Chronische Unterstimulation

Folgendes Problem ich hoffe es kann mir schnell jemand helfen. Durch die ADHS Diagnose meines Sohnes habe ich selber festgestellt, dass ich auch ADHS habe. Mittlerweile habe ich die Diagnose auch bestätigt bekommen.

Die Probleme meines Sohnes haben mit der Einschulung begonnen. Das ist bei ADHS wohl häufig das Problem sobald das Kind in das System gezwungen wird, mit dem es nicht klarkommt dreht es durch. Er war am Anfang überhaupt nicht mehr beschulbar. Wir haben ihm dann ziemlich schnell Methylphenidat gegeben, worauf er einen so krassen Rebound bekommen hat, dass er mit dem Notarzt in die Psychatrie eingeliefert wurde. Danach hat er in Intuniv 2 mg bekommen. Ich habe mich vorher mit dem Medikament überhaupt nicht ausgekannt und auf den Rat der Ärzte gehört, dass Resultat war, das mein Sohn drei Monate lang permanent nach der Schule regelrecht auf mich los ging und mich verprügelt hat.

Keiner konnte mir helfen, nachdem ich nun auch die Medikamente genommen habe, zuletzt Medikinet und dadurch völlig durchgedreht bin ist mir plötzlich klar geworden an was es liegt. Ich bin quasi chronisch unter stimuliert. Sobald ich das Medikament nehme will ich nur noch einen Reiz spüren. Ich bin quasi den ganzen Tag auf Reiz suche oder auf Suche nach irgendwas was mich stimuliert. Ich rauche wie ein Schloth. Ich Snooze , ich bin einfach den ganzen Tag total unruhig ich dreh fast durch und nichts hilft. Ich selber habe mittlerweile die Theorie, dass das Medikament die ADHS Symptome senkt, was es bei mir auch tut aber eben diese extreme Reizsuche nicht die ich normalerweise auch krass habe, aber die natürlich durch den Abklang der ADHS Symptome verstärkt auftritt.

Ich glaube das ist das gleiche Problem dass mein Sohn auch hat. Er geht auf mich los weil er einen Reiz sucht. Ich kann ihm diesen Reiz aber nicht geben den er sucht. Er langt auch ständig an den Stromzaun.

Ich finde ich habe zum Beispiel festgestellt, dass extrem heiß baden bei mir hilfst aber nur so lange ich in der Badewanne liege sobald ich aufhöre einen Reiz an mir zu spüren geht die Reizsuche wieder von vorne los wie ein Chunky! Kennt das jemand und gibt es eine Lösung oder Medikament dafür?

Hallöchen,

ich denke es wäre interessant zu wissen welches Medikamente du bisher in welcher Dosis und wie oft (über den Tag verteilt) probiert hast. Und wie lange du dann jeweils auf einer Dosis geblieben ist.

Das ist wichtig um nachvollziehen zu können an was es medikamentös gelegen habe könnte. Hier können dir dann viele Leute anhand eigner Erfahrung mit dem jeweiligen Medikament / der jeweiligen Dosis Tips geben.

Beispiel:

Medikinet Adult 20 - 10 - 0 / 2 Wochen / schlecht gefühlt, überdreht, depressiv etc.
Medikinet Adult 25 - 10 - 0 / 2 Wochen / besser als 20-10-0 aber jetzt mehr müde

Ich hatte bis jetzt Medikinet in 10 20 30 und 60mg und habe es je nach Bedarf eingenommen. Mein Problem ist ich habe zwei kleine Kinder. Mein großer Sohn hat auch ADHS. Sprich wenn ich beide Kinder habe, brauche ich viel mehr als wenn ich keine Kinder habe. Da brauche ich eigentlich fast nichts. Des weiteren ist es bei mir noch sehr hormonabhängig sprich, es hängt ja von meinem Zyklus ab wie um Himmels willen Soll ich denn jemals herausfinden, was die richtige Dosis ist. Heute Morgen habe ich Elvanse 30 mg genommen. Das war auf jeden Fall schon wieder zu viel. Positiv ist meine ADHS Symptome sind fast weg aber meine Stimulation suche, macht mich rasend

Nimmst du Elvanse und Medikinet? :thinking:

Nein, ich hatte Medikinet und seit heute Elvanse

Und wie hattest du das Medikinet eindosiert?

Wie hast du die richtige Dosierung gefunden? Wann hast du die erste Kapsel genommen, wann mittags die zweite? Wann kam der Rebound? Zu der Einnahme gut gegessen? Wie lange wirkt eine Einzeldosis bei dir?

Und Kaffee weg gelassen? Genug geschlafen?

Klingt für mich nach Überdosierung. Oder Schlafdefizit. Oder beides.

Bei welchen Symptomen hat das medikinet denn geholfen?

Hallo,

„nach Bedarf“ nehme funktioniert so nicht. Das heißt, du könntest nach der Eindosierungsphase das Medikament zwar tageweise weglassen, wenn du das möchtest, aber um zu gucken welche Dosis du in welchen Abständen brauchst, solltest du es schon ein paar Monate ohne Unterbrechung nehmen.

Edit: An bestimmten Tagen des Zyklus brauchen Frauen allerdings mehr, das vergesse ich als Mann öfters, ich bitte um Entschuldigung.

Und bitte mach Abschnitte in deine Texte, ich kann ansonsten nichts erkennen.

Das ist bei mir alles nicht so einfach. Ich denke der Fall ist sehr verzwickt. Eigentlich habe ich selber festgestellt, dass ich ADHS habe, als die Diagnose bei meinem Sohn getroffen wurde. Es waren einfach zu viele Ähnlichkeiten. Bei meinem Sohn hat sich die ADHS bei Einschulung so krass geäußert, dass er völlig durchgedreht ist. im Kindergarten war eigentlich alles gut bis zum Vorschuljahr als es angefangen hat, dass er bestimmte Dinge muss. Damals wurde es schon schwierig und es sind Auffälligkeiten im Kindergarten aufgetreten. Wir waren dann beim Kinder und Jugend Psychiater der hat dann das ADHS bei meinem Sohn diagnostiziert. Daraufhin habe ich probeweise von diesem Arzt Medikinet 20 und 30 mg bekommen. Der Termin bei meinem Psychiater für Erwachsene war leider erst in dreiviertel Jahr später voller gab es keine Termine. Als ich dann bei meinem Psychiater war, habe ich angefangen zu prüfen wie viel ich brauche. Es ist bei mir ganz krass Zyklus abhängig und stressabhängig ich habe zwei kleine Kinder. Mein ältester Sohn ist sechs und hat starke ADHS. Wir tiggern uns quasi gegenseitig.

Hast du eventuell sehr schnell hochdosiert bei deinem Sohn und/oder dir? Es gehört etwas Geduld dazu und kleine Schritte, bei denen man 5 bis 7 Tage bleibt.

Und Rebounds muss man vermeiden durch rechtzeitiges Nachnehmen bzw. eine kleine Dosis am Abend.

Bei der richtigen Dosis sollte die Stimulationssuche natürlich abnehmen und nicht zunehmen, während der Wirkzeit jedenfalls (nicht im Rebound, klar).

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Also nochmal die Fragen:

Wann hast du morgens die erste Kapsel Medikinet genommen, wann mittags die zweite?

Wann kam der Rebound? Zu der Einnahme gut gegessen? Wie lange wirkt eine Einzeldosis bei dir?

Und Kaffee weg gelassen?

Genug geschlafen?

Bei welchen Symptomen hat das Medikinet geholfen?

Die Fragen von @Justine sind gut, schau mal wie gut du die beantworten kannst.

Was ich noch dazu sagen kann ist, dass „Mal nehmen, mal nicht“ bei mir nicht gut funktioniert hat. Die Theorie sagt zwar es ist kein Spiegelmedikament und müsste dementsprechend immer gleich wirken, die Praxis hat bei mir was anderes gezeigt.

Der Körper braucht Zeit sich an den Wirkstoff zu gewöhnen, im Gehirnstoffwechsel finden Prozesse statt die Zeit brauchen. Ich habe mehrere Monate gebraucht um mit MPH meine optimale Dosis zu finden. Man muss ja auch erstmal rausfinden was man von so einem Medikament erwarten kann und was nicht. Was wird besser, was nicht? Welche Dosis hat welchen Vor- und Nachteil?

Das muss nicht bei jedem so lange dauern, aber das du mal eine andere Sichtweise hast.

Hallo Ihr Lieben,
ich hatte diesen Post ein paar Tage sozusagen „im Hinterkopf“.
Die Überlegungen zur Dosierung der Medikamente kann ich teilen. Und dachte auch eher an zu hohe Dosierung.

Aber darüber hinaus ein paar Gedanken zu Datlin, zu Deinem Post. Ich bin über die Beschreibung "unterstimuliert"gestolpert. Ist natürlich immer eine mögliche Perspektive bei ADHS. Aber lässt sich Deine Erfahrung und die Deines Sohnes vielleicht auch verstehen aus der Perspektive von Energie. Also möglicherweise der H Faktor im ADHS. Hyperaktivität. Wenn ich versuche mir Euch beide vorzustellen, entsteht das Bild von zwei Menschen, die nicht wissen wohin mit ihrer Energie. Und davon aber viel zu viel haben. Und unter den ADHS Medis könnte das auch noch mehr sein.

Zu Deinem Sohn: Ich war ein undiagnostiziertes ADHS Kind. Bis Mitte der Grundschule bin dörflich aufgewachsen, mit endlosen Feldern hinter dem Haus und einem großen Garten. Ich galt schon im Kindergarten als ,wildes Kind’ und war jeden Nachmittag und bei jedem Wetter draußen. Meine Energie hatte ein Ventil. Ich bin abends müde und „ausgetobt“ eingeschlafen. Es folgte ein Umzug in eine Kleinstadt. Dort waren die Möglichkeiten viel eingeschränkter. Gut ging es mir, wenn ich mich beim Fußballspielen austoben konnte. Stundenlang, verschiedene Mannschaften. Dann war ich auch in der Schule und gegenüber Geschwistern genießbar. Sonst nicht. Erste Verhaltensauffälligkeiten begannen. Gymnasium war eine anspruchsvolle Ganztagsschule mit langer Anfahrt. Außer für Schule, Hausaufgaben und Schulweg war oft wenig Zeit übrig. Immer am Schreibtisch. Immer im Kopf. Kaum Bewegung. Meine Verhaltensauffälligkeiten schossen durch die Decke, bis zum Schulverweis und Umgangsverbot der anderen Kinder mit mir.
Die Erinnerungen kamen hoch, als ich über Deinen Sohn las. Statt die Aggressionen überzuinterpretieren: Was wenn man ihn versteht als Junge, der einfach überhaupt nicht weiß wohin mit seiner Energie und dringend ein Ventil dafür braucht? Körperlich. Mit anderen Kindern. Draußen. Kräftemessen, wirklich ans eigene Limit gehen in einer nichtschädlichen Weise? Vielleicht auch in einer Mannschaft oder im Kampf. Für mich waren das Fußball und Karate. Ich habe es geliebt. Das war wie Medizin für mich. Abenteuer im Wald erleben auch. Und vielleicht ist das für einen Jungen auch einfach gesund und gar nicht so ADHS.
Und für Dich gilt es vielleicht auch. Wohin mit der Energie? Die ist nicht krank, die ist einfach nur Vitalität pur. Aber man kann so viel davon haben, dass man durchdreht, wenn man nicht weiß wohin damit. Das geht mir heute auch noch so. Meine sitzende, konzentrierte nicht-körperliche Tätigkeit ist manchmal wie Gift für mich. 20 km Trailrunning durch den Wald mit Hund, dann vergesse ich manchmal, was ADHS ist.
Ich wünsche Euch beiden von Herzen, dass Ihr beide, jeder auf seine Weise, Plätze findet, wo Ihr Eure Energien ausleben könnt! Tom

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So ein bisschen klingt es schon nach einer zu hohen Dosierung. Bei MPH heißt nicht mehr ist besser. Manchen genügen 10mg. Ich habe lange gebraucht, meine optimale Einnahme zu finden, bestimmt ein ganzes Jahr. Am Ende habe ich über den Tag verteilt 4x eine kleine Dosis (10er und 20er) genommen. Ich habe zwar auch variiert, je nach Anforderung und Tagesform, aber den Rhythmus habe ich immer eingehalten.

Was ich mir vorstellen kann, dass diese Suche nach Stimulation einfach ein Muster ist, was man mit ADHS einfach hat. Vor allem haptische Reize zügeln mich. Wenn ich mich irgendwo anlehnen kann oder mich hält jemand fest, also wirklich fest, am Handgelenk reicht da schon, dann „bleibe“ ich in der Welt. Ein Medikament allein kann so ein Muster nicht durchbrechen. Das ist ein Lernprozess.

Als ich das mit dem heißen Bad gelesen habe, kam mir der Gedanke, ob euch vielleicht Gewichtsdecken helfen könnten. Das kann sehr angenehm sein, wenn man quasi an den Boden gedrückt wird.

@Seven
Das mit den schweren Bettdecken kann ich für mich nur bestätigen. Es fühlt sich einfach gut an und erhöht die Schlafqualität. Auch unser Kind schläft am liebsten darin. Zudem sind unsere entsprechend gewählt, je nachdem wie ausgeprägt das Wärmebedürfnis oder Transpiration ist (Naturmaterialien). Das war sehr teuer, aber es zahlt sich seit Jahren aus. Wenn es in den Urlaub geht, überlege ich jedes mal, ob ich die Decken mitnehme.