Alltagsprobleme bei ADHS mit/ ohne ASS, Angststörungen, sonstigen Komorbiditäten

Hallo ihr Lieben,

ich wollte mal in die Runde Fragen, wie ihr das mit dem Telefonieren handhabt?

Ich selber tue mir damit, nach wie vor, immer wieder schwer. Ich muss mich bei mir Unbekannten, erstmaligen Telefonaten, um etwas zu regeln, wie z.B. Bürokratie, Terminanfragen usw., mich schriftlich darauf vorbereiten. Dies mache ich mit der Hilfe einer Stichpunktliste und kurzem üben. Aufgeregt bin ich dann auch immer, da ich nicht weiß wer rangeht und überhaupt…

Am schlimmsten sind dann auch noch, übersteuert laute, nervige, Warteschleifenansagen oder garstige Lieder, die man wohl extra ausgesucht hat um die Anrufer zu foltern, mit was anderem kann ich mir dies nicht mehr erklären.

Manchmal bin ich dann, im eigentlichen Gespräch, schon so durcheinander, dass es mir zunehmend schwer fällt, mein Anliegen vernünftig rüber zu bringen. Da sind Stichpunktlisten natürlich Goldwert.

Diese Problematik habe ich seit je her und diese bessert sich auch nach wie vor nicht, außer ich kenne die Person mit der ich telefoniere persönlich, was aber auch kein Garant für eine Besserung der Problematik ist.

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Lieber @schlingelprinz Du wirst es nicht glauben, aber in dieser Sache geht es mir genau gleich wie Dir, aber die Krönung bei mir ist, dass mein Schatz diesbezüglich sogar noch viel extremer ist als ich, ja unglaublich aber wahr, Hach mein Schatz und ich, wir haben halt echt viele Gemeinsamkeiten.
Aber ich schweife ab, ich finde es jedenfalls sehr beeindruckend wie Du diese Telefon Situationen die ich Wort für Wort nachempfinden kann beschrieben hast.
Und ich persönlich bekomme ja jedesmal fast eine Herzattacke wenn das Telefon läutet, und mein Schatz auch.
Heute Morgen hat sein Telefon geläutet, da wurde er Kreidebleich und hat mich mit weitaufgerissenen Augen angeschaut, als wollte er sagen: „Hilfe, Schatz, was soll ich jetzt machen?, dran gehen oder ignorieren?“, aber bevor ich noch antworten konnte hatte er entschieden das er die Nummer „später“ zurück rufen wird.
Bin mal gespannt ob er das heute noch macht oder vielleicht doch lieber auf ein anderes mal verschiebt. :joy:

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kenn ich nur allzugut
ich brauch daher auch Ewigkeiten, bis ich mal zum Telefonhörer greife, okay heutzutage greift man zum Handy. Vorher spiele ich das Gespräch xxx-mal in meinen Gedanken durch. Es kann auch sein, dass ich nachdem ich die Nummer gewählt habe, gleich wieder auflege. Warteschleifen halte ich nicht lange durch, meist bin ich nach kurzer Zeit bereits so nervös, dass ich auflege.
Falls jemand abhebt, kann es sein, dass ich vor lauter Schreck gleich alles vergesse, was ich doch vorhin in meinem Hirn tausendmal durchgegangen bin.
Werde ich angerufen, dann heb ich öfters gar nicht ab, sondern schau erst, wer das sein könnte, ob diese Nummer mich schon mal angerufen hat, und je nach Laune ruf ich dann gleich oder erst sehr viel später zurück.

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Hi @schlingelprinz !

Das hatte ich auch sehr lange… Ich kann gut nachempfinden, wie mies es einem damit gehen kann.

Ich habe mich mal gefragt, WARUM das so ist. Also nach dem schrecklichsten Gefühl gegraben. Und heraus kam die Angst, dass mir die Person am anderen Ende der Leitung etwas Schlimmes erzählt. Weil ich riesen Mist gebaut habe und jetzt den Unmut und die Konsequenzen zu spüren bekomme.

Bis heute kann ich nicht sagen, woher das kommt. Aber ich ändere bewusst in den Momenten meine Erwartungshaltung von „Verdammt! Was habe ich jetzt schon wieder angestellt?!“ zu „Mal sehen worum es geht. Das und das hätte ich zu dem und dem zu sagen“.
Letzteres geht natürlich nur mit deiner schon toll geführten Stichpunktliste.

Mein Motto, seit ich schreiben kann, wahrscheinlich: „Wer schreibt, der bleibt.“ (frag mich nicht wo das herkommt. Für mich bedeutet es einfach: schreibs auf oder vergiss es. :joy:

So zurück zum Eigentlichen. In den letzten Jahren habe ich eins gelernt: die Angst ist immer da, egal ob ich das gutheiße oder nicht. Und je öfter ich die Angst zugewandt neben mich stelle, desto weniger bedrohlich wird sie.

Das ist jetzt natürlich auch irgendwie etwas platt gesagt und mit Nichten einfach so zu erreichen.
Aber: schon das Akzeptieren der Angst, ohne sich ihr zu stellen, macht einen Unterschied.

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Ich habe ähnliche Probleme mit Telefonaten.

Bereits als Kind habe ich nur im äußersten Notfall bei einem Freund angerufen. Aus Angst, dass ein Elternteil oder ein Geschwisterkind abheben könnte. Die Vorstellung hat einen richtigen Angstzustand bei mir ausgelöst.

Bei privaten Telefonaten ist diese Angst mittlerweile verschwunden.

Beruflich führe ich täglich viele Telefonate.
Ich habe mir angewöhnt, die angezeigte Telefonnummer in unserer Software zu recherchieren, um den Anrufer und das mögliche Gesprächsthema herauszufinden.
Das geht sogar soweit, dass ich lieber das Telefonat nicht annehme und später zurückrufe, damit ich besser vorbereitet bin.
Schwer fällt mir das Telefonat dann meistens trotzdem, da die Gespräche konfliktbehaftet sein können und ich damit massiv Probleme habe.

In welchen Bereich fällt diese Problematik?
ADHS? ASS? Generalisierte Angststörung?

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Edit: Ich hatte den Thread Titel deswegen so umfangreich gewählt, damit sich jeder ein bisschen hier wiederfinden kann.

Das ist eine gute Frage, ich glaube da spielt ja alles irgendwie eine Rolle aber natürlich auch vereinzelt. Es hat ja nicht jeder direkt das gesamte Paket und vieles ähnelt sich ja auch auf den ersten schein.

Ich selber habe mehr Angst davor etwas nicht richtig mitzubekommen, vergessen zu fragen, dann weiß ich manchmal nicht so richtig wann ich jetzt mit sprechen dran bin, komm schnell durcheinander bei Nebengeräuschen. Konzentrieren muss ich mich auch, weil ich auf meine Aussprache, Betonung achten muss, damit ich nicht zu schnell oder verwaschen Rede usw… Zuhören muss man ja auch noch und unerwartete Fragen beantworten und wenn man dann etwas vergisst müsste man ja nochmal anrufen, was „Tod und Verderben“ bedeutet, dies ist natürlich albern aber es fühlt sich manchmal kurz so an.

Telefonieren ist halt schon sehr Kompliziert und irgendwie dann doch so einfach. Völlig bescheuert.

Bei mir wird die Problematik wohl eher beim ASS liegen und vermutlich wird auch Angst eine Rolle spielen und das ADHS Chaos sowieso. Ein Mist ist das.

Edit: Eben hat jemand hier angerufen und sich verwählt, da muss ich nun z.B. immer noch drüber Nachdenken und Frage mich warum.

Oder heute Morgen musst ich eine neues Elvanse Rezept bestellen und nach fragen wegen den Öffnungszeiten, dass war auch kompliziert, weil man soviel beachten muss.

Dann hatte ich die Woche einen Anruf machen müssen, zwecks ASS Diagnostik Termin, danach war ich so durcheinander das ich 2 Stunden echt geschafft war, hatte mich aber dann auch noch schriftlich beschwert, aber höflich, wegen der Warteschleife, die hat mich völlig durcheinander gebracht.

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Mein Gedankenkarussel und das Aufschieben von Telefonaten und mein Frust darüber kostet mir mehr Energie wie das Telefonat selber welches im Nachhinein selten schlimm war .

Oh Gott, wer kennt sie noch die Wählscheibe und dann aufgeregt sein und ne lange Telefonnummer??? Wie oft habe ich zur Sicherheit noch mal von vorne gewählt !!! Und wiederum bis so eine 0 sich zurückgedreht hatte, dass war Folter für ADHS :crazy_face:

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Ach du Schande, das kenn ich auch noch. Ein Albtraum die Dinger.

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I feel you. Gestern habe ich mit einer Freundin, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe, etwas über meine letzten Monate geredet und gesagt, es fühlt sich so an, als würde ASS sagen: hier, ich hab ein Anliegen! Und dann greift hoffentlich das ADHS und sagt: Challenge accepted :joy:

Wenn dem nicht so ist, dann kommt gleich ein inneres Unbehagen auf und ein Druck.

Grad jetzt zur Vorweihnachtszeit merke ich auch, wie viel zu viel mir diese Menschenmengen sind in der Stadt.
Ohne konkretes Ziel und die Gewissheit, dass es dann und dann wieder vorbei ist, fühle ich mich echt unwohl und überfordert.

Musik und getönte Brille schirmen die Reize zum Glück etwas ab.

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Hab es als Kind und Jugendlicher gehasst zu telefonieren. Wurde erst mit der Arbeitswelt besser. Hab mir da wirklich angewöhnt „eat the frog“. Ich muss beim Telefonieren was machen. Da kann es schon sein dass ich ein Behördentelefonat erledige und währenddessen die Wohnung durchwische. Nachrichten sind mir dennoch lieber.

Ich hasse dafür Videocalls wie die Pest. Wozu muss man sich sehen? Wieso beobachten muss ich frontal in einem Raster 15 Gesichter sehen. Wieso kann ich meine Kamera nicht ausgeschaltet lassen?

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