Clownerei etc bei Reizüberflutung

Hallo
Ich habe gerade sehr viel zu tun auf der Arbeit.
Viel reden, Ströme von Kunden ohne Pause, Hin und Her.
Es fällt mir auf: Wenn es zu viel wird, werde ich zu impulsunkontrolliert und clowne viel in Worten herum.Irgendwie drehe ich dann voll auf.
Kennst Du das auch?
Liebe Grüße

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Klar ich clowne wie ihr sagt mein ganzes Leben schon… (Früher schule. Privat, heute arbeit) Das bin absolut Nummer 1 drin… Denke das gehört dazu. Oder nicht bei jedem adhsler? Problematisch wird es halt echt wenn man älter wird… Dann ist man schnell der unreife komische usw… Muss aber mal auf reizuberflutung achten.ist mir noch nie aufgefallen
. Ich merke gerade das wenn ich zu wenig Zeit für mich selber habe echt pissig und aggressiv werde. Kennt das jemand von euch? Brauchen adhsler mehr Zeit für sich auch als „normale“. Also Zeit zum selber das machen was einem Spaß macht…???

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Ich clowne extrem wenn die Wirkung nachlässt. Vor allem werden die Witze dann platter und peinlicher.

Wenn das Medikament (tagsüber) wirkt, albere ich auch manchmal (seltener) herum, bilde mir aber ein dass meine Witze dann auch intelligenter sind, jedenfalls bekomme ich dann meist auch positive Rückmeldungen.

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Wenn ich unter starker Reizüberflutung stehe geht es mir wie @anon94021787 , dann möchte ich nur noch weg, raus aus dem Geschehen, weg von den Leuten, dem Lärm, den Lichtern, der Musik, den Gerüchen, was auch immer zur Reizüberflutung geführt hat.

Wenn die Reizüberflutung sehr extrem ist, spüre ich körperliche Schmerzen, heißt z. B. meine Ohren sind dann so empfindlich auf Lärm das sie zu schmerzen beginnen.
Oder meine Augen reagieren so stark auf grelles Licht, das sie schmerzen.
Licht empfindlich bin ich sowieso schon immer gewesen, schon als kleines Kind.
Außerdem bekomme ich starke Kopfschmerzen bei Reizüberflutung, deshalb ist es mir nicht nach klönen zumute.

Im Gegenteil, wenn ich dann keinen Ort finde an dem ich einen Moment abschalten kann, z. B. in Ruhe einen Kaffee trinken, dann werde ich aggressiv, oder zumindest sehr „gereizt“.

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Ja, dass kenne ich auch. Muss mich dann ganz bewusst ausbremsen, damit ich nicht schnell allen auf die Nerven falle und gar über die Strenge falle.

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Kommt bei total auf die Reize an.
Gestern in der Kleinmarkthalle war es auch mehr Fight or Flight Response.

Sozialer Stress, lange Gespräche, Müdigkeit führen dann eher zu hysterischer Albernheit.
Und da gehe ich mir dann auch ordentlich selbst auf die Nerven.
Kann im Nachhinein sehr gut verstehen, wieso ich zu Schulzeiten immer von meinen Freundinnen weggesetzt werden musste :grin:

Ich bin Angehörige von jemandem, der von ADxS betroffen ist (habe noch nicht genügend Beiträge, dann stelle ich mich im Mitgliederbereich auch gerne selbst vor) und fand die Clownerei am Anfang der Bekanntschaft etwas merkwürdig. Er ist über 30 und im Prinzip liegt unter seinen Gesprächen immer eine Art, wo ich gar nicht mehr weiß, ob er wirklich mal etwas ernst meint, weil vieles so auf Spaßestour gesagt ist. Dass das mit dem ADHS zu tun haben könnte, find ich interessant.

Woher kommt das, also warum wählen viele ADHSler offenbar diese Clownerei? Da er von seiner Art her extrem jugendlich wirkt, zieht mich die Art auch wiederum sehr an, aber diese ständige Clownerei ist auch sehr anstrengend für mich.

Ob das bewusst „gewählt“ ist zweifle ich aus meiner Erfahrung heraus an.

Ich sehe es als Bewältigungsstrategie. Eine Art der Hyperaktivität. Man „muss“ dann mit den Beinen schaukeln, hin und her rennen oder eben auch dumme Witze machen. Kann man unterdrücken, das ist aber sehr anstrengend und nicht lange durchzuhalten.

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Ich fange je nachdem in Stresssituationen, also wenn sich zum Beispiel Streit oder Spannungen zu stark zuspitzen damit an den Kasper zu machen.
Aber das passiert nie geplant sondern immer total aus dem Bauch raus, wahrscheinlich hat sich das rum kaspern aber unbewusst bei mir durchaus auch zu einer Art Bewältigungsstrategie entwickelt. Einerseits um die eigene innere Unruhe in Stresssituationen dadurch abzubauen zu können, und andererseits um die Situation vor einer Eskalation retten zu wollen, denn wer zusammen lacht der rastet nicht aus, wenn man zusammen lacht kann man sich nicht gegenseitig verletzen. Lachen entspannt, Lachen löst Knoten auf, Lachen wandelt negative Energien in positive um. Es gibt also wahrscheinlich mehr als genug Gründe warum Lachen besser als Streiten ist, ausserdem heisst es, ist Lachen gesund, von daher sollte man sowieso darauf achten das man möglichst oft was zum Lachen hat. :wink:

Hallo an euch beide.

Okay, das klingt interessant. Für mich als Außenstehende (kann mich dazu noch extrem schlecht in andere Menschen reinversetzen, wenn diese ganz anders sind als ich) ist sein Verhalten schwer nachvollziehbar, weil ich zwar selbst eine merkwürdige Art von Humor habe, aber dieses Rumkaspern und Aussagen (es sind nicht mal Witze) auf Fäkalhumorniveau (würde ja gerne ein Beispiel nennen, aber will das der Anonymität lieber nicht tun) bei einem über 30-Jährigen sind mir teilweise peinlich, weil ich nicht weiß, wie ich drauf reagieren soll und weil ich wegen meinem merkwürdigen Humor früher immer für humorlos gehalten wurde und denke, ich müsste irgendwie darüber lachen, aber die ‚Witze‘ sind so schlecht, dass ich nur die Augen verdrehen kann dazu und dann nicht weiter weiß. :face_with_peeking_eye: Also er hat ein ‚Toilettenthema‘ angesprochen und das auf offener Straße, womit ich überhaupt nicht umgehen konnte. Ich war erstmal nur extrem irritiert, weil man solche Sätze normalerweise eher von kleinen Kindern hört (z. B. sowas wie ‚guck mal, ich hab Kacka gemacht…‘ :stuck_out_tongue_closed_eyes:)

Ah okay, das klingt auf jeden Fall einleuchtend, dass man durchs Rumkaspern Situationen auch entschärfen kann, wenn vielleicht früher Eltern oder Lehrer wütend auf einen wurden, konnte man sie durchs Rumkaspern vielleicht milder stimmen. Ja, das ist eigentlich sogar ein sehr guter Bewältigungsmechanismus. Stimmt, lachen dient bestimmt auch dem Stressabbau.

Fällt es Menschen mit ADHS schwer, sich in andere reinzuversetzen und zu erkennen, dass z. B. so ganz flache Witze (bzw. Klogeschichten) auch peinlich sein können auf offener Straße oder denkt man dann in dem Moment eher gar nicht darüber nach, wie das für die andere Person ist, sondern es platzt einfach automatisch aus einem raus? Das Kaspern würde den Zweck ja eigentlich noch erfüllen, nämlich Stressabbau. Nur wenn die Außenstehenden dann möglicherweise komisch drauf reagieren, geht das Stresslevel vielleicht wieder hoch?

Würdet ihr euch beleidigt fühlen, wenn jemand bei solchen Rumalbereien die Augen verdreht oder ist euch die Reaktion der Mitmenschen dabei eher nicht so wichtig? Erwartet ihr dann was Bestimmtes von den Mitmenschen, wie die drauf reagieren sollen?

Ich als Außenstehende könnte den Rumalbern-Modus doch eigentlich als Signal nehmen, dass das Stresslevel bei ihm gerade steigt, oder? Ich müsste dann nur rausfinden, wodurch das Stresslevel steigt. Vielleicht sogar durch mein eigenes Verhalten. Das will ich ja auf keinen Fall.

Mit Bewältigungsstrategie meinte ich nicht Strategie, um Situationen zu entschärfen. Sondern Strategie, mit der inneren Unruhe umzugehen. Das (medikamentös unbehandelte!) ADHS-Gehirn muss irgendwas machen - Büroklammern verbiegen, mit den Händen zappeln, dicht auffahren und den Fahrer vor einem beschimpfen, Streit anzetteln oder eben auch dumme Witze reißen.

Nein, du bist nicht schuld. Du hast die ADHS deines Freundes nicht ausgelöst.

Natürlich ist das peinlich. Ich habe mich oft hinterher geschämt als Kind, aber ich konnte es trotzdem nicht abstellen.

Daher meine Frage, bekommt dein Freund ADHS-Behandlung oder wäre er offen dafür?

Denn für mich war die große positive Überraschung, seit ich Ritalin nehme, nicht dass ich meine Arbeit besser schaffe - das auch, aber es könnte noch besser sein - sondern dass ich endlich ruhiger und ausgeglichener bin, weniger streite und eben auch weniger Clownereien machen „muss“.

Danke für deine Erklärung! Es ist für mich nicht ganz einfach mit dem ADHS umzugehen. Ich habe ja selbst psychische Erkrankungen und kenne da die Ursachen, die in meiner Kindheit liegen und mit Bindungsproblematiken, Abwertung usw. zu tun haben. Ich kenne meine Trigger, weiß, was dann bei mir abläuft und habe das alles sehr lange analysiert, um besser mit Situationen umgehen zu können (was aber trotzdem oft nicht klappt).

Beim ADHS scheint es so zu sein, dass die Ursache hauptsächlich in den Neutransmittelprozessen liegt, oder? Es macht mich relativ hilflos, denn ich als Außenstehende könnte dann nichts tun, wie ich mich ‚beziehungserhaltender‘ verhalten könnte, wie ich ihm entgegenkommen könnte oder wie man den Kontakt möglichst gut gestalten kann, denn es würde alles auf chemischer Ebene ablaufen. Oder kann man als Außenstehende/r doch Rücksicht auf jemanden mit ADHS nehmen?

Woher kommt denn die innere Unruhe? Wirklich nur vom Dopamin, Serotoninmangel usw. oder kann das nicht doch auch aus ‚negativen‘ Erfahrungen resultieren und ich könnte irgendetwas machen, damit es ihm leichter fällt, mit mir umzugehen? :pensive: Ich merke gerade, dass ich relativ stark in der Helferschiene drin stecke. Ich möchte ihn unbedingt verstehen und mich möglichst optimal verhalten. :worried: Ich habe auch vor, ihn das selbst zu fragen, nur geht das momentan nicht, weil er sich zurückgezogen hat.

Für mich wird dieser Kontakt (sofern er ihn wieder aufnimmt) eine Chance, aber auch sehr große Herausforderung sein. Und ich werde für ihn (durch meine Art) auch eine sehr große Herausforderung sein. Danke für die Möglichkeit, dass ich mich hier mit euch austauschen kann.

@anon74970639 ich kann zu Deinen Fragen da eigentlich leider keine klugen Ratschläge erteilen, ist einfach schwierig einzuschätzen inwieweit das rumalbern Deines Freundes jetzt wirklich in Zusammenhang mit Adhs steht, oder ob das einfach sowieso einfach seine Art ist, er einfach sowieso schon immer gerne rumgealbert hat, einfach eine Frohnatur ist. Und das mit den Fäkalien Witzen, vielleicht hat er damit bei seinen Kumpels Erfolg, dass er das dann im Prinzip immer anwendet, weil er denkt wenn’s denen gefällt, gefällt es allen anderen vielleicht auch, keine Ahnung.

Ich ertappe mich bei Reizüberflutung und Stress auch zu dummen Sprüchen und mangelnder Impulskontrolle.
Was mir letzte Woche passiert ist:
Kunde gibt Post auf nach „Leck“ und ich kann mir das Lachen nicht verkneifen…
Peinlich

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Das kann ich mir nicht gut vorstellen, denn mit fast 35 findet man doch solche „Kacka-Witze“ nicht lustig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das überhaupt jemand lustig findet. :no_mouth:

Aber du hast Recht, es muss ja nicht unbedingt vom ADxS kommen. Er mag bestimmt auch so ein lockerer und lustiger Mensch sein, aber die ‚Witze‘ waren teilweise echt richtig schlecht. Z. B. sowas wie „mein Popo juckt“ und das auf offener Straße gegenüber einer Frau. Vielleicht klingt das etwas verklemmt, was ich gar nicht bin, ich weiß nur absolut nicht, was man auf sowas antworten soll. Mir ist das schon peinlich gewesen.

:stuck_out_tongue_closed_eyes:
Da müsste ich allerdings auch drüber lachen, aber vermutlich eher, weil ich mir bei diesem Ortsnamen gleichzeitig ein Leck (tropfender Wasserhahn o. ä.) vorstellen würde UND jemanden, der „Leck mich am *** sagt“. Das beides nicht gemeint sein kann, sondern nur ein langweiliger Ortsname würde die ganze Sache in meinem Kopf auch lustig werden lassen :smiley: Wahrscheinlich lacht man als Erwachsener darüber normalerweise nicht, ich habe wegen meiner ASS aber einen komischen Humor und fänd es lustig. Besonders peinlich finde ich es nicht, weil da für mich kein „Schamelement“ enthalten ist (wie z. B. das Toilettenthema), aber teilweise fehlt mir auch ein Empfinden von Scham.

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