Hey ihr.
In Anbetracht des unvermeidlich bevorstehenden, nicht näher benannten 24.12. und des kurz darauf folgenden, ebenfalls unvermeidlichen 31.12. möchte ich die Gelegenheit nutzen einfach mal eine alte Frage in den Raum zu werfen die aktueller nicht sein könnte…
Wofür bin ich Dankbar?
Diese Frage kam mir vorhin spontan wieder in den Sinn.
Zumal es etwas ist, worüber ich lange nicht nachgedacht habe.
Jedoch als ich vorhin einen Podcast zum Thema Einsamkeit an den Feiertagen hörte, ging es mir auf einmal durch den Kopf.
Und ebenso die Antwort darauf (im Podcast wurde grade von den, grade zu diesen Zeiten, nicht ganz so sozialen Medien gesprochen).
Ich bin Dankbar für das Internet und die damit verbundene Möglichkeit der Videotelefonie.
Diese ermöglichte es mir vor einigen Jahren, von einem sehr geliebten Menschen abschied zu nehmen.
Ich habe mich lange gefragt und auch dafür verurteilt warum ich damals nicht noch versucht habe, rechtzeitig mit dem Auto hin zu kommen.
Eine realistische Analyse der gesamten Situation führte später zu folgendem Ergebnis:
Ein absolut erhöhtes Staurisiko (zu diesem Zeitpunkt einige Dauerbaustellen auf der Strecke), vermutlich zu lange Fahrtzeit um es noch rechtzeitig zu schaffen, zu diesem Zeitpunkt (aufgrund der Trauer) instabiler persönlicher Zustand.
Im Nachgang realisierte ich, dass mir diese Überlegungen wohl bereits in dieser Situation durch den Kopf gingen.
Komplett abgespalten vom restlichen Denken.
Quasi wie die Vorbereitung auf eine Situation oder eine Situationsanalyse. Meinetwegen auch eine Machbarkeitsstudie in extrem verkürzter Version.
Anstatt dass ich also hals über Kopf zu meinem Auto stürmte um mich vermutlich blindlings um den nächsten Brückenpfeiler zu wickeln, machte ich stattdessen folgendes:
Ich ging zum Friseur. Dort erklärte die Situation und ein älterer Herr ließ mich sogar vor, als er mitbekam dass es um Minuten ging.
Denn ich schämte mich, mich so wie ich aussah von einem geliebten Menschen zu verabschieden.
Auch wenn es „nur“ per Videocall war.
Dafür bin ich heute noch sehr Dankbar und werde es vermutlich auch für den Rest meines Lebens sein.
Und so schwer es mir fällt das hier „zu Papier“ zu bringen, so froh bin ich, dass ich in der Situation absolut richtig gehandelt habe.
Denn leider verstarb diese geliebte Person nur wenige Minuten nachdem ich mich von Ihr verabschiedet hatte.
Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die hälfte der Strecke zurückgelegt gehabt.
Nun die Frage an euch:
Wofür seit ihr Dankbar?