Bipolare Störung vs. ADHS

Hallo zusammen,

ich habe Anfang Juli einen Termin bei einem Psychiater, da meine Hausärztin sich in unserem Gespräch schnell recht sicher war, dass ich ADHS habe, und mir eine Eilüberweisung verschafft hat, da sie recht heftige Probleme in meinem Alltag sieht. In die Überweisung hat sie u.a. Beispiele aus meinem bisherigen Leben und den ausgefüllten DIVA-Bogen angehängt. Nun habe ich hier in meiner neuen Heimat Zugriff auf alles, was Ärzte so über mich schreiben und habe gesehen, dass in meinem medizinischen Journal steht, dass bei dem Termin abgeklärt werden soll, ob es sich um ADHS oder eine bipolare Störung handelt. Ich weiß, dass es natürlich wegen der evtl Medikation wichtig ist, andere Dinge auszuschließen, aber ich habe nun Angst vor dem Termin. Grund: Ich wurde vor über 10 Jahren schon mal medikamentös wegen einer vermeintlichen bipolaren Störung behandelt (vorher wegen vermeintlichen Depressionen). ”Vermeintlich”, weil ich mittlerweile recht sicher bin, dass es Fehldiagnosen waren. Die Medikamente habe ich vor einigen Jahren abgesetzt und auch die Therapie (mehrere Versuche/Therapeuten) abgebrochen, weil ich mich stark missverstanden gefühlt habe und in den meisten Bereichen keine Besserung bemerkt habe.

Ja, ich habe teils Episoden, die ggf an eine Depression erinnern könnten, aber die meisten Dinge klappen auch nicht ordentlich, wenn ich in bester Laune bin (selbst Kleinigkeiten wie Zähne putzen, aber auch Ordnung halten, Kopf/Grübeln abschalten, usw.). Außerdem sind diese ”depressiven” Episoden bei mir nicht so, dass ich dann wirklich nichts machen kann, also ich treffe zB schon auch mal Menschen in solchen Phasen. Und: diese Episoden sind stark von Situationen abhängig, was ja bei einer bipolaren Störung anders ist, soweit ich weiß.
Beispielsweise hatte ich erst kürzlich zwei Wochen, wo ich fast nur zu Hause und viel im Bett war, sehr niedergeschlagen und schnell überfordert war, mich sozial eher etwas zurückgezogen hatte – aber ich bin auch seit Ende März wegen einer Verletzung nicht arbeiten gewesen, generell nicht so glücklich in meinem Job, habe mich von meinem Partner getrennt (was mir extrem schwer fiel) und musste mir eine neue Wohnung suchen, in die ich in ein paar Wochen einziehe usw. Das ist einfach viel, und das überfordert mich komplett und in vielerlei Hinsicht – da sind gerade 1.000 Tabs offen in meinem Hirn, und so ist es zwar fast immer (nie Ruhe da oben), aber in so belastenden Situationen ist es eben noch mal extremer und erschöpfender, weil ich dann auch zusätzlich extrem viel analysiere und ggf hyperfokussiere (ich habe zB mehrere Tage damit verbracht, das Verhalten und die evtl Gefühle und Zukunftsperspektiven meines (Ex-)Partners zu analysieren, und das, obwohl ich müde und erschöpft war und wusste, wie ”dumm” das eigentlich ist und dass ChatGPT auch nicht in die Zukunft sehen kann). Dann kam mein (Ex)Partner heim und meine Stimmung ist umgeschlagen und war die meiste Zeit in diesen paar Tagen weitaus besser. Als er dann wieder weg war, blieb die Stimmung aber ungefähr gleich, also innerhalb der letzten Woche hatte ich nur einen einzelnen Tag, wo ich deutlich ”depressiv” verstimmt war, und das macht in meinen Augen keine Depression. Auch heute war ich erst gar nicht gut drauf, aber die Stimmung wurde dann plötzlich etwas besser und ich war auch etwas produktiv, und dann fiel die Stimmung wieder komplett in den Keller, als ich mit einer Bekannten ein Gespräch über ADHS hatte, das mich verletzt hat.

Und ich kann zwar manchmal vielleicht etwas hypomanisch wirken, aber das ließe sich auch mit dem Hyperfokus und der anfänglichen Begeisterung für manche neue Dinge erklären – und impulsive Käufe zB tätige ich zwar nicht ”ständig”, sondern schon eher phasenweise, aber das kommt sowohl in niedergeschlagener als auch in begeisterter Stimmung vor und hängt eher davon ab, was mein Hirn da gerade als extrem wichtig einstuft. Meine Stimmung kann sich mehrmals am Tag extrem ändern, oder auch mal 2-4 Wochen eher so, und dann wieder 2-4 Wochen eher anders sein, das ist ganz unterschiedlich und situationsabhängig, aber nie komplett linear.

Ich möchte nicht falsch diagnostiziert werden und habe Angst, dass der Psychiater ggf nicht auf ADHS spezialisiert ist und manche Dinge nicht als ADHS-relevant einstuft (z.B. die exekutive Dysfunktion oder wie es heißt) und das als Depression und zB meine impulsive Seite als manisch/hypomanischn einstuft.
Ich bin vor vielen Jahren in einer Tagesklinik schon mal sehr wütend geworden, weil ich dort gegen eine Essstörung behandelt wurde, obwohl ich die Behandlung wegen der vermeintlichen Depression begonnen hatte – die Therapeuten hatten sich dann geweigert, mich weiterhin in der Tagesklinik zu behandeln. Ich weiß nicht, wie ich nun an den Termin herangehen soll, denn ich kann dem Psychiater ja nicht sagen, dass er bitte ADHS diagnostizieren soll, nur weil ich mir selbst sicher bin, dass das die korrekte Diagnose ist. Aber falls der Psychiater tatsächlich glaubt, dass eine bipolare Störung vorliegt, weiß ich auch nicht, wie ich reagieren und wie ich dann weiter vorgehen soll. Ich habe Angst, nicht gesehen zu werden, und weiß ja auch gleichzeitig, dass ich mir nicht anmaßen kann, es besser zu wissen als ein Facharzt. Aber gleichzeitig weiß ich, dass es auch unter Fachärzten Idioten gibt und dass auch Fachärzte Fehler machen.

Angst macht es mir, weil ich die Stimmungsschwankungen gar nicht als Hauptproblem erlebe, auch wenn es natürlich belastend sein kann, wenn ich depressiv verstimmt bin, oder impulsive Wutanfälle habe usw. Aber viel belastender ist für mich, dass ich im sozialen Bereich nicht so “funktioniere” wie ich gerne würde, dass ich ständig die 1.000 Tabs im Kopf habe und vor allem manche Dinge nicht tun kann, selbst wenn ich wirklich will (wie zB das mit dem Zähneputzen). Und dass ich mit Mitte 30 gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin und was ich gerne möchte (zB jobtechnisch – ich hatte in den letzten 3 Jahren 4 verschiedene Jobs).

Habt ihr evtl ähnliche Erfahrungen gemacht, also wo die bipolare Störung statt ADHS in Erwägung gezogen wurde? Oder weiß hier evtl jemand, wie man ADHS und eine bipolare Störung tatsächlich klar abgrenzen kann? Denn es scheint ja durchaus Ähnlichkeiten zu geben, wenn ich das recht sehe (und natürlich kann auch beides gleichzeitig vorliegen, auch wenn ich das bei mir selbst eigentlich eher nicht vermuten würde).
Habt ihr euch damals auf euren Termin vorbereitet, und wenn ja, wie?

Du mußt aus dem Kopfkino raus und dich drauf einlassen.

Viel Action bringt viele Probleme.

Lt. Symposium im UKE trug eine Ärztin vor, das auch grundsätzlich ihrer Erfahrung nach jede Bipolare Störung eine ADHS als Grunderkrankung hat und auch wenn vorher eine Bipolare Störung sich hat nicht einstellen lassen werden mit einer eingestellten Adhs gut handlebar.

Entsprechend liegen Dinge bei einanders, doch gerade wenn Ärzte nicht aus eine ADHS kommen haben wir hier mit vielen sehr viele falsche Diagnosen, die dann nach mehr als 1 bis 2 Jahrzehnte eine Adhs waren.

Wenn du später meinst, die Diagnose passt nicht, dann gehst du dich halt wo anders testen lassen, es wir ja nicht zentral registriert, wenn du ihm aber alles aus der Vergangenheit vielleicht auch zu detailliert im Redefluß von ADHS erzählst könnte das erst auf Ideen bringen die er vorher nicht hatte oder ggf. da meinst aus Angst auf der Bipolaren Störung abwehrend redest, könnte auch das Ideen wecken.

Entspannen und auf dich zukommen lassen, du weißt ja nicht mal auf welche Person du treffen wirst.

Das beste entspannen, ablenken und mal vertrauen das dir kriner schlecht gesonnen ist

Hi Kathy,

lieben Dank für deine Worte. :slight_smile:

Wenn es ja so einfach wäre … :slight_smile: Ich versuche es, und ich bin auch aufgeschlossen, also es würde nicht in einem Wutanfall enden, wenn der Arzt bspw. sagen würde, dass neben ADHS noch x oder y vorliegt. Das glaube ich zwar nicht, aber wer weiß.
Mich hat verunsichert, dass im Journal steht, dass geklärt werden soll, ob es eine bipolare Störung ODER eine Aufmerksamkeitsstörung ist - das hat sich für mich so gelesen, als bestünde gar nicht erst die Möglichkeit, dass beides vorliegen kann, und das hat die innere Unruhe in Gang gesetzt, auch weil meine Hausärztin meinte, dass mein Lebenslauf ja nach „Bilderbuch-ADHS“ klingt und sie nicht versteht, weshalb das nicht schon viel früher aufgefallen ist und wie ich es überhaupt 35 Jahre lang so ausgehalten habe. Ich habe auch leider recht schlechte Erfahrungen mit Psychiatern und Psychologen gemacht, das spielt da nun wohl auch in meine Sorgen mit rein. Ich versuche, ruhig zu bleiben, aber es klappt eben mal mehr, mal weniger.

Doch, es wird zentral registriert, also in dem Land, in dem ich lebe, schauen die Ärzte immer in das „Gesundheitsjournal“, und dort sehen sie vergebene Diagnosen, Arztberichte usw (hier haben sowohl Patienten als auch Ärzten vollen Zugriff auf alle Infos, was tatsächlich sehr cool ist, aber eben auch den Nachteil hat, dass man sich dann ggf in so einer Situation erklären muss und ggf nicht gehört wird). Bei meiner aktuellen Verletzung an der Hand war es zB so, dass im Krankenhaus gesagt wurde, es sei nichts - es hat mich 5 weitere Wochen mit 4 Arztbesuchen gekostet, bis ich eine Überweisung zu einem Spezialisten bekommen habe, der dann bestätigt hat, dass es eben nicht einfach so wieder besser wird, sondern im Krankenhaus übersehen wurde, dass ich eine fast komplett durchtrennte Sehne habe, was mit Schienen behandelt werden muss. Ergebnis: Statt 12 Wochen bin ich nun insgesamt ca. 16-17 Wochen krankgeschrieben wegen einer Fehldiagnose. Und mit der Psyche ist das ganze ja weitaus langwieriger, weil man da eben nicht spontan Termine bekommt. Heißt, falls nun dort gesagt wird, dass ich kein ADHS habe, müsste ich bis September 2026 warten (ich habe zwei Termine bei zwei verschiedenen Psychiatern zugewiesen bekommen und hoffe, dass ich den zweiten dann noch wahrnehmen und mich dort testen lassen könnte; das muss ich noch herausfinden).

Hmmm .. Das ist es halt. Wie soll ich entspannen, wenn ich ggf schon etwas aufpassen sollte, was ich bei dem Termin so von mir gebe ..? :sweat_smile: :neutral_face:

Bipolar schließt ja auch ein, dass man Phasen der (Hypo-)manie hat.
Du könntest aber auch ADHS mit depressiven Episoden als Komorbitität haben.

@sebb Genau, daher ja auch meine Sorge, dass mein Verhalten bei Hyperfokus mit (Hypo-)manie verwechselt werden könnte, und dass es sich bei „depressiven“ Episoden entweder um Dysphorie bei Inaktivität oder schlicht um kurzzeitige Ausgebranntheit handelt (dass ich kurz nach einer Trennung während einer monatelangen Krankschreibung eine neue Wohnung finden und einen Umzug organisieren muss geht ja nicht spurlos an mir vorbei :sweat_smile:).

Genau so ist nämlich wahrscheinlich damals bei mir die Diagnose Depression und später bipolar entstanden (gescheiterte Beziehung, Auszug von zu Hause in eine fremde Stadt ohne Freunde usw., Überforderung an der Uni etc., aber eben zwischendurch immer wieder Hyperfokus auf irgendwelche Dinge). Damals hat es für mich als Erklärung schon halbwegs „gepasst“, aber ich dachte eben bis vor einigen Monaten auch, dass ADHS was komplett anderes sei. :see_no_evil_monkey: Und die Behandlung damals hat ja auch nicht wirklich geholfen (weder Antidepressiva - und ich habe viele inkl Venlafaxin ausprobiert - noch die Medikation gegen bipolar), was daran liegen könnte, dass es schlicht ADHS war und ist und eben nicht bipolar. Ich habe nur Angst, dass ich nun wieder falsch diagnostiziert werde, weil man ja nie weiß, ob man laut dem Psychiater, den man erwischt, mit ins „Raster“ passt oder nicht, das scheint ja sehr unterschiedlich zu sein, also teils scheint ja selbst bei Leuten vom Fach noch der Irrglaube zu herrschen, dass nur zappelnde Jungs ADHS haben können. :neutral_face:

Ich glaube tatsächlich nicht, dass ich Depressionen o.Ä. habe, denn die Stimmung ist bei mir immer situationsbedingt, wohingegen es bei bipolar und Depressionen/depressiven Episoden ja nichts mit bestimmten aktuellen Gegebenheiten zu tun hat, sondern „einfach so“ auftritt, soweit ich weiß?

Bist du nicht in Deutschland?

Bei uns kann man dem widersprechen und auch keine Akte anlegen lassen. Dalls es Schweiz ist weiß ich nicht Österreich und alle anderen EU Länder haben wegen der DSGVO absolutes EU Recht solche Informationen nicht weiterzugeben und da kann dann niemand was gegen tun.

Deshalb habe ich keine E Akte und hab verboten eine anzulegen.

Ich untersage regelmäßig auch Ärzten irgendwelche Berichte weiter zu geben, eine Ärztin versuchte mich zu erpressen ich stimme zu oder werde nicht mehr behandelt entsprechend hab ich Rechtskonsrquenzen eingeleitet über mehrere Stellen

Nein, ich lebe in Dänemark - hier ist es so, dass alles schon sehr transparent ist, und das erleichtert wirklich wahnsinnig viele Dinge, aber hat eben auch ein paar Nachteile. Mich stört es an sich auch nicht, dass das alles dann festgehalten wird und von anderen Ärzten einsehbar ist, weil auch das echt Vorteile haben kann - so kann ich jetzt zB einen Arztfehler nachweisen bei meiner Verletzung an der Hand. Es kann aber natürlich auch nur von Ärzten eingesehen werden und nicht von jeder Behörde oder so.

Ich denke, im Falle einer evtl Fehldiagnose (aber ich will den Teufel ja nicht jetzt schon an die Wand malen, denn meine Hausärztin hat in der Überweisung auch geschrieben, dass es zweifelsfrei ADHS ist) müsste ich dann versuchen, noch mal den Weg über die Hausärztin zu gehen bzw eben bei dem anderen Psychiater nachfragen, ob ich den Termin dann dennoch behalten kann, um noch mal eine Diagnostik zu durchlaufen, auch wenn das dann erst im Herbst kommendes Jahr wäre. Ich hätte eben nur wirklich gerne JETZT Hilfe, auch meine Hausärztin findet, dass akuter Behandlungsbedarf besteht. Ich weiß auch gar nicht, wie ich noch ein Jahr aushalten soll. Klar, ich hab nun 35 Jahre „so“ gelebt, aber es ist phasenweise durch bestimmte Umstände eben noch mal viel schwieriger, so wie eben jetzt, wo ich mitten in einer Trennung stecke, es finanziell nicht gut aussieht, ich sehr unglücklich in meinem Job bin, aber gerade nichts anderes finde, und all das auch noch in einem „fremden Land“ stattfindet und ich gerade gefühlt gar keine Zukunftsperspektive habe (weder Studium noch Ausbildung abgeschlossen, das habe ich mehrfach versucht und nicht gepackt). Dadurch bin ich ja auch momentan ein wandelndes Pulverfass, das ist bei mir je nach äußeren Umständen mal etwas weniger oder eben sehr stark ausgeprägt. Und ich erhoffe mir u.a sehr, dass ein Medikament mir evtl helfen könnte, eine Ausbildung oder ein Studium durchzuziehen, damit ich bessere Jobchancen habe.

Erpressung?! Heftig, das klingt ganz grauenvoll, und da kann ich auch absolut verstehen, dass du da so strikt bist, denn das ist ja echt alles andere als lustig … :frowning:

Hi, ich habe eine Bipolare Störung und ADHS. Das ist tatsächlich nicht so leicht abzugrenzen. Ein wichtiger Unterschied ist, dass ADHS schon früh in der Kindheit anfängt eine Bipolare Störung meist erst im Erwachsenenalter. Wie war es bei dir in der Grundschule, warst du da auch schon auffällig? Besonders zappelig, unkonzentriert, oder „verträumt“. Wenn das der Fall ist würde ich das bei dem Gespräch mit dem Psychiater besonders betonen.
ADHS geht schon auch oft mit Stimmungsschwankungen einher, aber ich finde was du so beschreibst sind schon recht starke Schwankungen. Vielleicht liegt tatsächlich noch etwas zusätzlich zum ADHS vor.
Welche Medikamente hast du denn damals gegen die Bipolare Störung bekommen? Wenn der Psychiater beides in betracht zieht würde ich die aufzählen, sagen, dass keine Besserung eingetreten ist und du deshalb erstmal einen Versuch mit ADHS Medikamenten starten willst.
Das ADHS Gedankenchaos sind bei mir oft sprunghafte Gedanken. Für mich ist das nicht akut unangenehm, aber es verhindert Produktivität und ist deshalb langfristig frustrierend. Das ist bei mir mit Medikinet besser geworden. Wenn die Bipolare Störung stärker wird ist es eher so, dass Gedanken abbrechen, und ich das auch akut unangenehm finde. Das ist bei mir mit Antipsychotika weg gegangen.

Ich habe auch schon einige schlechte Erfahrungen mit Psychiatern gemacht. Aber man ist eben auch auf sie angewiesen. Das Beste ist es ihnen eine Chance zu geben. Ich drücke dir ganz feste die Daumen, dass du einen vernünftigen erwischst.

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Hi, vielen lieben Dank für deine Antwort, denn ich hatte tatsächlich ein wenig gehofft, dass sich hier evtl jemand findet, der beide Diagnosen hat (ohne jemandem sowas zu wünschen) oder ggf. auch zunächst als bipolar statt ADHS diagnostiziert wurde. Ich habe viel gelesen und finde es auch ehrlich gesagt sehr schwer voneinander abzugrenzen.

Kindheit: Definitiv auffällig, sowohl Wutanfälle als auch passende Kommentare in Schulzeugnissen („Könnte bessere Leistungen erzielen, wenn sie dem Unterricht aufmerksamer folgen würde“, Schusselfehler usw.). Im Kindergarten wurde meine Hyperaktivität damals angesprochen, aber meine Mutter (die sich dann als ich 17 war das Leben genommen hat) hat das damals abgewiesen und wurde nur sauer. Ich hatte aber zu Hause eine feste Struktur, also es wurde sehr darauf geachtet, dass ich Hausaufgaben mache usw., daher fiel das zB meinem Vater alles nicht so auf. Und ich selbst hatte zwar eine heftige Jugend (der Schule wegen meines Verhaltens temporär verwiesen usw.), aber habe erst nach dem Auszug aus meinem Elternhaus festgestellt, dass was nicht stimmt. In 35 Lebensjahren hatte ich über 30 verschiedene Hobbys, und selbst wenn ich mich depressiv/niedergeschlagen fühle, bin ich zu weitaus mehr in der Lage als zB mein Bruder, der schwere Depressionen und ADHS diagnostiziert hat.

Ich schließe nicht aus, dass evtl noch zusätzlich was vorliegt, oder eben einfach sehr ausgeprägte ADHS-Symptome, die schlicht Erschöpfung als Folge haben, was dann evtl auf den ersten Blick wie eine Depression wirken kann. Meist bin ich durch Soziales erschöpft und meine innere Unruhe im Kopf, also ich kann eigentlich rückblickend (!) durchaus Erklärungen für die Stimmungsschwankungen finden - wie ist das bei dir? Denn ich habe gelesen, dass die Stimmungen bei einer bipolaren Störung ohne sichtbare Gründe schwanken, was eben ein Unterschied zu ADHS sein kann ..?

Danke, ich werde auch auf jeden Fall sagen, dass ich es wirklich gerne erst mit ADHS-Medikament versuchen würde. Sollte es doch bipolar sein, dürfte sich das dann ja eigentlich sehr schnell durch entstehende Manien und ausbleibende Besserungen in einigen anderen Punkten zeigen.

Medikation: Ich habe damals innerhalb ein paar weniger Jahre sehr viele verschiedene Antidepressiva ausprobieren sollen (weil die Diagnose erst Depression lautete), darunter Citalopram, Cipralex, Fluoxetin, Venlafaxin und noch irgendwas anderes. Später (bipolar als Verdacht/Diagnose) hatte ich dann ein Antiepileptikum (Oxcarbazepin) und Venlafaxin, sowie Lorazepam (bei Bedarf).

Die sprunghaften Gedanken habe ich auch, und ich finde es auch nicht permanent unangenehm, sondern merke das selbst nicht mal unbedingt, weil ich mich anscheinend daran gewöhnt habe und auch immer dachte, dass es total normal sei. Aber Leute ziehen sich oft von mir zurück, und ich glaube, dass es mit daran liegt, dass, wenn ich erst mal auftaue, extrem anstrengend bin. Ich rede dann binnen 15 Minuten über 20 verschiedene Themen, verliere ständig den Faden, vergesse, worum es eigentlich ging, und das fällt mir dann gerne mal Stunden nach dem Treffen erst wieder ein, wenn ich im Bett liege. Und klar, es verhindert auch Produktivität. Ich wollte gestern auch gar nicht ins Forum kommen, habe aber immer so 100-150 Tabs am Laptop geöffnet, weil ja alles wichtig ist und ich diese Dinge „später“ lesen oder tun „muss“, und so springe ich dann auch sehr zwischen Tätigkeiten am Laptop umher. Sie zu schließen geht für mich nicht so gut: Ich hab sie mal eine Weile in einem Worddokument gelistet damit sie nicht permanent offen sind, aber da vergesse ich dann das Worddokument (schaue da nie wieder rein) und sammle nebenbei wieder lauter geöffnete Tabs im Browser an. Ich hab auch ganz viele Dokumente und To Do Listen als Word gespeichert (Datei-Messie), die ich als extrem wichtig empfinde, und sie dann im Laufe der Zeit vergesse. So ist es auch mit Screenshots, mein handy ist gefüllt damit, weil „extrem wichtig“, aber ich schaue sie eigentlich nie wieder an.

Wie meinst du das mit „Gedanken abbrechen“? :hushed_face: Ist da dann einfach Leere oder wie kann man sich das vorstellen? Bei mir ist es manchmal so, dass ich Gedanken nicht richtig greifen kann und dann darüber nachdenke, worüber ich gerade nachgedacht habe, es aber oft nicht mehr in Erinnerung gerufen bekomme und nur das Gefühl bleibt, dass es total wichtig war. Das ist auch sehr unangenehm.

Meine Stimmungen schwanken auch oft sehr über den Tag hinweg. Beispiel heute: Wie so oft mit unruhigem Kopf aufgewacht, nicht besonders gut drauf gewesen. Dann ging es langsam ein bisschen besser, obwohl ich zu einem umangenehmen Gespräch mit meiner Chefin musste (aber ich wusste, dass ich eine Beraterin von meiner Fachvereinigung dabei habe). Dann eben extreme Unsicherheit, wie in einem Nebel gewesen, weil mich das Gespräch total überfordert hat: unerwartetes Thema, eine Person mehr anwesend als im Vorfeld angegeben. Ich war im Gespräch wie eingefroren und habe fast nur auf den Boden geschaut und nur das geantwortet, von dem ich wusste, dass ich es sagen musste, damit es nicht wie Arbeitsverweigerung klingt. Dann heim gefahren, deinen Beitrag gesehen und sofort in besserer Laune gewesen. Das meine ich mit: Es hängt sehr von Ereignissen oder Situationen ab (wie meine aktuelle Trennung und der bevorstehende Umzug). Aber ich weiß auch jetzt schon, dass ich entweder später heute oder im Laufe der kommenden Tage alle möglichen Fehler in dem Gespräch von heute suchen werde und da vermutlich zumindest stunden-, wenn nicht tageweise, ein Hyperfokus kommen wird.

Absolut, das möchte ich auch auf jeden Fall. Und vielen Dank, das hoffe ich auch :folded_hands:

Ich bin auch nicht sicher, ob mein teilweise verstärktes Grübeln über Dinge (insbesondere bzgl Menschen und zwischenmenschlichen Beziehungen, menschlichem Verhalten bis hin zu psychischen Erkrankungen) nicht sogar eine Art Spezialinteresse sein könnte, auch wenn es mir oft total schadet (mental). Ich glaube eher nicht, dass ich ins autistische Spektrum falle, aber seit ich gestern ein paar Videos von jemandem gesehen habe, der erklärt, wie sich Autismus noch so zeigen kann und dass Spezialinteressen gar nicht mal unbedingt sehr „besondere“ Dinge sein müssen, bin ich tatsächlich ein bisschen verunsichert, umso mehr nun, wo ich mich in diesem Meeting mal selbst etwas aufmerksamer beobachtet habe. Aber das werde ich evtl alles beim Psychiater erzählen und dann müssen wir mal schauen.

Erwähnen möchte ich der Vollständigkeit halber, dass meine Mutter damals auch gegen Depressionen behandelt wurde, es aber nicht geholfen hat. Es fiel nach ihrem Suizid mal das Wort bipolar, allerdings bin ich nicht sicher, ob das nur jemand aus der Familie erwähnt hatte, oder ob das tatsächlich von Ärzten erwähnt wurde. Wenn ich an meine Mutter denke, sehe ich sehr klar ADHS und wiederkehrende depressive Episoden, wenn nicht sogar Autismus… Aber das ist sehr schwer zu sagen und liegt viele Jahre zurück, daher möchte ich das mit meiner Mutter auch eher nicht beim Psychiater erwähnen.

Ich finde, das gehört zum Lebenslauf und einer Differenzialdiagnostik dazu.

Meine war damals stationär in einer Traumatologie.
Was genau dabei rauskam, wurde uns als Kinder nicht gesagt. Nach ihrem Tod während der Räumung der Wohnung fielen uns die Entlassungsberichte aber in die Hände und da stand eine Persönlichkeitsstörung.

Hätte man damals allerdings schon ADHS bei Erwachsenen auf dem Schirm gehabt, wäre da sicherlich auch ADHS diagnostiziert worden.

Solche Vorgeschichten in der Familie sind übrigens gar nicht unüblich und steigern das Risiko für z.B. ADHS beim Kind enorm, da die Genetik eine große Rolle spielt.

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Oh, das tut mir leid, dass du da ggf. Ähnliches durch hast. Ja, also ich werde auch sagen, dass meine Mutter sich das Leben genommen hat, aber ich möchte ungern erwähnen, dass meine Tante oder wer das damals war das Wort „bipolar“ in den Mund genommen hat, weil ich wirklich nicht weiß, woher das ursprünglich kam. Ich würde dem Psychiater wohl höchstens sagen, wie ich sie erlebt habe, also sowas wie schnelle Gedankensprünge, dass sie teils Leute auf der Straße beschimpft hat (das mit dem Schimpfen kam aber erst kurz bevor sie eingewiesen wurde und sich dann das Leben genommen hat), Wutanfälle hatte, wie ich sie auch von mir kenne, schnell den Faden verloren hat, sehr vergesslich war, aber schon echt auffällig aktiv (was bei mir anders ist wegen evtl. exekutiver Dysfunktion, also ich zappele zwar mit den Beinen rum und finde ständig Vorwände um aufzustehen, aber bin nicht so krass auffällig aktiv wie sie es war) usw. Ich möchte ungern sagen, dass jemand mal „bipolar“ in irgendeinem Zusammenhang mit ihr erwähnt hat, weil ich Angst habe, dass ich dann ohne weitere Fragen als bipolar diagnostiziert werde. Und ich möchte zumindest die Chance haben, zu schauen, ob ein ADHS Medikament bei mir wirkt, weil eben alles andere von damals nicht ansatzweise geholfen hat (nur bei Venlafaxin war ich etwas weniger unsicher, glaube ich, also mit dem habe ich mich noch am besten gefühlt, wenn ich mich recht erinnere, aber das ist auch 10 Jahre her).

Klar, das „bipolar“ kann man weglassen.

Es dürfte reichen, sie und auch deine Kindheit zu beschreiben und dass sie in Behandlung war, aber du nicht weißt, was genau dabei rauskam.

Ich meine, es war damals vor dem Diagnostik-Termin sogar Teil des Anamnese Bogens, wo ich Angaben zu Geschwistern und Elternteilen machen musste. Da habe ich die Familie dann einzeln eben beschrieben, aber zu ihrer Diagnose keine genauen Angaben gemacht :slight_smile:

Es hat den ganzen Familienkram einfach wunderbar erklärt und den Lebenslauf unterstrichen.

Ein vernünftiger Diagnostiker kann da durchaus unterscheiden und weiß ja auch um die vielen Wege der Entstehung von ADHS und Begleiterkrankungen. Das ist eben Teil der Differenzialdiagnostik während der ADHS Diagnostik.

Die machen das schon und wissen in der Regel, was sie da tun :adxs_daumen:

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So kenne ich es auch mit der Familienanamnese, aber nun ist hier alles etwas neu, weil ich ja nicht mehr im DACH-Raum lebe und auch nicht weiß, wie es hier um ADHS-Spezialisten steht. Die Überweisung meiner Hausärztin wurde auch zunächst abgewiesen (verstehe ich auch, sie hatte das etwas ungünstig formuliert :smiley: ), weil kein Grund für eine klinische Diagnostik gesehen wurde, sodass meine Hausärztin mich dann bat, den DIVA-Bogen so gut es geht auszufüllen und ihr zu schicken. Den hat sie dann zusammen mit ein paar zusätzlichen Notizen von mir dort hin geschickt und erst dann habe ich einen Termin bekommen, wo eben nun anscheinend abgeklärt werden soll, ob es sich um ADHS oder eine bipolare Störung handelt.

Danke, dann werde ich das so machen und bin gespannt, wie der Termin wird, denn es steht in der „Vorladung“ nur, dass es ein klärendes Gespräch mit einem Mitarbeiter aus der Diagnostikabteilung aus der Psiychiatrie des Krankenhauses wird. Eigentlich wollte ich zu einer anderen Stelle (über einen Bekannten habe ich gehört, dass da einer mit viel Erfahrung bei ADHS sein soll, aber da wäre der Termin erst im September kommendes Jahr, daher versuche ich es nun hier und gebe dem eine Chance, denn ich habe Sorge, dass ich sonst bald aus Verzweiflung meinen Job kündige, und damit würde ich meine Aufenthaltsgenehmigung verlieren).

Ich drücke dir von Herzen alle Däumchen der Welt und dass alles glattgeht :four_leaf_clover: :adxs_friends:

Kann mich noch sehr gut an diese Achterbahnfahrt im Kopf von der Kontaktaufnahme bis zum finalen Diagnostik Termin erinnern :see_no_evil_monkey:

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