Agomelatin und Stimulanzien

Hallo zusammen,

Habt ihr Erfahrungen mit Agomelatin mit/ ohne Stimulanzien? Wirkt es gut genug bei ADHS mit/ohne depressive Symptome? Ich habe die Beiträge und adxs.org schon gelesen.

Gruss

Ich hatte seitdem ich mich zurueckerinnern kann Schlafprobleme (Ein- und Durchschlafprobleme). Ich habe mehrere Jahre lang Agomelatin mit und ohne Methylphenidat (letzteres in diversen Formen) genommen.

Es hatte bei mir kaum einen Unterschied gemacht, ob ich es mit oder ohne MPH genommen habe. Insgesamt bin ich damit eingeschlafen, aber so richtig tief und erholsam war der Schlaf nicht. Das war dem ueberhaupt nicht schlafen aber noch extrem vorzuziehen. Also ich wuerde sagen: Gut, wenn die eigentliche Ursache noch nicht gefunden wurde aber langfristig waere es besser, den Schlafproblemen auf den Grund zu gehen.

Bei mir hatte Atomoxetin ein wenig den Schlaf verbessert (konnte aber nie mehr als 10mg/Tag nehmen wegen fehlendem CYP2D6-Stoffwechsel) und Guanfacin hilft jetzt wirklich sehr. Die habe ich allerdings bislang nicht mit Stimulanzien kombiniert.

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Also, du meinst Agomelatin allein bringt nichts bei ADHS?

Es kann definitiv was bringen, wenn der Schlaf gestoert ist und man sonst wachliegen wuerde. Fehlender Schlaf macht naemlich alles andere schlimmer. Agomelatin ist auch sehr nebenwirkungsarm. Deshalb rate ich immer zu Agomelatin.

Ich meinte das eher so, dass man nicht einfach ein „Pflaster“ draufklatschen sollte und „Gut ists!“ rufen sollte. Wenn man naemlich das Grundproblem hinter den Schlafproblemen identifizieren kann und das reparieren kann, sollte der Schlaf hoffentlich noch besser werden und man riskiert weniger laengerfristige Probleme.

Wenn man z.B. feststellt, dass der zirkadiane Rhythmus kaputt ist, kann man z.B. versuchen, den mit Lichttherapie einigermassen synchronisiert zu halten. Das faende ich persoenlich noch besser, als einen Melatoninrezeptoragonist draufzuklatschen, weil einfach viele sonstige Funktionen am zirkadianen Rhythmus dranhaengen.

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Ich sehe das so.

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Gegen AD(H)S, gegen Schlafprobleme oder gegen beides?

Gegen die Schlafprobleme und gegen einen Aspekt, der wohl oft mit ADHS zusammen auftritt, wuerde ich mal sagen.

Ich bekomme sonst immer eine extrem starke Stressantwort, die mein Gehirn lahmlegt. So hatte ich am Anfang an der Uni z.B. immer Blackouts in Pruefungen. Das fuehlt sich wirklich wie eine Art „Stressquetschie“ in meinem Bauch an, das ausgequetscht wird und dann so eine „Stresswelle“ im Bauchraum verursacht, die dann hochkrabbelt und den Brustkorb verspannen will und das Gehirn ueber den Augen und „obendrauf“ gefuehlterweise ausschaltet. Ich kann dann nicht mehr klar denken. Das ist mit dem Guanfacin extrem abgeschwaecht.

Dann hilft es noch gegen die Schlafprobleme. Schlaf ist irgendwie tiefer und erholsamer und mein Gehirn fuehlt sich irgendwie… lebendiger? besser durchblutet? an. Das erste Mal, als ich es genommen habe, habe ich nach so 5-6 Stunden ein komisches Knistern im Nacken/unter den Ohren wahrgenommen, dann kam so eine Art sich nass anfuehlende Druckwelle durch den Kopf, die mir kurz Schwindel verursacht hat aber sofort wegging, nachdem ich den Kopf bewegt habe. Seitdem merke ich deutlich mehr, wenn mein Nacken verspannt ist und Entspannungsuebungen reduzieren Druck auch oben und vorne und seitlich im Kopf, nicht nur im Nacken.

Vllt bilde ich mir das ein. Ich hatte absichtlich nicht weiter nach den Wirkmechanismen von Guanfacin geschaut, aber ich hatte danach dann recherchiert und ein Papier gefunden, das gesagt hat, dass zumindest bei hypertensiven Patienten (Diabetikern oder so?) eine Blutdrucksenkung mit verbessertem Fluss der zerebrospinalen Fluessigkeit einhergehen kann.

Es scheint am besten zu funktionieren, wenn ich es ca 5-6 Stunden vor dem Schlafengehen nehme. Wenn ich es morgens nehme, werde ich etwas muede und habe nicht den Eindruck, dass es so viel hilft. Wenn ich es so nehme, dass der theoretische Peak zur Schlafenszeit liegt, schlafe ich viel besser.

Ja, das wuerde ich auch sagen. Aber es kann wirklich dagegen helfen, wenn man nicht schlafen kann. Dann wird alles sonstige naemlich zumindest nicht so viel schlimmer wegen dem Schlafmangel.

Oh, das ist ja spannend!

Was du beschreibst dürfte der Noradrenalinpeak bei hohem akutem Stress sein, der über Adreno2-Rezeptoren den PFC „abschaltet“ (posteriore Gehirnbereich steuern weiter - bewusstes Denken/Analysieren aus, unbewusstere, instinktivere Handlungssteuerung an). Amy Arnsten ist die Göttin auf dem Gebiet. Sie hat das maßgeblich miterforscht und damit Guanfacin den Weg geebnet. Zugleich eine DER Namen im Bereich Dopamin.

Wieviel Guanfacin nimmst du?

Ja, mega spannend! Ich hab das Medikament ueber ADxS.org ueberhaupt erst gefunden, dafuer vielen Dank! Ich vertrage sonst kaum Medikamente, aber Guanfacin ist super. Mein CYP3A4 ist in Ordnung.

Ja, das passt sehr gut zu meinem Erleben.

Oh, noch vergessen. Es ist mir mit Guanfacin, auch einfacher, dem Fressimpuls oder sonstigen „Weglauf-Impulsen“ zu widerstehen. Also wuerde ich allgemein verbesserte Selbstkontrolle vermerken.

Ich nehme im Moment 1mg und hole mir morgen die 2mg-Packung. Ich hatte die erste Woche (und ein paar Tage, nachdem ich mal eine Dosis vergessen hatte) etwas Schwindel und erhoehten Redefluss sowie mehr rasende Gedanken, als sonst.

Ich glaube, dass ich vor ein paar Tagen den Fehler gemacht habe, etwas sehr ingweriges zu mir zu nehmen (Bundaberg Spiced Ginger Brew) und ich mglw. deshalb gerade nochmal ein paar mehr Nebenwirkungen habe. Also ich wuerde empfehlen, Grapefruit und andere moeglicherweise CYP3A4-hemmenden Stoffe zu vermeiden oder zumindest ein Tagebuch zu fuehren, damit man moegliche Nebenwirkungsquellen gut identifizieren kann.

Warum? Deshalb?:
"Agomelatin bewirkt eine 5HT2C-Rezeptor-Blockade, die indirekt eine Erhöhung von Noradrenalin und Dopamin im frontalen Cortex bewirkt.1

  • Agomelatin erhöht jedoch nicht das Dopaminniveau im Nucleus accumbens und im Striatum,1 wo das Dopamindefizit bei AD(H)S die Probleme mit Antrieb und Motivation sowie mit der durch Motivation regulierten Aufmerksamkeit verursacht.
  • Der Noradrenalinspiegel im frontalen Cortex wird dosisabhängig erhöht, wobei sich gleichzeitig die adrenerge Aktivität im Nucleus coeruleus erhöht.1

MPH und Amphetaminmedikamente wirken demgegenüber dopaminerhöhend auf PFC und Striatum."

Was mich stört ist das:
„Agomelatin bewirkt eine 5HT2C-Rezeptor-Blockade, die indirekt eine Erhöhung von Noradrenalin und Dopamin im frontalen Cortex bewirkt.“

PFC (Prefrontalcortex) ist ein Teil der Frontealcortex, oder? Und wenn Agomelatin auf Frontalcortex wirkt, evtl. wirkt es auch auf PFC? Natürlich das ist nur eine Laienvermutung. Ich habe etwas recherchiert und wie du sagst UlBre, nicht zu viel finden können über Agomelatin bei ADHS.
Übrigens ich nahm gestern zum ersten Mal 25 mg Valdoxan, um 2:00 Uhr. Um 3:00 Uhr die Wirkung gespürt, ruhiger, und um 4:00 Uhr eingeschlafen, bis 11:00 Uhr. Wäre ich nicht aufgeweckt, würde ich länger schlafen. Danach bis 13:00 Uhr war ich groggy, aber später ging es weg. Und als ob heute bin ich ruhiger, weniger ängstlich. Aber ich bin nur am Anfang, also zu früh etwas zu sagen. Bisher hatte ich nur Attentin, alles war gut bis zu dieser Depression. Darüber schreibe ich aber in einem anderen Beitrag.