Z. B. indem man einen anti–Stress–Tee aufbrüht, ein mobiles Fahrradpedal unter den Schreibtisch stellt, in jede Hand einen Stressball nimmt und außerhalb des Sichtfeldes der anderen Teilnehmenden tritt und knetet, was das Zeug hält ? Könnte man auch nur zwischendurch als Strategie nutzen, um den Stresspegel gar nicht erst so hoch ansteigen zu lassen, und sozusagen mehr Puffer zu haben, wenn man selbst dran ist .
Verstehe ich Dich richtig, dass Du Angst hast, vor den Kolleg:innen zu reden oder einen Fehler zu machen? Also dass der Blackout aufgrund Deiner Aufregung zustande kommt?
Meiner Erfahrung nach nimmt die Angst mit zunehmender Übung ab. Dich also regelmäßig ein bisschen aus der Komfortzone zu bewegen, und zwar nur soweit, dass es eine Herausforderung für Dich darstellt, ohne Dich zu überfordern, und nicht nur dann, wenn Du dazu gezwungen bist, könnte helfen. Du könntest Dir z. B. vornehmen, in jedem Webmeeting einen kurzen Beitrag zu leisten. Dabei ist egal, wie lang der ist und wie das Gesagte bei dem Chef ankommt. Du kannst auf diese Weise üben, gehört zu werden, und erfahren, dass Du selbst die Kontrolle darüber hast, was Du sagst und tust. Im Grunde wirst Du auf diese Weise routinierter darin, von anderen Menschen zu sprechen und die lähmende Angst in Situationen, wie Du sie beschreibst, wird vermutlich zu einer antreibenden, aushaltbaren Aufregung „schrumpfen“.
Du kannst Dich auch einmal selbst beobachten: wie fühlst Du Dich in der Situation? Wovor genau hast Du Angst? Wenn Du z. B. Angst hast, schlecht bewertet zu werden und davor, Dich zu blamieren, sind das zwei Stressoren. Wie bei überwältigenden Aufgaben kannst Du Deine Übungen dann auf nur einen Stressor richten, anstatt Dich zu überfordern: eine Woche lang setzt Du Dich z. B. gedanklich damit auseinander, wie schlimm eine negative Bewertung wirklich wäre, und ob Du eine Strategie hast, das zu verhindern (z. B. mehr Zeit für eine bessere Vorbereitung einplanen, bis Du Dich sicherer fühlst). In Woche zwei widmest Du Dich nur der Angst vor einem Blackout, oder Dich zu blamieren, z. B. indem Du Dir Sätze parat legst, mit denen Du ein bisschen Zeit und Ruhe gewinnst, falls der Fall der Fälle eintritt.
Wenn Du vorher weist, dass Du einen Vortrag halten wirst o. Ä., kannst Du auch bewusst vorab eine Viertelstunde reservieren, um Dein Stresslevel aktiv zu senken. Ich sorge beispielsweise dafür, dass ich 10 Minuten lang alleine bin und nur ruhig atme, ohne etwas zu tun. Dann bin ich immer noch aufgeregt, habe aber meinen Körper etwas heruntergefahren, und mehr Kapazitäten, um mit der anstehenden Stresssituation umzugehen.
Etwas ganz Simples, das auch sehr gut funktioniert: trinke ein paar große Schlucke Wasser. 1. Gewinnst Du auf diese Weise ein paar wertvolle Sekunden, um Dich zu erden, wenn Du in ein Blackout gerätst. 2. kam es in der Steinzeit eher selten vor, dass wir geflüchtet oder gekämpft, und gleichzeitig gegessen oder getrunken haben. Wenn Du ein Glas Wasser becherst, registriert Dein Magen, dass jetzt „Essenszeit“ ist, und vermutlich keine Lebensbedrohliche Gefahr im Verzug. Damit kannst Du den Stress auf der körperlichen Ebene senken, ohne dass es allzu sehr auffällt, und ohne nachdenken zu müssen.
Ja!! Absolut!! Ich denke auch, v. A. wenn man innerhalb einer Firma etwas vorträgt, erwartet doch i. d. R. Niemand, dass man alles auswendig weiß, oder? Stichpunkte auf einem Notizblatt zu haben, selbst wenn das neben einem auf dem Tisch liegt, und man ab und zu darauf schauen muss, ist doch eher ein Zeichen dafür, dass man sich gewissenhaft vorbereitet hat, und das Meeting ernst nimmt? Mich hat noch nie Jemand dafür geschlachtet, dass ich gesagt habe „Augenblick, ich schaue kurz in meine Notizen – nicht dass ich noch etwas Wichtiges vergesse“.
Am wichtigsten finde ich aber, dass Du lernst, unangenehme Situationen von Katastrophen zu unterscheiden: ein Blackout ist kacke – keine Frage. Aber wäre es wirklich eine Katastrophe, wenn es eintritt? Vielleicht passiert das gerade deswegen, weil Du Dir so einen Druck machst, keinen Blackout bekommen zu dürfen – mit der Folge, dass er dann erst recht eintritt. Eine Strategie könnte daher auch sein, Dir ganz bewusst zu erlauben, einen Blackout zu haben, wenn er eintritt, und Dich dafür nicht zu verurteilen – selbst dann, wenn es Andere tun.
Vielleicht hilft es Dir sogar, den schlimmsten Fall aller Fälle vorab ein paar Male gedanklich durchzuspielen. Oft gewöhnt sich das Gehirn dann an die Szenerie und man stellt fest, dass das eigentlich aushaltbar wäre.