Antidepressiva anstelle Elvanse + Medikinet

Hallo zusammen

Wollte mal nachfragen, ob sonst noch jemand die Erfahrung gemacht hat, dass das ADHS mit Antidepressiva besser wird als mit Medikinet und Elvanse.

Wie viele andere auch - habe auch ich keine Probleme mit meiner Konzentration. Ich konzentriere mich eben auf alles und bin dadurch abends komplett zerstört.

Mit Elvanse und Medikinet hat sich der Fokus nur noch mehr verstärkt - was als sehr unangenehm empfunden wurde.

Mit Antidepressiva bin ich viel ausgeglichener, ruhiger bzw. nicht mehr so sprunghaft und intepretiere nicht gleich jede Mimik und Gestik unterbewusst. Zudem sind auch meine Kontroll- bzw. Perfektionszwänge viel weniger.

Hat sonst noch jemand diese Erfahrung gemacht? Bzw. nimmt jmd. die Antidepressiva bereits seit vielen Jahren und ist zufrieden damit?

Beste Grüsse
Keep-Going

Das ist ungewöhnlich.
Aber ausschließen kann man nichts…

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Für mich ist es irgendwie logisch. Der ADHSler hat bekannterweise Probleme mit dem Serotonin / Dopamin Spiegel bzw. zu schnell leer, Fokus auf was Neues - schiesst wieder hoch und dann wieder runter.

Mit SSRIs wird dem entgegengewirkt bzw. ist das Niveau ausgeglichener und man ist nicht mehr so getrieben, am Grübeln und verliert sich nicht in allen Kleinigkeiten….

mhm… bin gespannt auf weitere Meinungen.

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Was nimmst Du denn und welche Dosis?

Ich sehe bei meinem Sohn, dass er von nur 50mg Setralin gleichgültig ist und lustlos was die Schule angeht.

Das ist das Gegenteil von der erwünschten Wirkung.

Jetzt nahm er ein paar Wochen Medikinet und es war echt besser. Nur leider hatte er zu Anfang der Medikinet Einnahme auch ein sehr stressiges blödes Erlebnis und seitdem hat er einen fiesen Tic.

Jetzt wissen wir nicht, ob der Tic vom Medikinet gezriggert wurde oder nicht…

Hallo Nono

Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit meinem ADHS und habe die verschiedensten Medikamente ausprobiert.

Sowohl in meiner Jugendzeit - als auch heute - half mir Sertralin immer am meisten.

Ich habe mit 16 ein halbes Jahr 50mg genommen und vor drei Jahren für zwei Jahre 100mg / 75mg / 50mg / 25mg / 10mg dann eine Pause gemacht für 6 Monate und aktuell bin ich wieder auf 25mg.

Sertralin macht mich ebenfalls - umso höher die Dosis - gleichgültiger. Aber genau dass suche ich ja. Ich möchte mich auf das konzentrieren was mir Spass macht - und dafür benötige ich Ressourcen. Mit dem Sertralin sind alltägliche Dinge wie sozialer Smalltalk, Stresssituationen und Grübeleien viel weniger und ich bin dadurch innerlich ruhiger und kann besser performen - ohne ständig überkompensieren zu müssen.

Mit Medikinet und Elvanse hatte ich natürlich mehr Fokus, aber ich war auch mehr getrieben und Stresssituationen haben mich noch mehr getriggert. Zudem war auch das runterkommen hart bzw. habe ich mich mit diesen Medikamenten unter „Tabletten“ gefühlt, wo ich mich mit Sertralin praktisch den ganzen Tag gleich fühle.

Ich könnte auch wieder nichts nehmen - ich merke dann aber, wie die innere Anspannung steigt und ich das alltägliche Geschehen, abends komplett verdauen und durchspulen muss bzw. zu nichts mehr zu gebrauchen bin.

Natürlich könnte ich nun hingehen und weniger arbeiten etc. Nur dann passiert eben das Gegenteil - man hat zu viel Zeit und verliert sich in Gedanken, so auch immer mal wieder ins Negative. Und so wie es bei und ADHSler ist, merken wir erst recht spät, dass wir schon wieder zu lange im negativen Hyperfokus ausgeharrt haben.

Positive Effekte Sertralin:

  • macht mich ruhiger
  • uninteressante Dinge, erledige ich ohne Selbstgespräche und tiefe Seufzer etc. / Stress
  • Soziale Kontakte sind nicht so auslaugend, da mich die Mimik / Gestik anderer nicht gleich treffen / sanfter Schutzschirm bzw. Eindrücke prasseln extrem sanfter auf mich ein
  • motivierter, da mehr Energie

Negative Effekte Sertralin:

  • keine totale Euphorie / Feuer ADHS erlischt ein bisschen - möchte ich aber
  • Gleichgültigkeit, ja man wird eher zum Ego / möchte ich aber, habe genug für andere herumstudiert bzw. geholfen
  • weniger Träume in der Nacht
  • sexuelle Lust bzw. Höhepunkt weniger

Ich habe sehr lange morgens 40mg Citalopram genommen und abends 25mg Quetiapin / 25mg Zopiclon.

Die ganzen Jahre über war ich ohne Euphorie, gleichgültig gegenüber anderen Dingen/ Personen und irgendwie " ruhig gestellt ", was zu der Zeit aber von Vorteil und gewollt war. Allerdings hat es meine Unbeherrschtheit in keiner Weise beeinflusst. Im Gegenteil: wenn mir der Kragen platzte, dann richtig.

Heute ( nach 3 Monaten Ritalin und MPH AL ) überlege ich immer noch, ob ich den damaligen Zustand besser fand, als den jetzigen.

Der Vorteil jetzt ist:
Keine Migräne mehr ( hat mich mein Leben lang begleitet )
Keine angespannten Kiefer ( inkl. Zähneknirschen )
Die Unbeherrschtheit wird irgendwie gedrosselt ( nur wenn ich regelmäßig die Medis nehme ).

Leider merke ich jetzt schnell wenn die Medis nicht mehr wirken, da ich dann nervös werde.
Unter den AD war ich konstant " ruhig ".

Hattest du bei MPH und Elvanse Koffein weggelassen? Komplett und konsequent? Mindestens während der Eindosierung?
Wie hattest du eindosiert? Wie gestartet, in welchen Sprüngen hochdosiert?

Atomoxetin augmentieren. ATX wirkt (fast) den ganzen Tag und vor allem auf die emotionale Dysregulation. Dafür MPH / AMP runterdosieren.

Hallo zusammen

Sorry, dass ich mich so lange nicht gemolden habe - hatte gerade viel um die Ohren.

Ja, ich habe sowohl Ritalin als auch Elvanse für 2 Wochen genommen - Kaffee weggelassen.

Wie gesagt, hatten die Medis nicht die erwünschten Wirkungen. Ich wurde nicht ruhiger und auch sonst fühlte ich mich immer nicht „bei mir“ und war verpeilt und unsicher.

Gerade diese Woche habe ich gelesen, dass bei 50% ADHSler mit Autismus-Anteil, dass Ritalin viele Nebenwirkungen hervorruft. Ich habe schon länger das Gefühl, dass auch ich einen grossen Anteil Autismus in mir habe. Bei meiner ADHS-Diagnose vor 10 Jahren sprach niemand davon bzw. testete man auch nicht eine mögliche Verbindung zwischen ADHS & Autismus.

Und heute…stosse ich plötzlich auf diese Aussage „ Sertralin ist ein SDSRI. Also ein Serotonin UND Dopamin RI. Folglich wie Escitalopram **plus Ritalin“

Vielleicht ist genau dass der Grund, weshalb bereits 25mg Sertralin sehr gut helfen bei mir. Einerseits durchbricht es meine Zwänge/Routine/Ängstlichkeit und andererseits schirmt es mich von Reizen ab - ohne, dass ich den Fokus verliere.

Was denkt ihr? Hat vielleicht sonst noch jemand gute Erfahrungen mit Antidepressiva anstelle Ritalin/Elvanse etc. gemacht?

Freue mich von euch zu lesen.

Lg Jayson

Wo kommt denn diese komische Aussage her? Beim Sertralin ist die „Wirkung auf“ Dopamin so schwindend gering, dass man davon nicht wirklich sprechen kann. Schon erst gar nicht bei 25mg.

Zitat aus Wikipedia: " Weitere Wirkmechanismen sind so schwach, dass sie vernachlässigt werden können [Dopamin-Wiederaufnahmehemmer] mit einem Prozent seiner SSRI-Potenz"

Ich habe ein paar Jahre Sertralin genommen - das hatte in keinster Weise eine Wirkung wie „Ritalin“.

Hast du dafür eine Quelle? Würde mich interessieren…

Hallo Bernard

Wie hat denn das Sertralin bei dir gewirkt bzw. wie wirkt nun das Ritalin? Was sind die Unterschiede bzw. weshalb hast du dich für Ritalin entschieden?

Ich bin kein Chemiker und kenne mich in diesem Bereich nicht aus. Was ich aber sagen kann ist, dass bei mir 25mg Sertralin bereits helfen und ich diese spürbar bemerke. Hatte wie bereits geschrieben, dass Sertralin schon öfters genommen in Mengen von 25 / 50 / 75 / 100 je nach Schweregrad der jeweiligen persönlichen Verfassung.

Hallo UlBre

Na klar - hier die Quelle:

@keep_going Sertralin hatte nur ganz am Anfang irgendwie eine Wirkung - kann aber auch Einbildung gewesen sein. Letztendlich hatte ich nur Nebenwirkungen und habe es eigenmächtig abgesetzt. Bekommen habe ich es weil ich wegen Depression fehlbehandelt wurde.

Wie meinst du das „fehlbehandelt wurde im Bezug auf die Depression“?

Nimmst du zurzeit Medikamente, falls ja welche und wie wirken sie bei dir?