Allein in den Urlaub fahren

Hallo zusammen,

ich bin in den letzten Jahren häufig allein in den Urlaub gefahren, hab auch nicht so viele Leute, mit denen ich zusammen fahren könnte (alle in der Hinsicht verplant durch Partner, Familie etc.). Ich müsste mal anfangen mir Gedanken um den Sommerurlaub zu machen, und merke, wie es sich in mir dagegen sträubt, weil ich jedes Mal unterwegs mehr oder weniger stark emotional crashe. Mir fehlt eine Struktur von außen, und vielleicht spielt auch das Gefühl des Alleinseins eine Rolle, aber das kann ich eigentlich ganz gut. Ich komme aber immer mehr der Tatsache auf die Spur, dass ich mir fremde Orte derartig ungefiltert reinpfeife(n muss), dass es einfach dadurch zum Synapsenkurzschluss kommt.

Typischer Urlaubstag von mir: Duracell-Hase legt die Batterien ein, los geht´s. Erstmal die Geografie checken, wo sind die wesentlichen Orte (man kann mich meist nach ein paar Stunden vor Ort nach dem Weg fragen und ich kann selbigen flüssig und ohne nachgucken erklären, außer ich stehe in einer Millionenstadt). Wikipedia: Einwohnerzahl, politische Zusammensetzung seit der letzten Kommunalwahl, wesentliche historische Entwicklung. Ich beobachte die sozioökonomische Zusammensetzung der Bevölkerung, im Ausland auch lokale Gepflogenheiten, bleibe an jeder Infotafel stehen, scanne die Bauzeitalter der prägenden Bebauung, bin im Museum, mache eine Wanderung, Rad- oder Kanutour (oder alles drei…), höre aufmerksam den Gesprächen sämtlicher Tischnachbarn zu, habe nebenbei noch acht Vogelarten sowie die Leerstandsquote bei den Läden bestimmt, zwei Pferde und einen Hund gestreichelt, und das Paar da vorne kann ich zwar nicht hören, aber sie will offensichtlich mit ihm Schluss machen und er fängt gleich hier mitten in der Öffentlichkeit an zu weinen, oje der Arme.
Sitze ich irgendwo und denke „oh, hier ist es schön, so entspannt“, treibt mein Gehirn mich gleich weiter.

Ich hab im Urlaub mal einen halben Tag im Strandkorb verbracht und bin vorher und nachher „ein bisschen rumgelaufen“ - und hatte dann abends 20 km auf dem Schrittzähler (und nein, der Strandkorb hat sich nicht bewegt :upside_down_face:).

Lange Rede, kurzer Sinn:
Kennt ihr das von euch? Wie strukturiert ihr eure Urlaubstage, wenn ihr allein unterwegs seid? Muss ich drei Wochen auf eine Hallig fahren, wo es nach zwei Stunden wirklich gar nichts Neues mehr zu entdecken gibt? :scream:
Ich bin total dankbar für Hinweise, wie ich auf eine gesündere Art verreisen kann, denn ich liebe das eigentlich sehr. :slightly_smiling_face:

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Andersrum gefragt, was genau stört dich an deiner Art Urlaub zu machen :thinking:

Wäre auch genau mein Ding.

Je nachdem wohin es uns verweht hat, gab es einen Tag Kultur, dann zwei Tage chillen und weiter mit Kultur…

Kommt sowieso auf das Ziel und die vorhandenen Urlaubstage an.

Ganz davon ab, vielleicht mußt du mal auf ne kleine Insel, oder mal auf einen Gletscher / Berg, so von wegen Ruhe.

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Die fehlen in meinem Urlaubsplan in der Regel… Außer ich bin im Wellnesshotel. In der Sauna kann ich gut chillen.

Und es ist ja auch mein Ding, wie ich Urlaub mache - es tut mir nur überhaupt nicht gut. Ich falle spätestens an Tag 2 emotional in ein tiefes Loch.
Nichts tun kann ich zusammen mit anderen gut, dabei kann man ein bisschen plaudern, aber allein ist es für mehr als ein paar Stunden sehr schwierig.

Zusammengefasst: Aktivität bedeutet für mich zu viele Reize, Chillen zu wenige.

Ich glaube auch, dass wenn ich mit einer anderen Person z.B. eine neue Stadt erkunde, ein Teil meiner Sinne auf meine Begleitung gebunden ist und dadurch gar nicht erst so viel Neues auf mich einströmt.

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Ein sehr interessanter Gedanke…

Demnach bräuchtest vielleicht sowas wie Familienanschluss im Urlaub…

Buchst du immer, oder juckelst du einfach los? Und überhaupt, was ist mit Gruppenreisen…

Das mit dem chillen fing bei uns auch ganz harmlos an und hat sich dann aber bewährt.

Soweit die Füße tragen kann ja auch schnell mal nach hinten losgehen. An den Chill Tagen wird dann auch der nächste Action Tag geplant…

Kannst du gut mit dir alleine sein? Vielleicht musst du mal nach Thailand in ein Schweigekloster…

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Eine Gruppenreise kam mir auch grad in den Sinn. Eine aus meinem Chor macht das regelmäßig und ist immer gut zufrieden.

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Also als ich noch jung war, heisst Teenie, Twenty und bis gegen die 35 hätte ich persönlich mir eine geführte Gruppenreise niemals wirklich vorstellen können.
Doch später im Leben ist man meistens schlauer, rückblickend bereue ich es zum Teil sogar das ich irgendwie zu voreingenommen war um so eine Möglichkeit überhaupt erst mal auszuprobieren bevor ich mir in Wirklichkeit ein vorschnelles Urteil darüber überhaupt erlauben könnte.
Wie auch immer, heutzutage kann ich persönlich mir tatsächlich gut vorstellen das eine gut organisierte Gruppenreise durchaus etwas schönes und bereicherndes sein könnte.
Von daher, warum nicht mal so was ausprobieren?, ich und mein Schatz haben in letzter Zeit tatsächlich auch schon des öfteren über sowas nachgedacht, nur wohin?, dahingehend ist die Entscheidung nicht so einfach, denn ich mag den Norden und er mehr den Süden.

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Expeditionsreisen lesen sich auch interessant…

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@Silberlocke Oh ja Expetions Reisen, voll was für mich, schon als ich jung war, war ich nie der Typ Mensch der nur 2 Wochen am am Strand mit Party abhängen konnte, ich wollte auf jeden Fall immer so viel wie möglich sehen, alles an kulinarischen Köstlichkeiten oder Musik und Kunst und Kultur eines Landes sehen.
Einfach nur so rumhängen und mich an der Sonne bräunen, was weder meiner Haut noch meinen lichtempfindlichen Augen jemals gut bekommen ist, dass konnte ich nie, und war mir schlicht weg einfach immer zu langweilig.
Schon in meiner Jugend habe ich deshalb immer Ziele ausgesucht in denen ich soviel wie möglich von einem Land in meiner begrenzten Ferienzeit sehen konnte.
Ausser als die Kinder noch klein waren, denn meine Kinder wollte ich so wenig als möglich stressen.

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Und ich war/bin der Meinung @AbrissBirne ich fliege nicht 1000de Kilometer, um dann nur die Unterkunft zu sehen :sunglasses:

So eine gelungene Mischung aus allem, Land & Leute, Kultur und ausruhen :adxs_zwinker:

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Das kenne ich so nicht.
Mich Stressen, fremde Orte sehr und ich habe, vermutlich eher unbewusst, da eine Taktik entwickelt
Tag eins tatsächlich erst mal in der Unterkunft ankommen und erkunden.
Tag 2: langsam den Radius erweitern, allerdings erst mal nur zu Fuß und nicht, ohne vorher Google Maps gründlich zu checken
Auch versuche ich, mich schon vorher mit dem Urlaubsort vertraut zu machen, suche mir auf Google Maps schon mal ein paar Orte in der Umgebung und speichere die ab
Ich bin aber eher jemand, der die Natur liebt und sich gar nicht so sehr mit den kulturellen Dingen auseinandersetzt
Gehe, wie gesagt, hauptsächlich zu Fuß und mache immer wieder Pausen, um die Umgebung auf mich wirken zu lassen
Ich glaube, das hat auch etwas mit Achtsamkeit zu tun
Bei einer Schilderung frage ich mich, was genau es ist, was dich da so antreibt.
Kannst du das genauer bestimmen?

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@Jytski
Wie wäre es mit einer Busrundreise?

  • Begrenzte Aufenthalte an verschiedenen Orten
  • Auf die Teilnehmer abgestimmte Reizdosierung (Senioren/Studienreisende/etc.)
  • Pflichtpausen durch die Fahrten zwischen zwei Orten
  • Nur begrenzter Verlust von Sozialkontakten - selbst wenn Du deinen Mitreisenden durch Gequassel & Klugscheissereien auf die Nerven gehst, Du siehst sie zu 95% nie wieder, anders als wenn Du mit Menschen verreist die Du kennst.
  • Freigestaltbare Abende falls Du noch spazieren gehen möchtest
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Ich reise sehr gerne, auch sehr gern allein und mir gehts teilweise ähnlich wie dir @Jytski

Neue Destinationen werden meist zu Hyperfixationen und ich lese mich da gern ein vor und während einer Reise. Bin auch immer sehr aktiv, viel zu Fuss unterwegs (ja, der mein Schrittzähler sieht ähnlich aus…). Reine Badeferien wären für mich ein Graus. Strand geht mal einen halben Tag, um etwas zu lesen. Ich merke aber gerade auf Reisen, dass ich mich eher schlecht entspannen kann. Auch mein Gehirn treibt mich immer weiter. Aber mit steigendem Alter kann ich meine Pace auch nicht mehr so lange aufrecht erhalten und mache hin und wieder einen „Ruhetag“, an dem ich am gleichen Ort bleibe und vielleicht nur etwas im Ort rumlaufe, Kaffe trinke, was lese etc.

Zum Thema Gruppenreisen: Wären mir früher nie in den Sinn gekommen, damals war das aber für mich gleichbedeutend mit „eine Horde ahnungsloser, älterer Schweizer (oder Deutsche oder woher auch immer) wird mit dem Bus rumgekarrt“. Entdeckt habe ich internationale Gruppenreisen mit Mitte 30, als ich meine Fühler in „schwierigere“ Destinationen ausgestreckt habe, wie z.B. Iran oder Zentralasien. Auf solchen Touren lernt man oft mega interessante Leute kennen, die ähnlich ticken. Ich muss aber immer schauen, dass ich zwischendurch meine Me-Time habe, sonst wird es mir zu viel.

ähm, andere Frage: verliert ihr auch so viele Sachen auf Reisen?

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Danke euch erstmal allen für die vielen Antworten! :smiling_face:

Zu den Gruppenreisen:
Ich schätze an Gruppenreisen auf jeden Fall das Rundum-Sorglos-Paket. Ich habe sowas zwei Mal, allerdings mit Familie / damaligem Freund zusammen gemacht - und das war auch gut so, denn das wäre von den anderen Mitreisenden her total schwierig gewesen, wenn ich allein gewesen wäre. Small Talk mit mir nicht weiter bekannten Personen strengt mich ohnehin an, und ich neige dazu, in Gesprächen mit weniger interessanten Leuten sehr unterzustimulieren, und dem entkommt man dann auf so einer Reise nicht. Wäre eher Stress.
Rundreisen fallen auch unter die Kategorie Stress, weil die in der Regel sehr eng getaktet sind und man ständig auf der Flucht ist. :slightly_smiling_face: Ich hab das mal in Kanada gemacht, da bin ich durch das Durchgetaktet sein ganze anderthalb Wochen nicht aus dem Jetlag rausgekommen - hab aber auf der anderen Seite so viel mehr gesehen, als ich bei einer selbstorganisierten Reise geschafft hätte. Aber fix und fertig wieder zurückgeflogen, das hätte ich sehr wohl selbstorganisiert geschafft. :wink:
Ich hab außerdem schon mehrmals mehrtägige Schreibkurse / -retreats gemacht (und werde das vermutlich auch dieses Jahr wieder machen), und das hat mit den Leuten immer gepasst, weil es einen gemeinsamen Nenner gibt (und wenn ich mal eine Gruppe erwische, in der ich nur zu ein oder zwei Personen einen guten Draht kriege, passt das für mich auch - meist waren es aber richtig tolle Gruppen). Das fällt aber auch nicht unter Erholungsurlaub, weil mein Gehirn dann von der vielen Kreativarbeit so on fire ist, dass ich jedes Mal froh war, wenn ich nachts vier Stunden Schlaf bekommen hab und wie ein Zombie wieder nach Hause gekommen bin. :woman_zombie:

Ich bin jetzt schon auf was gestoßen, wo man vormittags gemeinsam Yoga und Wassersport macht, der Nachmittag zur freien Verfügung steht, und abends wird gemeinsam gegessen. Das klingt für mich nach einer guten Mischung aus gemeinsamen Aktivitäten und sich selbst auch zurückziehen können (ich brauche wie @ClumsyC auch immer ganz unbedingt Me-Time und eine Tür, die ich mal hinter mir zumachen kann), und aus Aktivität und Entspannung.
Ein bisschen schade finde ich, dass (außer bei Fernreisen) die meisten Sachen nur eine Woche dauern, und ich würde echt gern einfach mal zwei Wochen weg sein, auch ohne mir dann für die zweite Woche noch was anderes ausdenken zu müssen.

Da mein Freundeskreis recht verstreut wohnt, mache ich es manchmal auch so, dass ich mich entweder bei denen direkt einquartiere oder mir eine Unterkunft in der Nähe suche und dann Sachen mit denen unternehme, mich abends mit ihnen zum Essen treffe, wenn sie arbeiten müssen etc. Das ist auch immer schön, befreit mich aber nicht unbedingt tagsüber vom hektischen Rumrennen.

Ich glaube, es hat bei mir auch mit zunehmendem Alter zu tun, dass ich erstens diese Duracell-Urlaube nicht mehr gut wegstecke, und dass ich zweitens nicht mehr so aufwändig planen mag.

Und ich denke, dass ich mich, wenn ich allein in den Urlaub fahre, immer kolossal damit verschätze, wieviel man an einem Tag eigentlich schafft. Ein freier Tag ist ja immer der unendliche Ozean aus Zeit, der vor mir liegt. :wink:

Eine Kollegin hat mir neulich erzählt, dass sie und ihr Parter im Urlaub immer an den Vormittagen was unternehmen und nachmittags chillen würden, das fand ich ganz gut (auch wenn mein Hirn gleich gedacht hat „Chillen von mittags bis zum nächsten Morgen?!?!?! :scream: :scream: :scream:“). Aber vielleicht würde es mir schon helfen, wenn ich mir eine lange, mehrstündige Mittagspause auferlegen würde.

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Das klingt gut. Mit was für Anbietern machst du diese Reisen?

Nein, sehr selten. Auf Reisen achte ich immer extrapenibel auf meine Sachen, weil das brauche ich ja alles vielleicht noch! :sweat_smile:

Es ist einfach aufregend, Neues zu entdecken! Ich habe aber auch berufliche Schnittmengen, was das Problem noch verschärft, weil ich in neue Umgebungen vertiefter einsteige als der Durchschnittstouri das tut.

Ich hab inzwischen mehrere Anbieter, die ich gut finde:
Dragoman I Overland Expeditions I Small Group Tours - dragoman für Overland-Tours,
Introduction Young Pioneer Tours — Young Pioneer Tours für „komische“ Länder (ja, ich war schon in Nordkorea)
G Adventures oder Intrepid Travel sind auch gut, da muss man halt immer ein bisschen schauen, welcher Reise-Stil passt, da das Angebot sehr vielfältig ist.

Ich schaue immer, dass ich die „Heilige Dreifaltigkeit“ aus Pass, Handy und Portemonnaie bei mir hab. Alles andere kann man wieder kaufen, auch wenns manchmal mühsam und nervig ist. Hab tatsächlich schon mal meine Schuhe vergessen im Hostel - bin einfach in den Flipflops ins Taxi gehüpft :joy:

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Vielen Dank für die Seiten, die Reisen klingen oft wirklich super! Auch wenn ich für Nordkorea vielleicht noch nicht ganz bereit bin! :smiley:

Wenigstens nicht barfuß! :sweat_smile:

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Such dir `ne Blockhütte irgendwo im Wald. :slight_smile: Da kannste jeden Tag ein neues Stück Natur entdecken, herumwandern, damit deine Reizsuche befriedigen und hast trotzdem deine Ruhe.

Ich mache gerne alleine Urlaub und zwar gehe ich meistens wandern
Oder suche mir eine Wohnung in einer ländlichen Umgebung und mache von da aus Wanderungen
Was ich an einem Urlaub alleine schätze ich bin selbstbestimmt und kann das machen wozu ich Lust habe und muss auf keinem Rücksicht nehmen

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Genau das ist jetzt gebucht! :smiley:
Und auf dem Weg dahin gibt es noch einen mehrtägigen Zwischenstopp, bei dem ich mich in nur wenig machen übe. :person_in_lotus_position: