Arzt ein Sadist? (Eindosierung, Rebound und Probleme)

Hallo und sorry für den Titel, aber ich rege mich seit Freitag enorm auf. (Und ich hoffe, dass ist das richtige Forum.)

Möglichst kurz (ha ha…) zur Sachlage: Ich bin 34, ich habe (noch?) keine ADHS-Diagnose. Genauer: Test negativ aber uneindeutig. Da ich seit 14 Jahren starke Depressionen (+ Zwänge, + kombinierte PKS (v.A. Zwanghafte + Borderline)) und seit 9 Jahren im Grunde erfolglos in Therapie war (Ambulant + 5x Klinik), und weil so manches meiner Probleme halt passen könnte, darf ich trotzdem Elvanse ausprobieren. Zeitgleich wurde aber auch weiter an der Diagnostik gearbeitet. Also eigentlich toll, ein Grund zur Freude.
Und sorry, es wird deutlich länger.


Kurzfassung des nächsten Abschnitts mit Hilfe von ChatGPT:

Die erste Dosis von 30mg zeigte nur kurzzeitig Wirkung, danach verschlechterte sich mein Zustand abends erheblich, mit starker Unruhe und verstärktem Skin Picking, kein Tagesrhythmus mehr. Trotz meiner Beschwerden soll ich nun 50mg für zwei Monate weiternehmen, keine 2. Dosis für den Abend. Ich fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen bis verarscht. Ich bin frustriert über den langsamen Fortschritt. Ich überlege, die Therapie bei ihm abzubrechen, da ich kein Vertrauen mehr in den Arzt habe.


Äh, ok. So kurz ginge es also wohl auch… Nun zu meinem Text, für alle die es in ggf. unnötigen Details interessiert.

Nur nun die Krux…:
Erste Dosis 30mg, sollte ich einen Monat lang bei bleiben. Ein Schock. Ich ahnte schon schlechtes, ich reagiere auf psychischwirkende Medikamente in hohe Dosen quasi… exakt gar nicht (außer ggf NWs). (Außer wohl Morphin-basiertes, Unfallklinik.)
Ich merkte am Anfang kurz was, ein wenig innere Ruhe und Sortiertheit. Die sehr leichte Ruhe sehr erstaunlich für mich - und, dass überhaupt mal etwas Effekt hat. Hielt aber nur sehr kurz, ggf. sogar nur Minuten. Ansonsten vermutlich: geringere Angst im sozialen Kontakt, emotional wohl etwas stabiler und Entscheidungen fielen etwas leichter. Das blieb soweit eher nur die ersten Tage bemerkbar, danach gab es nur noch ein unbestimmtes „Ich merke es wirkt [nicht mehr], hab aber kA wieso“.
Anbei: Das Tempo ist wohl das Standard-Vorgehen in der Praxis dort, also nicht nur in meinem Fall so.

Nun das Problem:
Der Rebound. Oder halt, was immer es sein mag, sobald die Wirkung irgendwann nachlässt: Abends stärkere Unruhe, v.A. aber völlige Konzentrationslosigkeit + kaum Selbstkontrolle und zudem extrem verstärktes & häufigeres Skin Picking. Letzteres fast schon im gesundheitsbedrohlichen Ausmaß. Alles hatte ich zuvor schon, immer sehr spät Abends - und ist auch Grund für meinen 25h-Tagesrhythmus welchen ich seit Corona „pflege“. Nun sind es eher 26-28h. Mit auswüchsen von 30h oder so. (Schlafprobleme funktionieren ja so gut mit den Medis…)
Weiß der Arzt, wusste er z.T. auch vorher schon. Wurde auch nach 3 Wochen nur bedingt besser, blieb ein großes Problem, war es ja auch schon vorher(!).

Also nun 50mg. Wirkt wieder länger, ansonsten kein Unterschied. Probleme Abends vorerst nochmals betonter. Nur: Diesmal 2 Monate dabei bleiben. Man könnte ja dann erst sehen, ob es bei Sozialem u.Ä. hilft. Ich dreh durch. (Geht mir ehrlich gesagt sonst wo vorbei, ich möchte einfach nur meine innere Ruhe und Antrieb.)
Ich hatte nach ~3 Tagen dort nochmals angerufen, gesagt was für ein Problem das alles ist. Antwort: Erstmal 2 Wochen warten, dann könne man weitersehen ob ggf. 2. Tagesdosis.
Also nach 2 Wochen eine E-Mail - es blieb ja alles sehr Problematisch, natürlich, wie bei 30mg schon. Erst nach dem 2. mal Nachfragen kam endlich eine Antwort die da in etwa lautete: Dies, das, ich solle ja nicht zu genau schauen. (Tipp: Stunden sind messbar.) Es wäre noch zu früh. Absetzen wäre zwar auch ok, aber noch zu früh. Zu früh für was auch immer. (Warten, bis es mit Medis wird wie zuvor ohne?)

Das war am Freitag. Ich fühle mich nicht nur missachtet - mehrfach nun schon - sondern glatt verarscht. Kommt mir gar wie eine Hinhalte-Taktik vor. Alles was ich erzähle wird zwar aufgenommen und (emotional) reagiert und alles, aber es hat absolut Null Änderungen zu folge.
Es sind noch ~5 Wochen bis zum Termin bei ihm. Eine Woche später hätte ich noch einen Diagnostiktermin bei jemand anderen. Ich will bei ihm morgen Absagen, ich explodiere fast. (Nunja… zumindest, solang ich noch durch Elvanse Entscheidungen treffen kann, ohne oder mit weniger, wie heute, werde ich schon wieder unentschlossen, ängstlicher.)
Wenn das Tempo so weitergeht bin ich in 3 Jahren noch nicht fertig damit. (Und meine Haut nur noch Narbengewebe.)

Was meint ihr? Ich habe nun weder Vertrauen in den Arzt noch Interesse weiter mit ihm zusammen daran arbeiten. Es wird garantiert nicht besser mit ihm, das ist mir nun klar. Und vor allem: Es ist eine Qual. Alle paar Tage werde ich gar nicht abends fertig, wenn es mit bestimmten Zwängen kollidiert (und ich zwischen jedem Schritt für mehrere Minuten weggetreten bin). Da sind es dann eher 8h anstatt „nur“ 3-4h. (Das meiste machte zuvor schon mein Tagträumen aus.)

So, großes Danke an alle fürs lesen. Kurzfassen klappt bislang auch nicht besser, nur dafür übersichtlicher geschrieben. :confused:

Hallo,
Ich habe deinen Beitrag nun mehrmals gelesen und dabei sind mir einige Fragen gekommen, die Antworten dazu konnte ich nicht rauslesen:
Ist der Nutzen tagsüber nun größer als der Rebound ( 30 oder 50)?
Wenn ja, kannst du dir vorstellen eine zweite Dosis/ das Elvanse aufzulösen und abends oder nachmittags eine kleine Dosis zu nehmen um den Rebound abzufedern? (Ich nehme selbst keine ganzen Kapseln - löse immer in den nötigen Konzentrationen- und darf auch sehr selbständig dosieren von meinem Arzt aus.)
Wenn nein, würde ich mir wirklich überlegen, ob das Elvanse sich lohnt, wenn du abends so leidest.
Und zwecks Arzt: Wenn du dich so ungehört fühlst, hast du einen anderen Arzt , zu dem du wechseln kannst?
Zur eindosierung von Elvanse kann ich wenig sagen, da ich das komplette Gegenteil von dir bin und nie über die 30mg kapsel hinausgekommen bin.

Vielleicht hilft dir meine spätabendliche Idee?

LG

Hallo Nehalennia!
Danke für deine Antwort (und das mehrmalige lesen :flushed:).
Der Nutzen scheint mir (bislang) nicht größer als die Probleme durch den Rebound. Der ist schon heftig. Weder bei 30 noch bei 50mg. Vor allem gefühlt ist es so, objektiv das Positive dabei wahrzunehmen liegt mir ggf nicht. Andererseits kann ich aber irgendwie sagen: Ohne will ich aber auch nicht. Merke ich dann, wenn es wenig wirkt aufgrund von Schlafmangel z.B…
Zu all dem habe ich riesige Angst, dass es doch kein ADHS sein könnte, dann stände ich wieder ganz doof dar. Ich bin eh verwundert, wie der Rebound so heftig sein kann, wenn die Wirkung eher so „flach“ ist. Eher doch kein ADHS?

Ich hatte glaube mehrmals schonmal 30er aufgeteilt und später am Tag genommen. Also 50+15 dann. Ich meine das hatte auch ein wenig geholfen, aber 15 dürften zu wenig sein (wenn 50 es schon anscheinend sind), ggf. hätte ich diese auch später nehmen müssen.
Ich habe da aber noch nicht viel rumprobiert, da das nicht mit meinem Arzt abgesprochen ist. Ansonsten würde ich das sehr sehr gerne machen. (Hätte auch zum einen zu wenige Tabletten, dass die ganze Zeit zu machen. Zum anderen müsste ich aufpassen, nicht zwanghaft ihm davon er erzählen.) Von seiner Seite aus wurde das bislang ja auch abgelehnt, aus unklaren Gründen. (Sinnbefreites Schema F?)
Ich hätte in 6 Wochen, 1 Woche nach einem Termin bei ihm, das Erstgespräch bei einem anderen Diagnostiker. Insofern könnte ich dann „wechseln“. Kann aber auch sein, dass dieser Arzt erst gar keine Stimulanzien mit mir probieren will, sofern auch sein Test negativ/uneindeutig wäre. Aber da es beim jetzigen wie Reden mit einer Wand ist und ich mir sicher bin, dass sich daran nichts ändert, wäre es der einzig vernünftige Weg zu wechseln.

Ich hatte nun überlegt die 50 einfach 6-8h vorm Schlafengehen zu nehmen. Morgens komme ich idR besser klar ohne. Die großen Probleme kommen erst sehr sehr spät am Tag. (Und der Arzt könnte mir nicht so viel vorhalten…)

Besten Dank nochmals! :smiling_face_with_tear:

Hallo,

um eine Idee zu bekommen, ob, wie stark und mit welcher Ausprägung du ADHS haben könntest, kannst du den ADHS-Symptomtest auf ADxS.org machen. Es handelt sich um ein Onlinescreening. Eine richtige Diagnostik kann immer nur ein erfahrener Arzt oder Therapeut machen.
Viele User hier im Forum kennen den Test, sodass das Ergebnis hilft, deine Beschreibung besser einzuordnen.

Viele Grüße