Dauerthema: Ordnung

Hallo Ihr,

ich weiß nicht, ob ich in der richtigen Kategorie gelandet bin, aber versuche es einfach trotzdem mal.

Mich verzweifelt, dass ich überhaupt keine Ordnung halten kann. Zwar hat meine Wohnung eigentlich ein System, alles hat seinen Platz, aber dort liegt es eben nie (nur der Schlüssel direkt neben der Tür). Immer wenn ich es mal geschafft habe aufzuräumen, bin ich sooo stolz und denke: „Aha, jetzt habe ich den Dreh raus.“ Aber gib mir zwei Tage und schwupps, schaut es wieder so furchtbar aus und mich überfordert das Chaos. Gleichzeitig schäme ich mich tierisch und lasse fast nie jemanden in meine Wohnung.

Irgendwie löst die Vorstellung ans Aufräumen so viele unangenehme Gefühle in mir aus. Es erscheint mir viel zu anstrengend, auch, wenn ich gerade nicht depressiv bin. Ich horte nicht, kann mich gut von Sachen trennen, aber kann die Dinge eben irgendwie nicht so gut angehen. Mir wurde mal nahegelegt, mir durch einen sozialpsychiatrischen Dienst Unterstützung zu holen, aber dann würde ich mich so krank und gestört fühlen.

Wahrscheinlich wurde das Thema schon oft besprochen und ist old news für euch, aber habt ihr Tipps, irgendwelche Strategien?

Schreibt ihr zum Beispiel Wochenpläne oder so?

Liebe Grüße
1Ella

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Herzlich willkommen, ich glaube du bist hier richtig! :adxs_friends:

Nein, Strategien habe ich nicht. Meine Frau und ich achten noch darauf dass es wenigstens hygienisch bleibt und nichts irgendwo verdirbt oder so. Ich kriege es in meinem Büro noch ganz gut hin dass es vorzeigbar ist, aber in der Wohnung… :adxs_tuete:

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@Falschparker
Same Story over here.

@1Ella:
Für die wichtigsten Putzhotspots und das Wechseln der Bettwäsche habe ich Erinnerungen im Handy…

Bei mir ist immer Ordnung, ich habe eine Tagesablauf, an den ich mich zu 95% halte.
Wenn es mal unordentlich ist, bekomme ich schlechte Laune……eine Putzfimmel habe ich aber nicht :upside_down_face:

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Soll ich mal ein Foto von der Couch hinter meinem Schreibtisch im Büro posten? …nee, besser nicht! :joy:
Ich bin ein Brief- und Postchaot erster Güte, meine Frau bekommt fast jedesmal den Kollaps wenn wir das angehen. Zumindest die Rechnungen bezahle ich sofort (!), denn das hat oberste Prio.
Seitdem ich Medikinet nehme, ist es mir zumindest gelungen, meine Hobbywerkstatt aufzuräumen. Vorher war alles qreuz und quer ohne System in Kartons, jedesmal wenn ich was gesucht habe, musste ich alle Kartons durchschauen und das sind einige bei 2 Autos und 4 Motorrädern, nach 2 Wochen hatte ich dann wieder vergessen, was in welchem Karton ist. Ich mache als Kfzler alles selbst und habe ein großes Ersatzteillager für jedes Fahrzeug. Mittlerweile ist alles sortiert, jedes Werkzeug an einem sinnvollen Platz und die Kartons sind beschriftet und zwar so, das ich es von vorne lesen kann.
Was aufräumen und putzen angeht, Spass ist etwas anderes, da ziehe ich eben gemeinsam mit meiner Frau durch. Vor Medikinet bin ich zigmal am PC oder sonstiges abgeschweift, es war furchtbar. Alles bekomme ich nicht bewältigt, das Chaos ist immer noch deutlich sichtbar, aber zumindest schaffe ich es meiner Frau das Gefühl zu geben, das sie nicht alles alleine machen muss. Ich habe auch einiges in der Reha über Chaosbewältigung gelernt, fast alle ADHSler dort hatten dieses Problem, das sie überfordert waren, es langweilig ist, zu anstrengend, unüberschaubar, usw. Jeden Tag ein bißchen, ist immer noch besser wie nichts und gerade so viel das es nicht immer mehr wird, ist schonmal die halbe Miete. Nach einer Weile soll sich angeblich eine Struktur entwickeln, damit man auch eines Tages mehr schafft…ich werde sehen…oder auch nicht! :sweat_smile:

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Hallo @1Ella

Ja, Ordnung ist auch so ein Thema. Es ist seit dem Auszug bei mir/uns kontinuierlich besser geworden. Besonders nach dem Umzug. Das liegt daran, dass wir a) konsequent ausmisten, nichts doppelt haben und b) wesentlich mehr Stauraum vorhanden ist…

Wir haben unsere Wohnung stark systematisiert und minimalisiert.
Dennoch bricht manchmal kurz das Chaos aus.
Aber da diese Grundunordnung nicht mehr so hoch ist, ist die Schwelle mal eben zu putzen/aufzuräumen niedriger. Das war vorher eine ewige Aufschieberei.

Wenn ich wie ein Teufel durch die Wohnung wüte, dann schaffe ich es, dass ich innerhalb von 1h alles einigermassen ordentlich und sauber habe.
Bei vorhandener Grundordnung.
Mit Hilfe geht es noch schneller.
Ich höre dabei immer schöne Musik oder einen Podcast.
Das hat teilweise etwas meditatives.

Wir haben auch gewisse Regeln. 2* die Woche staubsaugen, ich Di, er Sa. 1* im Monat Wohnung komplett wischen (das machen wir immer im Wechsel). Also muss ich das alle 2 Monate mal machen.

Ich habe auch angefangen zb beim Badputzen einfach mal die Zeit zu stoppen. Ich brauche entspannt ungefähr 25min.
Nur 25Min!!! Seitdem ich mir das bewusst gemacht habe, fällt es mir leichter.

Ich lese gerade das Buch „Mit ADHS erfolgreich im Beruf“ und da sagt er, dass man sich Fixpunkte machen soll, wann etwas zu tun ist.

ZB: „Wenn der Briefstapel 10cm hoch ist, dann wird es erledigt. Keinen mm vorher oder nachher.“
Das fand ich auch eine sehr gute Idee.

Vllt hilfts.

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Vielen Dank für eure Beiträge, die Tipps und das Verständnis. Das hat mir sehr weitergeholfen!

Hm. Das ist dann natürlich eine große Hürde.
Was für Gefühle sind das denn? Sind sie berechtigt?

Du sagst, dass du eigentlich eine Struktur hättest, jedes Ding seinen Platz, dass du dich aber nicht daran hältst. Warum? Ist es Trotz? Zerstreutheit? Erschöpfung? Destruktion?

Vielleicht kannst du dich da etwas rantasten und deine Stolpersteine zerkleinern oder beiseiteschieben oder eventuell gänzlich entsorgen.

Was mir hilft ist zunächst, dass jedes Ding seinen Platz hat. Das zweite sind Miniroutinen, die große Putz- Aufräum- und Suchaktionen vermeiden. Schlüssel steckt zB immer von innen, fertig.

Was mir auch hilft ist der Schrittzähler, weil mir die Bonusapp der Krankenkasse dafür Punkte gibt. Dann hat das Aufräumen, bei dem ich ja Dinge von A nach B bringen muss gleich noch einen zweiten Sinn.

Was mir auch hilft ist das Wissen, dass es mir besser geht und ich weniger erschöpft und chaotisch bin wenn es aufgeräumt ist. Ich hab mal das Wort „visual clutter“ gehört, dass es einen anstrengt, wenn enorm viel Zeug sichtbar rumliegt, weil einfach keine Ruhe ist. Das spornt mich auch an, hier mich aufzuraffen und die 5 oder 10 Minuten halt hin und herzugehen und die Dinge an ihren Platz zu räumen.

Ja, oft genug denke ich mir auch, dass das jetzt viel zu anstrengend ist oder ich keine Lust habe. Aber dann: es geht die Welt nicht unter, wenn ich jetzt mal für ein paar Minuten was mache, wo ich halt keine Lust drauf habe. Dann tu ich es halt ohne Lust. Na und?

Naja, und der allerwichtigste Punkt ist glaube ich, dass ich mich davon verabschiedet habe, dass es perfekt sein muss. Also, ich hätte es schon gerne perfekt. Und ich strebe das auch an. Aber ich mache mich nicht mehr fertig, wenn es mir nicht gelingt, sondern erkenne meine unperfekte Leistung an.

Ist alles Übungssache. Und mit Medikation geht es natürlich auch leichter als früher. Und zwar beide Aspekte: das Dranbleiben und das Nicht-Verzetteln. Früher bin ich daran oft gescheitert, oder halt halb gescheitert.

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