Atomoxetin nicht das richtige?

Hi liebes Forum - jetzt muss ich auch mal ein Thema aufmachen. Habe schon viel gelesen, aber eure Ideen speziell bei uns würden mich interessieren.

Mein Sohn, 10, Schreikind, Trennungskind (Babyalter) immer unruhig, spielt nie allein, macht kaum nach, Tics seit 3 1/2, Diagnose mit 4: Tourette, emotionale Störung (Vater hat Tourette, da haben sie vielleicht schneller diagnostiziert), massive persönliche Probleme in Kindergarten und Schule, Erwachsene schildern immer: er ist total super, gar nichts los, kein Problem - und mein Kind erzählt wie schrecklich alles ist und will da nie wieder hin. (Gleiches beim Vater)
Er hat von Beginn an eine Schulbegleitung.
Bis er Anfang letzten Jahres komplett die Schule verweigert hat.
Seit Sommer 2024 Diagnose: ADHS mit sozialer Beeinträchtigung
Jetzt haben wir seit Dezember: Neue Schule mit schrittweiser Erhöhung der Stunden (die er an sich auch positiv wahr nimmt), neue Schulbegleitung(bei der er sich sehr wohl fühlt), Medikation Atomoxetin (hochdosiert und seit 3 Wochen bei 40mg angekommen)

Verfassung derzeit:
Tics weiterhin stark, Antrieb morgens ganz schlecht, Stimmung meistens unmotiviert, Appetit um die Hälfte reduziert, blass, „alles ist scheiße“, Hyperaktiv zum Abend hin, Impulsivität extrem (mit Geschwister „packen“ usw…), gerne aggressiv und feindselig,
—- all das nicht wirklich als „Trotzreaktion“ ersichtlich, sondern „einfach so“.
Er kann auf dem Sofa sitzen und plötzlich aufspringen und irgendeinen Mist machen.

Schule wird wieder zunehmend negativ wahrgenommen, obwohl er sagen kann, dass die „per se“ gut ist. - IN Schule wird aber nichts bemerkt. Er hat dort lediglich Tics, ist ansonsten aber unauffällig und „fröhlich lustig, interessiert, spielt etc. etc.“ - kommt er nach Hause fällt er in sich zusammen; morgens möchte er nicht los, weil alles so anstrengend ist.

Zu mir:
Ich begleite Bindungsorientiert, konsequent und fair.
Ich nehme ihn also ernst wenn er mir Probleme mitteilt. Leider möchte die Außenwelt eher, dass ich ihn zwinge, egal was er sagt. (Was ich bis Anfang letzten Jahres auch getan habe. Obwohl ich immer viel versucht habe mit Schule zu klären für ihn - relativ erfolglos.)

Fragestellung:
Fällt euch dazu was ein in Hinblick:

  • Diagnose (?)
  • Medikation?
  • was euch sonst noch durch den Kopf geht…

Danke!!! :star_struck:
Ihr seid ein tolles Forum!
Lieben Gruß
Tornado

Ich kann nur zu Atomoxetin was Schreiben. Mein Sohn bekommt 25 mg, bei 36 mg wurde er aggressiver.
Wir haben Atomoxetin immer morgens gegeben, er hat über die Müdigkeit geklagt, ich habe beim Arzt angesprochen, der Arzt hat es nicht ernst genommen und meinte, es würde an der Schule liegen. Irgendwann hat mein Sohn nichts mehr gesagt.

Einmal haben wir mal vergessen, Atomoxetin zu geben und er war an dem Tag viel besser drauf. Wir haben dann auf abends geben umgestellt. Er wird tatsächlich nach ca 1,5 Stunden richtig müde, was ja tagsüber sehr anstrengend ist, wenn man dagegen ankämpfen muss.
Die Schulbegleitung hat auch rückgemeldet, dass er so besser drauf ist.
Nachteil: Albträume

Vielleicht wäre es bei euch einen Versuch wert, ebenfalls abends zu geben.

Ach ja, Appetit ist auch deutlich besser, wenn er abends nimmt. (Hat jetzt in 4 Wochen 3 kg zugenommen) Aber antriebslos ist er auch :frowning:

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Wurde dein Sohn schon auf Autismus getestet?

Wurde bei meinem Sohn jetzt nach Jahren auch diagnostiziert. Er findet die Schule auch so schrecklich und kommt sozial nicht klar.

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Hey - danke für deine Antwort.
Über das abends geben habe ich die letzten Tage auch schon nachgedacht.
Albträume wären sehr doof, aber es ist einen Versuch wert.
Wie hast du den Übergang dann gemacht, morgens gegeben und abends dann nochmal oder morgens nicht und abends dann? Man hat dann ja einmal zu viel oder zu wenig…wahrscheinlich ist zu wenig besser. :sweat_smile:

Wann vor dem Schlafengehen gibst du es?

Autismus vermute ich stark, aber als wir in einer Eltern-Kind-Klinik waren, war es dem Therapeuten dort mega wichtig, dass er es NICHT hat, da er so gut im Kontakt ist (war 1:1). Die meisten Symptome zeigt er in meinem Beisein und das werten viele auf unsere Beziehung negativ.
Ich sehe es eher als: sich fallen lassen, wo er sonst „Mr. Perfect“ ist.

Liebe Grüße :blush:

Ich gebe es direkt nach dem Abendessen. Er muss immer davor essen, sonst wird es ihm übel.

Beim umstellen habe ich morgens weggelassen und am Abend gegeben.

Das höre ich öfter und hatte auch. Wenn es in der Schule klappt, zuhause aber nicht, dann liegt es an den Eltern.

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Du kannst einen Arzt suchen, der Ahnung von Autismus hat und zum Erstgespräch hingehen, alles schildern.

Unser erster Arzt meinte auch, er würde Autismus nicht vermuten, weil die Kommunikation klappt. Dabei hat mein Sohn 10-15 min lang Fragen beantwortet.

Zuhause spricht er nur über sein Lieblingsthema. Rest wird mit Ja, Nein, ok beantwortet.

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Ich hab angeblich laut Autismus Ambulanz auch kein Autismus, ich kann ja lächeln und Augenkontakt halten :rofl:

Wenn ich aber zig Jahre mich mit Spezialinteressen wie Medikamenten und Bedienungsanleitungen etc. beschäftige, würde ich das als eindeutig Autismus bezeichnen.

Also es wird einem viel Unsinn erzählt.
Und ein intelligenter Autist kann gut schauspielern, das mache ich schon mein ganzes Leben in der Öffentlichkeit so und in der Regel hält man mich für mehr oder weniger normal dann

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Intuniv könnte einen Versuch wert sein. Laut Adxs-Webseite und/oder Aussagen hier im Forum soll das gerade bei Komorbiditäten wie Tics oder Autismus gut helfen und ist generell bei Kindern laut Leitlinie das Medikament der 3. Wahl nach Stimulanzien, soweit ich weiß.

Wir geben unserem Sohn seit 3 Wochen Intuniv, in Kombi mit Ritalin LA. Noch ist es früh, eine definitive Aussage zu machen, aber bisher hilft es ihm super, entspannter durch den Tag zu kommen, während wir weder mit Methylphenidat noch Elvanse ein zufriedenstellendes Ergebnis hatten.

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Hi @Tornado

Zu Atomoxetin kann ich nix sagen, aber mir kam auch als erstes Autismus in den Sinn bei Deiner Schilderung.

Masking. Ist verdammt anstrengend. Das hält man nicht 24/7 durch.
Völlig klar, dass er morgens nicht los will - er weiß, dass so ein Schultag für ihn immer extrem anstrengend ist und er danach total ausgelaugt.

Möge der Therapeut eine Fortbildung machen…

Sehe ich so wie Du. In Deiner Gegenwart fühlt er sich sicher und kann die Maskerade sein lassen. Das ist seeehr positiv!

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Huhu, danke dir für deine Antwort @foxcatbee
In welcher Kombi gebt ihr Intuniv und Ritalin?
Wieviel wovon und wann? :rofl::innocent:

Leider weiß ich von unserer derzeitigen Psychiaterin schon, dass sie Monotherapie bevorzugt.
Aber ich will sie trotzdem mal beknien, ob wir es nicht mal versuchen dürfen.

Er nimmt Ritalin LA 20 mg schon länger morgens. Damit kann er sich besser konzentrieren und ist weniger überdreht. Bei den Problemen mit der emotionalen Regulation hat es aber wenig oder nichts gebracht. Nach 7 bis 8 Stunden hat er früher noch 5 mg unretardiertes Medikinet bekommen, um den Rebound abzufangen.

Mit Intuniv haben wir mit 1 mg am späten Nachmittag gestartet, weil es gerade anfangs und nach Dosiserhöhungen sehr müde macht. Ritalin LA haben wir weiter morgens gegeben, das unretardierte weggelassen.
Nach 2 Wochen haben wir auf 2 mg gesteigert, weiterhin am späten Nachmittag. Obwohl abends vom Ritalin LA keine Wirkung mehr da sein kann, kann er sich auch da wesentlich besser konzentrieren als ohne Intuniv und erledigt ohne Widerwillen noch Hausaufgaben, wenn etwas übrig ist, weil Termine dazwischen gekommen sind oder es auf einen Schwung zu viel war.

Ich würde also nach unseren Erfahrungen auch ohne Kombimedikation einen Versuch für sinnvoll halten.

Wir wollen als nächstes schauen, ob wir die Dosis von Ritalin LA runtersetzen können, ohne dass es negative Auswirkungen hat. Eventuell versuchen wir auch statt Ritalin LA noch die Kombination mit Elvanse. Das würde die Kinderpsychiaterin bevorzugen, wobei Elvanse ohne Intuniv bei ihm gar nicht ging.

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Wir haben diese Woche fix einen Termin bei der Psychiaterin bekommen und sollen uns jetzt noch ein paar Tage die Wirkung mit der abendlichen Einnahme anschauen.
Wenn alles so bleibt, Dosis halbieren ein paar Tage, das ganze nochmal - danach 2-3 Tage nichts geben und dann Intuniv starten.

Mache mir wegen des Blutdrucks aber jetzt schon große Sorgen. Selbst Atomoxetin hat in der Eindosierungsphase seinen Blutdruck gesenkt und macht ihn sehr müde…

Wobei ich schon gespannt bin, wenn wir Atomoxetin runter dosieren, ob vielleicht eine niedrigere Dosis besser passt.

Puh… es gibt aber auch extrem viele Variablen… :face_with_spiral_eyes::face_with_spiral_eyes:

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Hallihallöchen -
für alle die es interessiert, hier mal ein kleines Update.
Ich komme gerade vom Diagnosegespräch wegen des ADOS-Tests meines Sohnes und wir haben die Diagnose ASS bekommen!!!
Ich bin so so soooo erleichtert! Alles was ich seit ein paar Jahren beobachtet habe, passt da in Kombi mit ADxS rein und auch seine frühe Tourette Diagnose ist wahrscheinlich nur als Tic-Störung zu sehen (sagte die Psychiaterin), was ja dem ganzen „Bulldozer“ TOURETTE seine ganze Schwungkraft nimmt.
Und wenn ich dann die Diagnosen zusammen nehme, habe ich das Gefühl, dass ich daraus etwas „bauen“ kann, was meinem Sohn hilft stark zu werden für sich und die Gesellschaft.

Wir haben zwischenzeitlich Intuniv ausprobiert - 3 Tage und dann abgesetzt, weil Blutdruck extrem im Keller.
Nun werden wir zum Mittel der ersten Wahl „Medikinet“ gehen, ab dem Wochenende. Ich bin so gespannt, versuche aber auch nicht zu sehr zu hoffen - es kann ja auch wieder das Falsche sein.
ABER wir werden nun auch noch Zugang zu anderen Angeboten bekommen, die bei Autismus greifen und dadurch darf hoffentlich auch Entspannung in das System meines Sohnes.

Bin gespannt wie es weitergeht… :slight_smile:

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Kleines Update, ich hoffe das kann hier noch dazu:

Wir haben jetzt seit knapp 1,5 Wochen Medikinet 5mg, welches ich auf 10mg und seit heute auf 15mg aufdosiert habe.

Die Schulbegleitung merkt in der Schule deutlich mehr Antrieb, aber auch eine Art negative Hippeligkeit, Wut war auch da (aber mein Sohn war auch für sich begründet nicht gut auf sie zu sprechen) … komische Verhaltensweisen, die er sonst in der Schule lässt und die wir nur zu Hause sehen.

Heute blieb er wegen einer Fußverletzung zu Hause, daher nutzte ich den Moment um selbst zu sehen wie er unter einer Steigerung ist.
Bisher hatten wir den Eindruck, er ist etwas stressresistenter und weniger diskussionsfreudig gewesen, vor allem am ersten Wochenende mit 5mg, aber heute zu Hause war kein vernünftiges Arbeiten an den Schulsachen möglich. Er sollte einen kleinen Text mit wörtlicher Rede abschreiben und da lenkte ihn alles mögliche ab, von Tastaturgeräuschen und sowieso der andere Laptop (er hat einen neuen von der Schule bekommen).
Nachher bekam er den totalen Wutanfall weil er irgendwas auf Anton (Lernprogramm) nicht verstanden hat.

Ich habe schon den Eindruck, dass er auch in den Wutanfällen „mehr da“ ist, aber wieviel ist ok und wo wollen wir eigentlich hin?
Natürlich darf er wütend sein, daher wäre für mich keine erfolgreiche Medikation, wenn er keine Wut mehr hätte. Aber in der Wut anders handeln zu können oder einfach nicht so schnell „angepiekt“ zu sein, wäre schon schön.
Da muss ich sagen, auch da war er heute im „Ausraster“ ansprechbar.

Allerdings ist es während der Wirkzeit wahrscheinlich so, dass er die Schwankungen des Medikaments spürt. Es ist ja keine kontinuierliche Wirkung. Hmmm…

Wäre also die Frage: noch etwas weiter machen, schauen wie es sich entwickelt oder schon auf z.B Elvanse gehen. Oder erstmal MPH bleiben, aber nen anderen Wirkmechanismus ausprobieren?
Unsere Psychiaterin fühlt sich mit allem was ich so vorschlage immer recht unkompliziert an.

Wie sind eure Erfahrungen in der Kombi mit Autismus? Irgendwo habe ich gelesen, dass eine ADHS Medikation unter Umständen dazu führt, dass der Autismus mehr spürbar wird? Wie erklärt sich das? Weil mehr Klarheit im Kopf herrscht…?

Könnte es sein, dass er unter der Medikation in der Schule mehr er selbst ist, auch wenn das bedeutet dass er sozial unangepasst ist?
Denn das sind bei uns immer große Probleme, dort wird sich angepasst und zu Hause Null.

Das habe ich auch gelesen. Vielleicht ist dann ASS mehr sichtbar, wenn adhs „weg“ ist.
Unsere KJP meinte, dass adhs Medikamente die Wahrnehmung verändern und das beeinflusst wohl den Autismus.