Ärzt:innen Check-Up / Behandlungsreflexion

Liebes Forum,

ich weiß noch nicht genau, wie ich auf den Punkt kommen soll mit meinem Anliegen.

Aber neben den zahlreichen Threads von Menschen, die ihre erste Erfahrungen mit Medikamenten machen und dazu tausend Fragen haben, wollte ich mal in die Runde fragen:

  • Wie geht es euch nach einiger Zeit mit den Medikamenten?
  • Was hättet ihr gerne vor der Behandlung gewusst?
  • Welche Fehler habt ihr viel zu lange gemacht?
  • Woran merkt ihr, dass alles im Lot ist mit der Dosis/dem Präparat/ dem Tagesplan?
  • Was sind Anzeichen dafür, dass etwas verändert werde sollte?
  • Medipause Ja? Nein? Und falls ja: welche Erkenntnisse hat das gebracht? (wobei das ja durchaus rege in anderen Strängen diskutiert wird)
  • Falls ihr das Medikament gewechselt habt, wie kamt ihr dazu?

Hintergrund meiner Grübeleien ist ein nahender Check-Up Termin bei meinem Neurologen und ich überlege, was ich ihm da erzählen kann.
Nehme Medikinet seit bald einem Jahr (20-10 oder 20-5-10, je nachdem wie lange der Tag voraussichtlich daurert).
Ich habe das Gefühl, dass ich mittlerweile ganz gut darin bin, intuitiv einzuschätzen, wie hoch die Dosis sein muss, je nach Tagesform und Herausforderungen.
Probleme habe ich allerdings immer noch mit den Abständen.
Kurz vor der Periode scheint die Wirkung schneller wieder aufzuhören, da setze ich mir manchmal einen Timer im Handy, weil der Rebound dann unerträglich wäre. An den restlichen Tagen im Zyklus eiere ich aber ziemlich rum, vergesse manchmal über Stunden nachzunehmen.

Außerdem hadere ich immer noch ein wenig damit, mir die zweite Dosis regelmäßig zu zugestehen. Es bleibt ein Rest Impostersyndrom, das mir weiß machen möchte, dass ich nur dann mehr als die 20 mg morgens nehmen darf, wenn ich es wirklich sinnvoll nutze. Dabei weiß ich eigentlich, dass ich mit der konsistenten Einnahme auf lange Sicht besser fahre.
Überhaupt frage ich mich, ob ich nicht mit einer etwas höheren Dosis noch glücklicher wäre, kann mir das aber nur in höchsten Stressphasen erlauben.

Im Schnitt würde ich meine Erfahrung als nebenwirkungsarm beschreiben, aber ich habe doch manchmal ziemliches Herzklopfen und meine Gliedmaßen sind dermaßen kalt und blass…
Meine Libido scheint zurück gegangen zu sein, aber ob es einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht sicher.
Und der Appetit ist nach wie vor nicht wieder komplett da. Das hat sich zwar etwas gerbessert, aber sobald ich nicht den ganzen Tag zuhause rumhänge, sondern meinen Alltag halbwegs normal gestalte, vergesse ich zu essen und habe auch absolut keine Freude mehr am Kochen.
Also überhaupt ist da weniger Genuss in meinem Leben.
Daher die Unsicherheit, ob eine Erhöhung der Dosis überhaupt gut wär…

Das ist jetzt alles natürlich ein Kuddelmuddel aus reflexivem Aufschreiben für mich selbst und den allgemein formulierten Fragen.
Es würden mich eure Erfahrungen aber brennend interessieren, weil ihr ja teilweise schon viel länger Medikamente nehmt und ich manche Aspekte vielleicht gar nicht auf dem Schirm habe.
Ich merke zumindest, dass die Auseinandersetzung mit mir und mit den Medis nie so ganz in den Hintergrund rückt.

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Haha, auf deine Fragen könnte ich jetzt 20 Seiten schreiben, das lasse ich aber bleiben.

Ja, ich nehme schon länger Medikamente wie du weißt, aber vielleicht bin ich dadurch schon zu sicher und lasse mir Chancen entgehen, die eine Veränderung bieten würden?

Du bist sehr reflektiert und hast vermutlich unendlich mehr Durchblick als ich in deinem Alter - du machst das schon. Und du musst ja Lösungen für dich finden, da verwirren dich meine nur.

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Aber ich bin leider gleichzeitig voll betriebsblind für mich selbst!

Mich interessieren Resumees nach einiger Zeit, quasi Anfängerfehler für Fortgeschrittene.
Sowas wie die ersten Ehejahre nach dem Honeymoon…

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@theunfedmind ich antworte dir die Tage mal ausführlicher, heute schaffe ich das nicht mehr (sollte ich es vergessen darfst mich gern daran erinnern).

Aber zum Thema Zyklus: bei der Periode nahm ich immer 30 Minuten früher nach und ein paar mg mehr…

Ich finde, du darfst es dir ruhig erlauben es öfter zu nehmen. Sieh es einfach als „Brille fürs Gehirn“. Einem Kurzsichtigen sagt man ja auch nicht, er soll die Brille nur dann tragen, wenn er gerade im Auto sitzt oder so. Weißt was ich meine?
Ich nehme manchmal sogar 4x am Tag Attentin, weil ich mit voller Wirkung besser schlafen kann als mit nachlassender. Und weil ich dann auch abends noch genug Hirnkapazitäten habe mit meinem Freund Anime zu schauen oder ernsthafte Gespräche zu führen…

  • Wie geht es euch nach einiger Zeit mit den Medikamenten?
    Ich würde sagen, dass die beste Wirkungen von Elvanse bei mir die nüchterne Selbstreflexion ist. Ich kann meine Gedanken, Handlungen und Emotionen besser verstehen und bin in der Lage vieles Negative zu vermeiden. Und dazu kommt die innere Ruhe, in manchen Situationen die Gelassenheit und die Fähigkeit meine Gedanken etwas besser zu sortieren und zu stoppen.
  • Was hättet ihr gerne vor der Behandlung gewusst?
    Vor Medikinet hätte ich gerne gewußt, dass der Rebound so heftig sein kann und ich keine Angst haben sollte, nachzunehmen, auch spät abends.
    Vor Elvanse hätte ich gerne gewußt, dass es ok ist, mit weniger als 30 mg. anzufangen.
  • Welche Fehler habt ihr viel zu lange gemacht?
    Es sind leider Fehler, die ich immer noch mache und zwar, weniger essen tagsüber. Leider habe ich durch Elvanse kaum Appetit und esse morgens sehr spät, was nach ein paar Stunden zu einem sehr unangenehmen Gemütszustand führt, meine Zwänge verschlimmern sich enorm und ich werde innerlich extrem wütend. Wenn ich dann etwas esse, komme ich in ein Tief und kann meine Augen kaum auf halten. Nachmittags das gleiche Spiel, d.h. wenn ich nichts esse, werde ich extrem müde und erschöpft.
  • Woran merkt ihr, dass alles im Lot ist mit der Dosis/dem Präparat/ dem Tagesplan?
    Auch nach drei Jahren, davon ca. 1 Jahr mit Elvanse ist jeder Tag mit der gleichen Dosis anders. Ich persönlich orientiere mich an die innere Ruhe, d.h. wenn ich merke ich bin immer noch unruhig/nervös, nehme ich nach.
  • Was sind Anzeichen dafür, dass etwas verändert werde sollte?
    Wieder die Nervosität bzw. dieses Gefühl von angepissten Schmetterlingen im Bauch. Wenn ich bei einer Dosierung auf Dauer, d.h. mehr als 3 Tage, immer noch innerlich unruhig bin, weiß ich dass ich die Dosis erhöhen soll. Und wenn ich zu euphorisch und impulsiv bin, dann weiß ich, dass die Dosis etwas hoch ist. Wenn dazu noch extremes Grübeln, Lustlosigkeit und ein Achterbahn der Gefühle kommt, dann weiß ich, dass die Dosis extrem hoch ist.
  • Medipause Ja? Nein? Und falls ja: welche Erkenntnisse hat das gebracht? (wobei das ja durchaus rege in anderen Strängen diskutiert wird)
    Für mich kommt das nicht mehr in Frage. Wozu soll ich mich denn wieder mit der Unruhe quälen? Sobald die Medikamente noch wirken, werde ich keine Pause machen.
  • Falls ihr das Medikament gewechselt habt, wie kamt ihr dazu?
    Medikinet wegen des Rebounds, Ritalin, weil es keine Tabletten mit 15 mg. gibt.

Same! Es ist eigentlich das was mich am meisten zu schaffen macht. Einerseits finde ich es nicht schlimm, denn ich muss abnehmen, andererseits finde ich es schade, denn ich habe immer das Essen gemocht und jetzt habe ich keine Freude mehr beim Essen. Und ich empfinde inzwischen, etwas essen zu müssen, als eine Pflicht. Da ich genau wie du, keine Freude mehr am Kochen habe, esse ich nur belegtes Brot, es sei denn mein Mann kocht was.

Und zum Schluss ein Fazit auch für mich: ich bin durch die Elvanse leider noch fauler geworden. Würde am liebsten nur chillen und meine Zeit mit Surfen im Netzt verbringen. Zum Glück raffe ich mich rechtzeitig, um meine Arbeit nicht zu vernachlässigen. Dazu habe ich Freude an neue Sachen gewonnen, aber die Freude am alten Sachen verloren. Wenn ich auch rausfinde, warum ich an manchen Tagen so erschöpft bin und mich Kleinigkeit zu schaffen machen, wäre das super.

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:heart:
Super Formulierung haha

Und genau diese Gradwanderung, die du beschreibst, beschäftigt mich auch.
Es ist eine ganz dünne Linie zwischen „ich merke nichts, habe ich vergessen die Kapsel zu nehmen?“, genau dem richtigen Auftrieb und einer leichten Überdosierung.
Und mir geht es ähnlich wie dir: kein Tag ist wie der andere.
Daher schwöre ich auch so sehr auf die 5mg Kapseln, die können den feinen Unterschied machen ohne gleich Fahrigkeit auszulösen.

Ich frage mich außerdem, ob ich der Honeymoonphase nachhänge. Wobei die dann seeeeehr lang gewesen wär. Oder es waren zwei Flitterwochen hintereinander…
Am Anfang die erste Euphorie weil der Unterschied im Empfinden natürlich stark spürbar war. Dann gab es eine Zeit, in der ich ziemlich ausgelastet war und bis zu 45 mg insgesamt am Tag genommen habe.
Und das waren sehr positive Erfahrungen.

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Bin ich etwa der einzige Mensch, bei dem die Appetitlosigkeit nicht auftritt?
Mein Appetit mit Medikamenten ist gleichbleibend wie ohne, aber ich esse
regelmäßiger und auch etwas mehr, weil ich genügend Antrieb und Handlungs-
planung habe, um mir ein Bütterken zu schmieren :joy:
Ich bin auch froh drum, weil ich meinen BMI über 20 halten will :sweat_smile:

Ich bin noch in der Eindosierung und habe mehr Appetit als ohne Medis. Vielleicht nehme ich den Hunger auch einfach früher wahr, das kann sein. Oder mein Stoffwechsel ist jetzt noch schneller? Keine Ahnung.

Bin schon immer tendenziell untergewichtig, deshalb habe ich echt Angst Gewicht zu verlieren.

Ich würde mir erstmal nicht all zu große Sorgen machen. Ich habe nach einem Monat auch noch nichts an Gewicht verloren. Ich esse allein schon ein üppiges Frühstück um eine längere Medikamentenwirkung zu haben. Dass ich abnehmen könnte, war eigentlich auch meine größte Sorge vor der Medikation. Ich glaube, dass der mögliche Gewichtsverlust bei Einnahme von Medis
zu 90 Prozent durch reduzierten Appetit entsteht und da du guten Appetit hast sollte alles okay sein :slight_smile:
Nur nicht vergessen viel Wasser zu trinken!

Trinken tue ich ganz viel.
Ich kann halt nicht gut frühstücken, ging schon als Kind nicht. Werde meine Ärztin mal ansprechen, ob ich Medis bekomme, die auf nüchternen Magen genommen werden können. Ich zwänge mir im Moment morgens eine Scheibe Brot rein. Aber mit PMS ist mir morgens so übel, da geht gar nix :face_vomiting:

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Sorry was ist PMS noch gleich?
Ich mache mir immer 200g Haferflocken, Cashewnüsse
und 1 Liter Mandelmilch oder normale Milch in den Mixer :sweat_smile:
Mein Magen hält das zum Glück aus. Aber ich habe halt einen Grundumsatz von über 3500 kcal, das ist echt nervig so viel essen zu müssen…

Prämenstruelles Syndrom :wink:

Wieso hast du so einen hohen Grundumsatz wenn ich fragen darf?

Zum einen bin ich 2,02 m groß und zum anderen sitze ich so gut wie nie. Aber körperlich bin ich ziemlich gesund.
Das hat wohl keine organische Ursache und liegt für mein Geschlecht/Alter/Körpergröße im Normbereich.
Und Sport mache ich schon 2-3× die Woche, aber dann abends 4 Stunden. Ich habe ein Waist to Height Ratio von 0,4 und nen BMI von 20,3 :sweat_smile:
Ach so, ich denke auch viel zu viel; das Gehirn braucht bekanntlich viel Energie :joy: