Ich (35m) habe meine ADHS Diagnose vor circa 1 1/2 Jahren bekommen, allerdings war diese nicht eindeutig, sondern „starke ADHS Tendenzen“ (Psychiater ist kein ADHS Spezialist).
Jedenfalls hat er mir dann Atomoxetin verschrieben, welches ich aber relativ schnell nach einigen Monaten abgesetzt habe, weil ich viele Nebenwirkungen und wenig Effekt hatte.
Ich hab dann beschlossen erstmal keine weiteren Medikamente zu probieren, weil es ja auch keine 100% ADHS Diagnose war.
Fast forward.
Ich hatte neulich Besuch von einer Freundin (mit ADHS), die unretardiertes Ritalin nimmt, wir haben dann auch über ADHS und Medikation gesprochen, wo sie mir erzählte das bei ihr das Atomoxetin auch nicht gut angeschlagen hatte und ich vielleicht doch mal Ritalin probieren sollte, sie bot mir an mal 10mg unretardiertes Ritalin von ihr zu nehmen.
Ich weiss, nicht der richtige Weg um Medikamente zu nehmen, aber ich dachte mir was soll und habs probiert.
Das Ritalin hat dermaßen gut angeschlagen, dass ich sie gefragt habe ob sie mir 70mg geben könnte um es über eine Woche zu testen.
10mg Täglich.
Über diese Woche hatte ich eine starke Verbesserung bei vielen meiner Symptome
Verbesserungen:
stark:
- viel weniger innere Unruhe und innere Anspannung
- viel weniger Muskelanspannung im Kiefer, Schultern, Nacken und Rücken
- besserer Schlaf
- weniger Zähneknirschen (!!)
mittel:
- weniger Probleme Dinge fertigzustellen, also bei einer Sache bleiben, anstatt zwischen mehreren zu springen
- bessere Konzentration
- weniger Antriebsprobleme
Nebenwirkungen:
während der Wirkzeit (3-5h gefühlt):
- leichte Kopfschmerzen für 20-30min
- manchmal ein leicht vernebeltes Gefühl
- Kein Hunger- oder Durstgefühl
nach (gefühlter) Wirkzeit (meistens gegen Abends/Nachts)
- Magendarm Probleme
- mehr schusselig oder fahrig
Kann das Rebound sein?
Allgemein habe ich mich irgendwie einfach normal(er) gefühlt, was eine sehr positive Erfahrung war.
Nun ja, ich habe dann ein Termin bei meinem Psychiater gemacht um eben darüber zu sprechen.
Dieser meinte direkt er würde kein unretardiertes MPH verschreiben, was für mich zwar verständlich ist wenn jemand mit so einem Selbsttest ankommt, aber natürlich blöd, weil es bei mir ja so gut anschlägt.
Er meinte dann er würde mir Medikinet adult 10mg verschreiben, da das der gleiche Wirkstoff ist, war das natürlich super.
Habe jetzt Medikinet adult 10mg für eine Woche genommen, es wirkt ähnlich, aber abgeschwächter und unzuverlässiger als das unretardierte MPH.
Habe dann in der zweiten Woche auf 20mg erhöht, wobei anfangs die Wirkung gut, wenn auch unzuverlässig war, aber nach circa 1 Stunde ging mein Puls auf über 100 und blieb dann lange da, was sehr unangenehm und kontraproduktiv für innere Unruhe und Anspannung war.
Beispiele für Unzuverlässigkeit: Super kurze Wirkzeit von unter einer Stunde, zwei Tage wo irgendwie gar kein richtiger Effekt vorhanden war. Wenn es gewirkt hat, hat es aber die selben Symptome angesteuert, nur leider schwächer, z.B. innere Unruhe ging beim unretardierten Ritalin von 100 → auf 0-20, beim Medikinet eher von 100 → auf 40-50.
Außerdem habe ich mit Medikinet wieder Nachts mehr geknirscht.
Ich habe dann diese Woche Kinecteen verschrieben gekriegt um zu gucken ob es besser und mit weniger Nebenwirkungen anschlägt, allerdings gibt es da scheinbar ein Lieferengpass also weiss ich noch nicht wann ich das ausprobieren kann.
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Wieso wirkt das retardierte Medikinet so anders als das unretardierter Ritalin? Es ist doch beides der gleiche Wirkstoff, Methylphenidat.
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Mein Psychiater meinte er verschreibt kein unretardiertes MPH an Erwachsene, weil da die Gefahr von Drogenmissbrauch besteht. Allerdings lese ich hier im Forum öfters das Erwachsene unretardiertes MPH nehmen. Ist das einfach unterschiedlich von Arzt zu Arzt oder wie darf ich das verstehen?
Danke fürs Lesen und Antworten.
Grüße
Peter