Diagnose zu schnell/zu einfach

Hallo ihr lieben (unten TL;DR),

Ich habe im Januar 25 nach ca. 10 Jahren einen zweiten Anlauf gestartet, in eine Psychotheraphie zu gehen. V.a. wegen sozialer Angst, Selbstwertprobleme und Stimmungsschwankungen, leichte Depression. Hintergrund ist, dass ich zum November meine erste Vollzeitstelle angetreten habe und ich von der Organisation, Struktur, sowie undefinierten Aufgabenblöcke (v.a. abarbeiten von Projekten) stark überfordert bin und mein Umfeld das auch bemerkt hat. Ich gehe noch weniger raus, habe noch mehr Selbstzweifel und fühle mich einfach nur dumm und faul, da meine Kollegen z.B. nicht mehrere Tage brauchen, um auf einfache Emails zu antworten oder über einen Monat Dokumente vergessen, die mit zur Arbeit genommen werden müssen. Auch fühle ich mich als Außenseiterin, da ich es nicht hinkriege, mit den Kollegen normal zu reden und Gespräche aufrechtzuerhalten. V.a. weil ich Small Talk nicht kann und sehr langweilig und vorhersehbar finde.

Da ich Beihilfe/privat versichert bin und mein Ort recht gut mit Psychotherapeutinnen ausgestattet ist, habe ich recht schnell einen jungen Pyschotherapeuten gefunden, der noch keine Kassenzulassung hat. Vor ca. 1 1/2 Monaten hat er dann die Verdachtsdiagnose ADHS gestellt. Für mich kam das sehr überraschend, da ich Abi habe, Bachelor in Regelstudienzeit und jetzt zum Vollzeitjob noch ein Maserstudiengang mache, weil mich das Thema interessiert.

Zur Zeit macht er die Diagnostik mit mir (seit ca. 3 Sitzungen). Ich habe nur das Gefühl, dass es nicht 100% passt, bzw. von den Artikeln die ich hier lese, habe ich das Gefühl, dass ich zu viel eigenstämdig hinkriege. Ich verlege total oft Dinge, vergesse Gespräche/Namen/Menschen/Aufgaben nach Minuten/Sekunden, kann an einem Tag super fröhlich und extrem traurig gleichzeitig sein. Menschen und ihre langsame Redeweise nerven mich oft extrem, sodass ich mich kaum mit Menschen treffe. Weiterhin verabscheue ich Sitzen und Langweile (daher auch das Maserstudium, Sport und ein/zwei andere Hobbies). Versagensängste und Selbstwertprobleme, dass ich „bald“ was sehr wichtiges vergessen werde/nicht machen werde, habe ich oft. Auch trifft mich (gerechtfertigte) Kritik sehr stark, sodass ich direkt an mir selbst und meiner Karriere zweifle. Manche meiner Kollegen denken (leider auch),dass ich einen Sprachfehler hätte, da ich oft Wortfindungsstörungen habe und sehr schnell/nuschelig bzw. durcheinander rede. Ich könnte hier noch viel weitererzählen.

Ich habe halt nur Angst, dass mein Therapeut (da er kein Spezialist für ADHS ist), die Diagnostik nicht richtig einschätzen kann und ich eine falsch positive Diagnose erhalte, und dadurch die, die wirklich unter ADHS leiden, ihr „Label“ wegnehme. Weiterhin denke ich mir oft, dass ich bis jetzt (schulisch/beruflich) alles geschafft habe und sonst halt auch halbwegs klar komme.

Sollte ich zu einem Spezialisten gehen oder den Therapeuten drauf ansprechen? In meinen Schulzeugnissen über die Grundschule stand in allen 4 Jahren, dass ich unkonzentriert bin, Aufgaben nicht immer zu Ende erledige und in Gruppenarbeiten mich selbst und andere ablenke. Dennoch hatte ich stets gute Noten.

Es tut mir leid für den langen Post. Ich musste vtl auch etwas meine Sorgen rauslassen.

TL;DR: Ich glaube, ich zeige noch zu wenig ADHS und weiß nicht, ob mein Therapeut dass richtig einschätzen kann, sodass ich Angst habe, eine falsch positive Diagnose zu erhalten. Soll ich zu einem Spezialisten gehen oder habe ich einfach kein ADHS?

Verstehe ich das richtig, du findest, du verdienst die Diagnose nicht, weil du zwar viele ADHS typischen Verhaltensweisen hast, aber es dir nicht schlecht genug geht und du zu erfolgreich bist?

Da würde ich sagen, piep drauf.

Bei so vielen Krankheiten gibt es das ganze Spektrum von leicht betroffenen bis total schwer. Es ist ok Diagnosen zu bekommen, wenn man „nur“ leicht betroffenen ist, egal wobei.

Ich gehöre auch zu den erfolgreich studierten und sogar gut verdienenden Frauen und suche gerade die passende Diagnostik-Stelle. Ne schusselige Chaotin mit spontanen Plänen B bis X bin ich nämlich trotzdem.

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Hallo @Muhlifain und herzlich willkommen,

ob du ADHS hast oder nicht, weiß hier natürlich niemand.

Aber wie auch immer, du nimmst niemand etwas weg!

Die Frage ist ohnehin, ob die Diagnose deines Therapeuten reicht, um (medikamentöse) Behandlung zu bekommen. Ist er Arzt, würde er die selbst verordnen?

Jede Diagnose ist ein Stück weit vorläufig und muss sich im Verlauf der Zeit bestätigen oder nicht. Die Medikamente sind für irrtümlich falsch-positiv Diagnostizierte nicht gefährlicher als für echte ADHS-ler, sie würden eben nur nicht wirklich helfen.

D. h. wenn das Medikament hilft, prima. Andererseits würde ein Ausbleiben der Wirkung nicht unbedingt gegen ADHS sprechen, Manche müssen eine Zeitlang länger probieren.

Ich denke nicht, dass du „zu wenig“ leidest, um eine Behandlung zu verdienen.

Hey,

schon mal vielen Dank für die Antworten. Ich weiß selbst noch nicht so genau, was ich mit dem Post bezwecken möchte, ich hab einfach angefangen zu tippen.

Sollte es zu einer Medikation kommen, müsste ich noch zum Psychiater, mein Therapeut ist psychologischer Psychotherapeut.

Es ist nur gerade sehr viel neues, auch über mich und wie ich die Welt (anders) sehe, dass mich das etwas überfordert. Vtl habe ich auch Angst vor dem Label. Oder auch Angst, dass ich tatsächlich eine Diagnose bekomme, die vieles erklären würde.

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Hallo, klar kanns Du zu einem Spezialisten gehen . Aber wer soll das sein ? Wenn Du Angst hast, weil Du glaubst das Du kein ADHS ler bist. Dann lass Dir mal Nur 3 Tage. Für pro Tag 3 Pillen von Deinem/ Einen
Arzt geben . Glaub mir/ uns sie machen nicht süchtig ! Dann wirst Du merken ob Dir das Medikament hilft oder nicht . Übrigens ADHS anerkannte Krankheit gibt es noch gar nicht so lange. Mit Ruhe mal in googl. nachlesen.Nochmal, das Medikament macht Dich Körperlich überhaupt nicht süchtig ! Vielleicht nach 20J. vom Kopf aus, wenn Du meinst es zu brauchen. Du kannst es jeder Zeit wieder absetzen , wenn Du glaubst das Dein Therapeut im Unrecht war. Denke eher das es eher ein Problem für Dich werden könnte, es erstmal zu bekommen !

Quatsch ich meinte Pro Tag 1 Pille !!!