Da man morgens halb 6 auf der rechten Spur Autobahn mitunter in einen meditativen Zustand tritt, der sich gut zum reflektieren eignet, hab ich heute morgen mal reflektieren lassen wie man eigentlich ADHS „erfühlt“ beim Gegenüber männliche Personen vs. weibliche Personen mit ADHS… es ist insgesamt ein recht komplexes und bekanntlich auch kontroverses Thema, dass ich persönlich insgesamt nur sehr sehr unvollständig durchdringe… eines ist mir jedenfalls aufgefallen: immer wieder war Verletzbarkeit (ich verwende hier vorsätzlich Verletzbarkeit und nicht Hochsensibilität) das erste Signal, dass bei weiblichen Personen auf ADHS hindeutete (bei männlichen Personen war es allzuhaft der Kasper-Habitus)… Feedback ist hier gerne willkommen…
Ich freue mich so: Es läuft immer weiter auf die mobile Autobahn-ADHS-Coaching-Praxis im LKW zu, mit der ich Dir schon so lange in den Ohren liege. Jetzt erfühlst Du schon auf der rechten Spur ADHS bei verletzbaren Frauen. Was passiert dann erst auf der mittleren Spur? Für Kasper-Theater und männlich gelesene ADHS eignet sich vermutlich die linke.
Alles Gute Dir! Die Welt braucht mehr ADHS-Coaches mit medizinischem und sonstwie erfahrenem Background. Und sei es auch mit einem blauen Wal im Anhänger. Das wird gut.
Wie kommt man den dahin? Aufgrund von Ablenkbarkeit hab ich viel zu viel Angst beim Autofahren in diesen (sehr naheliegenden - ich nenne es tagträumerisch) Zustand zu treten und dann einen Unfall zu bauen, weil ich viel zu spät realisieren könnte, dass der LKW vor mir nicht „mir entgegenkommt“ sondern ich der aktive Teil bin und verdammt nochmal bremsen muß.
Interessante Frage, was mich (spätdiagnostiziert) letztendlich auf eine mögliche ADS gebracht hat, war die unüberwindliche Antriebslosigkeit. Aber ich hab ohne von ADHS zu wissen schon früh vermutet, dass mit mir neurologisch irgendwas nicht stimmt. Da wäre ich ohne meine Verletzbarkeit aber glaube ich nicht drauf gekommen weil ich vielleicht nicht soviel über mich nachgedacht hätte. Naheliegend, dass das das Gegenüber dann möglicherweise auch „erfühlen“ könnte.
Meintest du nur Leute mit H oder auch ohne? - Was ist dann denn mit Männern ohne H?
Also ich bin ja eine Frau, bin sowohl Hochsensibel, habe aber auch einen stark ausgeprägten Kasper Habitus, dass geht also auch beides in Kombination, unabhängig vom Geschlecht, würde ich sagen.
Deshalb fahre ich auf der Autobahn meistens auf der mittleren Spur, ausserdem kann ich dann auch, je nach Stimmung, die Spur besser wechseln.
Aber „träumerisch“ fahre ich jetzt eigentlich nie Auto, egal auf welcher Spur, oder um welche Uhrzeit, dass hebe ich mir dann doch lieber für zu Hause auf.
Und das H ist bei mir jedenfalls eindeutig mit drin.
Ich hätte an dieser Stelle eine Anmerkung zum Thema „Coaching“.
Eine ehemalige Leistungssportlerin hat sich zur Trainerin weiterbilden lassen. Mit ihrer Hilfe bin ich „damals“ von dem „Tripp“ runter gekommen, immer volle Kanne im Hamsterrad mit laufen zu müssen.
Heute suche ich mir aus, was ich machen möchte und lasse (schaffe es nicht immer) Erwartungen an mir abprallen, die nicht meinen eigenen Zielen entsprechen. Der Weg von der „Leistungs-Denke“, hin zu „Hügge“ für den Selbstwert, hat eine Weile gedauert, da man als „erfolgreicher“ ADHS-ler leider einen Drive entwickelt, der der Gesundheit nicht zuträglich ist aber enorme Selbstbestätigung bringt.
Wer Bock hat, kann da mal rein schauen.
Ach ja, fast vergessen. In der 70 % Überschneidung zwischen ADHS und dem Asperger-Syndrom liegt auch die Reizfilterschwäche, die im Grunde der Hochsensitivität identisch ist.
In vielen Beschreibungen, Filmen etc. werden eher „stumpfe“ ADHS-ler beschrieben, die ihr Umfeld kaum „fühlen“ können.
Im Gegensatz dazu, gibt es viele Männer und Frauen, die quasi „das Gras wachsen hören“ können. „Sich selbst fühlen können“, könnte also eine Spielart von Neurodiversität sein, die nicht zwangsläufig dem ADHS zuzuordnen ist.
Von vielen Betroffenen unserer Thüringer Gruppe wird das „selbst fühlen“ eher als ein „Überanalysieren“ dargestellt. Eine Bewusste Handlung aus dem Spektrum des maskings zuordnen. Es erschöpft sie sehr stark.
Das Problem ist, zumindest bei mir, dass ich sowohl das Gras wachsen hören kann als dann auch auf dem Gras herrum trampeln kann ohne das dann anscheinend richtig zu merken.
Oft fehlt mir einfach eine gewisse Balance zwischen Feingefühl und herrum trampeln, was ich dann aber zum Beispiel selbst nicht mal unbedingt spüre, also wenn ich dann am herrum tramplen bin, von daher gleiche ich also anscheinend sehr oft einer Mimose mit Vorschlaghammer, was mich dann wahrscheinlich am besten beschreibt?.
Aber heute ist Sylvester und ich habe ehrlich gesagt gerade bemerkt das ich heute so überhaupt keinen Bock darauf habe mir allzu viel den Kopf über Probleme zu zerbrechen.
das schiebe ich bei mir auf diese ungefilterte Wahrnehmung - alles zu sehen und alles zu hören, was so um mich rum passiert, führt zwangsläufig dazu, dass ich andere Schlüsse ziehe, als diejenigen, die vieles von ihrem Hirn direkt mal ausgefiltert bekommen…
wird auch für alle Formen des Autismus beschrieben. Selbst bei Kanner-Autisten wird im EEG bzw. MRT sichtbar, dass sie auf Reize reagieren, obwohl sie oft Teilnahmslos scheinen.
Im Bekanntenkreis haben wir einen Jungen mit F84.0, der bei viel Lärm lange keine sichtbare Regung zeigt, dann aber sehr schnell in den meltdown gerät.
Vielleicht verstehe ich deinen Beitrag ja falsch, aber meiner Meinung vermischt du hier die Störungen/Eigenschaften viel zu sehr.
Das kann dann, von außen wie auch für die Betroffenen zu Missverständnissen und zu Unverständnis gegenüber denen, die über die eigenen Facetten nicht verfügen, führen kann.
Ich weiß auch, dass es Überschneidungen mit anderen Störungen gibt, aber da muss man sehr fein differenzieren.
Ja, das ist gut möglich. „Akademisch richtig“ zu formulieren und zu bezeichnen, wäre deutlich günstiger.
Wenn jemand einen korrigierten Textvorschlag für mich hat, bitte an mich senden.
Bis dahin ist es mir wichtig, das Thema präsenter zu machen, da ich bei vielen Betroffenen erfahren habe, dass die „Scheuklappen“, also der Fehlende Blick von Aspie zu ADHS und umgekehrt, die Therapien und Möglichkeiten zur Unterstützung stark eingeschränkt haben.