Alles gegen die Wand fahren...

Hallo zusammen,

Ich habe mich vor fünf Jahren testen lassen. Die Neurologin bei der ich war bestätigte die Vermutung ADHS, ich scheute mich jedoch mit einer Medikation zu beginnen und vergolgte es nicht weiter.
Hatte also keinen offiziellen Wisch auf dem die Diagnose stand.
Dann zog ich um und ließ mich nochmal aufgrund des leidensdrucks an de Uniklinik Freiburg testen. Die sagten dann vielleicht ADHS vielleicht aber auch ne Depression. Zunächst hat mich das ziemlich verärgert, weil ich dachte natürlich habe ich depressive tendenzen wenn ich durch meine ADHS symptomatik mir so ziemlich alles verbaue oder gegen die Wand fahre was ich bisher erreicht habe. Aufgrund eines Bandscheibenvorfalls habe ich es dann wieder aus den Augen verloren. Jetzt möchte ich keine offiziellen Diagnose haben, weil ich aufgrund des gekauften und frisch renovierten Hauses eine bessere Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen möchte, dazu wäre ADHS aber kontraproduktiv.

Bei mir zeichnet es sich so ab, dass ich z.B. ganz genau weiß was alles zu machen ist, am ende der Zeit werde ich aber knallhart damit konfrontiert, dass ich mind. die hälfte nicht erledigt habe. Weil ich in der Zeit entweder hundert andere Dinge gemacht habe oder es aufgeschoben habe.
Das hat mich auch schon im Berufsleben viel ansehen gekostet, dass ich nur durch Charisma und Intelligenz bzw. durch viel Fachwissen halbwegs ausbessern konnte. Ansonsten habe ich immer, mehr oder weniger rechtzeitig die Stelle gewechselt.

Oder ich habe Absprachen mit meiner Frau getroffen hinter denen ich auch stehen kann, wenn es dann soweit ist die Absprachen umzusetzen reagiere ich dann oft spontan anders und erinnere mich erst danach bzw. spätestens wenn ich darauf angesprochen werde.

Um mich aus versäumnissen herauszuwinden habe ich schon früh damit angefangen mich unter anderem auch mit lügen heraus zu reden. Dies versuche ich nachdem es mir bewusst ist tunlichst zu vermeiden. Es ist zwar viel besser geworden aber ab und zu erwische ich mich dabei wie ich es wieder mache.

Oder ich vergesse unseren Kindern das Essen in den Kindegarten mitzugeben. Sie mußten zwar nie hungern weil ich es dann noch anderst organisieren konnte, aber es passierte leider nicht nur einmal.

Ganz krass ist grade die Situation mit unserem jüngsten (3 Jahre), dieser tendiert dazu die Welt auf eigene Achse zu erkunden. Nun ist es zum zweiten mal innerhalb einer Woche passiert, dass ich vergessen habe die Haustür abzuschließen und er auf Tour gegangen ist.

Meine Frau ist grade wegen der letzten geschilderten Situation völlig fertig und aufgebracht.
Sie hat schon soviel mit mir mitgemacht und mir mein Verhalten immer wieder verziehen,
aber jetzt frägt sie sich ob die kinder bei mir überhaupt sicher sind, wenn ich solche wichtigen sachen vergesse.

Ich glaube, dass sie recht hat. Ich liebe meine Kinder und bin ihnen zum größten Teil ein fürsorglicher Vater, aber was ist wenn aufgrund meines inneren Chaos mal etwas richtig schief geht?

Ich habe angst das es um meine Ehe geschehen ist und mein Chaos unsere Familie zerbrochen hat.
Ich bin mittlerweile von selbstzweifeln zerfressen und bei manchen Alltagshandlungen schon nahe am Kontrollzwang aus Angst etwas vergessen zu haben.

Habt ihr durch eine medikamentöse Einstellung etwas am eurem Leben ändern können?

Grüße, WannaBHappy

Hi Happy, willkommen im Forum :slight_smile:

Mein Rat an dich wäre, sieh zu dass du die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt… und kümmere dich parallel schonmal um Stellen für eine neue Diagnostik, (Wartezeit wirst du eh einplanen müssen) um dich endlich vernünftig behandeln zu lassen! Letzteres wäre mir an deiner Stelle sogar wichtiger… das beste wäre es doch, eine BU schon im Vorfeld zu verhindern, oder? Ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob es mit der Versicherung durch die vorrausgegangene Diagnose :?: mit Depressionen/Adhs in der Uniklinik, vielleicht eh schon schwierig wird!?

Außerdem steht bei dir wie du sagst ja gerade noch viel mehr auf dem Spiel… und gegen eine kaputte Ehe, hilft auch keine Versicherung :?

Mir hat die Behandlung sehr geholfen, und sie tut es noch. Ein Chaot bin ich zwar immernoch, aber ich lerne immer besser damit umzugehen :wink:

Auf einen guten Austausch,

Liebe Grüße, Andreas

Herzlich willkommen, @WannaBHappy.

Ich finde das Thema BU im Zusammenhang mit Diagnosen auch noch sehr unterbelichtet, bei Rücken- genauso wie bei psychischen Themen. Andererseits wird nicht selten der Leidensdruck irgendwann so hoch, dass das keine Priorität mehr hat, sondern die Vermeidung der BU Hauptaufgabe ist, wie @Anders schon so gut gesagt hat.

Mit den Gedanken bist Du auch nicht alleine: <LINK_TEXT text=„HOME - Mental Health Crowd … sicherung/“>Psychische Krankheiten und Berufsunfähigkeitsversicherung - Mental Health Crowd</LINK_TEXT> [vorsorglich: Die wollen keine Werbung machen; Quelle ist aber sicher trotzdem mit Vorsicht zu genießen]. Es gibt mittlerweile Angebote mit Teilausschlüssen für einzelne Bereiche von Vorerkrankungen. Ob das in Betracht kommt, weiß ich nicht. Recherche ist aber vielleicht sinnvoll, wenn man das Risiko aus dem Kopf haben will, dass sie später auch bei ganz anderen BU-Ursachen verweigern wg. vermeintlich unzureichender Angaben.

Wenn Du Charisma und Intelligenz und viel Fachwissen an Bord hast, … sind das doch schon mal eine Menge Ressourcen, mit denen Du auch weiter eher Richtung „wannaBhappy“ als gegen die Wand navigieren kannst.

Es gibt weitere schlaue Leute, die inzwischen hinweisen auf Teufelskreise von Hochbegabung im Ursprung, die zu „reaktiver ADS“ führt … die dann (wie Du ja schon anmerkst) zu reaktiver Depression führt (die dann zu emotionalem Stress führt, der dann zu nicht abgeschlossenen Haustüren führen könnte, vielleicht…).

Schau vielleicht dazu mal hier: Hochbegabung und ADHS – ADHSpedia

Könnte einerseits für Dich in BU-Hinsicht interessant sein, weil es gerade in Zweifelsfällen auch solche - im Ursprung nicht zwingend pathologische - Erklärungsmodelle für die Symptome gibt. Andererseits sollte das zwar in einer guten Diagnostik und Behandlung Berücksichtigung finden, aber gerade die Abgrenzung zu Hochbegabung in Ursache und Wirkung scheint mir noch in den Kinderschuhen. Grenzfälle von „Läuse oder Flöhe?“ und gerade „twice exceptional“-Fälle von „Läusen und Flöhen“ müssen also besonders gut für sich selbst sorgen und mitdenken in Sachen Psychoedukation.

Ob reaktive ADS oder nicht: Schön, dass Du hergefunden hast.

Guten Morgen, hallöchen und Hallo und herzlich Willkommen hier @WannaBHappy

Ich konnte von Ausbildung an keine BU oder andere Zukunfstabsicherungen , oder nur in teuer abschließen da ich als Jugendlich mal was hatte. Fand ich damals sehr diskriminierend , weil ich mir ja Hilfe geholt habe was letztendlich begünstigte arbeitsfähig zu sein.
nun ja und dann schafft ich es wirklich 10 Jahre ohne Diagnose, weil ich vor allem viel über seine Heilpraktikerin macht und selbst zahlte.
Ja, und was glaubt ihr denn was dann passiert ist ?

Ey Leute ich habe ADHS , natürlich habe ich nicht daran gedacht eine BU abzuschließen :lol:

Dann wurde ich plötzlich krank und stand nun in dem Disput mich wieder an die Schulmedizin zu wenden , was dann für Diagnosen sorgt.
Aber ohne Schulmedizin keine Krankschreibung und ich benötigte nun wirklich fachliche Hilfe und je älter um so teurer ist das ja auch.

Ich habe dann nur gedacht, eine BU hilft mir jetzt auch nicht zum gesund werden und ich brauche jetzt mein Geld dafür das ich gesund werde und nicht für vielleicht irgendwann wenn ich krank werde.
Ich benötige mein Geld oft akut für meine Gesundheit und wenn ich es nicht habe, weil es z.B. in eine BU geht bringt mir das ja auch nichts.
Ich könnte natürlich mehr arbeiten um solche Dinge abdecken zu können, aber :roll: packe ich nicht

Ja es ist ein Risiko, aber es ist ja nicht zu ändern.

ich sehe es ähnlich wie @Anders bezüglich vielleicht schon vorhandener Diagnosen. Diagnosen müssen gegeben werden damit überhaupt abgerechnet werden kann.

@WannaBHappy Versuch doch mal abzuchecken wie lange aktuell rückwirkend ein Gesundheitscheck gemacht wird, auch was bei deiner Krankenkasse an Diagnosen steht. Es kann ja sein das du eh da was stehen hast, was die Sache erschwert.
Ansonsten dann halt schnell abschließen und dann um Diagnose kümmern, aber ob die dann später noch einen zeiltichen Rückschluss ziehen ? So bald du eine BU benötigst versucht die BU doch trotzdem gründe zu finden damit die so wenig wie möglich oder gar nicht zahlen müssen.

Ich kann verstehen das eine BU fürs Haus wichtig ist, aber du selbst mit deiner aktuellen Situation bist jetzt wichtig.
Rechne gut aus was eine BU im Worstcase überhaupt dann abdeckt ,also ob das dann auch wirklich reicht eure Lebenskosten dann abzudecken oder ihr dann eh Alternativen suchen müsst.

Dir bringt auch keine BU was wenn wegen dem ganze Stress deine Frau dich mit den Kindern verlässt und du alleine da stehst und unterhalt zahlen musst.

Es ist auch nicht lustig wenn man als Mutter seinen Mann nicht mit den Kindern „alleine“ lassen kann aus Sorge das was schlimmes passiert.
Ein vergessenen Butterbrot oder so , dass ist ja pille palle, aber das dein Kind auf Tour geht , ist schon so eine Sache wo man egal wieviel Verständniss für dich und ADHS hat, die Sorge aber nicht abstellen kann.

Sprich über diese Dinge und deine Sorgen mit deiner Frau auch über den Disput zur BU und einer möglichen Diagnose.

Also wenn mich jetzt jamand fragen würde, wir streichen die ADHS Diagnose und dafür gibt es eine BU. Würde ich mich gegen die BU entscheiden, denn ohne Diagnose keine Medis.

Ob und wie eine Diagnose dir dann letztendlich hilft kann dir keiner zusichern.
Aber so wie du es beschreibts wären Medis wohl eine hilfreiche Option
UNd sollten die Medis wirklich anschlagen , dann kannst du auch besser an dich selbst und deinen Baustellen arbeiten.
Du kannst mit weniger Anstrengung auf bestimmt Dinge achten.

Es wird jedoch nie eine Garantie sein das bestimmte Dinge nicht doch noch mal passieren, es wird längst nicht alles verbessern, aber ihr könnte besser nach Lösungen suchen.

Ja wieviel man von einer BU überhaupt bekommt im Ernstfall… ich glaube, das ist auch nicht so viel… müsste man wirklich genau nachlesen.

Sicher bekommt man mehr, wenn man mehr einzahlt und weniger, wenn man weniger einzahlt…

Ersteinmal herzlich Willkommen!

Mein Partner und ich sind beide betroffen, ich bin diagnostiziert - er nicht.
Die Kinder sind jetzt aus dem Haus - aber bei uns ging es in etwa zu wie bei Euch, @WannaBHappy, aber eben ein paar Jahre weiter. Daher kann ich Dir leider meine Gedanken zum Thema nicht ersparen.

Ich konnte zum Glück mein eigenes ADHS soweit „zähmen“, dass es bei uns alles noch so einigermaßen funktioniert hat - aber mit sehr sehr hohen gesundheitlichen Kosten.
So konnte ich mich irgendwann einmal kaum noch schmerzfrei bewegen, musste meinen Beruf (Selbstständig) massiv einschränken.
Irgendwann - ab Mitte 40 ungefähr - kam die Depression. Irgendwann dann Therapie - Diagnose.
Klar, ich musste den Karren im Prinzip komplett alleine ziehen - mit meinen Einschränkungen - und seinen noch obendrauf. Das ist einfach nicht zu packen.
Trotz unserer sehr tiefen Beziehung zueinander hätte ich ihn rückblickend besser verlassen sollen, auch wenn wir uns sehr lieben. Ich weiß nicht, was passiert wäre, hätte ich nicht diese außergewöhnliche Therapeutin gehabt und hätte ich diese Diagnose nicht bekommen.
Der Weg da raus war sehr sehr lang und schwierig.

Mein Partner bereut sehr, dass er seine Rolle in dem Spiel nicht gesehen hat, dass er mich über Jahre mit allem vollkommen alleine gelassen hat. Es hat ihm ja nicht gutgetan, er konnte ja nicht profitieren - ganz im Gegenteil. Hinzu kommt, dass bei einem betroffenen Elternteil die Wahrscheinlichkeit schon sehr hoch ist, dass ein Kind ebenfalls betroffen ist.
Ich bin auch der Meinung, dass man in erster Linie als Eltern Verantwortung übernehmen muss - und wenn man das nicht kann, jede Möglichkeit ergreifen sollte, sich dahingehend zu befähigen.

Für die Absicherung eines Hauses reicht m.E. eine Risikolebensversicherung aus.
Bei Berufsunfähigkeit - dann muss man es eben verkaufen.
Lieber Schulden als eine zerrüttete Ehe und verstörte Kinder. Und wenn ich mir Deine Schilderung über Deine Gefühle so anhöre, gibt es da auch in Deinem Interesse keine Diskussion.

Was sagt denn Deine Frau dazu?