztes die damalige Medikation fortführe. Mittlerweile stellen sich jedoch auch hier die unerwünschten Nebenwirkungen in den Vordergrund. Impulsives Verhalten, Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit dominieren immer häufiger den Alltag.
Aus diesem Grunde suche ich derzeit (bisher erfolglos) nach einem Psychiater, mit dem ich gemeinsam die Medikation anpassen kann.
Doch mein eigentliches Problem:
Mein aktueller Hausarzt, der mit der ADS Behandlung jedoch keinerlei Erfahrungen hat, erklärt mir bei jedem Besuch, dass ich doch unbedingt versuchen muss, von Elvanse loszukommen. Generell sollte ich diese „starken Chemiekäulen in meinen jungen Jahren“ vollständig meiden.
Über die Jahre haben sich diese Aussagen so sehr in meinem Kopf gefestigt, dass ich vollkommen verunsichert bin. ADS habe ich mir nicht ausgesucht und ich wäre unendlich froh, meinen Alltag auch ohne Medikation bewerkstelligen zu können. Dies ist im Berufs- und Privatleben jedoch ausgeschlossen - beim Auslassen der Einnahme an freien Tagen kommen spätestens am zweiten Tage gravierende ADS Symptome zu Tage, die mich massiv einschränken und sich natürlich auch auf mein Umfeld auswirken.
Dennoch habe ich durch die „Vorwürfe“ meines Hausarztes permanent das Gefühl, dass die Medikation mit dem Konsum von Tabak, Alkohol oder sonstigen Drogen gleichgesetzt wird (alles meide ich vollständig). Dennoch ist Elvanse mittlerweile in meinem Kopf als „das Böse, Ungesunde und extrem Schädliche“ gespeichert und ich habe an den Tagen der Einnahme Tag ein wirklich schlechtes Gewissen und fühle mich schuldig. Evtl. wie ein bisher erfolgreicher Nichtraucher, der dann doch wieder zur Zigarette gegriffen hat.
In der Hoffnung, dass ich bald bei einem Psychiater vorstellig werden kann, der eventuell eine differenzierte Einstellung zu der Thematik hat.
Mich würde eure Meinung zu dieser Sichtweise interessieren.
In meinem Umfeld kenne ich niemanden, mit dem ich mich zu diesem Thema austauschen kann bzw. ist mir niemand bekannt, der offen über die Krankheit und Medikation spricht.
Habt einen schönen Abend,
Janosh