Dauerhafte Motivation / Überwindung

Hallo liebes Forum,

ich habe seit Jahren ein Motivationsproblem.
Sei es beruflich als auch privat. Konkret sieht es so aus, dass ich einige Aufgaben habe und sie einfach nicht mache. Weil ich keine Lust drauf habe. Oder auch, weil ich die Aufgaben irgendwie lieblos mache und nach der kleinsten Schwierigkeit aufgebe. Wenn ich wenigstens bei den einfachsten Aufgaben ein Erfolgserlebnis hätte - ich glaube das würde ausreichen. Aber dadurch, dass ich innerlich so blockiert bin, kommt es natürlich niemals dazu.

In den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass dieses Problem auch im privaten auftaucht.

  • Radfahren - macht mir Spaß, aber keine Lust.
  • Videospiele - früher Wochen damit verbracht mit krassem Hyperfokus. Jetzt reizt mich einfach nichts mehr und ich lege nach ein paar Minuten den Controller weg.
  • Musik - irgendetwas da mich längerfristig packt und auf repeat läuft. Das kam bis vor ein paar Jahren ständig vor, jetzt ist es eher selten.

Das sind jetzt noch vereinzelte Beispiele, zieht sich aber mittlerweile durch alle Lebensbereiche.

Nimmt einen ja schon ein Stück Lebensqualität.
Während ich eine Zeit lang Cannabis konsumiert habe, um die „initialen Hürden“ vor einer Tätigkeit zu nehmen, so hat auch das mittlerweile keine Wirkung mehr (abgesehen davon, dass ich grundsätzlich eh nichts davon halte, dauerhaft irgendeine Droge zu konsumieren).

Ich nehme seit April MPH und während es mir in der ersten Zeit wirklich geholfen hat, Dinge anzugehen, so hab ich mittlerweile das Gefühl, dass es nur noch meine Impulsivität verringert (allerdings im Prinzip nur dadurch, dass es mich emotional abstumpft).

Bisher bin ich durch die demotivation beruflich immer nur passiv in Schwierigkeiten geraten -
also massiver Stress, wenn Termine drohten nicht eingehalten zu werden. Hier ist die Motivation natürlich enorm, geht vielen Menschen so. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass ich 80% meines Arbeitstages eben nicht mit Arbeit verbringe - mir aber gleichzeitig Dinge, die mir eigentlich Spaß machen eben keinen Spaß mehr machen. So fühlt es sich für mich eher nach Vegetieren als nach richtig Leben an.
Versteht mich nicht falsch - es ist völlig in Ordnung mal Langeweile zu haben und auszuhalten, nur geht es bei mir über den „normalen“ Grad hinaus.

Gibt für all das sicherlich kein Mittel, dass für jeden funktioniert.
Wäre aber grundsätzlich über jeden Ratschlag dankbar.

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Moin @nuDz

Mir fallen da spontan zwei Fragen ein…

  1. Hast du schon einmal Elvanse versucht?

Wirkt nicht so „hart“ wie MPH und kann vielleicht schon einen Ausschlag geben.

  1. Magst du deinen Job / hast du Spaß daran?

Jeder Job den ich bisher gemacht und wo ich nicht zumindest etwas Spaß / Freude / Interesse dran gehabt habe, hat mich über kurz oder lang fertig gemacht.

Wichtig kann auch noch sein ob du in deiner Tätigkeit einen Sinn siehst und ob du angenehm gefordert wirst.

Oder auch ob du über- bzw unterfordert bist.

All diese Faktoren können maßgeblich, nicht nur im Arbeitsleben sondern auch bei Hobbys und Freizeit, mit rein spielen ob du zufrieden bist oder nicht.

Hallo @nuDz

Ich weis nicht genau was ich dir raten soll weil es mir so ähnlich geht, ich aber auch noch keine Lösung gefunden habe.

Also zunächst ein Buch Tipp: Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Das Buch richtet sich zwar nicht direkt an ADHS Betroffene, aber es hat einer grundsätzlich Annehmender Haltung und beinhaltet gute Tipps.

Bin ich mir nicht sicher, ob wir unser Lebensziel gefunden haben, oder ob das überhaupt eine Rolle spielt. Ich habe zum Beispiel nicht meinen Traumberuf, sondern die Firma von meinem Vater übernommen. Die Tätigkeit ist absolut sinnvoll und auch abwechslungsreich aber immer wieder kommen die Zweifel hoch, ob es überhaupt mein Ding ist. Vielleicht liegt die Blockade auch an so etwas.
Und das überträgt sich dann in alle Lebensbereiche.

Nope, wollte ich, aber meine alte Psychiaterin wollte das nicht ausprobieren.

Nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. aber von irgendwas muss man die Miete ja zahlen. Es ist nicht so, dass es mich unterfordern würde, ich habe eher einfach keine Lust das zu machen, was ich machen muss…

Das ist sowieso die große Frage, ob man das überhaupt beantworten hat. Dafür bräuchte ich zumindest überhaupt mal ein Ziel oder „purpose“ (da fällt mir kein passendes deutsches Wort für ein)

Okay also bzgl deiner Psychiaterin kann ich dir nur ans Herz legen dich nach einer Alternative umzusehen…

WG deinem Job musst du wissen was du machen möchtest. Also ob der Leidensdruck hoch genug ist um eine Veränderung zu wollen oder nicht.

Und wenn ja, ist es zumindest schon einmal von Vorteil wenn du weißt was du nicht willst.

Das wäre zumindest mein erster Ansatz zum Gedanken machen…

Keine Lust auch auf Dinge, die einem eigentlich Spass machen, ist weniger im AD(H)S-Spektrum als im Depressions-Spektrum.

Seit wann ist das so?
Hast du schon früher mal einen Winter-Blues gehabt?
Nimmst du Vitamin D?

Muss ich zum Glück eh, da ich in eine andere Stadt gezogen bin…

Hatte jahrelang richtige Depressionen. Aber das was ich beschreibe ist definitiv anders. Zumal ich das, was ich beschrieben hab, auch im Sommer hab/hatte. Glaub
Was Vitamin D angeht: hab ich einen Winter ausprobiert, hatte überhaupt keinen Unterschied gemacht.

Jein. Habe den Job schon gewechselt, wenn er mich richtig gestresst und ausgelaugt hat. Es ist eher das Problem, dass ich nicht weiß, welchen anderen ich machen soll. Und ob ich mit Mitte 30 nicht einfach zu alt bin um neu anzufangen

Gut dass du eh n neuen Arzt suchen musst :wink:

Und von wegen mit Mitte 30 zu alt sein…

Damit machst du dich völlig unbegründet selber klein.

Ich habe auch erst mit einem ähnlichen Alter den Job gefunden in dem ich wirklich gut bin.

Du kannst dich dein ganzes Leben lang neu orientieren.

Dich neu erfinden, neue Wege gehen…

Sowohl beruflich als auch privat.

Wir haben hier im Forum ein paar User mit entsprechenden Erfahrungen.

@Andromache
Wie siehst du das Thema von der fachlichen Seite?
Also mit Mitte 30 zu alt zu sein sich „beruflich neu zu erfinden“.

Naja ich glaube da muss man die Ebenen trennen:

Es gibt sicherlich Dinge, die mich mehr interessieren würden. Allerdings verdiene ich grade ganz gut. Wenn ich wieder von 0 anfangen müsste, weil es ein anderer Job ist, könnte ich mir beispielsweise meine Wohnung nicht mehr leisten.

Klar könnte ich eine Zeit lang zurückstecken. Aber im Moment ist es mir das nicht „wert“.

Zumal ich gar nicht weiß, ob ich bei etwas neuem auch nach der anfänglichen Euphorie wieder absolut gelangweilt bin. Weil naja… so ist es ja eigentlich bei allen Dingen im Leben.

Hallo @nuDz, ob man mit Mitte 30 zu alt für was neues ist, hängt wohl von der Branche ab. Ich arbeite im sozialen/pflegerischen Bereich und hier sind Quereinsteiger ähnlich häufig vertreten wie Fachkräfte die ihrem Beruf von Anfang an treu geblieben sind (wo dann eher die Gefahr der Betriebsblindheit gegeben ist). Es gibt die Möglichkeit von finanzierten Umschulungen (mit entsprechendem ärztl. Attest und Genehmigung) oder eine berufsbegleitende Ausbildung. Ich war selbst 3 Jahre Dozent an einer Fachschule für Heilerziehungspflege und viele meiner Schülerinnen und Schüler waren schon jenseits der 40 oder teilweise auch 50. Und fast die Hälfte der Mitarbeitenden in meiner Einrichtung sind ungelernte Kräfte, die als pädagogische Mitarbeitende tätig sind. Natürlich ist dann das Gehalt geringer.
Außerdem spricht für Quereinsteiger die Lebenserfahrung und sie bringen neue Blickwinkel und Ansichten ein, die durchaus bereichernd sein können.

Eine andere Möglichkeit wäre, in seinem Job zu bleiben und zu akzeptieren, dass es nicht die 100%-ige Erfüllung ist. Und die holt man sich dann eben woanders, z.B. Hobbies, Fernstudium oder sonst was. Dann sollte der Job aber zumindest so zu bewältigen sein, dass man nach Feierabend nach Hause gehen kann, und zwar aufrecht und nicht auf dem Zahnfleisch. Dann hätte man die ADHS-typische Sofortbelohnung nicht in der Arbeit, aber man könnte sie sich durch die Arbeit finanzieren.

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Das solltest du schon wissen und es gibt gerade in der heutigen Zeit sehr viele Möglichkeiten diesbezüglich zu recherchieren. Das kann dir hier niemand abnehmen.

Es war auch noch nie so einfach, als Quereinsteiger den Job zu wechseln. Selbst im fortgeschrittenen Alter ist man gerade bei vielen Arbeitgebern willkommen. Die sind häufig froh, dass sie überhaupt Leute finden.
Daher stehen die Chancen für einen beruflichen Neuanfang sehr gut. Und mit 30 bist du sowieso noch sehr jung. Da brauchst du dir nun überhaupt keine Sorgen zu machen.

Dieses Schild hängt in meinem Büro.

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Das erwartet ja auch niemand. finds irgendwie lustig, dass wirklich jeder Mensch diesen „kann dir niemand abnehmen“ part immer dazu sagt. Als ob es nicht absolut logisch und offensichtlich wäre. :slight_smile:

Das ist es halt auch, was mich an dem ganzen hält. Nur ist es halt das ganze „drum-rum“, was mittlerweile auch nicht mehr passt.
Und irgendwie ist es ziemlich frustrierend, da ich in diesem Jahr so ziemlich mein gesamtes Leben umgekrempelt habe…

Gut, aber auch schlecht, da ich in den zwei Monaten hier einfach ausschließlich Absagen geerntet habe, meine Medikamente langsam knapp werden und ich mich mal wieder wie der letzte Dreck fühle, weil ich den Psychiatern anscheinend nicht mal nen Termin in nem halben Jahr wert bin.

Ich denke, du weißt selbst, dass es sich hierbei um einen Notstand unseres Gesundheitssystems und nicht um mangelnde Wertschätzung deiner Person handelt!

Ich würde es als „Notstand“ akzeptieren, wenn es nicht schon seit 20 Jahren dasselbe wäre.
Und anscheinend haben andere ja einen Platz bekommen, sonst wäre ja einer verfügbar.

Klar, hat es nichts mit mir als Person zu tun. Aber dennoch ist es frustrierend, kräfteraubend und vor allem hoffnungslos. Und man stellt sich dennoch die Frage, warum andere Hilfe bekommen und ich eben nicht.

Immer wenn es bei mir mal geklappt hat, bin ich entweder an einen menschgewordenen Rezeptdrucker geraten, der/die sich nicht wirklich damit befasst hat, was ich brauche.

Und wenn es mal nicht der Fall war, wurde über meinen Kopf entschieden und ich nicht in den Entscheidungsprozess involviert.

Ist schon traurig, dass illegale Substanzen leichter verfügbar sind als eine gescheite, seriöse medizinische Versorgung.

Wie dem auch sei - das ist ein anderes Thema, dass alles nur schlimmer macht. Möchte da gar nicht mehr drüber nachdenken

Und hier sieht man, wie zynisch mich das macht.

Man darf sich natürlich nicht unterkriegen lassen, und die Hoffnung nicht aufgeben.

Vielleicht denke ich auch grundsätzlich immer etwas zu negativ

Ich hatte auch zuerst an eine Depression gedacht, aber das schließt du ja aus. Wobei auch nicht jede Depression gleich abläuft. In deinem Beitrag entdecke ich meine aktuelle Stimmung wieder. Ich habe das auf meine Depression geschoben, die ich seit vielen Jahren habe und die vermutlich auch schlimmer geworden ist, seit ich auch körperlich sehr krank bin.

Jetzt kommt mir der Gedanke, dass es eher Überdruss ist. Ich ertappe mich dabei, dass mich einfach alles anödet, auch das, was ich eigentlich gut finde. Es ist so ein Gefühl, dass ich alles schonmal gesehen habe, alles schonmal gehört habe, schon überall war, wo ich mal hinwollte; es gibt keine neuen Geschichten, keine neue Musik, selbst die Science-Fiction hat keine wirklich neuen Ideen mehr und gräbt die griechische Mythologie aus, die kenne ich auch schon… alles öde

Es braucht also neue Impulse. Woher die kommen sollen, weiß ich aber auch nicht.