Ich fühle mit Dir…
Deprexis habe ich zwar nie benutzt, aber mit einer App für Schlafgestörte hatte ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch die mag ja einigen Menschen helfen, sie hat aber mehr oder weniger darauf abgezielt, die Grundlagen der Schlafhygiene zu vermitteln, und mittels Verkürzung der Bettzeit den Schlafdruck so zu erhöhen, dass man die 5h vor Erschöpfung gut durchschläft . Zur Entspannung gab es dann noch ein PMR–Audio.
Das alles sind ja gute Ratschläge, aber mal ehrlich: ich fange ja nicht bei Null an, wenn ich beim Psychiater aufschlage. Als hätte ich den ganzen Grundlagen– nicht schon längst ausprobiert, und die eigentliche Ursache für das Schlafproblem wurde ebenfalls völlig ignoriert. Ich hatte vorher schon einmal Berührungspunkte mit der App, und die Bettzeitverkürzung ausprobiert – mit verheerenden Folgen für meine emotionale Verfassung. Bevor man Menschen irgendwelche Maßnahmen ausprobieren lässt, sollten co–Morbiditäten und die allgemeine Verfassung berücksichtigt werden. Aber hey, warum nicht einfach mal ausprobieren, ob man nicht doch besser schläft, mit dem Risiko, in ein mentales Loch zu stürzen. Um sich aus Letzterem wieder herauszuarbeiten, gibt es ja weitere teure Apps…
Wenn ich getracked habe, dass sich die Schlafqualität verschlechtert hat, wurde ich darauf hingewiesen, dass Veränderungen manchmal Zeit brauchen. Wenn sich die Schlafqualität verbessert hat, waren die Maßnahmen erfolgreich . Nach ein paar Wochen kann man auch sicher ganz tolle Auswertungen zum Nutzen einer solchen App machen. Ich will gar nicht wissen, welche „Tests“ gefahren werden, um zu „zeigen“, dass solche Apps eine Wirkung erzielen. Ist ja sicher auch im Sinne des Anbieters, wenn „gezeigt“ werden kann, dass die Krankenkasse davon profitiert, wenn sie für eine Maßnahme Geld rauspfeffert, die die knappen personellen Ressourcen unseres Gesundheitssystems nur unmerklich belastet…
Kurzum: ich war jedes Mal gereizt und genervt, wenn ich die App verwendet habe und das be Männchen mir gesagt hat, was ich zu tun habe.
Wie gesagt: es gibt sicher Leute, die damit besser zurecht kommen, oder sogar davon profitieren, aber ich finde, ob das der Fall ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, und ich bin sehr skeptisch, ob die Nutzung einer App alleine ausreicht, um schwerwiegende Probleme wie eine Depression zu beheben. Ich sehe auch die Gefahr darin, dass Benutzer:innen sich noch demotivierter fühlen, wenn sie es auch mit dieser Maßnahme nicht „schaffen“, sich aus der Misere zu ziehen. Die Grundeinstellung mancher Menschen, es könne ja nicht schaden, das mal auszuprobieren, oder der Glaube, dass bestimmte Verhaltensmaßnahmen nahezu allen Betroffenen bei der Bewältigung einer Erkrankung helfen, die hunderte verschiedene Ursachen haben kann, halte ich für grob fahrlässig. Aber für irgendetwas muss man ja die Kassenbeiträge verpulvern…
…habe mich gerade ein bisschen reingesteigert…aber da war plötzlich Dampf im Kessel, der mal raus musste …