Hi @Endoni83,
eigentlich müsste ich meinen Namen ändern, da ich aus meiner Sicht sowohl emotionale als auch neurobiologische Ursachen ausfindig machen konnte. An den Lösungen arbeite ich noch, mir war jedoch zu jeder Zeit klar, wonach ich suche.
Wäre ich in verhaltenstherapeutischer Begleitung geblieben, würde ich wohl immer noch von einem rein emotionalem Problem, welches ausschließlich aus mir selbst stammt und die Umwelt bzw. meine Passung mit meiner Umwelt unberücksichtigt lässt, ausgehen.
Was den Vorwurf bzw. die Unterstellung narzisstischer Elemente betrifft, so kann ich als AuADSler eine einfache Missinterpretaion beobachten.
Bei neurotypischen Menschen mit rein emotionalen Ursachen wird angenommen, dass sie gerne „besonders“ oder „anders“ wären, damit sie in ihrer „Einzigartigkeit“ gesehen werden, sie also glauben, dass ihr Wert oder ihre Liebenswertigkeit von ihrer Außergewöhnlichkeit abhinge.
Das Problem dabei ist, dass „Andersartige“ häufig keinerlei Intention hegen, hervorzustechen. Bei physischen Merkmalen ist das Mmn offensichtlicher: Ein vernunftbegabter Mensch würde einem sehr großen, kleinen, leichten, schweren Menschen nicht vorwerfen, absichtlich sehr groß, klein, leicht oder schwer geworden zu sein.
Ich verstehe nicht, wie man jemanden unabsichtlich manipulieren kann.
Für mich setzt eine Manipulation sowohl die Fähigkeit (kognitive Empathie) als auch die Absicht voraus (zB Interessensverbände /Industrieligen, welche empirische Beweise unterschlagen - ganz unabhängig von den Beweggründen).
Mir wurde sogar von Therapeuten intentionales Verhalten unterstellt.
In Gruppen kann ich das mittlerweile ganz gut beobachten:
Ganz ohne Anstrengung und/oder Absicht und/oder Wunsch/Willen bin ich vollkommen anders. Ich bin einfach so.
Existenzielle Depression umschreibt nicht die Sinnlosigkeit des eigenen Lebens, sondern ein Passungsproblem, der Name ist irreführend.
Das Leben wird nicht wie in einer Sinnkrise als sinnlos empfunden, viel eher wird das Verhalten anderer, verschiedenste Systeme etc als unsinnig gesehen.
Welcher philosophischen Denkschule man angehört, spielt hierfür keine Rolle.
Kennst du Frau Brackmann? Sie beschreibt verschiedenste Probleme, die bei Nicht-Begabten gar nicht erst auftauchen, u.a. das Bestehen von höchst widersprüchlichen Eigenschaften und/oder Verhaltensweisen, vom Leben in Extremen etc.
Frau Niehues wurde ja schon genannt, ihre Fehldiagnosen-Übersicht kann man bei nicht neurologischen also rein emotionalen „Störungen“ wie zB einer NPS auch auf ASSler übertragen.
Warum die Anführungsstriche: Weil ich die Begriffe der Störung, der psychologischen Erkrankung, (seelischen) Behinderung für zu einseitig halte.
Nicht weil ASSler und Intelligente so gleich sind, sondern weil beide Gruppen vielfältigen Fehlinterpretationen, -annahmen, -bewertungen etc. ausgesetzt sind.
Es wird ein Verhalten beobachtet, welches narzisstisch anmuten kann, wobei Ursachen und Intentionen nicht narzisstisch sind.
Was Angst vor Bewertung/ Ablehnung betrifft, so gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen ADXSlern und ASSlern. Bei ADHSlern wird zB von rejection sensitive dysphoria (rsd) gesprochen, diese unterscheidet nicht zwischen gefühlter und tatsächlicher Ablehnung.
Bei Intelligenten soll es sogar vorkommen, dass gar nicht du selbst Angst vor Ablehnung hast, sondern dein Gegenüber. Dieses kann oder will dies aber nicht zugeben, weshalb es sich ablehnend verhält. Es kann also vorkommen, dass es überhaupt nichts mit dir zu tun hat.
Gefühlte Ablehnung kann durch Therapie und Medis egalisiert werden, tatsächliche hingegen eben nicht.
Ich kenne nur eine einzige Studie, die belegt, dass NTs ASSler tatsächlich ablehnen und nichts mit ihnen zu tun haben wollen.
Frau Wilczek liefert mit ihrem neurotypischen Autopiloten in Interaktionen und seinen Fehlannahmen v.a. seiner Erwartungshaltung einen Erklärungsansatz.
Für mich ergibt sich daraus eine einfache Konsequenz, dass ich soziale Kontakte ausschließlich mit anderen Neurodivergenten führen kann.
Das mag banal klingen, sich nur noch mit ähnlich bzw. gleich Andersartigen zu Umgeben.
Für den Alltag bedeutet es, dass es für mich ok ist, keine funktionierende Interaktion / Kommunikation mit NTs haben zu können.
Als sensibler, empathischer Mensch war ich an den Ursachen und Lösungen misslingender Interaktionen interessiert, jetzt ist es mir egal.
Nicht nur aufgrund der kommunikativen oder wahrnehmungsbezogenen Andersartigkeiten, sondern aufgrund meiner persönlichen Unterschiede gegenüber sehr, sehr vielen anderen:
andere Weltsicht, anderes Menschenbild… (Doppelmoral, Gleichgültigkeit gegenüber menschlicher, tierischer, pflanzlicher Umwelt, Konsens scheint wichtiger als Wahrheit zu sein etc etc) ich nehme an, dass der ehemalige Forumsname nicht ganz zufällig gewählt wurde (anderswelt)
Einsamkeit von andersartigen Menschen ist ziemlich normal.
Jedenfalls solange man keine anderen Anderen, also ähnliche oder gar fast Gleiche trifft.
Der Grad der Andersartigkeit kann das Alleinsein bestimmen.
Rein logisch, ob du zu den 2%, 1% oder 0,1% gehörst, kann zumindest für die Kindheit und Jugend den Schein erzeugen, alleine auf der Welt zu sein.
Weswegen eine Früherkennung ja so wichtig ist, für den durchschnittlichen Pädagogen, Psychologen, Mediziner existierst du nicht - für andere gehörst du zu den Twice Exceptionals (2e).
Die Frage der Wahrscheinlichkeit ist für mich deshalb einfach, nicht gewöhnlich, aber bei Weitem nicht unmöglich.
Ich wünsch dir viele „Löffel“ für deine Diagnostiken.
VG