Es werden auch immer wieder Unterschiede in MRTs gefunden - da gibt es viele: Grössenunterschiedene verschiedener Gehirnareale, die Dicke des Kortex, Strukturveränderungen in der weissen Masse, etc. etc.
Das Problem ist halt, dass die Unterschiede nur als statistischer Durchschnitt zwischen der Gruppe der AD(H)S-Betroffenen und der Gruppe der Nichtbetroffenen statistisch signifikant sind. Sie sind nicht bei allen Betroffenen so ausgeprägt, dass man bei einem Einzelnen sagen könnte: Du hast AD(H)S oder Du hast es nicht.
Mal ein bisschen ins Klischee runtergebrochen, um es nachfühlbarer zu machen:
Das ist so wie die Charakterunterschiede zwischen Männern und Frauen. Vergleicht man eine große Gruppe Jungs mit einer großen Gruppe Mädels, ergeben sich zwei Gauß’ sche Verteilungskurven, deren Spitzen sich deutlich voneinander unterscheiden. Mädels sind einen Tucken sozialer, Jungs einen Zacken aggressiver. Aber die Ausläufer der Verteilungskurven überlappen sich. Ja, die aggressivsten Jungs sind aggressiver als die aggressivsten Mädels und die sozialsten Mädels sind sozialer als die sozialsten Jungs. Aber ansonsten gibt es Männer, die wesentlich weiblichere Traits haben als Frauen und umgekehrt.
Das sieht dann in etwa so aus wie auf diesem Bild hier: <LINK_TEXT text=„https://www.google.com/imgres?imgurl=ht … mrc&uact=8“>https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fblogs.faz.net%2Fdeus%2Ffiles%2F2017%2F08%2Fgoogle-gra.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Fblogs.faz.net%2Fdeus%2F2017%2F08%2F11%2Fmit-feministischer-ignoranz-vom-googlememo-zum-goolag-4527%2F&docid=BGw0x-2vIjn-PM&tbnid=-NjMLdmLFmH6HM%3A&vet=10ahUKEwiS0czqyermAhUDI1AKHW3oCFgQMwhJKAMwAw..i&w=926&h=350&bih=693&biw=1337&q=männer%20frauen%20gausssche%20verteilungskurven%20aggression&ved=0ahUKEwiS0czqyermAhUDI1AKHW3oCFgQMwhJKAMwAw&iact=mrc&uact=8</LINK_TEXT>
(Womit das Bild genau zu tun hat weiss ich nicht, darum gehts nicht).
Ergo kann man Männer und Frauen nicht anhand der Charaktertraits auseinander halten. dafür gibt es bekanntlich andere, recht eindeutige, Merkmale.
Zurück zu den Biomarkern: wer den ersten diagnostisch verwendbaren Biomarker für AD(H)S findet, wird als Held in die Wissenschaft eingehen.
Da AD(H)S jedoch sehr viele verschiedene Ursachen hat, wird das ganz schön schwierig.
Bekanntlich ist akuter schwerer Stress von AD(H)S nicht zu unterscheiden (obwohl akuter Stress Dopamin und Noradrenalin in PFC und Striatum überhöht, während DA und NE bei AD(H)S verringert sind). Grund ist, dass die Abweichungen vom optimalen Neurotransmitterspiegel die Symptome verursachen und eine Abweichung nach oben kaum von einer nach unten zu unterscheiden ist.
Chronischer Stress dagegen führt zu DA- und NE-Verringerungen in PFC und Striatum.
Der Unterscheid zwischen Stress und AD(H)S ist: Stress geht mit dem Stressor, AD(H)S bleibt.
AD(H)S kann nun eine Folge von chronischem Stress sein, der in einem Individuum seine epigenetischen Veränderungen bewirkt hat und, so dass die zuständigen Gene nun so anderes laufen, dass DA und NE verringert da sind oder wirken.
Alternativ kann AD(H)S eine Folge von Genen (Genvarianten) sein, die DA und NE verringern und so seit Jahrhunderttausenden durch die Geschichte geistern. Kommen von denen zu viele in einem Individuum zusammen, addiert es sich eben - wie Monsterwellen auf dem Ozean.
Am häufigsten dürfte AD(H)S eine Folge von Stress der letzten 2, 3 Generationen sein, da die epigenetischen Veränderungen über 2 bis 3 Generationen weitervererbt werden und dann wieder verschwinden (sofern sie nicht erneut durch massiven Stress epigenetisch verändert werden).
Die selben Symptome werden also von ganz vielen verschiedenen Ursachen ausgelöst (es sind hunderte, wahrscheinlich aber eher tausende von Genen involviert).
Und selbst auf der Symptomseite wissen wir alle hier, dass es sehr viele verschiedene Ausdrucksformen von AD(H)S gibt. Jeder AD(H)Sler hat ein ein wenig anderes AD(H)S.
Da ist es nicht so einfach, einen gemeinsamen Biomarker zu finden.
Auf der Ursachenseite gibt es sehr viele verschieden Möglichkeiten (Gene) und dadurch neurophysiologische Wege, wie AD(H)S entstehen kann.
Auf der Folgenseite ist es von chronischem Stress neurophysiologisch kaum zu unterscheiden, was die Erkennung massiv beeinträchtigt.
Viele Grüße
UlBre