Hallo zusammen,
mein Sohn „Gekko“ ist mit ADHS diagnostiziert. Es ist heute Abend schon spät und ich bin, am Montagabend, schon wieder recht erschöpft; deswegen nur eiin wirrer erster aber verzweifelter Post.
Diagnosen: ADHS, visuelle Wahrnehmungsstörung
Medikation: 2x40mg Elvanse retardiert (hatten schon Medikinet retardiert und unretardiert, und den Wirkstoff wie in Stratea) - und nichts wirkt auch nur halbwegs. Zudem nimmt er die zweite Kapsel beim Mittagessen in der Schule leider nicht regelmäßig ein.
Mit Medikinet ging sein Appetit stark zurück und Gekko ist schon ein ganz Leichter mit derzeit 135cm und knapp 29kg.
Ich suche Rat, HIlfe, Unterstützung, Impulse, … der Alltag wird, je älter er wird, immer schwieriger. Er ist ein ruhiger ADHS´ler, gerne in Bewegung, kann aber auch bei langweiligen ERwachsenengesprächen ruhig dabeisitzen, ist schnell „beleidigt“, hat sehr niedrig gesetzte Grenzen - aber sieht Grenzen von Anderen erst, wenn der Gegenüber schon sehr laut wurde, er ist aber nicht aggressiv, dafür aber ohne jede Struktur und scheinbar nicht in der Lage, auch nur kleinste Strukturen anzunehmen.
Schularbeiten, Lernen, Hausaufgaben, nur wenige Eckpfeiler an Struktur am Tag - nicht machbar. Seine „nur noch 5-Minuten“ dauern in Wirklichkeit 20 Minuten, mal schnell was machen bedeutet „alle anderen warten und spornen an“. Ich bin inzwischen sehr dünnhäutig, da sein Schultag „der unsere“ ist. Seit der Grundschulförderklasse, also derzeit im 5. Schuljahr.
Gerade vorhin sollte er seine „Terminzettel“, die neben seinem Kalender hängen, sortieren. Nähestes Datum nach Vorne, weitestes nach hinten. Er hat tatsächlich über 2 Stunden dafür benötigt, bis ich dahintergestiegen bin, dass er nicht den 28.05. vor den 25.08., sondern den 25. vor den 28. sortiert! Er hat ein ganz eigenes Denken, es ist so hoffnungslos für ihn und zudem sehr frustrierend für uns. Der „ERklärbär“ muss mit jedem Lebensjahr mehr erklären, es wird schlimmer statt besser, je älter er wird. Die einfachsten Dinge muss er jeden Tag wieder und wieder erklärt bekommen; „Teflon“ kann gegen ihn einpacken
Wegen der Eindosierung und auch Beobachtung im „schulischen Umfeld“ und seiner sozialen Verhaltensweisen (findet leider schlecht Freundschaften, eher Bekanntschaften) stehen wir auf der Warteliste der einer kinderpsychiatrischen Klinik. Ich fürchte jedoch, dass wir die angedachte stationäre Aufnahme nicht vor Beginn des neuen Schuljahres erreichen können.
Die auditive Wahrnehmungsstörung ist seit Donnerstag vergangene Woche ausgeschlossen; wir waren im SBBZ in Schramberg.
Das Suchen nach Unterstützung, Hilfestellung, Ratschlägen, Förderungsmaßnahmen, Therapien, Lerntherapeuten, etc. findet kein Ende. Unser Kinderzentrum ist leider überfragt, bei ihnen wird Gekko nur mit Medikamenten versorgt. Gibt es Therapien es im Raum Mosbach? Selbsthilfegruppen? Lerne-zu lernen-Förderung?
Die Selbsthilfegruppe für Angehörige wurde mir im SBBZ empfohlen. Ganz ehrlich? Aktuell macht mich der Gedanke daran eher sauer. Ich habe NULL Freizeit - nach meinem Job mache ich "Schule und die „Tagesbegleitung von einem kleinen, sehr komplizierten lieben Jungen“. Frisörgehen? Mal auf nen Kaffee mit Freundinnen treffen? Ist nur möglich, wenn jemand in der Zeit mal nach ihm sehen kann. Und das nicht störungsfrei, selbst beim Arzttermin erhalte ich mind. fünf „Nonsensanrufe“ von ihm. Und nun soll ich mich freischaufeln für eine Selbsthilfegruppe? Für die normalen Dinge des Alltags reicht es nicht, aber dafür? Ich hoffe, ich werde hier so verstanden, wie ich es meine
Eine Schulbegleitung ist beim LRA in Vorbereitung, jedoch sollte diese, so das SBBZ und in einer Sonderpäd. Schule beschäftigte Sonderpädagogin, mit dem ADHS gezielt umgehen können.
Es ist schwer, das anzunehmen, dass diese Störung nie „gesundtherapiert“ werden kann. Aber ich hoffe darauf, dass es viele Möglichkeiten gibt, die das Leben mit der Diagnose und den daraus resultierenen Handicaps einfacher und selbstbestimmter machen.
Gekko war ein fittes Kleinkind, wißbegierig, hat sich vieles abgeschaut, gerne probiert. Seit dem Ende der Kindergartenzeit hat sich dies ins Gegengteil gewandelt. Damit hadere ich jeden Tag. Das LRA als auch die Sonderpädagogin haben mir inzwischen auch den Rat gegeben, für Gekko eine Pflegestufe zu beantragen (bei diesem Gedanken heule ich entgültig los). Das ist alles so unglaublich viel, so ultraanstrengend
Meine Kraftreserven sind leer; im Voraus auf die nächsten Jahre und ich weiß nicht, wie ich Kraft schöpfen kann (alleine in Urlaub gehen, ja, das geht MAL - und dann?).
viele Grüße
von mir