Befundbericht vom Psychologen + Ersttermin beim Psychiater: Wie lange zur Eindosierung?

Hallo zusammen,

folgende Situation: in meiner Therapie bin ich mit meiner Psychotherapeutin Anfang des Jahres auf das Thema ADHS gestoßen. Ich habe Glück, dass sie sich gerade frisch auf das Thema spezialisiert. Da jedoch auch für sie alles Neuland ist und mir meine Fragen zum weiteren Ablauf nicht beantworten kann, wollt ich hier in der Runde mal nachfragen, ob jemand auf ähnlichem Wege zur Diagnose gefunden hat und mir helfen kann.

Wir haben innerhalb der Therapie die üblichen aufwändigen Tests durchgeführt (Fragebogen, Schulzeugnisse, AD(H)S in der Familie). Auf dieser Grundlage hat sie einen Befundbericht mit der Diagnose ADHS / mittelschwere Depression erfasst.

Ich habe nächste Woche einen Termin beim Psychiater und frage mich konkret, ob der Befundbericht zur vollständigen Diagnose ausreicht? Habe ich bei dem dem Ersttermin Aussicht auf Beginn der Medikation? Oder wird der Psychiater noch weitere Tests durchführen wollen? Wird er ein Blutbild, ein EKG oder irgendwas in der Art brauchen? Auch von der Praxis gab es leider keine Rückmeldung dazu.

Meine Ungeduld kickt rein und ich kann es kaum abwarten, dass die Eindosierung nach langem hin und her endlich beginnt :smiley: Und hab eigentlich keinen Nerv mehr, dass es sich noch länger zieht.

Daher die Frage: hat irgend jemand hier Erfahrungswerte und kann mir sagen, ob es jetzt relativ schnell geht oder noch irgend ein lahmer Prozess ansteht?

Vielen Dank vorab :heart:

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Dir werden hier 5 Personen antworten und 10 Vorgehensweisen der Ärzte genannt. Ich behaupte mal, dass dich das nicht weiter bringen wird. Erwartungen sind sowieso schwierig.

Wenn es so weit ist wirst du mehr Infos vor Ort bekommen.

Ob hier jemand deinen Weg auch ähnlich erlebt hat ist eine gute Frage.

Ich denke, daß die Wege, die Vorbehandlungen bestimmt verschieden sind und wohl auch abweichen können.

Es ist ja jetzt auch schwer nachzuvollziehen, wie du zu der Diagnose gekommen bist.

Aus der Selbsthilfegruppe kenne ich eher so 2 grobe Wege wo einmal in der Kindheit/ im jugendlichen Alter die Diagnose ADHS gestellt wurde, die einen behandelt waren, das aber irgendwann endete und viel später wieder aufgenommen wurde, weil einfach die Probleme so groß waren und ein Arzt ihnen das mit der Diagnose in Verbindung brachte und wieder neu den ADHS Weg gingen, oder andere den Weg durchgingen. Die andere Hauptrichtung, daß viele Probleme und viele andere Diagnosen und Behandlungen, die nicht wirklich erfolgreich waren und irgendwann dann warum und wie auch immer ADHS diagnostiziert wurde und dann vieles unerklärliche erklärlich wurde und auch Sinn machte… und dann konnte es mit und ohne Medikamente in andere Bahnen gehen.

Was ich sagen kann ist, daß man eh eher zu ungeduldig ist und auch irgendwie erwartet wie bei einen Schmerzmittel, daß dann alles anders vielleicht sogar gut ist, was es dann nicht ist bzw. nicht unbedingt ist.

Medikamente verändern zwar vieles, doch sie haben halt auch Nebenwirkungen, man muß so ein wenig damit umgehen lernen, es kann sein das du einige ausprobieren mußt bis es wirklich paßt und es dann trotzdem ein Weg ist bei dem sich viel verändern kann aber auch nicht bei jedem muß bzw. nicht gleich verändern muß, es bleibt Arbeit an und mit sich selber, es kann auch unangenehme Phasen gerade zum Wirkende geben wo das Umfeld sich dann auch daran stört, gerade weil man doch wirkende Medikamente bekommt und vergleichbares.

Ich glaube das man es am besten als eine Art Weg sieht den man beschreitet, bei dem man sich selbst noch einmal anders kennenlernt und auch mehr Verständnis für die eigenen Empfindens- und Verhaltensweisen bekommt und mit viel Glück das was einen am meisten geärgert hat besser handhaben kann. Bei mir war das diese große zerstreute Unkonzentriertheit, der Sprachdurchfall (ohne ende gequasselt des quasselns wegen), fehlende Impulskontrolle und ähnliches.

Du wirst aber wahrscheinlich erst deine Antwort auf deine Fragen bekommen, wenn du mit allem begonnen hadt, vorher blieb das auch für mich abstrakt

Meine Situation war eine ähnliche, ich hab’s nach der Selbsterkenntnis (dank eines Artikels in der taz) im August geschafft dass ich seit Dienstag Elvanse nehmen kann und es wirkt. Es kann also auch schnell gehen.

Deine Diagnose klingt genau wie meine, die Fragebögen waren bei mir CAARS, HASE und noch ein paar kleine sowie ein Aufmerksamkeitstest. Sowohl mein Neurologe als auch Psychiaterin (zu der ich nicht mehr gehe weil ich mit ihrem Vorschlag der Medikation, Ritalin, nicht zufrieden war) haben das gelesen und für gut und ausführlich befunden. Freu dich, das reicht absolut aus. Du wirst sicher nochmal Fragen wie „Was ist ihr Leidensdruck?“ und „Hatten Sie das schon in Ihrer Kindheit?“ zu hören bekommen. Ich stammel meine Antworten raus und das hat beim Neurologen gereicht, die Psychaterin hat noch mehr nachgebohrt, naja…
Deine Ungeduld habe ich auch, bezeichne es aber als einen Leidensdruck, meine Probleme waren ja noch immer da trotz Diagnose. Ich hab dann zügig jede Möglichkeit genutzt und (zumindest hier in Österreich) gibt es auch die Möglichkeit dass ein Neurologe ein Rezept für Medikamente ausstellt. Das war hier nur mit einem EEG beim Ersttermin verbunden und 10 Minuten später war ich schon am Weg zur Apotheke und hab mir Elvanse abgeholt. Ich glaub Neurologen haben einen ganz anderen Behandlungsansatz und Blickwinkel auf ADHS also die Psychiater und Psychotherapeuten.

Falls du gesundheitlich angeschlagen bist oder das Gegenteil von sportlich bist (Sport ist immer noch eine gute Idee) dann lass Blutbild und EKG machen, schon allein um einen „vorher“ Wert zu haben.

Bis dahin, lies dich ein wie die Medikament wirken und welche Nebenwirkungen sie haben. Schreib’s ruhig als Pro/Contra auf damit du’s beim Arzt noch weißt. Es ist aber sowieso nicht garantiert dass du auf die Medikamente reagierst. Bei Medikamenten allein bleibt’s aber nicht, du musst auch was an deinem Leben ändern, Reflexion, Organiation und bitte auch die Menschen mit denen du täglich zu tun hast mit einbeziehen.

Wieso? Warum warst du mit dem Vorschlag nicht zufrieden? Du hast es also nicht mal versucht?

Vielen Dank erst mal für eure zahlreichen Rückmeldungen!

@BrainBuzz danke! Ja, habe eben noch mal hier im Forum gestöbert, was schon mal zu dem Thema geschrieben wurde. Ist tatsächlich ein Riesen Fass, wer bspw. Diagnosen stellen darf, wie die unterschiedlich verwendet werden, usw… Erwartungslos reingehen wäre natürlich optimal. Aber wenn man sich darauf verbeißt, dass damit erst alles anders wird, ist das mit Geduld immer so ne Sache. Aber klar, hilft nur abwarten und Tee trinken…

Sehr guter Punkt @Kathy ! Ist mir einerseits klar, dass damit eigentlich erst die Reise beginnt und viel Arbeit auf mich wartet. Kein Pille löst Probleme auf. Und natürlich wird das Ganze Zeit, sehr viel Zeit brauchen. Die Wahrheit ist aber auch, dass mit all den Infos und Erfahrungsberichten zur Medikation, die ich seit Monaten verschlinge, das Bild von Bradley Cooper in dem Film Limitless habe (falls ihr den kennt :smiley: ). Klar, ist unrealistisch, aber so denke ich jetzt gerade nun mal und hab das Gefühl, damit kann ich erst richtig starten. Sonst vergesse ichgefühlt alle Erkenntnisse und Fortschritte wieder.

Korrigiert mich hier gerne, aber ich habe noch von keiner „Erfolgsgeschichte“ ohne erfolgreiche Einstellung der Medikation gelesen. Daher ist da mein kompletter Fokus drauf gerade.

Danke für das Teilen @trkoll! Habe Hoffnungen, dass das bei mir ähnlich abläuft. Kann gerne hier Nachgang darüber berichten, falls das in Zukunft für andere hilfreich ist. Guter Hinweis bzgl. der Wirkung der verschiedenen Medikamente. Wirkt gerade noch sehr komplex auf mich und bin gespannt, das nächste Woche dann beim Psychiater zu diskutieren.

Mich würde auch interessieren, warum das für dich von vornherein nicht in Frage kam?

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Mir wäre die schnelle Wirkung und entsprechend schneller Rebound von Ritalin zu heftig, das kann nie und nimmer zu meiner Arbeit als Programmierer passen. Vielleicht probier ich’s irgendwann, aber wenn ich Elvanse bekomme und es wirkt bin ich doch schon bestens versorgt.

Ich bin vermutlich nicht so allgemein vergleichbar, aber von meinem ersten Gespräch bei meiner Psychiaterin mit meiner Verdachtsdiagnose ADHS bis zum Ritalin-Rezept vergingen ganze 6 Tage.

Dabei habe ich ihr im ersten Gespräch aber schon meinen quasi selbsterhobenen kompletten pathopsychologischen Befund, meine Anamnese und meine Biografie vorgelegt, bin Schulzeugnisse schon durchgegangen und habe dann das DIVA-5 Diagnose-Interview alleine bis zum nächsten Termin durchgeführt.

Das ging vermutlich nur so locker auf Vertrauensbasis, weil ich kurz vor meinem Staatsexamen in der Humanmedizin stehe.

Jetzt schreiben wir uns ab und zu mal, ob alles passt und bei Terminen reden wir mehr über aktuelle Studien und die Arbeit in der Medizin, als über die Therapie.
Ich habe mich am Anfang gefragt, ob das alles zu schnell ging, wie ich an die Diagnose gekommen bin und es auch mit ihr geteilt, dann erinnert sie mich an meinen Leidensdruck und wie eindeutig alles ist.

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Woher weißt du das? Du hast es doch nie versucht?! Wie kommst du dann zu dem Schluss?

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Ich glaube das nennt sich Ignoranz.:wink:

Hab auch aus vielen Erfahrungsberichten raus gelesen, dass Elvanse gerade in Bezug auf den Rebound besser funktioniert und damit die Wirkung für viele besser steuerbar ist. Also habe die Info im Vorfeld wirklich schon oft schon gelesen. Ob das auch wirklich so ist, ohne es selbst ausprobiert zu haben? No Clue. Aber ist doch gut, wenn Elvanse von vornherein gut funktioniert und die richtige Wahl war.

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Objektiv gesehen bleibt recht viel Wirkstoff im Organismus so dass man auch am nächsten Tag noch eine leichte Wirkung hat.

Die Reboundthematik ist bei Lisdexamfetamin eher kein Thema. Rebound bedeutet an sich eine starke störende Rückkehr der ADHS-Symptomatik.

Bei Lisdex. hat man eher ein Down, bspw. am übernächsten Tag. Das soll, so wurde mir gesagt, ziemlich vergleichbar mit Pep sein.