Aus der Schnuddelecke des Zappelphilipp*

Guten Morgen,
versuche gerade mit meinem Resthirn, geplagt von Migräne on top ADSSymptomen, etwas aus der Wäsche zu schauen - und siehe da „wir“ sind gesellschaftsfähig geworden! Obacht: Wer es ins Ranking schafft, kommt bald in Mode!
ADHS-verwaechst-sich-nicht-

Da ich aus einem Sack voller chronischer Erkrankungen schöpfen kann, freut es mich, dass ADS etwas aufgewertet und normalisiert dargestellt wird. Ja, auch wir können was in Buntigkeit, gelle. - Darf ich das bald auf einem Sticker tragen? :innocent:

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Von der Studie habe ich auch gehört - und fühle mich bestätigt, dass ADHS eben nicht „heilbar“ ist, auch wenn das immer mal wieder behauptet wird.

ADHS hat man nicht, man ist es.

Was man machen kann, ist es zu akzeptieren und so gut wie möglich damit zu leben.

Übrigens: Geht immer besser… :grinning:

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„Denn es war zwar bei jeder Untersuchung rund die Hälfte aller Teilnehmer symptomfrei, allerdings waren es nicht immer dieselben.“
Man ist halt auch als Kohorte „ungewöhnlich“ (= treibt die Umgebung in den Wahnsinn) :rofl:

Einspruch … ADHS ist irgendwas „on top“, das mit einfließt und auch prägt.
Ein bisschen wie ein Schlossgespenst fürs Schloss.
Ich betone das so, weil mein Leidensdruck mit daher kommt, dass meine Persönlichkeitseigenschaften und Bedürfnisse nicht mit meinem ADHS harmonieren, was bei anderen durchaus anders ist.
Getrennt betrachtet kommt man an dem Punkt m.E. weiter…
Aber klar, man kann natürlich so ein Schlossgespenst zum USP, zur Einnahmequelle machen. Verleugnen macht keinen Sinn, da bin ich bei Dir.

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Kannst du das bei Gelegenheit mal ausführen? Bitte? :nerd_face:

Gute Besserung :confounded:

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Gerne. Ich liebe es, Dinge zu tun - die ich nicht (länger) tun kann, weil mir die (körperlichen) Voraussetzungen fehlen:
Ich liebe es, zu forschen, in die Tiefe zu gehen - und das bitteschön systematisch und ordentlich. Ich liebe feine Handarbeiten. Ich liebe es zu schreiben (mit der Hand). Ich bin feinmotorisch sehr gut, aber ich habe keine vernünftige Auge-Hand-Koordination UND bin schnell schmerzhaft verkrampft. Ich liebe es zu zeichnen. Ich lese gerne. Ich liebe Ordnung und Struktur, schaffe auch gerne Ordnung und Struktur. Wenn ich nicht gerade total blockiere und mit dem Hintern einreiße was ich mit den Händen aufgebaut habe. Ich möchte gerne Proust lesen. Also so richtig - nicht dreimal die Hälfte selbst zusammendichten, weil meine Augen doch dem Text nicht folgen können und WOLLEN… Ich möchte gerne Klavierspielen. Ich möchte gerne unbefangen sein. Ich möchte gerne einfach so für mich Dinge tun, auch ohne Druck, Ehrgeiz, Termin, Profilierung.
Bei der Sache sein. In der Situation sein. Wollen wollen.

Und: Ich möchte meine Ruhe. Vor mir selbst.

Ich hätte gerne mit 20 studiert - nicht erst mit Mitte 40 angefangen um Anfang 50 damit fertigzuweden. Ich hätte gerne einen Beruf gewählt für den ich geeignet und begabt bin - nicht einen, der halt grade mal zu meinen Ängsten und Minderwertigkeitsgefühlen passt. Ich hätte gerne meiner Begabung gemäß gelebt.
Ganz wichtig: ich hätte gerne meine Kinder auf eine Art und Weise großgezogen, die MIR gemäß ist - ohne monatliche Totalausflipper, hysterische Anfälle, Depressionen, Dramen die ich unsäglich peinlich und entwürdigend fand während sie abliefen. Ich würde gerne Beziehungen führen ohne die Leute nach einer Weile zu verbeißen… undundund.

Aber: ich bin sehr froh, wenigstens mit Anfang 50 zumindest im Ansatz die Biege bekommen zu haben. Und bis dahin überlebt zu haben.

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Du bist ein Schatz, @Hibbelanna
und ich danke dir für diesen Text!!! Ich hab mit diesem einen von dir geschriebenen Satz resoniert, danke für das öffnen der Tür dahinter.
Gut, nicht alleine damit zu sein.

Jetzt noch ein ungefragter Ausflug ins Land der Musik. Als autodidaktisch veranlagte Gitarristin ein Buchtipp, das mir aus meiner „anderen Art zu lernen weil wegen anderen Art der Hirnbenutzung“ Frustration geholfen hat: Effizient üben von Wolfgang Meffert (nicht nur für Gitarristen)

Grüßle und :sun_with_face:

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Musikinstrument lernen kann ich nur empfehlen. Für mich hat es einen therapeutischen Effekt.
Es nimmt einen kognitiv komplett ein und man hat sofortiges Feedback im Sinne von richtigen oder falschen Tönen.
Zudem haben die Finger dabei immer etwas zu fummeln (ausser man singt) und man macht Lärm…äh…Musik :wink:

Ich habe damit nicht im Rahmen der Therapie begonnen sondern schon vorher. a) weil ich es immer wollte und b) weil ich gerne neue Sachen lerne. Später kam noch c) hinzu : therapeutischer Effekt.
Und mir fällt es leichter mich mit Menschen zu treffen, wenn man eine Aufgabe hat. Nämlich: Musik machen.
Weniger Smalltalk …

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Danke für die Tipps.
Die Instrumente, die ich leidlich bis ziemlich gut spielte, ruhen seit 20 Jahren… . Klavier gehört nicht dazu, das steht noch vom Kind hier rum. Leider hat das das Vierfache an Notentext - und damit habe ich ein Problem.
Ich werde mir mal wieder die Altflöte vornehmen und endlich mal Stimmbildung betreiben damit ich wieder Chorsingen kann. Wäre ein Anfang.

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Und es trainiert die Frustrations-Toleranz. Eine gewisse Impulskontrolle sollte vorhanden sein, mir ist doch tatsächlich mal ein Gitarrenhals abgebrochen, als ich selbige genervt auf die Couchlehne legte, weil ich ständig aus meinem Flow gerissen wurde. Das war bitter, ich wollte dann aus meinem heißgeliebten Instrument ein kleines Regal bauen.
Irgendwann…. :sweat_smile:

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Ohja, wie wahr.
Nirgends lernt man es so gut seine eigene Unfähigkeit auszuhalten wie beim Erlernen einer komplexen Tätigkeit.
Das gilt sicherlich auch fürs Zeichen, Malen etc.
Umso schöner, wenn es dann klappt :slight_smile:

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Da bin ich voll bei dir. Ich glaube das war in meiner Jugend überhaupt der Grund, warum ich mich mit Menschen draussen treffen konnte, ich war immer in meiner Gitarrenwelt versunken und konnte so „spielend“ viel besser den Gesprächen folgen.

Irgendwie war die Musik schon als Kleinkind mein Kommunikationsmittel Nummer eins. Wir hatten eine alte Orgel zu Hause, ich saß da ständig dran und habe mir Melodien ausgedacht und die immer in selber Abfolge rauf und runter gespielt. Ich weiß nicht mehr viel, aber das Gefühl in Musik zu versinken und keine Gedanken zu denken, der beruhigende Takt wenn man ne gewisse bpm erreicht.

Ich stolpere grade viel über das sogenannte Stimming, ich glaube die Gitarre ist mein Stimmingtool.

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Gute Idee, eins nach dem anderen. Mein Tipp für den Anfang, das Instrument in Sichtweite stellen. Vielleicht kommt der Impuls ja hier und da mal :chipmunk:

Jap, die Klaviermenschen können einem bei manchen Notenblättern schon leidtun.

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Ich habe schon mal von Studien gelesen, einerseits mit Straffälligen, andererseits mit Suchtkranken, bei denen festgestellt wurde, dass ein jeweils gewisser Anteil aktuell ADHS haben, aber ein viel größerer Anteil rückblickend ADHS in der Kindheit.

Okay, es sind also viele dabei, die in ihrer Kindheit ADHS hatten und als Erwachsene nicht mehr, aber alle Untersuchten wurden straffällig bzw. suchtkrank. Welch ein Zufall!

Das zeigt eher, dass die Kriterien für ADHS im Erwachsenenalter viel zu eng sind.

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Vielleicht hat so ein Schlossgespenst … oder eine Schnuddel-Schmuddelecke im Speisesaal des Schlosses auch gewisse Vorteile: Und vielleicht verallgemeinere ich da unzulässig, aber a) habe ich in meinem Leben wenig Leute getroffen, die ernsthaft so „tugendhaft“ lebten und nicht nur Fassaden davon pflegten… und b) wenn sie es taten, hatten sie oftmals kein Gefühl dafür, was für eine Sammlung von Privilegien das ist:

„Wenn ich das kann, mich zur Teestunde in meinem Eames-Chair in der Lese-Ecke an Robert Musil delektieren, danach meinen artigen Kindern Ulf und Urte über den Scheitel streichen und vor dem Abendgebet und der gemeinsamen Tafelmusik noch einen proteinreichen Snack mit Apfelspalten reichen… dann muss das doch jeder andere auch können, gerne auch trilingual.“

Nicht selten hat die Apfelspalten dann im Übrigen jemand geschnitten, der in seinen Träumen auch gern mal so gelebt hätte.

Ich halte Perfektionismus auch für ein Schlossgespenst. Aber dann ist unser aller Adi auch nicht so allein. Die haben bestimmt nachts, wenn alle hyperaktiven Katzen alltagsgrau sind, heiße Gefechte im Säbelzimmer. Und der Verlierer muss dann in der Schnuddelecke stehen und Vokabeln lernen.

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Wie äußert sich denn dieser Perfektionismus oder die Tugendhaftigkeit auf den Du anspielst - also so ganz unironisch - und auf wen beziehst du Dich denn da?

Das hat wohl Past-Elementary an den Vater von Ulf und Urte geschrieben, um ein Trauma aufzuarbeiten. Past-Perfect-Elementary (im Sinne von plusquamperfektionistisch) konnte ja noch besser kompensieren und wurde bisweilen zu Abendgesellschaften der Eltern von Ulf und Urte eingeladen. Von dort stammt wohl auch das Zitat. Was für ein tragisches Missverständnis das war, wurde erst klar, als jemand dort mal sagte „Wir sind hier doch alle konservativ.“

Present Ele-Me-ntary hingegen hat sich endlich mal mit Grundschulzeugnissen befasst und dem dortigen Satz „Elementary muss ihren Äußerungsdrang zügeln“. Das üben wir jetzt, Instant Gratification Monkey und ich. Alles, was ich zum Thema beitragen könnte, hat Tim hier ohnehin längst schon viel besser gesagt: The Procrastination Matrix — Wait But Why

Es gibt an Deck auch gute Neuigkeiten: Das Panikmonster schaut ab und an wieder vorbei. Es gibt wieder Hoffnung.

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Der Drops ist doch gelutscht, liebe Elementary :slight_smile:

Oh, gab es Drops? Habe ich Snacks verpasst? Mist. Oder meinst Du, weil das Grundschul-Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Fragen über Fragen. Wo sollen mit gezügeltem Äußerungsdrang nur Antworten herkommen… Vielleicht weiß sie der Rückenwind, wenn wir uns hopptimistisch der Zukunft zuwenden.

Einfach mal nen ausgelutschtes Mantra in den Raum werfen, typisch Neinhorn.

Das war wohl mein mitfühlendes Wesen, ist leider etwas empfindlich weil es schießt oft übers Ziel, deswegen sagt es nicht lieber nicht zu viel.
Es ist noch etwas unsicher unterwegs.

Es will auch niemalsnie klugscheißern und wagt es nicht auszusprechen: „ich glaube ich kann mich in dich hineinversetzen, obwohl ich gar nix verstehe, von dem was du da so schreibst. Das finden viele ja auch dreist. Schließlich verarbeitest du offensichtlich textlich grade deine Vergangenheitsbewältigung, das ist zu befürworten, doch wenn man zu tief in dunkle Zauberwälder abtaucht findet auch ein Neinhorn mal nen Korn.

Ich finde, da du ziemlich gut darin bist eine gewisse Dynamik bei hust anderen Menschen und Fabelwesen zu erkennen, die da zuweilen im Gange sind, dachte ich, vielleicht kann ich helfen, indem ich dir ein Mantra zwischen die Füße werfe…. Quasi am Wegesrand stehend, mit so nem Plakat das ich wild durch die Luft werfe um deinen Fokus mal kurz auf so nen plakatives Mantra zu lenken.

Denn wo nimmt man nur die Weisheit her, um nicht mehr zu sagen, als es dem anderen angenehm wär? Ich hab auch einen kleinen Perfektionisten, der lauert vielleicht auch hier und da und auch bei dir noch manchmal in ner kleinen Ecke, der kann eh alles alleine, das ist ja wohl klar.

Ich wünsche dir einen guten Morgen und ich glaub du trägst es mir nicht nach. Ich find du verstehst ganz gut was ich meinte.