Ich schätze die medikamentöse Behandlung mit Elvanse oder Attentin sehr. Ohne sie fühle ich mich antriebslos und passiv, und alles fällt mir schwer, als ob ein großer Stein vor mir läge, den ich nicht bewegen kann, weil er zu schwer ist. Mit den Medikamenten hingegen packe ich die Dinge direkt an, bin fleißig, produktiv und habe Spaß bei der Arbeit oder anderen Aktivitäten im Haushalt.
Aber ich bemerke, dass die Einnahme von Elvanse und Attentin mich noch perfektionistischer werden lässt bei der Arbeit. Ich möchte alles genau richtig machen, nehme mir viel Zeit für Details und habe die Tendenz, Projekte neu zu beginnen, was mich langsamer macht, als ich es normalerweise tun würde. Oder manchmal verbringe ich stundenlang damit, im Internet nach etwas zu recherchieren und kann dann nicht mehr aufhören, als würde ich eine halbe Doktorarbeit über die banalsten Dinge schreiben. Dadurch verliere ich viel Zeit und arbeite langsamer.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich mache mir ein wenig Sorgen, ob ich wirklich nur ADHS habe.
Das ist auch meine Erfahrung. Die optimale Dosis verführt mich auch gerne mal dazu kein Ende zu finden. Manchmal hilft es mir die Aufgaben vorab zu timen, also für eine Recherchearbeit den Timer auf 20 Minuten zu stellen, der auch sichtbar runterzählt. Kurz vorm Ablauf der Zeit, versuche ich mich willentlich schon auf die nächste Aufgabe einzustellen. Dadurch tritt die Recherchelust so langsam in den Hintergrund und die Folgeaufgabe schiebt sich nach vorn. Bei mir klappen diese Übergänge dann einigermaßen gut und ich bekomme die Arbeit fertig. ADHS ist ja vor allem ein Konzentrationssteuerungs-Defizit und mir hilft Elvanse sehr eine Aufgabe willentlich, wenn es an der Zeit ist, wieder zu wechseln, um ich mich nicht andernfalls endlos in einer Teilaufgabe verlieren. Ich recherchiere halt auch für mein Leben gern. Als damals Wikipedia zum ersten Mal online ging, saß ich tagelang bis tief in die Nacht vorm Rechner und las die verlinkten Artikel zu meiner Suchanfrage. Es ist halt eine Neigung und Elvanse spielt der auch sehr gerne in die Karten. Vorher hat, bei mir jedenfalls, die Erschöpfung, ein externes Zeitlimit oder eine krasse Unlust für ein natürliches Ende der Arbeit gesorgt. Mit Elvanse kann und muss ich nun selbst entscheiden, wann eine Teilaufgabe als erledigt gilt.