Nun, so sehe ich das persönlich auch, wobei einer der beiden Bereiche so deutlich ausfallen kann, dass der andere kaum wahrgenommen wird, was aber nicht heißen muss, dass er gar nicht vorhanden ist.
Daher spricht DSM-5 ja auch von drei Erscheinungsformen: VORWIEGEND hyperaktiv/impulsiv, VORWIEGEND unaufmerksam und beides gleichermaßen. Und wenn weder das eine, noch das andere vorhanden ist, dann ist es auch keine ADHS.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass DSM-5 nicht das einzige Manual ist, nach dem psychische Störungen beschrieben werden. Im ICD-10, das im deutschsprachigen Raum oft zugrundegelegt wird, wird ADHS nochmal etwas anders aufgedröselt. Auch gibt es Unterschiede von DSM-5 zu DSM-IV usw. ADHS war einem stetigen Wandlungsprozess ausgesetzt und es ist gar nicht lange her, da glaubte man, dass ADHS mit dem 18. Geburtstag einfach verschwindet.
Bei so viel Veränderung in den letzten Jahrzehnten ist es kein Wunder, dass viele Psychiater von ADHS schlicht keine Ahnung haben, die Diagnose ignorieren oder gar ablehnen. Seien wir also froh über jeden Psychiater, der ADHS überhaupt diagnostiziert.
Die meisten, die wirklich Ahnung davon haben, sind mMn welche, die selbst betroffen sind und sich im never ending Hyperfokus jedes erdenkliche Puzzleteil draufschaifeln, so dass sie Experten im Wahrsten Sinne des Wortes sind. Die brauchen dann in der Regel auch keine langwierige Diagnostik, um einen ADHSler zu identifizieren, die kennen ihre Pappenheimer.