Begutachtung durch den Medizinischen Dienst

Hallo,

Ich war lange nicht hier…

Ich habe ADXS , eine Depression, soziale Ängste.
Das Leben in einer Familie mit mehreren neurodiversen Personen wächst mit in Teilen über den Kopf, und die Eingliederungshilfe meines einen Kindes hat mir dringend geraten, auch für mich einen Pflegegrad zu beantragen.

Bald ist nun hierzu der Termin mit dem Medizinischen Dienst.

Soweit ich weiß ist es sehr schwer, als körperlich halbwegs gesunder Mensch überhaupt eine Pflegegrad zu bekommen.
Man soll sich wohl gut vorbereiten.
Nur wie? Was sollte ich den unbedingt parat haben?
Welche Probleme sind besonders wichtig zu benennen?

Ich bin ziemlich ratlos.

Mein Kopf rotiert gerade seit einiger Zeit um die Frage, ob ich vorher noch panikputze (es sieht assi, also sehr peinlich aus) oder ob genau der Anblick wichtig ist. Aber ds ist glaube ich trotzdem nicht der einzige Punkt.

Kann mir jemand Tips oder Erfahrungswerte geben?

Viele Grüße

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:adxs_wink: @aozora

Persönlich habe ich noch keine Erfahrungen, aber die Sache mit der Vorbereitung scheint echt so ein Ding zu sein.

Es geht ja bei dieser „Begutachtung“ um Dinge, die schwer fallen, oder nicht mehr möglich sind.

Oftmals kollidieren da Scham, Einsicht/Ehrlichkeit usw. miteinander. Meinem Papa damals war es so peinlich und er wollte „beweisen“, was er alles noch kann, was natürlich kontraproduktiv war.

Die Mum hatte große Mühe, dagegen an zugehen, weil es ja leider nicht mehr der Wahrheit entsprach, aber „vor fremden Leuten“ wollte er sich keine Blöße geben.

Nur hätte das eben nicht sein wirkliches Unvermögen abgebildet, ihn wesentlich pflegeleichter aussehen lassen, als er in der Tat war :pleading_face:

Wir kennen wahrscheinlich alle den Moment der putzenden Nachtschicht, wenn sich plötzlich Besuch ankündigt, den wir nicht abwenden können :see_no_evil:

Also wenn du da wirklich etwas erreichen möchtest, dann sollte die Bude tatsächlich aussehen, wie sie nunmal aussieht, denn du schreibst ja, es wächst dir ziemlich über den Kopf.

Es ist unangenehm, so die Hosen runter zu lassen, auch kommt es auf den jeweiligen Besucher an, da wird auch gerne mal mit Fangfragen oder Tricks gearbeitet :woman_shrugging:t3:

Ist wie mit der Ehrlichkeit, Fluch & Segen zugleich…

Alles Gute für deinen Termin :four_leaf_clover:

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Hallo @aozora,

hier gibt es einen Pflegegradrechner, in dem die Dinge abgefragt werden, die auch bei einer Begutachtung zum Tragen kommen sollten:
https://meine.pflege.de/service/pflegegradrechner

Da kannst du am Ende auch sehen, ob es bei dir für einen Plegegrad reichen würde - und vor dem Termin in Ruhe drüber nachdenken, was klappt und was in welchem Ausmaß nicht klappt oder dir Schwierigkeiten bereitet.

Panikputzen würde ich auch auf keinen Fall, auch wenn es schwer fällt. Ich habe Pflegegrade für Verwandte beantragt, und die Gutachterinnen, die da waren, waren immer sehr nett. Die haben auch sowieso schon so ziemlich alles gesehen, da muss man sich für nix schämen. :slight_smile:

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Vielen Dank für den Pflegerechner, das finde ich grad sehr sinnvoll und ich meine das auch ernst

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Hallo,
aus Erfahrung bei meinen Eltern kann ich vielleicht was beisteuern: wenn Du eine schriftliche Diagnose wegen der Depression und der sozialen Phobie hast, wäre das schon mal sehr gut.
Und dann noch etwas: Auch wenn Du „nur“ überredet werden musst, z.B. einkaufen zu gehen, galt das bei meiner Mutter schon als *überwiegend selbständig ".

Und sonst: Sei einfach Du selbst. Die Gutachter sind eh Profis, die merken, wenn sich jemand versucht zu verstellen. Und so lange hält man das eh nicht durch :wink:

Und wenn ein Pflegegrad abgelehnt wird, auf jeden Fall Widerspruch einlegen. Dann muss Dein Fall noch mal ganz genau angeguckt werden und meistens klappt das dann.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!

Gruß, Steini

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Danke Euch.

das mit dem Pflegegradrechner überfordert mich…

Irgendwie werden viele Schwierigkeiten gar nicht abgefragt.
Bei anderen weiß ich nicht, wie ich das beantworten soll.
Zeitliche Orientierung zum Beispiel.
Gehört da rein, dass man chronisch spät dran ist, weil man kein Zeitgefühl hat und dass ich neulich schon wieder 2 Termine verpeilt habe?
Oder Kommunikation.
Ich kann sehr wohl schreiben und telefonieren, aber manchmal habe ich so eine Angst davor, überhaupt anzufangen, dass selbst einfache Antworten tagelang verschleppt werden.
Bei manchen Behördensachen liege ich Monate zurück.
Ist es „selbständige Einnahme von Medikamenten“, wenn ich das mehrfach pro Woche einfach vergesse?
Und wie ist es, wenn ich theoretisch sehr wohl mehrschrittige Handlungen planen kann, aber das nie umgesetzt bekomme weil ich extrem ablenkbar bin? Ich versuche seit Jahren, z.B. eine Abendroutine mit den Kindern hinzubekommen, aber es klappt soooo selten…
Und wie ist das mit den Arztterminen - eigentlich muss mich keiner hinbringen - ich habe nur ein massives Problem, die nötigen Termine zu machen, dann auch noch nicht zu vergessen…

Hach, das ist kompliziert…

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Ich fand den Pflerechner jetzt nicht kompliziert, aber ist da glaube ich anders

Das Problem könnte darin liegen, dass Du keine Pflegeleistungen brauchst, sondern Leistungen zur sozialen Teilhabe aka Eingliederungshilfe.

Hier im Forum gibt es einige Infos dazu, meist unter dem Stichwort „betreutes Wohnen“, ansonsten gibt es im Internet genügend Infos.
Der Kostenträger in Deinem Bundesland wird viele auf seiner Website haben, einfach mal nach Eingliederungshilfe, SGB IX und Bundesland suchen.

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Aber das genau ist der Punkt. Wenn man nichts sieht, kann man ganz viele Dinge nicht selbständig obwohl man gesunde Arme und Beine hat. Und wenn man Ängste hat, ein Siebhirn, eine Antriebslosigkeit, und wasweißich, dann kann man vieles nicht obwohl man gesunde Arme und Beine und Augen hat.

Eigentlich sind diese Pflegegradkriterien für Leute mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit. Ergänzt um ein paar Punkte für klassische Demenzprobleme. Bei Kindern fehlt vollkommen die Problematik Schule obwohl wir Schulpflicht haben, weil die Klientel 70+ nicht aus dem Haus muss und nichts mehr lernen muss.

Deine Vorbereitung auf dem Termin muss enthalten die Kategorien für bewegungseingeschränkte Senioren auf die Alltagseinschränkungen aufgrund deiner psychischen Erkrankungen und Diagnosen umzudenken.

Du kannst nicht regelmäßig Duschen, weil …
Du kannst nicht Einkaufen, weil…
Du kannst Dich nicht um Deine Bankpost kümmern, weil…
Du kannst nicht …

Und dazu zeigst du die passenden Diagnosen/Befunde.

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Ich persönlich finde schon, dass das mit reingehört, weil das letztendlich genau die Dinge sind, die dir über den Kopf wachsen, und wegen denen du die Empfehlung bekommen hast, für dich einen Pflegegrad zu beantragen. Wenn du den Katalog mit einem Arzt oder Therapeuten durchsprechen kannst, der dich gut genug kennt, mach das doch gerne. Dann hast du zusätzlich einen neutralen Blick von außen.

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Vielen Dank für Euer feedback!

das mit dem betreuten Wohnen: ich weiß, dass so was existiert, aber habe überhaupt gar keinen Plan, wie das geht und vor allem, wie das finanziert werden soll. Braucht man dafür einen Pflegegrad?

Habe mir jetzt von google sagen lassen, dass die caritas das anbietet. jetzt müsste ich da Kontakt aufnehmen…

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Hallo azora,

mit der Beantragung einer Pflegestufe kenne ich mich leider nicht aus, aber ich sehe und erlebe auch selbst immer wieder, dass von Menschen, die Einschränkungen aufgrund psychischer Probleme haben, erwartet wird, dass sie auf der Suche nach Unterstützung genau diese Einschränkungen „ignorieren“ und funktionieren, und das, obwohl sie genau deswegen Hilfe suchen, weil sie eben nicht funktionieren. Das macht mich so wütend und ich finde diese Grundhaltung der Gesellschaft und vieler Institutionen sehr beängstigend. Brichst Du Dir ein Bein, erwartet niemand von Dir, dass Du alleine zum nächsten Krankenhaus joggst, hast Du aber psychische Einschränkungen, sollst Du erst einmal selbst alles regeln.

Hast Du irgendwen in Deiner Umgebung, der Dich bei dem ganzen Prozedere unterstützen kann? Ansonsten könntest Du Dich auch an einen Sozialpsychiatrischen Dienst wenden, falls es so etwas in Deiner Nähe gibt. Ich glaube, die können psychisch kranken Menschen auch bei der Bewältigung alltäglicher Hürden helfen, und Unterstützung bieten, wenn es um die Planung möglicher Lösungen geht. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Mitarbeitenden dort auch entsprechend mit dem Rechtsdschungel etwas auskennen und mit verschiedenen verfügbaren Hilfsoptionen. Ich finde, wenn Du schon mit dem „normalen“ Alltagsherausforderungen überfordert bist, solltest Du die Beantragung nicht auch noch alleine wuchten müssen.

Viele Erfolg für Deinen Antrag und pass gut auf Dich und Deine Gesundheit auf.

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