Der Kampf gegen den inneren impulsiven Ja-Sager

Hallo zusammen,

in letzter Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, wie oft ich zu Vorschlägen jeglicher Art zusage, bevor ich mir einen Gedanken dazu mache und manchmal auch ohne überhaupt gehört zu haben, um was es geht.

Ja alles schön und gut, bis mir dann Termine um die Ohren fliegen, von denen ich zuvor nie was gehört habe oder auf einmal Verabredungen mit Menschen anstehen, die ich lieber nicht vereinbart hätte.

Daher meine Frage an euch: Habt ihr Systeme oder Mechanismen, wie ihr euch da ausbremst, wenn ihr denn dieses Problem auch kennt?

Zwei Sachen habe ich da tatsächlich auch schon:

  1. Kalender pflegen und immer reinschauen, bevor man zu irgendwas zusagt. Auch wenn man weiß, dass man da Zeit hat. Aber so kann man sich das auch noch überlegen.
  2. Aktiv darauf achten, nicht immer gleich zuzusagen egal bei was. Weil das muss man sich ja genau abgewöhnen. (Aber das funktioniert ehrlich gesagt nicht so gut)

Bin dankbar für jeden Beitrag :smiling_face:

Beste Grüße,
Beefcake

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Klingt banal, aber manchmal hilft es mir tatsächlich: „Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu dir selbst.“ Oder im Umkehrschluss halt auch, dass ein Ja zu anderen ein Nein zu mir selbst sein kann.
Das versuche ich mir immer wieder in Erinnerung zu rufen, wenn ich mal wieder über meine Grenzen hinweggehen möchte, um stattdessen lieber den Bedürfnissen anderer gerecht zu werden. Oft denke ich zu spät daran oder ignoriere es. Aber manchmal hilft es.:slightly_smiling_face:

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Mir fällt nur ein, dass man versuchen kann, sich selbst dazu zu trainieren erstmal „Ich überlege es mir und sage dann Bescheid“ als Antwort zu geben.

Dann bestenfalls irgendwo Termin/Verabredung notieren, damit mans nicht vergisst :see_no_evil:

Klingt in der Theorie gut, finde ich. Ich übe das jedenfalls schon länger und es klappt teilweise auch tatsächlich :smiling_face:

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Uiiii…diese Herausforderungen kenn ich so gut @Beefcake …das hat mich schon oft in Teufels Küche gebracht :smile:

Was mir hilft (nicht immer, manchmal sind andere verflixt schlau und tricksen mich aus ;-)) ist mir quasi durch Ausweichen Zeit zu verschaffen. Ich sage dann „gib mir kurz Zeit, ich muss darüber kurz nachdenken“, oder „ich kann dich leider nicht unterstützen, aber dir xxxx alternativ anbieten…“

Vor allem Ersteres ist ganz gut und verschafft mir Zeit zum für mich so wichtigen Abwägen und Nachdenken :blush:

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Barkley rät dazu, erstmal zu sagen „da muss ich drüber nachdenken“ oder ähnliches und sich dann wirklich die Zeit nehmen, dies auch zutun, erfordert natürlich Mut.

Da ich zurzeit nicht viel „ja“ sagen muss, kann ich natürlich nicht beurteilen wie gut das im Job oder so Funktioniert, im Privaten Umfeld klappts aber mittlerweile und da besser unter Medikation.

Ist halt so eine Sache, kann man aber beim Psychiater und vor allem beim Psychotherapeuten üben, mir hat’s geholfen.

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Falls man zufällig „Ja“ gesagt hat und das Zugesagte noch in der Zukunft liegt, ist es auch okay nachträglich „Nein“ als Absage, gekoppelt mit einer einfachen, kurzrn Ausrede/Begründung, zu sagen. Muss nicht immer die Wahrheit (wie Unlust) sein, kurze Ausrede ist auch okay (zwischenzeitlich anderer Termin, Verpflichtungen…). Würde mir dass dann bloß in den Terminkalender eintragen, Sollte halt nicht zu häufig vorkommen. Die Bahn sagt ja auch gern nachträglich Nein.:sweat_smile:

Ist natürlich blöd wenn es auch eine finanzielle Zusage war und unstornierbare Tickets etc gekauft worden sind.

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Auch ich gehör(t)e zu dieser Kategorie.
Die Begründung dafür war bei mir:
Ich fühlte mich wichtig, gebraucht, unentbehrlich , geliebt - nie kam ich in dem Moment X auf die Idee, dass ich ausgenutzt wurde oder vor den Karren gespannt.

Ich habe auf 1000 Hochzeiten gleichzeitig agiert und das auch noch ganz gut. Wann ich bemerkte, dass es für mich eigentlich nicht wirklich etwas bringt, weiß ich nicht, doch habe ich begonnen zu hinterfragen.

Nach und nach habe ich auf eine Frage innerlich „STOP“ gerufen, durchgeatmet und ein , „dass muss ich erst einmal abklären“, verkündet.
Setzt man sich dann erst mal hin und betrachtet das ganze in Ruhe, kann man prima selektieren.

Anschließend kam die Phase des „Nein-Sagens“ lernen. Das fiel mir nämlich noch schwerer.

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Hallo @Beefcake ja das Problem des zu schnellen Zusagen ist mir bekannt, hat vor allem damit zu tun das ich ein hilfsbereiter Mensch bin, dann aber immer zu spät merke das mich mein zu schnell zugesagtes Angebot aber oft in Wahrheit überfordert.
Wenn es sich nur um ein einmaliges Ereignis handelt, z.B. einen Tag beim Umzug helfen, beim Einkauf helfen, den Hund ausführen, dann ist es okay.
Aber wenn es Sachen über mehrere Tage oder gar Wochen, oder schlimmstenfalls Monate oder Jahre geht, dann spüre ich eine Panik in mir aufsteigen die ich blöderweise im Moment der Zusage nicht gespürt habe, weil ich wieder mal „impulsiv“ zugesagt habe. Statt erst mal auf Abstand zu gehen und zu sagen:
„Ich denke drüber nach und melde mich dann noch mal bei Dir“, was eigentlich vernünftig wäre.
Denn immer wieder ist es „das impulsive“ was einen in Bedrängnis bringt, jedenfalls ist es bei mir so.
Jetzt wo ich älter bin habe ich zum Glück immer weniger Probleme damit als früher in meiner Jugend.
Was zwar wahrscheinlich aber nur daran liegt das ich nicht mehr am normalen öffentlichen Leben teilnehmen kann, weil ich keinen Job habe, geschieden bin, keinen stabilen Freundeskreis habe, und den Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie abgebrochen habe, es insofern nur noch eine handvoll Menschen gibt mit denen ich noch regelmässig Kontakt habe.

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Gutes Thema
Ich befasse mich ja schon seit Jahren mit dem Thema Trigger und Impulse.
Ich glaube es ist eben gerade die Symptomatik von AD(H)S den Impulse zu folgen.
Da ich ebenso von Störimpulse gepeinigt bin, ist es auch wichtig, die Impulse i.a. klar wahrzunehmen. Alle Impulse sagen ja etwas aus.
Was es gilt ist automatisch allem zu folgen.

Bei mir kam dann noch dazu, dass ich ich oft aus einer Stimmung JA sagte, und später die ganze Sache zu einer Verpflichtung führte, mich aber eigentlich ganz unwichtig war - das führt dann zu Interessenskonflikten.
Da ich von Energie und Stimmungschwankungen betroffen bin, muss ich hier echt aufpassen. Ich kann nicht alles abblocken, aber auch nicht allem zusagen. Finde ich manchmal ganz schwierig.

Vielleicht hast Du auch das Problem eine Situation nicht objektiv einschätzen zu können.
Ich habenach einem Entschied oft das Problem , dass ich später das Commitment wie in Frage stelle (, was ein Grund der Prokrastination ist. Normalerweise sollte ja ein Entscheid, etwas zu beginnen, nicht durch eine innere Reaktion in Frage gestellt werden. Bei mir zeigen die „Vektoren“ sehr oft in alle beliebigen Richtungen).

Obwohl ich Phänomen im Thread sehr gut kenne, habe ich heute mehr Mühe damit dass ich ersthaft etwas vom Tisch haben möchte, aber die Widerstände so hoch sind, dass ich ein duzend von Techniken brauche, um einen Impuls zu generieren, die Hürde zu verkleinern.
Ich hab zur Zeit eher Probleme mit den impulsiven NEIN-Sager:-) - und dem auto-„Loop“ eine Tätigkeit zu suchen, die am wenigsten „schlimm“ ist.
Umgekehrt ist es eben auch nicht ideal, wenn man sich alles verbietet… (es nützt bei mir wenig, wenn ich mich einen Morgen im Büro einschliesse).

Ich glaube das Thema ist, eine Achtsamkeit zu entwickeln, dass man den Impuls erkennt und dann darauf reagieren. Oft sind es Gewohnheiten wie vorher noch in die Agenda schauen.
Ich meine, das kann schon klappten…

Früher musste ich immer meine Schlüssel suchen. Durch ein achtsameres Verhalten konnte ich das stark einschränken, und dein Autopiloten auch so trainieren, dass er z.B. Dinge immer an dem gleichen Ort versorgt.
Ist doch etwas wie ein Kind, dass einem Ball auf die Strasse folgt… es bringt sich eben in „eine unangenehme Lage“. Die Trigger dürfen ein „rationales“ Verhalten gefährden - oder einem unmittelbar in Gefahr bringen.

Im Forum posten - hat mich jetzt auch mehr gezogen, als die Arbeit die auf dem Pult liegt. Immer auch eine Frage, v.a. dass man sich nicht zusehr verzettelt. Auch da Achtsamkeit angesagt. oky.

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In der Tat - als hilfsbereiter Mensch sagt man des öftern - ohne vorgängige Aufwandanlyse - ja.
Da ich IT-Mensch bin, wie oft ist es mir passiert, dass ich STUNDEN in Sachen involviert - ein Klassiker ist: Mail geht nicht. Dann verwechseln die Leute Passwort von E-Mail und Provider-Account. Haben die Passwörter vergessen. An den Hotlines sind Leute, die wohl keine IT-Ausbildung hatten. Ich darf gar nicht daran denken.

Ich habe oft das Gefühl „ich sollte“, oder wird von mir erwartet und „ich muss den Erwartungen entsprechen“. Da habe ich aber nicht „freudig“ Ja gesagt.

Da empfieht es sich im Vorfeld eine Strategie machen, wie man auf Anfragen i.a. reagieren soll. Achtsamkeit bleibt eine Basis-Grundlage.
Wenn man es ganz genau betrachtet, gibt es eben X Faktoren, die zu einem Entscheid führen, vieles ist unbewusst und geschieht automatisch. Diese Automatismen gilt es aufzudecken. Was erschwerend ist, dass oft eine ganze Kette von Reaktionen ausgelöst werden. UND es ist immer sehr schwierig GEGEN Gefühle zu arbeiten. Auch wenn Gefühl zwar Reaktionen auslösen, aber Gefühle nicht „die Wahrheit“ sind, sondern nur eine subjektive Bewertung der Situation im Moment.

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Vielen Dank für deinen Beitrag!

Ich glaube tatsächlich nicht, dass das so bei mir ist. Allerdings überwiegen dann einfach oft die Schuldgefühle und diese Bringschuld, die einem seit frühestem Kindheitsalter eingeredet wurde, die es dann unmöglich macht „nein“ zu sagen, auch wenn man ganz genau weiß, dass man eigentlich ausgenutzt wird.

Dass Achtsamkeit da eigentlich mit das wichtigste ist würde ich sofort unterschreiben. Achtsamkeit ist einfach die Grundvoraussetzung um bewusste Entscheidungen treffen zu können. Wenn die Achtsamkeit bereits eingeschränkt oder kaum vorhanden ist, sollte man erst daran arbeiten :+1:

Ja, wo uns manchmal der Autopilot den Arsch rettet (z.B. Routinen für alles Mögliche) so kann der halt bei Zu- oder auch Absagen Vieles verkomplizieren… :see_no_evil:

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Meine Freundin hat einen „Abgrenzungskurs“ gemacht.
Es geht ja genau in die Richtung, dass man höflich, freundlich und in GFK (gewaltfreier Kommunikation) seine Bedürfnisse formuliert und halt sagt, was für einem selbst stimmt. Auch kann man sich durchaus eine Bedenkzeit ausbedingen.

Ist natürlich auch genau mein Thema.
Oft passiert es mir, und das ist grotesk, dass ich ein Telefon nicht abnehme und dann längere Zeit eine Art „schlechtes Gewissen“ habe.
Eigentlich genau das Dilemma, NEIN sagen gibt ein schlechtes Gewissen geben, aber JA-Sagen involviert einem. Für mich kann das ganz „schlimm“ sein.
Aber ich arbeite dran :hot_face:

Was ich nun aber spüre, je mehr ich mich abgrenze, dass die Leute es eigentlich gut akzeptieren, es sind ja v.a. die eigenen Ängste und angstfrei kann man auch gut was aushandeln, manchmal den Zeitpunkt - man muss ja nicht gerade losrennen, um Papis Printer zu reparieren, kann alles einplanen, aber alles muss eben eingeübt sein.
UND MAN DARF „MUSS“ ich mir eben immer sagen.

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Vielleicht mal aus der anderen Perspektive. Ich komme viel besser damit klar wenn jemand auch Nein sagen kann. Das gibt mir viel mehr Sicherheit im Miteinander und ich kann den Menschen dadurch etwas besser einschätzen .
Menschen die immer ja sagen wo man dann später erst hört , dass sie besser Nein gesagt hätten können manchmal auch belastend sein , weil man im Nachgang dann erst deren Belastung erfasst bzw. dann doch noch mit ausgleichen muss.
Oder man muss mehrmals nachhaken ob das ja wirklich umzusetzen ist.

Ein klares Nein gibt eine Orientierung nach der man handeln kann . Ein schwammiges ja oder revidiertes Ja ist viel anstrengender .

So aus meiner Erfahrung heraus ist ein greifbares Nein ehr stärkend für ein Miteinander. So habe ich auch die Sicherheit jemand anders nicht ungewollt zu überlasten .
Ich fühle mich viel ernster genommen wenn mir jemand vertraut , dass ein Nein kein Problem auslöst.

Manchmal bin ich besonders zu schnell mit einem „ja“ wenn es um Dinge geht die ich gerne mache und anderen richtig gut helfen kann. So Fragen zb im Bezug zu Hilfestellung am Computer , dass fixt sofort meine nerdige Ader an.

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People pleaser - Klassiker =) da gibt es viele gute Artikel zum Thema…

„Nur wer ‚nein‘ sagen kann, kann auch wirklich ‚ja‘ sagen.“, war ein Satz, der mir geholfen hat.
Vorher war ich an einem Punkt, an dem selbst Dinge, die ich eigentlich mal gerne gemacht habe, nur noch lästige Pflicht waren.

Und das betraf selbst Dinge, die nur „für mich“ waren. Dadurch, dass ich meine Hobbys nur noch in Prokrastinationsphasen ausgelebt habe, mir aber gleichzeitig keine wirklichen Pausen zugestanden habe, habe ich nie wirklich Energie tanken können. Einfach weil das Verdrängen der „eigentlich müsstest du jetzt“-Dinge unheimlich viel Energie zieht und ich durch das ständige schlechte Gewissen null Vergnügen hatte… Das waren keine Hobbys mehr, sondern eine Ansammlung von guilty pleasures…

Und in Hinblick auf andere war ich innerlich nur noch genervt oder wütend oder einfach nur unendlich müde…

Tatsächlich war bei mir ein Auslöser das innerliche Gefühl grundlegend nicht zu genügen und deshalb ganz viel wieder gut machen zu müssen. Dementsprechend habe ich Menschen angezogen, die mich auf eine Weise behandelt haben, die meiner inneren Überzeugung entsprach „unzureichend“ zu sein.
Tatsächlich habe ich mich mittlerweile von einigen Menschen getrennt oder zumindest distanziert, die mich letztendlich nur ausgenutzt haben.
Das war ein Prozess, der zeitgleich mit dem Nein-sagen-Lernen vonstatten ging. Diejenigen, die nachhaltig mit Wut und Enttäuschung auf meine Neins reagiert haben, sind jetzt nicht mehr Teil meines Lebens. Also natürlich gibt es den Moment der Überraschung/Enttäuschung, wenn jemand erstmals nein sagt, aber wer nicht mal dann ein nein akzeptiert, wenn ich dieses gut begründe, der hat vorher auch nicht gefragt, sondern gefordert.

Und falls alle Logik nicht hilft und wir uns trotz allem schlecht fühlen: Genieße genau das und füttere damit den inneren Masochisten. Je schuldiger du dich fühlst, umso besser!
Auch der innere Sadist hat was davon - warum sollten wir anderen das Vergnügen überlassen, dafür zu sorgen, dass wir uns mies fühlen? Seien wir ehrlich - das können wir doch immer noch selbst am besten :smiling_imp:

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