Bin verunsichert... was sagt Neurofeedback aus? Meine Erfahrungen

Hallo zusammen,

ich bin 49 und habe meine ADHS-Diagnose seit August 2024. Bezüglich Medikamenten bin ich noch in der Ausprobierphase - meine Ärztin will die ganze MPH-Palette durchprobieren. Nach meinem Empfinden wirkt keines der Mittel wirklich oder zumindest nicht nennenswert.
Vor Kurzem bat ich sie darum Ergotherapie machen zu dürfen, denn ich wartete schon seit mehr als einem Jahr auf einen Psychotherapieplatz.
Ich habe heute meinen 7. Termin Ergotherapie. Zu Beginn haben wir einige Tests gemacht, die letzten 3 Termin haben wir mit Neurofeedback angefangen. Aktuell wollte der Therapeut erst einmal wissen, wie mein Gehirn reagiert und wir haben mit beruhigenden Frequenzen gearbeitet. Ich bekam die Elektroden an den Kopf geklebt und schaute einen sehr ruhigen, beinahe langweiligen Film. Beim ersten Mal hatte ich die nacht davor nicht geschlafen - und wie sich später herausstellte bahnte sich auch ein Infekt an. Ich musste jedenfalls hart gegen das EInschlafen ankämpfen während ich den Film sah. Bei zweiten Mal fühlte ich mich innerlich deutlich unruhiger, meine Gedanken schweiften ständig ab und insgesamt fühlte ich mich tendenziell ganz leicht angespannt - ohne es allerdings als ganz negativ zu empfinden. Beim nächsten Mal konnte ich meine Gedanken mehr beim Film lassen, hatte aber das Gefühl die Beine nicht wirklich entspannen zu können, auch der Nacken fühlte sich leicht verspannt an, ähnlich war es beim letzten Mal. Der Rherapeut sagt aber immer, ich hätte „traumhafte“ Werte und wäre ja tiefenentspannt… ich empfinde es selbst aber nicht so und frage mich, was genau das bedeutet. Mich verunsichert das absolut, ich stelle wieder alles in Frage - habe ich gar kein ADHS? Ich fühle mich dann fast wie eine Lügnerin - aber dabei habe ich ja einen Leidensdruck…
Gleichzeitig nehme ich natürlich durchaus wahr, dass andere Personen mit ADHS deutlich angespannter wirken als ich (zumindest im Moment).

Hat jemand von Euch einmal ähnliche Erfahrungen gemacht oder von jemandem gehört bei dem/ der das so ist? Oder kann sich jemand das irgendwie erklären?

Ist doch eher die Frage ob die Dosis hoch genug ist/ war das du ggf. von den Stimulanzien eine spürbare Wirkung bemerkst.

Muß es eine spürbare Wirkung oder bist du auf was falsches so fokussiert, daß du die Wirkung nicht wahr nimmst? Die Wirkung subtil ist, aber wenn du mal schaust was du ggf. schaffst, wie du sonst in Situationen ausgeflippt bist jetzt ggf. viel gelassener bist?

Reflektiere mal ob es unbemerkt mehr wirkt, als dir vielleicht selbst je bewußt war.

Stimulanzien können auch so wirken, zumindest in der Eindosierung eine Zeit lang und wir sind ja oft ungeduldig und erwarten manchmal das sich damit sofort alles ändert.

Ich dachte damals ganz naiv, jetzt gibt es eine Pille und alles ändert sich von alleine - nein leider nicht, sondern nur ein Teil und den Rest muß man dann selbst ändern, kann es aber meist besser als vorher ohne Medis

Hm, also bei mir hat im Neurofeedback bis jetzt (ca. 10 Sitzungen) das Gerät immer ziemlich genau meinen Zustand wiedergegeben. D.h. Wenn ich unruhig war, waren auch die ausgelesenen Wellen entsprechend. Wenn ich müde war, ebenso usw.

Es scheint aber große Unterschiede in den Geräten bzw. der Software zu geben. Darüberhinaus sehen die Hirnwellen nicht bei allen Adhs-Betroffenen gleich aus - die Wellen sind ja auch von anderen Dingen abhängig. Und man wird mit Durchschnittswerten verglichen. Ich scheine ungewöhnlich gute Werte zu haben - nur war ich offenbar in meinem Leben noch nie entspannt und gleichzeitig konzentriert. Das fühlt sich für mich auch wirklich neu an.

Hast du schon mit dem Therapeuten darüber gesprochen, dass dein Empfinden etwas anderes sagt, als das Gerät? Es wäre wichtig, dass er das weiß, vielleicht ist ja irgendwo ein Fehler im System. Und sitzen die Elektroden gut an deinem Kopf? Das verursacht bei mir manchmal fehlerhafte Werte, v.a. wenn meine Haare frisch gewaschen sind.

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Ich verstehe Neurofeedback auch nicht :woman_shrugging:t2: Habe 10 Sitzungen hinter mir.

Ich zone oft out. Gestern auch. Als würde ich mit offenen Augen schlafen.
Trotzdem fand meine Therapeutin die Sitzung richtig gut.

Es gibt so oft Situationen, wo ich einfach abwesend bin und mehrere Gedanken und Ohrwürmer habe und ich laut den Werten trotzdem konzentriert sein soll. Obwohl ich nichts vom Inhalt wiedergeben könnte. Manchmal fühle mich auch konzentriert und dann sind die Werte schlecht.

Ich verstehe es auch nicht. :woman_shrugging:t2:
Was man sieht ist, dass mich Geräusche/Ablenkungen komplett raus bringen und mein Hirn dann zu kämpfen hat. Bei dem Rest wirkt das alles aber sehr willkürlich.

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Hallo Kathy,

tatsächlich war mir bewusst, dass sich mit einer Tablette nicht gleich ganz viel ändert, aber ich habe nur die ersten Tage überhaupt irgendetwas gemerkt, das allerdings auch nicht konsistent war.
Und als ich die Tablette nicht nahm, gab es ebenso viele Tage, wo ich dann mal was geschafft habe wie mit den Tabletten. Ruhiger war ich auch nicht - es war genauso wechselhaft wie immer…
Die ersten zwei Tage der Einnahme des ersten Medikaments (Medikinet) hatte ich auch etwas Herzklopfen, die aber schnell verschwanden. Ich führe das alles darauf zurück, dass ich sehr nervös vor der Einnahme war, weil ich nicht gerne viele Medikamente nehme und ja auch nicht wusste, wie es sich bei mir auswirkt.
Als wir die Dosis steigerten bemerkte ich allerdings dann irgendwann, dass sich meine Muskeln stark verspannten - also irgendeine Auswirkung gibt es dann doch, allerdings nur diese etwas Negative ohne einen positiven Effekt.

Ich möchte die Medikamente nicht deshalb nehmen, weil ich hoffe, dass dann „einfach alles gut“ ist, sondern weil ich seit zwei Jahren so erschöpft bin, dass ich nicht arbeiten kann und erst einmal ein wenig auf die Beine kommen möchte um eben aktiver etwas anpacken zu können. Ich möchte einfach auch wissen wie es ist, wenn man weniger tüddelig ist, sich besser konzentrieren kann etc. um zu wissen auf welches Ziel ich denn überhaupt hinarbeite - das brauche ich als Motivationskick. Außerdem war mir bis vor wenigen Monaten ja gar nicht bewusst, dass mein Gehirn etwas anders funktioniert - ich habe mir 50 Jahre beständig die Schuld an allem gegeben und abgewertet und alle Energie in self improvement gesteckt - bis zur kompletten Erschöpfung. Ich muss erst einmal wirklich richtig verstehen und glauben, dass es tatsächlich an meinem Gehirnstoffwechsel liegt und nicht an meinem schlechten Charakter - und auch dabei kann das Medikament am Anfang helfen, wenn es denn funktioniert.
Aber sollte keines der Medikamente helfen, würde ich sicherlich auch ohne eine Verbesserung hinbekommen. Mein Ziel ist es ohnehin nicht, die Medis all zu lange einzunehmen sondern nur zur Anfangsstabilisierung zu nutzen.
Unter anderem mit Ergotherapie (und hier aktuell Neurofeedback) und Psychotherapie möchte ich neue Stragien lernen mit den Herausforderungen umzugehen.

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Hallo Mondkatze,

auch wenn es für Dich natürlich auch unangenehm ist beruhigt es mich schon, dass es bei Dir ein bisschen ähnlich ist wie bei mir. Ich verstehe es auch nicht…
Das mit dem abewesend sein und den Ohrwürmern kenne ich auch :grinning_face_with_smiling_eyes:
Ich hatte letzte Woche einen Termin, in dem der Therapeut ein bisschen was verändert hat. Er hat beruhigende und anregende Sequenzen voneinander getrennt - das sei intensiver. Und das war es auch. Bei dem beruhigenden Teil wurde ich dann irgendwann müde, aber beim anregenden Teil wurde es irgendwann unangenehm, meine Muskeln fingen irgendwann an sich zu verspannen, ich merkte, dass ich tiefer atmen wollte (weil auch der Brustkorb verspannter war) und ich fühllte mich ein wenig mehr „unter Strom“. Am Schluss stellte er es wieder auf beruhigende Frequenzen ein und laut System hätte sich das sofort ausgewirkt und ich wäre entspannt gewesen. Gemerkt habe ich aber nur, dass die Atmung wieder ruhiger wurde, die Muskelanspannung in den Beinen und Rücken wurden gefühlt nur etwas weniger und einige Zeit (5 Minuten?), bis das so langsam besser wurde.
Als ich die Praxis verließ war ich gut gelaube, aber nach einer Weile merkte ich, dass ich super schnell auf 180 war und zwar wegen Kleinigkeiten. Das ist für mich nicht so typisch oder sagen wir ich habe mich sonst besser „im Griff“ - abgesehen von ab und zu mal in der PMS-Phase.
Das kann aber jetzt nicht der Auslöser sein - und diese leichte Reizbarkeit hielt ind er starken Form noch zwei Tage an und it auch heute noch spürbar… Ich habe diese Woche noch mal einen Termin und bin gespannt… :thinking: :person_shrugging:

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Ich verstehe, was du meinst.

Meine Therapeutin sagte, dass es GANZ WICHTIG ist, dass das Training „angenehm“ ist. Es soll dein Hirn ja belohnen, wenn es sich konzentriert. Deshalb wurde bei mir darauf geachtet, dass ich keine Dinge mit nervigen Geräusche mache :sweat_smile:

Bin aber auch beim und nach dem Training immer sehr sehr müde und kaputt. Sie meinte aber, dass das gut so ist - weil somit merkt man, dass mein Kopf arbeitet.

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Ja, mein Therapeut sagt auch immer, das es nicht unangenehm sein soll. Aktuell suchen wir noch die richtigen Einstellungen, da müssen wir ein wenig herumprobieren und er braucht mein Feedback… Aber ich glaube, so langsam kommen wir etwas mehr zu einem Punkt den ich ausgeglichener empfinde… :woman_shrugging: