Amphetamin: Wirkungsunterschied zu MPH?

Hallo zusammen,

Ich habe mich speziell für diese Frage hier angemeldet, ich hoffe ich stelle sie hier im dafür vorgesehenen Bereich.

Also, bei mir wurde vor ein paar Jahren in der münsteraner Diagnostikambulanz ADHS diagnostiziert. Derzeit nehme ich Ritalin adult, allerdings bin ich mit der Wirkung des Präparats nicht so WIRKLICH…zufrieden.

Das Symptom, das mich über die Jahre definitiv am stärksten belastet hat, war die heftige innere Unruhe, zusammen mit der quälenden Ruhelosigkeit und der motorischen Hyperaktivität. Diese bei mir im Vordergrund stehenden Beschwerden sprangen auch ganz gut auf die MPH Behandlung an, ich wurde endlich etwas ruhiger. Ausgeglichener, würde ich insgesamt sagen.

Wichtig zu erwähnen wäre im Kontext meines Anliegens folgendes: ich leide an einer bipolaren Störung. Die mit dieser Erkrankung einhergegangenen Beschwerden waren damals auch der Hauptbeweggrund für meine Entscheidung, mich in psychiatrische Behandlung zu begeben.

Jedenfalls: aufgrund der heftigen depressiven und manischen Episoden, in Kombination mit verstärkten Schwierigkeiten mit meinem chronischen Schmerzsyndrom, konnte ich über längere Zeit (knapp 2 Semester) nicht an meinem Studium teilnehmen. Auch sonstige Pflichten und Aufgaben blieben auf der Strecke, ich habe quasi meine gesamten Alltagsstrukturen, Routinen, geregelten Abläufe etc. verloren bzw. „verlernt“.

Ich habe deswegen etwas weiter ausgeholt um diese Umstände zu schildern, weil Dinge wie Konzentrationsfähigkeit etc. somit lange Zeit für mich zweitrangig waren. Für mich zählte damals nur die Tage durchzustehen.

Heute sieht das anders aus. Auch unter Ritalin habe ich Probleme mit der Konzentration. Was allerdings viel verheerender für mich ist : die meiste Zeit des Tages bin ich sozusagen…auf Autopilot. Selten bin ich fähig, mein Handeln , meine Abläufe zu steuern sozusagen. Schwer zu beschreiben. Ich hab Probleme mit meiner Impulsivität, habe extremste Schwierigkeiten mich zu organisieren, ausgearbeitete Pläne umzusetzen, mein Leben ist bestimmt durch Automatismen, die ich einfach nicht unter Kontrolle bekomme. Antriebsstörungen.

All das hat sich mit der MPH Behandlung leider nicht gebessert. Und nein, die Symptomatik ist nicht durch die komorbide Bipolare Störung bedingt.

Ich meine irgendwann mal gelesen zu haben, dass Amphetamin basierte Medikamente ein anderes „Wirkungsprofil“ besitzen als Medikamente mit MPH. Dass sie primär andere ADHS Symptome lindern, als MPH.

Daher wollte ich mich mal erkundigen, ob daran etwas dran ist und wenn ja, inwiefern sich die Wirkung von Amphetamin basierten Medikamenten von Medikamenten auf MPH Basis unterscheidet…

Vielleicht hat hier ja jemand diesbezüglich Erfahrung und kann die Wirkung von Amphetamin beschreiben , bzw. die Unterschiede zum MPH.

Würde mich sehr freuen wenn jemand hier weiter wüsste.

Danke fürs Lesen auf jeden Fall …!

Sevven

Hi, Willkommen.

So starke Impulsivität sollte getrennt behandelt werden. Das mit AD(H)S-Medis zu machen ist wie einen Tannenbaum fällen, wenn man einen Adventszweig haben will: kann man machen, aber der ganze Rest wird halt auch brutal verändert. Mit anderen Worten: Deine restlichen AD(H)S-Symptome würden überbehandelt, wenn man mit AD(H)S-Medis die besonders hohe Impulsivität in einen handhabbaren Rahmen kriegen wollte.

Impulsivität lässt sich mit niedrig dosierten Serotoninwiederaufnahmehemmern behandeln. Imipramin 10 mg oder Escitalopram 3-7 mg / Tag könnten einen Versuch wert sein.

Ich hab noch in Erinnerung, das Barkley in diesem Vortrag auch was sagt, welche AD(H)S-Medis bei komorbidem bipolarer Störung empfehlenswert sind, Hab nur grad keinen Nerv, die 1:15 Stunden nochmal durchzuhören. Wäre aber für einen Hinweis auf die Minute, in der er dazu was sagt, dankbar.

Hi, vielen vielen Dank für deine Antwort!

Das ist mit der Impulsivität kann mitunter tatsächlich schwer einzuordnen sein, da sie sowohl für die bipolare Störung als auch für ADHS symptomatisch ist.

Allerdings bin ich mir doch recht sicher, dass die beschriebene Impulsivitätsproblematik von meinem ADHS ausgeht, und nicht von der komorbiden bipolaren Störung. Inzwischen bin ich nämlich, was die bipolare Störung betrifft, wirklich gut medikamentös eingestellt. Meine letzte (hypo)manische oder depressive Episode liegt tatsächlich recht lange zurück. Und in diesem Normalzustand, in den man nach einer durchlaufenen Episode zurückkehrt und der bei mir bereits seit circa 1,5 Jahren anhält, ist man ja symptomfrei ! Darüber hinaus: im Rahmen von manischen Episoden fällt die damit verbundene Impulsivität bei mir doch noch deutlich gravierender aus.

Die beschriebene Problematik, speziell dieses andauernde Verharren im Autopilot-Modus und das „Gefangen sein“ in Automatismen, besteht darüber hinaus konstant, über Jahre hinweg inzwischen.
Und ich hab nicht die geringste Ahnung, wie ich daraus ausbrechen kann.

Sevven