Ich muss dazu sagen, dass ich erst vor kurzem von ADHS erfahren hatte, und seither frage ich mich, wie wahrscheinlich eine solche Diagnose auch in meinem Fall ist.
Ich bin inzwischen über 50 und verheiratet. Wenn ich meine Frau mit etwas auf die Palme bringe, dann durch die Tatsache, dass ich nie konzentriert bei einer Sache bleiben kann. Nur mit allergrößter Mühe ist es möglich, Dinge achtsam zu tun, ohne dass parallel andere Dinge im Kopf kreisen, die mich ablenken. Das Ergebnis ist, dass ich ständig Dinge achtlos liegenlasse oder vergesse.
Ich hatte mich zuletzt erstmals mit Entspannungsmethoden wie Progressiver Muskelentspannung oder Meditation beschäftigt (VHS-Kurs), dabei aber auch bemerkt, dass ich im Prinzip oft noch unruhiger werde und wirrste Gedanken kreisen, je mehr ich mich darauf einlasse.
Körperlich hatte ich schon immer kleinere Ticks: Ich habe seit über 30 Jahren zwei Gewebeveränderungen an der Haut (Ganglion an Arm und Hand, eher harmlos), an denen ich aber ständig rumspielen oder kauen muss. Der Hautarzt meinte, ohne dass ich es lasse, dort rumzuspielen, würde sich das nicht mehr wegbilden, und so ist es auch. Ich spiele auch gerne mit den Haaren.
Wenn ich still sitze, wackele ich auch pausenlos mit den Zehen. Das hatte ich bisher eher als eine „vererbte“ Eigenschaft angesehen, da das bei uns ein „Familientick“ ist. Meine Schwester, ihre beiden Kinder und meine Mutter machen das auch, mit fast identischem Bewegungsmuster , und meine Oma hatte das ebenfalls genau so gemacht (ständiges, pausenloses Auf- und Abbewegen vor allem der großen Zehen). Wenn ich mich darauf konzentriere, kann ich es mal kurz stoppen, aber habe ich andere Dinge im Kopf, bewegen sie sich ständig, ohne dass es mir auffällt. Manchmal mache ich die gleiche Bewegung auch mit den Fingern, etwa wenn ich in einer Konferenz sitze.
Jetzt hatte ich hier ebenfalls gelesen, dass diese körperlichen „Ticks“ ein Zeichen von ADHS sein können. Ich frage mich daher nun: Habe ich eventuell diese Diagnose? Erst in den letzten Jahren gab es ja einen regelrechten „Hype“ um das Thema. Gibt es überhaupt eindeutige Diagnosen, oder verläuft die Schwelle zwischen Zappeln/Konzentrationsstörungen und ADHS schleichend?