Baby und Adhs

Frage mich gerade wohin man eigentlich dann Intuition/Bauchgefühl ordnet.
Hat diese auch was mit Reizoffenheit/Filter und angefachtes ADHS zu tun?

Hat Intuition auch was von character, genetisch

Dieses „Vordenken“ gehört ja auch zu ADHS . meine Chefin war manchmal angenervt, wenn ich schon wieder gedanklich drei Tage im Voraus war und dann Recht hatte

Ich denke, es liegt daran, dass man bei Reizfilterschwäche einfach mehr mitbekommt als andere bzw. Dinge sieht, die andere nicht sehen. Oder umgekehrt: Man bemerkt das, was bei anderen durch den funktionierenden Reizfilter einfach nicht durchdringt.

mir geht es ähnlich, ich bin frischgebackener familienvater und mache mir aktuell sehr viele gedanken zu dem thema und habe vor allem sehr starke schuldgefühle, dass ich derjenige sein könnte, der unserem neugeborenen ad(h)s vererbt haben könnte. man sucht nach jedem anzeichen und beobachtet alles genau. rational natürlich totaler quatsch, denn ein baby von 3 monaten hat natürlich immer mal „symptome“ von adhs. leider ist es so, dass unser kind noch sehr sensibel ist, was natürlich nicht gerade zu meiner beruhigung beiträgt…

Herzlichen Glückwunsch! :anfeuer

Für deine Gene kannst weder du etwas noch deine Eltern für ihre.

@justusj0nas

Hi,

willkommen im Forum.
Schau mal hier:
<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/praevention-bei-ad … n-koennen/“>https://www.adxs.org/praevention-bei-adhs/adhs-praevention-und-vorsorge-was-eltern-tun-koennen/</LINK_TEXT>
und
<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/praevention-bei-ad … ion-adhs/7“>https://www.adxs.org/praevention-bei-adhs/sichere-bindung-genetische-disposition-adhs/7</LINK_TEXT>

Das ist keine Garantie, dass alles gut geht, aber deutlich mehr als gar nichts…

Viele Grüße

UlBre

hey vielen dank für die links, das schaue ich mir auf jeden fall mal an! prinzipiell achten wir natürlich immer auf die bedürfnisse unseres kindes und versuchen stress zu vermeiden. stress im sinne von negative erfahrungen die nicht mit zuneigung und viel wärme kompensiert werden. denn ich denke es ist für die entwicklung des kindes auch extrem wichtig negative erfahrungen zu machen. aber man muss sich als elternteil mit dem kind positiv damit auseinander setzen, damit es daraus auf positive weise lernt.

leider fremdelt unsere kleine tochter bereits sehr mit fast 3 monaten, ist sehr sensibel und schnell überfordert. dann weint sie. ich würde sie nicht als schreikind bezeichnen, es passiert selten, dass sie komplett ausrastet und stundenlang weint. aber sie kann sich (soweit ich das beurteilen kann) selber noch sehr schlecht regulieren. auch beim spielen kippt die stimmung schnell, aber in der form, dass man es nicht antizipieren kann. sie spielt fröhlich und plötzlich fängt sie richtig an zu weinen. sie trinkt auch ständig an der brust. sie lässt sich mittlerweile schon etwas ablegen (15-20) im kinderwagen (beim essen z.b.) schläft auch im kinderwagen beim spazierengehen und autofahren klappt ganz ok.

also alles irgendwie im bereich wo es schwer ist zu beurteilen wo die reise hingeht. mir bleibt am ende nichts anderes übrig als zu hoffen und die situation positiv zu sehen, auch wenns schwer fällt.

Absolut.
Und jetzt bitte unterscheiden:
kurzer Stress, der bewältigt wird, stärkt das System. Wenn Mama kurz weggeht und dann wiederkommt, lernt das Baby: nicht schlimm, wenn mama weg ist. Ich kann mich drauf verlassen, dass sie wiederkommt.
Wenn Mama länger weg geht und das Baby sich hilflos fühlt und keine eigene Einflussmöglichkeit lernt, wird es hilflos - das ist langer schwerer Stress, der echt was kaputt macht. Auf Dauer. Und in dem Alter irreparabel.
Langer Stress oder solcher, der nicht bewältigt wird, oder kurzer Stress, der immer wieder kurz aufeinander folgt, ist schädlich.
Abhärtung (wie es manche veraltete Erziehungsratgeber, insbesondere aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts) empfahlen, ist nur bei resilienten Menschen hilfreich. Wir reden hier aber von genetisch disponierten potentiellen AD(H)S-Betroffenen !

Und: der subjektive Maßstab des Kindes zählt, nicht das, was wir (insbesondere Männer) als vermeintlich objektiven Maßstab im Kopf haben.

Wenn die Kleine besonders sensibel ist, ist sie besonders stressempfindlich.
Dann braucht es viel weniger Impact um zu überlasten.

Da AD(H)S eine genetische Disposition ist, die bei optimaler Versorgung nicht zwingend zum tragen kommt (Stichwort: Chance-Risiko-Gene) kann ein optimaler Umgang einiges vermeiden.
Ich vermute (bei AD(H)S, dass es Gene gibt, die eine unvermeidbare Störung bewirken, und andere Gene, die je nach Umwelt das ganze schlimmer oder besser machen können. Wer welche Gene abkriegt, weiss man nicht.
Manche keine von allen, manche nur die, die unveränderbar sind, die meisten wohl beide in unterschiedlichem Mischungsverhältnis, und manche nur Chance-Risiko-Gene, die der Prävention zugänglich sind.

Aber unabhängig davon: die beschriebenen Prinzipien der Prävention sind universell in Bezug auf viele psychische Störungen !

Merksatz: von Zeugung bis 3 Jahren jeden echten Stress vermeiden. Zweite echte Vulnerabilitätszeit ist die frühe Jugend (dort entscheidet sich oft, ob AD(H)S (teilweise) verschwindet oder ins Erwachsenenleben mit übergeht).

Prävention heisst: Wärme, Wärme, Wärme, bei gleichzeitig konsequent vermittelten Werten.
Fehler bleiben Fehler, aber sie bedeuten nicht, dass der Mensch schlecht wäre. Sprich: „Dein Verhalten war jetzt nicht ok, aber Du bis trotzdem ok, absolut und ohne jeden Zweifel.“ (Aber das betrifft eh eher ältere Kids):
Und es gibt noch so viel mehr…

Ach, es ist so sauspannend - und so sauwichtig…

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@justusj0nas

Das klingt nach einem völlig gesunden, altersgemäß reguliertem Baby, das auch noch leicht lesbare Signale sendet, wenn es etwas (anderes) braucht.

Da habt Ihr und die Kleine wirklich Glück. Alles Gute für das weitere Zusammenwachsen und sich gegenseitig Kennenlernen!

Cassiopeia

Lieber Ulbre,

komisch, ich habe dich noch nie gefragt, ob du eigene Kinder hast. Aber jedenfalls schreibst du hier ein Bisschen so, als sei es nicht so.

In ADHS-Familien mit kleinem Kind gibt es viel Stress. Das ist ein Stück weit kaum zu vermeiden. Weil das Kind in der Regel nicht das Einfachste ist, und weil ADHS-Eltern Deeskalation schwer fällt. Gut für alle von uns, die von ihrer ADHS wissen und bestenfalls noch selbst behandelt werden. Wenigstens für Väter sollte gelten, sich spätestens dann nicht mehr um Medikation zu drücken - Mütter müssen eventuell noch verzichten, um Risiken durch die Muttermilch zu vermeiden.

Ich war bei beiden Kindern ein großer Fan des Tragetuches. Da fühlt sich ein unruhiges Kind geborgen, und die Nähe stärkt das Vater-Kind-Verhältnis fürs Leben.

Johanna Haarers Erziehungsratgeber wurde noch bis 1987 nachgedruckt
<LINK_TEXT text=„https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2 … ettansicht“>NS-Geschichte: Warum Hitler bis heute die Erziehung von Kindern beeinflusst | ZEIT ONLINE</LINK_TEXT>
und wirkt bis heute nach. Es ist wichtig, sich bewusst von diesen Prinzipien abzuwenden.

Aber ich möchte sehr davor warnen, ADHS-betroffenen Eltern von eventuell ADHS-veranlagten Kindern zusätzlichen Druck zu machen!! Es gibt bei Kindern keine Machbarkeit. Jetzt müssen wir auch noch die Gene unserer Kinder reparieren. Nee, also bitte nicht.

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Lieber Falschparker,

dass bei AD(H)S Stress nicht vermeidbar ist, da sind wir uns absolut einig.
Zusätzlichen Druck machen wäre die eine Beschreibung, Wissen geben, nach welchen Fixsternen man schauen könnte, um den Weg zu finden, die andere.
Es geht nicht um Absoluta, Extrema oder auch nur Perfektionismus.

Oder anders herum: wenn wir wissen, was es da für Zusammenhänge gibt, und wir würden sie nicht benennen, würden wir uns dann nicht mitschuldig machen an den Kindern von den Eltern, die das Wissen gerne aufgenommen hätten, wenn sie es zur Verfügung gestellt bekommen hätten ?

Oder noch anders: hättest Du eine Idee, wie man das Wissen besser formulieren könnte, so dass der Eindruck von Druck nicht entstehen kann ?

(Ja, die Haarer, die meinte ich - danke schön :slight_smile:)

Herzlich

UlBre

HI
Nein, man kann es früher diagnostizieren, aber beispielsweise der ADHS Facharzt meines Sohnes meint oft, dass es schwierig sei mit ihm „testpsycholoigische Sachen durchzuführen“ bla, weil wegen der Aufmerksamkeit Kooperation und weil die Tests ab 6 genormt sind usw.
ADHS ist ja ab geburt vorhanden und man sieht es dementsprechend ab Geburt, oder kann es sehen, oder könnte es je nach Ausprägungsgrad usw.

Bei uns war der Moment da, als die „normale Entwicklung“ und seine Entwicklung auffällig weit auseinandergingen, das war mit 4.5 Jahren.
Da war die klassische ADHS erkennbar.
Auch Neuhaus beschreibt das so, dass irgendwann die klassische ADHS sich entwickelt. Sie ist zwar schon immer da, aber der Vergleich ist schwer.

Ich finde es sehr gut früh zu diagnostizieren, weil später hat man nur Probleme, wenn man nicht versteht, wenn ein Kind nicht kann. Aber ich denke, dass ihr das versteht, wenn ihr selbst ADHS habt, die Sache ist dann mehr, das den Neurotypischen zu erklären…

lg

ich hab für die genetische Disposition durch Stress hier den neuen Thread aufgemacht:

<URL url="Stressexposition als Entstehung von ADHS text=„viewtopic.php?f=4&t=1726“>Stressexposition als Entstehung von ADHS

Ich finds auch nicht ganz ok, das hier in dem thread zu besprechen, denn das ist meines Wissens nicht wissenschaftlich fundiert und es ist so, dass nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen [size=200]eben nicht die Eltern schuld sind, dass es ADHS gibt [/size]
Deshalb kann die Threaderstellerin auch keine ADHS bei ihrem Kind verhindern, und auf diese Idee würde sie vlt kommen, wenn sie das liest.
Das Stressexposition eine Rolle spielen könnte, bestreite ich damit nicht, nur, die Aussage, dass die Threaderstellerin jetzt eine ADHS verhindern könnte :shock:
lg

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Die Gene sind vererbt.

Übrigens:
Wertende Worte: Störung, besser, schlimmer

Die Ratgeber sind bei niemandem hilfreich.

Sowas erzeugt kein ADHS und löst kein ADHS aus. Nenn mir doch sonst bitte eine seriöse Quelle, die darin einen Zusammenhang untersucht haben und festgestellt haben soll.

Das daraus Bindungsproblematiken entstehen können ist sicherlich unbestritten und wissenschaftlich erwiesen.

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Hallo Zorazaya,

vielen Dank für die Unterstützung.

Allerdings, dass die Eltern schuld sind, würde natürlich auch Ulbre niemals schreiben.

„je nach Umwelt besser oder schlimmer“ steht da, @zorayazia. Und zwar ausdrücklich als Alternative zur Störung.

Die Formulierung als solche scheint mir gar so wahnsinnig weit von den Thesen in Deinem neuen Thread entfernt. Zitiert Euch doch nicht ohne Grund auseinander. Das Boot bleibt dasselbe.

Also bei meinen Eltern hätte ich wohl auch als neuroptypische einen Schlag schräg bekommen :mrgreen:

Unendlich viel Dauerstress hatte ich ,der selten zur Ruhe kam ganz bestimmt nicht günstig wenn man mit ADHS auf die Welt kommt .

Aber wenn meine Eltern perfekt für mich gewesen wären würde ich dann nichts vom ADHS spüren ?

Nehmen wir mal alle positiven Seiten von ADHS wären die ohne diesen Dauerstress dann auch weniger ausgeprägt.

Ich mein wie kann sowas schlechtes wie Stress dann parallel sowas gutes hervorholen ?

Hätte ich keinen Stress gehabt, wäre mein ADHS vielleicht nicht ausgebrochen ? Aber wer wäre ich denn dann ? und dieser Gedanke fühlt sich so langweilig an :wink:

Viele vertreten ja die Ansicht dass ADHS nur dann pathologisch ist, wenn die Symptome auf Dauer einen derat starken negativen Einfluss auf den Lebensalltag der betroffenen Person hat, dass diese in ihrer Lebensführung starken Beeinträchtigen und Folgeerkrankungen ausgesetzt ist.

Ausserdem scheint festzustehen, dass negative Faktoren die ADHS-Symptome verstärken können.

Aber aus welchem Grund sollten positive ADHS- Merkmale ohne Stress weniger ausgeprägt sein? Ich könnte mir vorstellen, dass sie entweder noch stärker hervortreten, weil man unbewusst die vielen Schwächen mit den Stärken ausgleicht oder aber diese positiven Eigenschaften je nach Lebensumständen vergraben sind, weil sie nicht benötigt oder abgerufen werden (können).

Ich meinte das so ,wenn Stress ADHS quasi auslöst dann sind doch in dem Sinne ja auch erst die positiven ADHS Mermale present, weil es ja zum ADHS dazugehört. Man füllt ja einen Fragebogen aus und man hat ja nur „ADHS“ wenn man passend scort.
Aber ich finde deine Sichtweise schlüssiger , das der Stressfaktor bestimmte Symptome verstärkt und deswegen das Potential einschränkt was sonst in „gesunder“ ADHS Manier ausgelebt werden kann :wink: Also hat man ADHS oder zusätzlich ein gestresstes ADHS.

Ich liste mal die ADxS Anzeichen von mir und meinen 2 Söhnen im Baby und Kleinkindalter auf, die ich darauf zurück führe. Ihr werdet auf den ersten Blick sehen, wie divers ADxS sich darstellt und dass eine Diagnose für diese Altersgruppe nicht erstellt werden kann. Aber vielleicht erkennen andere diese Verhaltensweisen / Auswirkungen bei ihre eigenen Babies und Kleinkindern wieder.

Lupine:

  • Geburt: unkompliziert und schnell, keine Belastungen während Schwangerschaft durch Nikotin etc

  • hohes Saugbedürfnis, bis zum Alter von 7 Jahren hatte ich Schnuller

  • gute Bindung zu Eltern mit viel Körperkontakt, unkompliziertes Baby

  • auf zwei Beinen mit 9 Monaten, danach immer mit Tempo unterwegs, viele Unfälle

  • ich bin oft verloren gegangen: habe mich verirrt oder durch die Lust am schnellen Rennen schnell weite Strecken zurück gelegt

  • als Kleinkind: jähzornig, sehr ängstlich, sehr verschämt, ausgeprägte Fantasie, detailreiches Malen, schnelle Auffassungsgabe,
    Ich habe schon als Kleinkind am liebsten alleine gespielt und brauchte keine Animation durch Eltern etc

  • Tics: Kopfdrehen mit 5 - 6 Jahren, später Augenblinzeln (bis jetzt)

Sohn No1 (undiagnostiziert, mittlerweile erwachsen):

  • natürliche Geburt, Nabelschnur 1x um den Bauch geschlungen, keine Belastungen während Schwangerschaft

  • enge Bindung zu mir, ständiger Körperkontakt, stillen und zur Beruhigung an Brust nuckeln, Ablehnung von Schnullern, ich habe ihn bis zum Alter von etwa 1,5 Jahren im Tragetuch getragen und gestillt

  • physiologische Auffälligkeiten: von Beginn an starke Körperspannung, er konnte schon mit wenigen Wochen ausdauernd den Kopf hoch halten
    Mit 3 Monaten: linksseitige Spastik, daraufhin Physiotherapie
    schnelles Krabbeln und STEHEN mit gerade 6 Monaten

  • starke Ablehnung von Brei, direkter Übergang zu fester Nahrung mit 7 Monaten

  • extrem hohes Schlafbedürfnis: nachts 12 Stunden + 3 bis 5 Stunden Mittagsschlaf

  • krasse Trotzphase, mit selbst und andere gefährdender Aggression

  • Angst beim Klettern, ausgeprägte Fantasie und Emotionen, beissen anderer Kinder, hohe Empathie, kreatives Spiel

Sohn No2, momentan 11 (ADS):

  • Schwangerschaft: sehr unruhiger Embryo mit ausgeprägter Motorik und nächtlicher Aktivität, keine Stressoren von außerhalb, Lupine im Beschäftigungsverbot

  • schnelle natürliche ambulante Geburt im Geburtshaus, Sternengucker (mit Gesicht nach oben geboren)

  • großes und schlankes Baby mit Atmungsproblemen während der ersten zwei Tage (Hyperventilation)

  • Probleme beim Schlucken / Stillen

  • Schlafprobleme, sofortiges Aufschrecken bei leichten Geräuschen

  • wollte nicht getragen werden, bis heute Vermeidung von Körperkontakt und Augenkontakt

  • extrem trockene Haut, verträgt keine Lactose, bekommt schnell Aphten

  • ist ständig weggerannt oder hat Orientierung verloren, spielt kaum mit anderen Kindern

  • hohe Auffassungsgabe (Erzieher mussten feststellen, dass er alle Gespräche mitbekam und deren Inhalt erfasste)

  • schlechte Sprachmotorik, trocken wurde er erst mit 4 Jahren, starres Festhalten an Tagesabläufen