Charisma bei ADHS

ich persönlich kenne aus Freundeskreis und Familie relativ viele Personen, die ziemlich offensichtlich ADHS haben oder auch eine offizielle ADHS-Diagnose haben und die gleichzeitig charismatisch, charmant und mit einer sympathischen positiven Ausstrahlung behaftet sind, ungefähr so wie Jürgen Klopp bzw. weibliches prominentes Beispiel fällt mir gerade nicht ein… wie ist das bei euch?

PS: ich erlebe das immer wieder, das zumindest ein Teil der ADHSler durch Charisma und Charme auffällt… dazu muss allerdings gesagt weren, liegt gleichzeitig z.B. eine Depression vor, dann dringt das ob der gleichzeitigen depressiven Symptomatik nicht so durch…

Ja da prüfe ich auch für mich dran herum, danke für den Post, ich hatte das für mich noch nicht verbalisiert, aber Charisma passt ganz gut … ob das wohl gut mit ADxS zusammen passt, das frage ich mich auch…

… Begeisterung hat da ja auch was mit zu tun…

… aber wahrscheinlich muss man da doch vorsichtig sein… ich jedenfalls würde das noch nicht einfach so generalisieren…

… vielleicht empfinden wir ja nur die als charismatisch, die uns ähnlich sind…

Es gibt einige ADHS-typische Eigenschaften, die zu (positivem) Charisma beitragen können: Enthusiasmus, Humor, Authetizität, Direktheit, Diskussionswille usw.

Kann aber auch zum Gegenteil führen, zu Rechthaberei, Distanzlosigkeit, Empathie- und Rücksichtslosigkeit.

Es ist ein schmaler Grad, würde ich behaupten…

Ja, so ist es. Und daher polarisieren ADHSler mit diesen Eigenschaften eben auch so häufig. Ein Grau gibt es für den ersten Eindruck nicht, das kommt dann erst etwas später, wenn die überschwänglich Gestimmten die ersten Fehler entdecken und sich Enttäuschung einstellt.

…in diesem Zusammenhang erhält das Wort „Ent Täuschung“ seine wahre Bedeutung. Wobei der charismatische ADHSler ja nicht bewusst täuscht - das unterscheidet ihn vom Aufschneider oder gar Hochstapler - , wir können eben die in uns aufgrund des ersten Eindrucks entstandenen Erwartungen leider nicht in jeder Hinsicht erfüllen (obwohl wir das gerne wollen würden :wink: … Und darin liegt die Tragik!

Ich nehme da ebenfalls eine Ambivalenz wahr.

Besteht ein Interesse, können AD(H)Sler sehr charmant, wach, aufmerksam, interessiert, zugewandt, empathisch, intensiv und begeisterungsfähig sein.
Ist das Interesse weg, wandelt es sich schnell zum Gegenteil.

Klar, das ist nicht bös gemeint.
Da ist wahrscheinlich auch eine solider Anteil Erleichterung dabei, sich endlich mal für was so richtig interessieren und begeistern zu können.

Ich betrachte es als Folge des veränderten Steuerungsregimes der Aufmerksamkeit, die wesentlich mehr intrinsisch und wesentlich weniger extrinsisch ansteuerbar ist.

Ja, das ist ja auch nicht schlimm, wenn man z.B. in einem Team arbeitet, dass sich sehr gut ergänzt.

Ich habe vor einiger Zeit den Strength Test von Gallup gemacht und dabei kam das ADHS-Typische heraus…Durch meine Begeisterungsfähigkeit kenne ich keine Betriebsblindheit und mir fällt vieles auf, was anderen eben nicht auffällt. Dadurch mache ich meine Arbeitsumgebung darauf aufmerksam und triggere sie gewissermaßen an und dann werden diese Sachen von den anderen Teammitgliedern (den Machern) umgesetzt…und ich bin dann schon wieder bei der nächsten Sache…

Es braucht eben beides…die Trüffelschweine, die Sachen aufdecken, diejenigen, die Neuheiten umsetzen und diejenigen, die mit ihrer Liebe zur Routine den Arbeitsalltag wuppen

Ein Team, das aus der Mischung aller Typen besteht, kann dann durch die optimale Ergänzung zur Exzellenz gelangen.

Kann ich bestätigen aus subjektiver Erfahrung.
Wenn ich von etwas begeistert bin sind meine Symptome gering. Ich bin sehr viel offener und es fällt mir leicht, schlagfertig und wortgewandt zu interagieren. In einer Phase ohne motivierendes Element bin ich sehr mit mir selbst beschäftigt und mit inneren Konflikten sozusagen ausgelastet. Ich fühle mich unwohl und sehe soziale Kontakte eher als notwendiges übel an. Es bereitet mir Stress. Ich kann auch meinen Standpunkt nicht mehr vertreten, da Überzeugung verloren geht und ich unsicher bin.

Perfekt formuliert !

na ja, da gibt es aber das Problem, dass es Typen gibt, mit denen ich als ADHSler wirklich, aber wirklich nichts zu tun haben will… und in so einem Team, da wäre es dann mit dem Team-Spirit auch nicht so ganz weit her… ein harmonisches Team lebt auch von gegenseitiger Ergänzung, aber ein Grundkonsens bei den jeweiligen Persönlichkeiten, der muss vorhanden sein… insgesamt ein ganz klares „Jein“ würde ich sagen…

Es ging ja auch eher um unterschiedliche Fähigkeiten, bei denen man sich ergänzt.

Dennoch sehe ich auch die Gefahr, daß es schief geht, wenn es nicht moderiert wird.

Und es gibt wahrlich viele Jobs im Team, wo es leider für die Trüffelschweine nichts zu tun gibt… wo es drauf ankommt, sich Tag für Tag an einen fest vorgegebenen Ablauf zu halten und wo Verbesserungen oder Veränderungen eigentlich nicht nötig sind bzw. wo man denkt, dass die dann von einer anderen Ebene vorgegeben werden müssen…

Genau so ist es. Und es geht eben auch um die Fähigkeit jedes einzelnen Teammitglieds, professionell zu agieren und eigene Befindlichkeiten auch mal zugunsten eines Teamerfolgs zurückzustellen.

…und natürlich um eine gute und daher professionelle Führung, die es versteht, ein solches Team zusammenzustellen oder zusammenwachsen zu lassen und so zu agieren, dass jedes Teammitglied seine Talente entfalten kann und seinen Platz im Team findet.


… was bei ADHS eine große Herausforderung sein kann… :wink:

ein ziemlich anschauliches Beispiel für gelungene Teambildung ist Jürgen Klopp… der macht die große Mehrheit seiner Spieler im Verlauf besser… Liverpool, vorher Dortmund und Mainz, alle sehr greifbare Beispiele, wie man kompetent mit Menschen umgeht…

Dessen bin ich mir voll und ganz bewußt. :slight_smile:


Das ist das, wie ich immer wieder feststelle, das Wichtigste. :slight_smile: