Atomoxetin: Eingewöhnung oder Nebenwirkung? Wie lange muss man Nebenwirkungen "durchhalten"?

Dazu müsste aber ausreichend Evidenz bewiesen werden, daß Stimulanzien stark körperlich abhängig machen und solche sicheren Großstudien (Ergebnis stark abhängig machen) sind mir nicht bekannt.

Die meisten Schilderungen die sucht und Abhängigkeit in den Raum stellen sind doch eher vergleichbar mit den Absetzreaktionen und eben nicht mit der Evidenz von Morphinen wie Fentanyl, Oxycodon unretardiert oder wie Christalmath, Heroin oder Methoden und wie bei Alkoholismus, da wird selbst trocken/clean abstinent immer wieder phasenweise ein lebenlang gerungen und gekämpft

Zum Thema Sucht:

Mein Doc, alles was ich an (Fach)Literatur gelesen hab sowie meine eigene Erfahrung sagen mir:

Als ADHSler wirst du NICHT abhängig von Neurostimulanzien!

Bei mir persönlich ist es sogar so, dass ALLES, was auf das Nervensystem wirken soll(te), erst in deutlich höheren Dosen als „normal“ wirkt.
Das bezieht sich auf Schmerzmittel, Lokal- und generelle Anästhetika, Alkohol und eben auf Neurostimulanzien.
Ich nehme derzeit morgens 40mg Methylphenidat, nachmittags 30, und fange gerade an, eine Wirkung zu spüren.
(Leider auch leichten Schwindel als Nebenwirkung).

Ich kann die nehmen oder auch nicht, ich habe keinerlei Entzugserscheinungen.

Ich hab aber auch mal ein 3/4 Jahr wegen Bandscheibe Oxycodon genommen (Suchtpotential höher als Kokain), und dann von heute auf morgen abgesetzt. Nix. :person_shrugging:
Mein Doc kriegte direkt Schnappatmung, ich sollte das langsam ausschleichen. Na gut, ihm zuliebe.

Heute nehme ich bei schlimmen Rückenschmerzen Tilidin, auch ein Opioid, aber direkt 100mg (normal sind 50).
Nehm ich ein paar Tage und lass sie dann direkt wieder weg, keine Entzugserscheinungen.

Früher hab ich mich gewundert, bzw laufend Diskussionen wegen Dosierung gehabt, heute weiß ich, es hat mit ADHS zu tun.

Im Literaturteil hab ich was gefunden, das ca 10-15% der ADHSler solche „paradoxen Reaktionen“ zeigen. Also BITTE glaubt jetzt nicht, ihr seid alle unbesiegbar :smiling_face_with_sunglasses:, aber einige von uns haben das und andere nicht.

Die Abhängigkeit von Amphetaminen, was Ritalin ja de facto ist, gibt es aber nur bei Normalhirnigen bzw bei Überdosierung, denn die Wirkung bei ADHS bringt den Dopaminkreislauf (und andere Neurotransmitter) ja erstmal in „normale“ Bahnen. Erst wenn man darüberhinaus dosiert, kann es Suchteffekte geben, deswegen fängt man ja langsam an und steigert bis zum individuellen Knackpunkt.
Leider gibts ja immernoch das Märchen von der „Ruhigstellung“ im Sinne von Highsein bei uninformierten Menschen, wozu bedauerlicherweise auch einige Mediziner gehören.

So, jetzt hab ich schon wieder viel mehr geschrieben als ich wollte. Eure Schuld :slight_smile:

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Hallo, meine Tochter, jugendlich,43kg ist auch gerade bei der Eingewöhnung von Atomoxetin erst 10 Tage 18mg, und seit einer Woche 40mg morgens. Sie hat ohne Medikation ADHS-I, starke Innere Unruhe und Ängste vor allem in der PMS-Zeit, die schon letzte Woche etwas besser waren und sie war sehr hoffungsvoll, dass ihr endlich eine Medikament zu helfen beginnt. An Nebenwirkungen hatte sie anfangs große Müdigkeit und Reizbarkeit, das hat sich aber gelegt. Seit zwei Tagen hat sie jedoch leider wieder mehr Ängslichkeit und Unruhe. Könnte das schon eine Überdosierung sein, oder sind so Schwankungen in der Eingewöhnung noch normal? Hat jemand eine Idee/ Erfahrung damit? Wann merkt man, dass die Dosis schon wieder zu viel ist? Da sich der Spiegel ja erst langsam aufbaut ist das bestimmt sehr schwer abzuschätzen. Auf was sollte man besonders achten? Und wann habt ihr gemerkt, dass das Medikament wirkt. Eher schon am Anfang oder wirklich erst nach 4-6 Wochen.

Danke für eure Antworten

Also da kann Atomoxetin schon mit die beste Lösung sein. Hat sich das mit der Ängslichkeit und Unruhe wieder gelegt?

Wenn nö - war das dann den ganzen Tag oder Morgens/Abends?

Ich weiß das die Dosierung von Atomoxetin im Gegensatz zu den Stimulanzien „deutlicher“ vom gewicht abhänig ist. Dann spielt noch eine wichtie Stoffwechsel-Eigenschaft eine Rolle, der Gen-typ des Enzyms das das Atomoxetin abbaut. 40mg bei 40kg schon ist die klassische Zieldosierung. Machmal wird übersehen das die Dosisteigerung in den Guidelines empfohlen ist bevor die vollständige Wirkung auf Symtome erkennbar ist.

Ich hab mich etwas tiefer mit der Pharmakologischen Wirkung beschäftigt und bei Atomoxetin gibt es sehr gute Argumente das eine niedrige Dosierung genauso Nebenwirkungen verursacht wie zu hohe Dosierung. Wenn starke Nebenwirkungen gerade Abends auftreten könnte eine kleine Dosiserhöhung vielleicht hilfreich sein.

Dabei geht es aber nur um Nebenwirkungen, die Wirkung zeigt sich oft erst nach Wochen. Ein Ansatz ist 4 oder 6 Wochen zu schauen ob eine netto Verbesserung zu sehen ist. Wenn ja dann wird erst nach 12 Wochen ein Fazit gezogen

Vielen Dank für die vielen Informationen!

Inzwischen ist es so, das sie tagsüber teilweise sehr müde ist und meint, dass sie Mühe hat nicht im Unterricht einzuschlafen. Gestern war es wohl zum ersten mal etwas besser. Ihr Antrieb ist sehr gering, dafür ist sie unentweg im Hyperfocus für ihre Bücher (liegend). Ich beobachte spätnachmittags/ abends, dass sie wieder angefangen hat ständig mit dem Fuß zu wippen, was sie schon länger nicht gemacht hat. Tagsüber ist die Laune besser und die Reizbarkeit definitiv geringer. Also jetzt nochmal 6 Wochen warten, da es ja insgesamt etwas besser ist? Hab ich das richtig verstanden?

So ist die allgemeine Empfehlung. Ich hab grade einen Review über mehrere Studien vor der Nase der sagt nach 24 wochen passiert auch noch was.

Müdigkeit ist eine häufige Nebenwirkung. Ich hab grade nochmal in einen Beipackzettel gesehen. Einschlafstörungen, Durchschlafstörung und frühzeitiges Erwachen ist sehr häufige Nebenwirkungen. Vielleicht trägt gerade die unruhe am abend zu einen etwas schlechtem Schlaf bei. Das wird zum Glück oft besser mit der Zeit.

Hier gab es mal eine Diskusion zum Thema Müdigkeit.

Die quintessenz ist wohl das rumprobieren mit den Dosierungen Morgen/Abends nichts wirklich was bringt. Wenn Atomoxetin das richte Medikament ist wird es besser.

Danke für die Informationen. Jetzt nimmt unsere Tochter seit circa 12 Wochen Atomoxetin 40mg. Der positive Effekt scheint zu sein, dass sie etwas weniger ängstlich ist. Es ist als ob die emotionelen Spitzen ins positive wie ins negative gekappt sind, außer schnell wütend zu werden, das geht noch😉. Leider haben wir das Gefühl das ihre Dauerüberreizung, Prokratsination, körperliche Antriebslosigkeit und Müdigkeit unverändert sind. An 2 Tagen hat sie Mal die Tablette vergessen und wirkte dann viel fröhlicher und emotional (sonst zur Zeit eher kühl). Das gibt uns jetzt zu denken… Es ist wirklich so schwierig. Vielleicht sollten wir doch was an der Dosierung ändern? Wer hat eine Idee? Sind dankbar für jeden Rat!

Liebe alle!

Ich hoffe es geht euch allen soweit so gut :slight_smile:

Ich bin mittlerweile auf Methylphenidat umgestiegen, da die Nebenwirkungen von Atomoxetin nicht besser wurden. Seit einer Woche von 10 mg auf 20 mg raufdosiert, aber weiß noch nicht, ob das eine gute Idee war oder ob ich noch warten soll… Meine Konzentration ist etwas schlechter und ich bin auch viel weinerlicher. Ich werde es noch 1 Woche denke ich probieren.

LG

Mein erstes ADHS Medikament war auch atomexetin. Ich habe es überhaupt nicht vertragen. Ich war auch sehr emotional. Hatte suizidgedanken und war stark depressiv. Ich kenne niemanden, der das wirklich gut verträgt. Ich würde sonst empfehlen bald wieder einen Termin bei deinem Psychiater/in zu vereinbaren.

Darf ich fragen, welches Medikament du jetzt verwendest?

Nehme Amoxetin schon länger nicht mehr. Zusätzlich zu MPH nehme ich noch Bupoprion 150 mg, da esmeine Depressionen nicht besser wurden. Das vertrage ich komischerweise sehr gut - ich habe vor ein paar Jahren einige Antidepressiva probiert und habe sie sein lassen, da sie keinen Mehrwert hatten oder die Nebenwirkungen schlimmer als die “Wirkung” waren.

Ich habe einen Monat Ritalin adult genommen. Aber abgesetzt aufgrund Nebenwirkungen. Seit 2 Tagen nehme ich Concerta. Das vertrage ich sehr gut und habe keine Nebenwirkungen. Also bin bis jetzt wirklich sehr happy mit Concerta :slight_smile: